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Veröffentlicht am 16.04.2025

Mehr Schein als Sein

Bis die Sonne scheint
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Es ist das Jahr 1983. Daniel freut sich auf seine Konfirmation und den Schüleraustausch nach Frankreich. Doch dann bekommt er eine Unterhaltung der Eltern mit und ahnt, dass er wohl einige Enttäuschungen ...

Es ist das Jahr 1983. Daniel freut sich auf seine Konfirmation und den Schüleraustausch nach Frankreich. Doch dann bekommt er eine Unterhaltung der Eltern mit und ahnt, dass er wohl einige Enttäuschungen verkraften muss. Die Eltern sind pleite. Sie wissen nicht, wie sie über die Runden kommen sollen, aber es darf nichts nach außen dringen. Auch die Großmütter dürfen nichts darüber wissen. Doch dann steht der Gerichtsvollzieher vor der Tür.
Der Autor Christian Schünemann erzählt diese Geschichte locker, oft humorvoll, aber auch recht emotionslos. Erst am Ende habe ich aus dem Nachwort erfahren, dass er seine Kindheitserinnerungen in diesem Buch verarbeitet hat. Das Leben in den achtziger Jahren ist gut dargestellt und weckte Erinnerungen. Erzählt wird aus der Perspektive von Daniel.
Zwischendurch erfahren wir viel aus der Vergangenheit der Familien, was ich am interessantesten fand.
Es gab Zeiten, da ist es den Hormanns gutgegangen, doch inzwischen steht ihnen das Wasser bis zum Hals. Allerdings betrachten sie ihre Misere mit Gleichmut, denn Konsequenzen haben die Erkenntnisse nie. Tatsache ist, sie können nicht mit Geld umgehen. Kaum haben sie etwas eingenommen, wird es für Unnötiges ausgegeben. Sie handeln nach dem Motto: Man muss sich auch in schlechten Zeiten was gönnen. Es berührt sie auch nicht, was das alles für ihre vier Kinder bedeutet. Besonders der Erzähler Daniel kann einem leidtun. Seine Träume von einer tollen Konfirmationsfeier erfüllen sich nicht und auch der Schüleraustausch findet nicht statt. Selbst als der Gerichtsvollzieher den Fernseher und das Klavier mit einem Kuckuck versieht, finden die Eltern das nicht schlimm, denn die Zettel sind nicht sichtbar. Hauptsache, niemand kriegt was mit.
Meist konnte ich die Handlungsweisen der Protagonisten nicht nachvollziehen. Daher kamen sie mir auch nicht nahe. Allerdings habe ich gehofft, dass sie irgendwann doch noch den Dreh bekommen, doch das Ende bleibt relativ offen.
Es ist eine ruhige, authentische Familiengeschichte.

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Veröffentlicht am 16.04.2025

Düstere Familiengeheimnisse

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Die Familie Snæberg ist zu einer Feier in einem abgelegenen Hotel in den Lavafeldern Westislands zusammengekommen. Anlass ist der 100. Geburtstag des längst verstorbenen Familienoberhauptes. Das minimalistisch ...

Die Familie Snæberg ist zu einer Feier in einem abgelegenen Hotel in den Lavafeldern Westislands zusammengekommen. Anlass ist der 100. Geburtstag des längst verstorbenen Familienoberhauptes. Das minimalistisch eingerichtet Hotel verbreitet keine Wohlfühlatmosphäre und schon bald spielt auch das Wetter nicht mit. Dann verschwindet auch noch einer von ihnen und später werden die Polizisten Hörður und Sævar von der Kriminalpolizei in Arkranes hinzugezogen, weil in der Nähe eine Leiche aufgetaucht ist.
Dies ist bereits der vierte Band aus der Reihe „Mörderisches Island“ von der Autorin Eva Björg Ægisdóttir. Die unbehagliche Atmosphäre ist sehr eindrucksvoll beschrieben. Auch wenn dieser Krimi eher ruhig verläuft, so ist die Spannung doch immer gegeben. Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen, wenn man sich erst einmal mit den ungewohnten Namen vertraut gemacht hat. Zu Beginn gibt es einen Stammbaum, der dabei hilfreich ist. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven. So kommt auch die Hotelangestellt Irma zu Wort, die einen Blick von außen auf die Familie hat.
Die Charaktere sind gut und vielschichtig, aber nicht besonders sympathisch beschrieben. Innerhalb der Familie hat jeder so seine Probleme und es gibt Konflikte untereinander. Auch wenn nicht so viel dahintersteckt, muss der äußere Schein doch gewahrt werden. Der Konsum von Drogen und Alkohol macht die allgemeine Stimmung nicht besser und man kann das Misstrauen untereinander gut spüren.
Sehr lange bleibt unklar, wer da als Leiche aufgetaucht ist. So nach und nach kommen einige Geheimnisse ans Licht, bis es dann mit der schockierenden Wahrheit endet. Die Auflösung ist unerwartet, aber schlüssig
Mir hat dieser atmosphärische und spannende Krimi gut gefallen.

