Cover-Bild Wiener Straße
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Galiani Berlin ein Imprint von Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 07.09.2017
  • ISBN: 9783869711362
Sven Regener

Wiener Straße

Ein großer Roman voll schräger Vögel in einer schrägen Welt. Derbe, lustig und bizarr wie seine Protagonisten.

Wiener Straße beginnt im November 1980 an dem Tag, an dem Frank Lehmann mit der rebellischen Berufsnichte Chrissie sowie den beiden Extremkünstlern Karl Schmidt und H. R. Ledigt in eine Wohnung über dem Café Einfall verpflanzt wird, um Erwin Kächeles Familienplanung nicht länger im Weg zu stehen. Österreichische Aktionskünstler, ein Fernsehteam, ein ehemaliger Intimfriseurladen, eine Kettensäge, ein Kontaktbereichsbeamter, eine Kreuzberger Kunstausstellung, der Kampf um die Einkommensoptionen Putzjob und Kuchenverkauf, der Besuch einer Mutter und ein Schwangerschaftssimulator setzen eine Kette von Ereignissen in Gang, die alle ins Verderben reißen. Außer einen!

Kreuzberg, Anfang der 80er Jahre – das war ein kreativer Urknall, eine surreale Welt aus Künstlern, Hausbesetzern, Freaks, Punks und Alles-frisch-Berlinern. Jeder reibt sich an jedem. Jeder kann ein Held sein. Alles kann das nächste große Ding werden. Kunst ist das Gebot der Stunde und Kunst kann alles sein. Ein Schmelztiegel der selbsterklärten Widerspenstigen, die es auch gerne mal gemütlich haben, ein deutsches Kakanien in Feindesland.

Wer könnte böser und zugleich lustiger und liebevoller darüber schreiben als Herr-Lehmann-Erfinder Sven Regener?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2020

Ist das Kunst, oder kann das weg?

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Gebundene Ausgabe: 297 Seiten
Verlag: Galiani-Berlin (7. September 2017)
ISBN-13: 978-3869711362
Preis: 22,00 €
auch als Taschenbuch, als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Ist das Kunst, oder kann das ...

Gebundene Ausgabe: 297 Seiten
Verlag: Galiani-Berlin (7. September 2017)
ISBN-13: 978-3869711362
Preis: 22,00 €
auch als Taschenbuch, als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Ist das Kunst, oder kann das weg?

Inhalt:
In Berlin-Kreuzberg steht der Umzug von Erwin Kächeles Untermietern an. Karl Schmidt, Frank Lehmann, H. R. und Chrissie renovieren, suchen teilweise einen Job und landen natürlich - im Café Einfall. Mit- und gegeneinander wird die Wohnung auf Vordermann gebracht, die gute alte Kaffeemaschine repariert und das Café in Schwung gebracht.

Daneben steht die große Kunstausstellung „Haut der Stadt“ an, wo sich etliche Möchtegernkünstler ein Stelldichein geben.

Meine Meinung:
Ist das Kunst, oder kann das weg? Ganz klar: Das ist Kunst. Nicht unbedingt, was die Protagonisten für Kunst halten, wenn sie sich als Künstler darstellen. Aber es Kunst, wie Sven Regener erzählt. Er trifft den Zeitgeist exakt und weiß durch Wortwitz zu amüsieren.

„Wiener Straße“ schließt direkt an „Der kleine Bruder“ an. Es bietet sich an, den Vorgänger zuerst zu lesen, falls noch nicht geschehen. Die Personen aus „Wiener Straße“ sind zum größten Teil bekannt, einige neue sorgen bei der Leserschaft für heitere Laune.

Frank Lehmann wirkte auf mich im Gegensatz zu den anderen Charakteren etwas blass, daher ist dies nicht unbedingt mein Lieblingsband aus der Reihe. Ich habe mich trotzdem köstlich amüsiert.

★★★★☆

Veröffentlicht am 11.03.2018

Einfall

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Über dem Café Einfall ist eine Wohnung frei. Frank Lehmann zieht mit Chrissie, der Nichte des Café-Besitzers, und den beiden Künstlern Karl Schmidt und H. R. Ledigt in diese WG-Wohnung. Man schreibt das ...

