Einer der besten Bände bisher
Die Spatzenmorde von OnikobeSommer, 1955. Eigentlich will Privatdetektiv Kosuke Kindaichi nur einige ruhige Tage auf dem Land verbringen, wozu er sich bewusst ein kleines Dorf mit einem Onsen, dem Schildkrötenbad, ausgesucht hat. ...
Sommer, 1955. Eigentlich will Privatdetektiv Kosuke Kindaichi nur einige ruhige Tage auf dem Land verbringen, wozu er sich bewusst ein kleines Dorf mit einem Onsen, dem Schildkrötenbad, ausgesucht hat. Doch schon bald geschehen dort furchtbare Dinge: der Dorfvorsteher verschwindet spurlos, eine Totgeglaubte wird mehrfach im Dorf gesehen und schließlich passiert der erste Mord. Kommissar Isokawa, ein alter Freund Kindaichis, vermutet sofort einen Zusammenhang zu einem über 20 Jahre alten, ungelösten Mordfall.
„Die Spatzenmorde von Onikobe“ ist bereits der fünfte, im Deutschen erschienene Band aus der Feder von Seishi Yokomizo. Die Übersetzung des ursprünglich 1957 im Original veröffentlichten Romans stammt von Ursula Gräfe. Die Handlung wird erneut von einem uns unbekannten, fiktiven auktorialen Erzähler geschildert und gibt sich so den Anschein, als würde ein guter Bekannter uns von den Vorfällen erzählen. Die Morde nehmen starken Bezug auf ein japanisches Volkslied über drei Spatzen (= drei Frauen), die getötet werden und dementsprechend ist auch der Roman gegliedert.
Im Zentrum der Vorfälle stehen drei Familien: Die Familie Yura, von Beruf Böttcher, die Nires, eine Waagenbauerfamilie und die Familie Bessho, von Beruf Schlosser. Sie stehen zueinander in Konkurrenz und wetteifern stets um den höchsten Status in Onikobe. Seit Chieko Bessho unter dem Namen Yukari Ozora eine bekannte Sängerin geworden ist und ihre Familie nun mit teuren Dingen beschenken kann, hat sich dies nur verstärkt. Etwas im Abseits bleibt dabei die Familie Aoike, die das Schildkrötenbad betreibt und deren Tochter sich vor den Blicken der Außenwelt verbirgt.
Für mich war dieser Fall Kosuke Kindaichis einer seiner besten. Der Detektiv ermittelt gewohnt zurückhaltend mit einer Kombination aus Recherchen und Gesprächen und präsentiert am Ende überraschend den Mörder. „Die Spatzenmorde von Onikobe“ sind dabei besonders spannend und bieten eine gelungene Mischung aus Folklore, Ermittlungsarbeit und komplexen zwischenmenschlichen Beziehungen. Zudem gewährt die Reihe einen tollen Einblick ins Japan der 50er Jahre.