Cover-Bild Rabenfrauen
14,90
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 27.05.2016
  • ISBN: 9783423261043
Anja Jonuleit

Rabenfrauen

Roman

»Doch das Allerschlimmste war der Verrat.«

1959: Sommer in Grösitz. Ruth und Christa sind beste Freundinnen ...

Abends, nach der Arbeit auf dem Feld, genießen sie die Erfrischung im nahe gelegenen Bach. Unweit
der Badestelle schlägt eines Tages eine Jugendfreizeit ihre Zelte auf.

Eine willkommene Abwechslung für die Mädchen, die sich alsbald in den attraktiven Erich verlieben.
Christa, blind vor Liebe, verbringt fortan viel Zeit in dem Zeltlager, hinter dem sich eine radikal christliche Gemeinschaft um einen gewissen Paul Schäfer verbirgt. Ruth hingegen zieht sich immer mehr zurück. Schließlich fasst Christa den Plan, mit »Onkel Paul« und Erich nach Chile auszuwandern. Ein folgenschwerer Entschluss.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2018

Diskussionsstoff...

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Dieses Buch durfte ich durch eine private Leserunde kennen lernen. Ansonsten hätte ich es wahrscheinlich nicht gelesen. Aber ich bin froh darüber es gelesen zu haben.






In diesem Buch wird die ...

Dieses Buch durfte ich durch eine private Leserunde kennen lernen. Ansonsten hätte ich es wahrscheinlich nicht gelesen. Aber ich bin froh darüber es gelesen zu haben.






In diesem Buch wird die Sekte "Colonia Dignidad" thematisiert. Dies war eine Sekte die Ende 1950 gegründet wurde und ab 1961 in Chile fortgesetzt wurde. Sein Ende fand es erst richtig um 2005 rum.






Inhalt: Das Buch wird aus 3 verschiedenen Sichtweisen beschrieben.








Die Sicht von Ruth, in der Ich-Form geschrieben, behandelt vorwiegend den Beginn der Sekte und gegen Ende dann ein paar Jahre später.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Ein Sommer, der alles verändern soll

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Im Sommer 1959 erhält das fiktive Dörfchen Grösitz Besuch von einem christlichen Zeltlager. Die Gemeinschaft wird geleitet von einem gewissen Paul Schäfer. Die Mädchen Ruth und Christa aus dem Ort kommend, ...

Im Sommer 1959 erhält das fiktive Dörfchen Grösitz Besuch von einem christlichen Zeltlager. Die Gemeinschaft wird geleitet von einem gewissen Paul Schäfer. Die Mädchen Ruth und Christa aus dem Ort kommend, fühlen sich gleich angezogen von einem der Mitglieder, dem charismatischen Erich. Letztendlich verlieben sich die Freundinnen nahezu gleichzeitig in den jungen Mann. Zum ersten Mal in ihrem Leben erfahren Ruth und Christa gegenseitige Eifersucht und Lügen sowie Heimlichkeiten. Doch etwas weitaus Schlimmeres soll ihrer beider Leben schließlich entscheidend verändern.





Ich muss zugeben, dass mich dieses Buch zunächst einmal sprachlos zurück gelassen hat. Das Schicksal der Menschen, die ihr Leben in der Colonia Dignidad unfreiwillig verbringen mussten, geht mir nahe und wird mich bestimmt noch eine Weile beschäftigen. Sicher hatte ich vorab durch die Berichterstattung der Presse von der Psycho-Sekte gehört, mich aber bisher nicht näher mit dem Thema auseinander gesetzt. Der Autorin Anja Jonuleit ist es gelungen, die fiktive Geschichte ihres Buches „Rabenfrauen“ perfekt in das tatsächlich Geschehene, in die wirklichen geschichtlichen Ereignisse, hinein zu verweben. Der Roman ist in drei Erzählsträngen angelegt. Anja Jonuleit lässt dabei abwechselnd ihre drei weiblichen Hauptfiguren zurück blicken. Alle drei sind durch ihre Schicksale und Familien mit der Colonia Dignidad verstrickt. Durch die verschiedenen Stränge steigert die Autorin die Spannung und Dramatik der brisanten Story noch einmal mehr. Satzbau und Sprache der Autorin sind brillant, ihr Schreibstil ist faszinierend. Mich hat Anja Jonuleit von der ersten bis zur letzten Seite mitnehmen und fesseln können; ich musste das Buch einfach in kürzester, möglicher Zeit durchlesen, so sehr hat mich das Schicksal der Protagonisten beeindruckt.