Über dem Café Einfall ist eine Wohnung frei. Frank Lehmann zieht mit Chrissie, der Nichte des Café-Besitzers, und den beiden Künstlern Karl Schmidt und H. R. Ledigt in diese WG-Wohnung. Man schreibt das Jahr 1980 zur Zeit der Aktionskünstler und Hausbesetzungen in Westberlin. Im Café übernimmt Frank das Putzen. Und Chrissie quengelt solange nach einen Job, bis sie die Frühschicht übernehmen darf. Derweil übernimmt ein neugieriger Nachbar das Renovieren der Wohnung. Und die Künstler erstellen Kunstwerke.

Vielleicht muss man die 1980er inklusive einer Fahrt nach Westberlin erlebt haben, um sich in dieser schrägen Romankomödie wohl zu fühlen. Beim Lesen der Dialoge fühlt man sich in die alten Zeiten zurückversetzt. Mit großen Augen bestaunte man die große Stadt mit ihrer Subkultur, die wie eine Insel in einem ganz fremden Land lag. Keine Wehrpflicht, Berlinförderung und tosendes Leben in urigen Biergärten und auf den Straßen. Mit jedem „Ist schon offen?“ schmunzelt man erneut, mit jedem frech-aggressiven Spruch von Chrissie grinst man über die Berliner Schnauze, die nicht nur von Berlinern gesprochen wird. Auch die urigen Kunstwerke oder Kunstaktionen vermögen zu überzeugen. Würde da nicht immer mal der neue Kontaktbeamte des Kiez dazwischenfunken.

Wie eine Momentaufnahme wirkt die Erzählung. Für ein paar Handlungstage kann man ins Westberlin des Jahres 1980 eintauchen und den Witz des Autors genießen. Wenn man die Welt des Frank Lehmann mag und aus den früheren Romanen kennt, wird man sich über die Wiederbegegnung mit den bekannten komischen Helden freuen und an diesem Ausschnitt aus ihrem Leben gerne teilhaben. Fast wie eine Milieustudie in nicht ganz so ferne Zeiten schlägt Sven Regener eine Brücke in die Erinnerung. Im Geiste hört man den Tonfall, sieht man sie agieren und amüsiert sich über die skurrilen Ideen. Es lebe der Punk, es lebe Berlin und es lebe Frank Lehmann.

Veröffentlicht am 13.10.2017

Wiener Straße

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Westberlin 80er-Jahre, Stadtteil Kreuzberg. – In einer überwiegend surreal wirkenden Welt, geben sich eine Handvoll schräger Vögel alle Mühe ihr Leben zu meistern. Während sich Erwin, Betreiber des Cafés ...

Westberlin 80er-Jahre, Stadtteil Kreuzberg. – In einer überwiegend surreal wirkenden Welt, geben sich eine Handvoll schräger Vögel alle Mühe ihr Leben zu meistern. Während sich Erwin, Betreiber des Cafés Einschlag, mit seiner Nichte, Möchtegernkünstlern und einer schwangeren Freundin abplagt, versucht P. Immel seine, als Hausbesetzung getarnte Galerie ArschKunst in Schwung zu bringen. Man liefert sich jede Menge absurde Dialoge, die zu grotesken Szenen führen. Während ein Teil von ihnen auf Kreativität und Individualismus setzt, gehen die anderen lieber pragmatisch zu Werk, um zu einem unverwechselbaren Teil eines großen Ganzen zu werden.

Fazit
Leben und leben lassen, mit- und gegeneinander, in einem ständigen Auf und Ab spiegelt ‚Wiener Straße‘, ein kleines Stück typisch Berliner Zeitgeschichte, die in ihrer Überzeichnung fast schon wieder real wirkt.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Das ist dann wohl Kunst, weil nämlich Kunst ist, wenn es einer sagt, dass es Kunst ist

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Anfang der 80er Jahre in Kreuzberg: Wohin man schaut, besetzte Häuser; es herrscht ein Hauch von Anarchie. Man träumt von einem anderen Land: Weg vom Kommerz und einem unterdrückendem Staat; Freiheit für ...

