Cover-Bild Ginsterburg
(22)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 15.02.2025
  • ISBN: 9783608966480
Arno Frank

Ginsterburg

Roman

Der große Roman von Arno Frank über Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten

Nach der Machtergreifung ist in Ginsterburg ein neuer Alltag eingekehrt. Manche Einwohner der kleinen Stadt leiden, andere profitieren – und die meisten versuchen, sich mit der neuen Ordnung zu arrangieren. Allmählich aber öffnet sich unter dem Alltag der Abgrund. Ein feinfühliger und atmosphärischer Roman über Liebe, Familie, Freundschaft – und persönliche Verstrickungen in den Jahren 1935 bis 1945.

Lothar träumt vom Fliegen. Eben noch ein kleiner Junge, kann seine Mutter Merle nur ohnmächtig zusehen, wie sein Traum von der Freiheit ihren Sohn in die Arme der Hitlerjugend treibt. Eine neue Zeit ist angebrochen. So sehr Merle ihr auch misstraut, kann sie ihr doch nicht entkommen – nicht in ihrer Buchhandlung, nicht in den Gesprächen mit Eugen, dem Feuilletonisten der Lokalzeitung von Ginsterburg. Doch während die einen verstummen und einige sich langsam korrumpieren lassen, verstehen andere es, die neue Machtverteilung zu ihren Gunsten zu nutzen. Blumenhändler Gürckel schwingt sich zum Kreisleiter auf, Fabrikant Jungheinrich macht beste Geschäfte, und auch der Arzt Hansemann wittert völlig neue Möglichkeiten. Im Lichtspielhaus spielt weiter Heinz Rühmann, über den Nürburgring schießen Runde für Runde die Silberpfeile. Doch der Krieg, an fernen Fronten geschlagen, ist bald auch im Mikrokosmos der Stadt zu spüren, in den erschütterten Beziehungen und Seelen der Menschen. Und über allem schwebt ein britischer Bomberpilot, der sich dem einstmals beschaulichen Ginsterburg unaufhaltsam nähert.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2025

Eine kleine Stadt in den Klauen der Reichspolitik

0

Arno Franks Buch spielt in den Jahren 1935, 1940 und 1945 ab. Jedes dieser Jahre ist so bezeichnend, so wichtig, so unvergesslich und gleichzeitig nur Momentaufnahmen der agierenden Hauptpersonen, der ...

Arno Franks Buch spielt in den Jahren 1935, 1940 und 1945 ab. Jedes dieser Jahre ist so bezeichnend, so wichtig, so unvergesslich und gleichzeitig nur Momentaufnahmen der agierenden Hauptpersonen, der Kleinstadt Ginsterburg und des Dritten Reichs.

1935, da scheint die Welt noch in Ordnung, obwohl, auch da schon erste Schatten sichtbar werden. Wenn eine Pfarrers Gattin mit Disziplin und Pünktlichkeit einen Krieg gewinnen will, der noch 4 Jahre bis zum Ausbruch braucht, was sagt das über die Mentalität der Bewohner von Ginsterburg aus? Die HJ macht sich breit, manche Jungen nutzen das aus, um andere zu terrorisieren oder Krieg zu spielen. Der BDM mischt sich, genau wie die HJ, in die Erziehung der Kinder. "Selbstverständlich wies die Partei den jungen Menschen eine Richtung und ein Ziel. Selbstverständlich ging es darum, eine deutsche Jugend heranzuziehen. Und selbstverständlich war daran nichts falsch. An Gesine war zu beobachten, wie reich die Ernte völkischer Unterweisung einmal sein würde.” (S. 143)
Der kleine Wanderzirkus, der in Ginsterburg kampieren will, darf nicht lange bleiben. Der biederen, grunddeutschen Bevölkerung sind die Fremden suspekt. Was wird mit Familie Zilversteyn geschehen? Noch führt sie den Laden in der Altstadt, aber wie lange noch? Weil zu wenige Juden in Ginsterburg leben, beschmiert der deutsche Volkszorn eben auch andere Läden, wo die arische Abstammung eigentlich nicht hinterfragt wird, so z.B. Merles Buchladen. Der Zeitungsverleger Landauer begeht Selbstmord, kommt dadurch den qualvollen Tod in Dachau oder Ausschwitz zuvor, seine Familei verlässt heimlich Ginsterburg. Wieviel Blut und Leid wird die nächsten zehn Jahre über dieses Städtchen hereinbrechen? Die schwere graue Wolke, die sich über die sonnige und liebliche Landschaft auf dem Titelbild ausbreitet, ist wie eine Vorankündigung auf nahendes Unheil.Genauso wie auch der Abdruck des Gesetzes “Zum Schutze des Deutschen Blutes und der Deutschen Ehre” unterschrieben vom Stellvertreter des Führers und Reichsminister. Rudolf Heß persölich (S.125-127). Beim Lesen dieses Gesetzes lief es mir kalt den Rücken runter. Die Gesetze, die im BGB stehen, sind dermaßen fachlich verklausuliert, dass man entweder ein Rechtsstudium oder einen Übersetzer braucht. Dieses Gesetz aber ist klar verständlich, konzis und tödlich.