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Veröffentlicht am 15.04.2025

Eine komplexe Familiengeschichte

Wo wir uns treffen
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Philip Brooke ist gestorben und hinterlässt ein großes Erbe. Seine Kinder Frannie, Milo und Isa kommen zur Beerdigung auf dem Familienanwesen in Sussex zusammen. Jeder von ihnen hat andere Vorstellungen, ...

Philip Brooke ist gestorben und hinterlässt ein großes Erbe. Seine Kinder Frannie, Milo und Isa kommen zur Beerdigung auf dem Familienanwesen in Sussex zusammen. Jeder von ihnen hat andere Vorstellungen, wie es mit dem Familienbesitz weitergehen soll. Dann trifft auch noch die außereheliche Tochter Clara ein, die mehr über die Familie weiß als die ehelichen Kinder von Philip.
Die Autorin Anna Hope berichtet über fünf Tage lang aus unterschiedlichen Perspektiven, wie die Familie in dieser Situation miteinander umgeht. Der Schreibstil ist fließen und lässt sich gut lesen, allerdings manchmal etwas ausufernd.
Die Charaktere sind gut gezeichnet, waren mir aber allesamt nicht besonders sympathisch. Philips Frau Grace kann nun endlich ihr eigenes Leben führen und muss keine Rücksicht mehr nehmen. Sie war nicht glücklich in ihrer Beziehung. Frannie hat die letzten Jahre mit ihrem Vater zusammen an der Renaturierung der Ländereien gearbeitet. Das alles möchte sie für ihre Tochter erhalten, denn sie ist die Haupterbin. Doch ihrem Bruder Milo gefällt das nicht, denn sein Vater hatte ihm zugesagt, was allerdings nicht schriftlich festgehalten wurde. Isa ist mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Zudem hat sie Clara, die Tochter aus einer Affäre ihres Vaters, eingeladen. Lange schwellende Konflikte brechen auf und Geheimnisse werden aufgedeckt.
Man spürt gleich, dass in der Familie etwas nicht stimmt. Die Atmosphäre ist von Anfang an angespannt. Philip Brooke hat nie viel Interesse an seiner Familie gezeigt, er hat sein Ding durchgezogen. Seine Frau hat er betrogen und sich wenig um die Kinder gekümmert. Die Familie Brooke ist also eine Familie, die keine innige Beziehung hat. All das kommt nun nach dem Tod des Vaters hoch. Man ist gezwungen, sich mit der Familiengeschichte, den eigenen Befindlichkeiten und dem Erbe auseinanderzusetzen.
Ich habe diesen Roman über eine Familie mit Konflikten und Geheimnissen gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 14.04.2025

Ein brutaler Wolf

Narbensommer #Thriller
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In einer Lagerhalle in Frankfurt wird eine Tote aufgefunden, wird eine Tote aufgefunden, die förmlich ausgeweidet wurde. Kurz darauf gibt es eine weitere Tote, die unter ähnlichen Umständen getötet wurde. ...