Nur zu gerne vergebe ich dem Buch seine mehr als wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es unbedingt weiter an Leser, die Familiengeschichten vor einem tatsächlichen, geschichtlichen Hintergrund lieben. Besonders aufmerksam machen möchte ich zudem auch auf den Film aus dem Jahre 2015 „Colonia“, verfilmt von Florian Gallenberger, durch den man noch einmal tiefere Einblicke und zusätzliche Bilder in das Leben der Sekte, erhält.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Berührend und Aufwühlend

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Dies ist die Geschichte von 2 Freundinnen, die bis zum Sommer 1959 unzertrennlich waren. Sie ist vermutlich nicht wirklich so passiert, doch sie hätte genau so geschehen können.

Die Autorin Anja Jonuleit ...

Dies ist die Geschichte von 2 Freundinnen, die bis zum Sommer 1959 unzertrennlich waren. Sie ist vermutlich nicht wirklich so passiert, doch sie hätte genau so geschehen können.

Die Autorin Anja Jonuleit verbindet wahre Personen, wirkliche Begebenheiten mit einer fiktiven Geschichte um 2 Frauen, die sich erst durch einen Mann und dann durch eine Sekte verlieren. Sie schreibt eine Geschichte um Liebe, Verrat, Liebe und späte Wahrheiten und um ein großes Geheimnis - alles verknüpft mit der Colonia Dignidad.

Es gibt 3 Erzählstränge:
zum einen Ruth, die 1959 mit ihrer Freundin Christa auf die Jugendfreizeit um Paul Schäfer trifft.

zum anderen Christa, Ruths Freundin die 1961 mit Paul Schäfer und ihren Mann Erich nach Chile geht um die Colonia Dignidad auf zubauen.

zum letzten ist das Anne, die mehr als 50 Jahre später, auf die zerbrochene Freundschaft, tiefe Verletzungen, verbrorgene Geheimnisse und Christas Tochter trifft.

Durch den Tod ihres Freundes in den Geburtsort ihrer Mutter gekommen, lernt Anne Renate kennen. Durch sie und ihren Mann erfährt sie von der Colonia Dignidad. Ihre Mutter reagiert merkwürdig distanziert und abweisend auf die Familie und ihre Vergangenheit.

3 Frauen und ihre Erfahrungen, ihre Erlebnisse um eine Sekte, die ihre Spuren in der deutschen und chilenischen Geschichte hinterlassen hat. Abwechselnd in kurzen Abschnitten, erzählen die 3 Frauen - 2 von ihren Erinnerungen, eine von ihrer Spurensuche - immer dichter zieht sich der Ring um die deutsche Kolonie zusammen, werden Geheimnisse an die Oberfläche gezerrt und am Ende wird sich das Leben von allen 3 Frauen verändern.

Anja Jonuleit erzählt eine Geschichte voller Vertrauen und Verrat, voller Liebe und Missbrauch, voller Wut und Aufopferung und voller Widerstand. Das Leben von Menschen innerhalb der Mauern der Colonia, den Mensch die außen zurück gelassen wurden und was die Geheimnisse der Vergangenheit, der Zukunft antun kann.

Anja Jonuleits Erzählstil hat diese Geschichte in meine Herz und meine Augen (Tränen) getragen. Und mir ein deutsches Kapitel näher gebracht, das ich noch nie wirklich auf dem Schirm hatte. Sie hat keine Schuldigen gesucht, sondern Opfer gezeigt - Opfer, ihrer Gefühle - Opfer, ihrer Geschichte und Opfer, ihrer Verantwortung.

Fazit: Rabenfrauen ist eine Puzzle, das gefühlvoll und gekonnt, 3 Geschichten erzählt. Sie gekonnt zu einer verwebt und nach viel Trauer, Wut und Verzweiflung, die Hoffnung auf Zukunft zurück lässt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

In den Fängen einer Sekte

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Christa und Ruth und Ruth sind beste Freundinnen und sie helfen für ein Taschengeld auf den Feldern. In der Nähe entsteht das Zeltlager einer Jugendfreizeit. Christa und Ruth verleiben sich beide in den ...