Anfang der 80er Jahre in Kreuzberg: Wohin man schaut, besetzte Häuser; es herrscht ein Hauch von Anarchie. Man träumt von einem anderen Land: Weg vom Kommerz und einem unterdrückendem Staat; Freiheit für Alle und Alles, insbesondere die Kunst.
In dieser Atmosphäre spielt 'Wiener Strasse' und erzählt vom Leben und den BewohnerInnen dort während einer kurzen Zeitspanne im November 1980. Über dem Café Einfall werden vier neue BewohnerInnen einquartiert, die der Inhaber des Cafés, Erwin Kächele, aus seiner eigenen Wohnung raus haben möchte. Immerhin wird er überraschenderweise Vater und braucht für sich und die Mutter seines Kindes Platz und Ruhe. So finden sich die Extremkünstler Karl Schmidt und H.R. Ledigt, der lethargische Frank Lehmann und Kächeles Nichte Chrissie in einer Vierer-WG wieder.
Was für ein Panoptikum an schrägen Gestalten, neben denen Frank Lehmann und die auf Krawall gebürstete 18jährige Chrissie völlig normal wirken. Österreichische Aktionskünstler, die auf Befehl ihres Anführers P. Immel lebende Bilder darstellen, Punks oder als Band Dr. Votz playback spielen. Fernsehteams des ZDF (oder doch SFB?), die erst Versicherungsrechtliches klären wollen, bevor sie besetzte Häuser betreten. Erwin Kächele, der mit Schwangerembauch seinen Geschäften nachgeht. Dazu Situationen, die durch stete Wiederholungen zum Running Gag werden ('Ist schon offen? Ich dachte, ...') oder durch die genaue Beobachtung ihre Absurdität offenbaren (beispielsweise wie Chrissies Mutter durch die DDR reist).
Doch den Schwerpunkt bilden die Künstler (Künstlerinnen scheint es damals nicht gegeben zu haben) und ihre Werke, frei nach dem Motto: 'Das ist dann wohl Kunst, weil nämlich Kunst ist, wenn es einer sagt, dass es Kunst ist!' Auch wenn alles recht überzogen dargestellt ist, fand ich das Lebensgefühl des damaligen Kreuzbergs gut getroffen und habe das Buch mit einem steten Grinsen im Gesicht gelesen. Manchmal war es mir zwar etwas zuviel des Guten, aber dennoch: eine amüsante Lektüre.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Frank Lehmann in Berlin

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Wir treffen auf Herrn Lehmann - inzwischen eher als Frank unterwegs und die bereits bekannten Berliner Konsorten im Jahr 1980. So richtig chronologisch geht sein Autor Sven Regener nicht mit ihm und den ...

Wir treffen auf Herrn Lehmann - inzwischen eher als Frank unterwegs und die bereits bekannten Berliner Konsorten im Jahr 1980. So richtig chronologisch geht sein Autor Sven Regener nicht mit ihm und den anderen Gesellen um - muss ja auch nicht.

Was mich vielmehr stört: die Luft ist momentan so ziemlich raus bei den Jungs und Mädels in Berlin, die diesmal in eine neue WG ziehen - rausgeschmissen bei Erwin Kächele, um Freundin und Kind (in naher Zukunft zu erwarten) Platz zu machen, hat dieser immerhin genug Verantwortungsbewusstsein, um ein neues Heim parat zu stellen für die 4er-WG bestehend aus Herrn Frank Lehmann, den Extemkünstlern Karl Schmidt und H.R. Ledigt (ich liebe diesen Namen) sowie der nervigen Chrissie, die ich wirklich nicht brauchen kann in diesen Büchern, auch wenn sie quasi meine Altersgenossin ist. Aber hätte ich sie in echt gekannt, ich hätte sie gehasst, so viel ist klar!

Wobei mich das beim Lesen überhaupt nicht stört, ich muss nicht jeden in den Büchern mögen. Aber während ich "Herr Lehmann" überaus unterhaltsam und "Neue Vahr Süd" sogar genial fand, dümpelt es hier gemächlich vor sich hin, vor allem aufgrund der ganzen Wiederholungen in Bezug auf Jobsuche und -verteilung in Erwins Kneipe. Ich weiß selbst noch allzugut, wie realistisch das damals war - Jobs waren wie auch "richtige" Stellen äußerst dünn gesät, aber dennoch: diese ständige Thematisierung nervt ziemlich.

Auch wenn ich Herrn Lehmann und Konsorten mag und sie niemals richtig schlecht beurteilen werde, muss ich diesmal ein paar Abstriche machen. Aber soweit, die Lektüre nicht zu empfehlen, gehe ich nicht - niemals! Herr Lehmann ist immer einen Blick (oder auch mehrere) wert.