In einer Lagerhalle in Frankfurt wird eine Tote aufgefunden, wird eine Tote aufgefunden, die förmlich ausgeweidet wurde. Kurz darauf gibt es eine weitere Tote, die unter ähnlichen Umständen getötet wurde. Die Ermittlungen führen die Polizei ins Rotlichtmilieu, in der es Machtkämpfe zwischen verschiedenen Gruppierungen gibt. Die albanische Mafia und die Rockergruppe „Wölfe“ verdächtigen die jeweils gegnerische Gruppe. Dann kommt es auch noch zu einem tödlichen Anschlag. Als es eine weitere Tote gibt, stoßen die Polizisten auf einen Fall, der zwanzig Jahre zurückliegt und bei dem der Täter gerade erst überführt wurde. Wie hängt das alles zusammen?
Der Autor Chris Dominik hat mit diesem Buch einen wirklich packenden Thriller geschrieben. Er ist von Anfang an sehr spannend, aber auch äußerst brutal. Die sehr spezielle Atmosphäre im Rotlichtviertel ist gut, aber auch bedrohlich dargestellt. Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen. Den Vorgängerband „Narbenwald“ habe ich bisher nicht gelesen, werde das aber bald nachholen.
Das Frankfurter Team AS9, bestehend aus Marc Davids, Zoé Martin, Ayman Elmaleh und Nicole Unger, ist ein sympathisches Team, das gut zusammenarbeitet. Doch bei diesem Fall müssen sie mit Kriminaloberkommissar Bernd Konstantin von der Abteilung für organisierte Kriminalität zusammenarbeiten, der wenig kollegial ist und sich meist verhält wie die Axt im Walde. Er scheint jeden im Rotlichtviertel zu kennen und ist schwer zu durchschauen. Aber auch alle anderen Charaktere sind interessant und vielschichtig. Gut gefallen hat mir selbstbewusste Leon Dieken, der mit seinen Drohnen ungewöhnliche Blicke verschafft.
Zwischendurch dürfen wir uns aber auch immer wieder die schrecklichen Gedankengänge des Täters begeben. Er fühlt sich als Jäger, als eine Kraft, als ein Wolf. Doch wer steckt hinter diesem Monster? Das bleibt bis zum Schluss im Dunkeln und hat mich wirklich überrascht.
Ein sehr spannender und brutaler Thriller mit einer etwas düsteren und bedrohlichen Atmosphäre, der mich gleich gepackt hat.

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Veröffentlicht am 12.04.2025

Ein gefährliches Paradies

The Surf House
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Bea hat schon lange genug von ihrem Model-Job. In Marokko schmeißt sie unverhofft ihren Job hin und lässt sich durch die Gassen von Marrakesch treiben. Dass ist nicht ungefährlich, wie sie bald merkt. ...

Bea hat schon lange genug von ihrem Model-Job. In Marokko schmeißt sie unverhofft ihren Job hin und lässt sich durch die Gassen von Marrakesch treiben. Dass ist nicht ungefährlich, wie sie bald merkt. Geld und Papiere sind weg, aber Marnie, die ihr zu Hilfe geeilt ist, hat einen Job in ihrem Surfhotel für sie. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt, das spürt Bea auch hier schon bald. Sie hört von einer verschwundenen Urlauberin und dann wird eine Leiche angespült.
Dies ist nicht mein erstes Buch der Autorin Lucy Clarke. Ihr Schreibstil liest sich angenehm flüssig und die Atmosphäre in Marokko ist gut dargestellt. Das Geschehen wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und bringt auch die Gedanken der Protagonisten zum Ausdruck.
Die Charaktere sind fast alle etwas undurchsichtig, so dass man nie sicher sein kann, wer welche Absichten verfolgt. Bea ist zwar sympathisch, aber anfangs auch etwas naiv. Doch im Laufe der Zeit entwickelt sie sich weiter. Seth taucht auf, weil er auf der Suche nach seiner verschwundenen Schwester Savannah ist. Bea unterstützt ihn bei der Suche. Aber auch die anderen Personen sind interessant dargestellt.
Auch wenn es einige Wendungen gab, so hatte ich schon frühzeitig jemanden im Visier und wurde daher am Ende nicht mehr überrascht. Auch den Showdown am Ende fand ich übertrieben, da sich die Spannung zwischendurch in Grenzen hielt, da es immer wieder auch Längen gab.
Ein unterhaltsamer, aber mäßig spannender Thriller.

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