Christa und Ruth und Ruth sind beste Freundinnen und sie helfen für ein Taschengeld auf den Feldern. In der Nähe entsteht das Zeltlager einer Jugendfreizeit. Christa und Ruth verleiben sich beide in den attraktiven Erich. Am Ende dieser Zeit beschließt Christa Erich und der Glaubensgruppe unter der Führung von Paul Schäfer nach Chile zu folgen. Dort erlebte sie wahren Horror, denn die Bedingungen unter denen sie arbeiten mussten waren unmenschlich und grausam.
Bei Ruth kommen auch wieder Erinnerungen an die Geschehnisse von damals hoch, als sich ihre Tochter Anne nach dem Unfalltod ihres Lebensgefährten Maximilian in ein kleines Haus dort in der Heide zurückzieht und Menschen begegnet, die vor Jahren mit der Colonia Dignidad zu tun hatten.
Abwechselnd wird die Geschichte aus der Sicht von Christa, Ruth und Anne erzählt.
Bisher hatte ich von dieser Sekte noch nichts gehört oder es vergessen. Es ist einfach erschütternd, wie die Führer solcher Sekten die Menschen locken und dann unter schlimmsten Bedingungen benutzen. Mir ist immer unverständlich, wie Menschen ihren eigenen Willen aufgeben und sich so dominieren und ausbeuten lassen. Aber der Autorin ist es sehr gut gelungen mit ihrer Geschichte zu schildern, wie man in eine solche Situation geraten kann und nicht mehr hinauskommt.
Als Anne per Zufall auf Informationen im Nachlass von Maximilian stößt, lässt sie das Thema nicht los. Die Nachbarn wirken sehr seltsam. Ruth möchte verhindern, dass sich Anne weiter mit der Sache beschäftigt. Aber so nach und nach wird die Geschichte aufgedeckt.
Die Charaktere sind sehr gut und vielschichtig dargestellt.
Es ist ein Buch der ruhigen Töne, was das Geschehen umso beklemmender macht. Dadurch lässt einen die Geschichte auch nach Ende des Buches nicht los.
Eine sehr emotionale Geschichte, die mich wirklich überzeugt hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

In den Fängen der Colonia Dignidad

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„Doch das Allerschlimmste war der Verrat an ihr und die Tatsache, dass ich ihr einfach nicht die Wahrheit gesagt habe damals. Denn vielleicht hätte die Wahrheit ja alles verändert.“
Die beiden Freundinnen ...

„Doch das Allerschlimmste war der Verrat an ihr und die Tatsache, dass ich ihr einfach nicht die Wahrheit gesagt habe damals. Denn vielleicht hätte die Wahrheit ja alles verändert.“
Die beiden Freundinnen Christa und Ruth, helfen wie jedes Jahr beim Kartoffelkäfersammeln, um sich ihr Taschengeld aufzubessern, doch im Sommer 1959 lernen sie bei dieser Arbeit den attraktiven Erich kennen, der sie einlädt, mit ihm und seiner Ferienfreizeit nach getaner Arbeit einen schönen Abend zu verbringen. Die nächsten Wochen vergehen für beide wie im Flug und sie verlieben sich in den gleichen Mann. Während Ruth versucht, ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, nachdem sie mit Erich geschlafen hat, geht Christa voll und ganz in der Missionsarbeit der Gruppe auf und gesteht ihrer Freundin, dass sie sich unsterblich in Erich verliebt hat. Als die Gruppe um Paul Schäfer ihre Zelte abbricht, beschließt Christa, sich der christlichen Glaubensgemeinschaft anzuschließen und ein Leben mit ihrer großen Liebe zu führen. Doch schon bald ziehen dunkle Schatten auf, denn die Inhalte der Sekte, die später nach Chile auswandert und sich dort Colonia Dignidad nennt, sind menschenverachtend und grausam. Doch als Christa das endlich erkennt, ist es für sie selbst zu spät …
Dieser Roman konnte mich auf ganzer Linie begeistern, denn er führt den Leser tief in die Thematik einer fanatischen Glaubensgemeinschaft ein und zeigt am Beispiel von zwei jungen Frauen, wie schmal der Grat zwischen Entkommen und Gefangensein verläuft. Angefangen vom langsamen Abdriften in den Halt einer Sekte, bis zum Erkennen der bitteren Realität. Zwischen Vergangenheit und Gegenwart entwirft die Autorin das Bild einer grausamen Sekte, deren Grundsätze von absoluter Arbeitsausbeute bis hin zu Körpermisshandlung manifestiert sind. Und deren selbsternannter Anführer Paul Schäfer, eine Gruppe von ca. 300 Menschen dazu bringt, ihr „normales“ Leben aufzugeben und alle Brücken hinter sich abzubrechen um in Chile einen totalitären Staat einzurichten, in dem Überwachung, Verfolgung und Gewalt an der Tagesordnung sind. Besonders gut gefallen hat mir die Schilderung aus drei Erzählperspektiven, die man sehr gut auseinanderhalten kann und die intensive, interessante und informative Erzählweise, die stellenweise an ein Sachbuch erinnert. Anja Jonuleit hat hier ein bewegendes deutsches Thema aufgegriffen und mit biografischen Erfahrungsberichten und einer gut recherchierten Geschichte kombiniert.
Fazit: Ich vergebe 5 Lesesterne und eine absolute Leseempfehlung für alle, die auf der Suche nach einem abwechslungsreichen Roman, mit nicht ganz alltäglicher Handlung sind und die sich für Geschichte aber auch für das Menschsein ganz allgemein begeistern können. Dieser Roman greift Themen wie Zugehörigkeitsgefühl und Zusammenhalt genauso auf, wie die Entfremdung von Menschen und Glaubensgrundsätzen und die Unwiderruflichkeit einer Fehlentscheidung. Spannend, informativ und ehrlich!