1940, noch ist Ginsterburg verschont, in ganz Deutschland werden die famosen Siege an allen Fronten gefeiert, fast täglich klingen Wagners Fanfaren aus dem Radio, um wieder einen grandiosen Sieg zu vermelden. Die Niederlande und Belgien wurden überrollt, Frankreich ist gefallen. Tschechien und Österreich wurden schon vorher heim ins Reich geholt, Polen ist auch von der Landkarte der unabhängigen Staaten gelöscht. Noch hält der Barbarossa Pakt und die USA warten auf ihr Pearl Harbor. Natürlich glauben die Deutschen, dass der Führer der sakrosankte Erlöser ist. Trotzdem werden in den Großstädten vorsorglich die Museen geleert und die Kulturschätze an sicheren Orten aufbewahrt. Genau wie in Paris übrigens, aber da, um die Exponate vor dem Zugriff der Deutschen zu schützen. Carinhall hat noch nicht genug gehortet.
Ginsterburg hat aber nun auch einige Probleme: Trotz der Siegesmeldungen haben einige das eigenständige Denken nicht aufgegeben. Ginsterburg steht im “Dienst der nationalen Erhebung" (S.324), sprich, ist judenfrei, behinderte Menschen sterben an “Lungenentzündung” oder werden weggesperrt. Im Osten gibt es “ein Modelldorf für deutsche Wehrbauern, mit deutschen Linden und deutschen Eichen und deutschen Brunnen, an denen deutsche Lieder gesungen wurden, aus deutschen Kehlen unter deutschen Himmeln”. (S. 324 - 325). Und zwischen all diesen Großmachtfantasien und -hysterien, geht das Leben weiter. Söhne fallen im Krieg, auch schon 1940, Menschen leben sich auseinander, Menschen lieben sich, es kommen Kinder zur Welt, Geburtstage werden gefeiert, einfach das volle Leben. Na ja, ein paar Jahre später wird es wohl vorbei sein, mit üppigen Geburtstagsfeiern, Meister Schmalhans wird auch in Ginsterburg Einzug halten.

1945. Der Krieg ist ein großer Gleichmacher. Er überrollt alle, Alt und Jung, Unschuldige und solche, die Schuld auf sich geladen haben, Kriegsgewinnler Kriegshelden auf sinnloser verlorener Mission, auf einem wahren Himmelfahrtskommando. Ganz Ginsterburg geht unter in einem Meer von Bomben: “... Ins Elementare, Monströse, Vulkanische, Feuersturm. Ginsterburg wellt sich und knistert. Faltet sich zusammen wie Papier im Ofen.” (S. 419).
Der große Gleichmacher holt sich alle. Und das Buch wirkt wie ein Mene Tekel für uns. Wenn ich so um mich sehe, was in Deutschland und in der Welt passiert, kommt das Gefühl auf, am Krater eines Vulkans zu tanzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.01.2025

Packende und bewegende Geschichte

0

Arno Frank hat einen guten Schreibstil, flüssig und mitreißend. Sein Erzählstil ist packend und angenehm zu lesen.

Die Geschichte spielt in den Zeitabschnitten 1935, 1940 und 1945 in Ginsterburg, einer ...

Arno Frank hat einen guten Schreibstil, flüssig und mitreißend. Sein Erzählstil ist packend und angenehm zu lesen.

Die Geschichte spielt in den Zeitabschnitten 1935, 1940 und 1945 in Ginsterburg, einer fiktiven Kleinstadt in Deutschland. Die Anfänge des Nationalsozialismus werden bildhaft geschildert. Über die diversen Charaktere erfahren wir vieles, ob sie sich dem System anpassen oder lieber wegducken. Lothar Sieber, Sohn der Buchhändlerin Merle, träumt vom Fliegen und geht zur Hitlerjugend und wird Kampfpilot.
Otto Gürckel ist Blumenhändler und wird Kreisleiter. Seine Söhne Bruno und Knut müssen an die Kriegsfront.

Der Autor erzählt ausführlich über die Geschichten der Bevölkerung, über ihre Ängste und Sorgen. Zwischen einigen Kapiteln sind Briefe abgedruckt.

Ein lesenswertes Buch, gerade in unserer heutigen Zeit. Es gibt viele Parallelen zur aktuellen Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2025

Ginterburg

0

Kein einfaches Buch, nicht leicht zu lesen, denn es erzählt die Geschichte einer fiktiven Kleinstadt in den Jahren 1935, 1940 und 1945. Man merkt schon am Anfang, das der Nationalsozialismus überhand nimmt. ...

Kein einfaches Buch, nicht leicht zu lesen, denn es erzählt die Geschichte einer fiktiven Kleinstadt in den Jahren 1935, 1940 und 1945. Man merkt schon am Anfang, das der Nationalsozialismus überhand nimmt. Ein Teil der Bevölkerung begrüßt diese neue Art von Politik, eine andere wehrt sich dagegen und wieder andere berührt das nicht, sondern sie leben ihr eigenes Leben. Es wird über die Buchhändlerin Merle berichtet, ihr Sohn Lothar träumt von der Fliegerei und ist begeistert von der Hitlerjugend. Der Redakteur und Schriftsteller Eugen ist vertieft in seine literarischen Schriften, seine Frau Ursel strebt stets nach Höherem und die Tochter Gesine ist mit Lothar befreundet. Der Blumenhändler Gürckel nimmt sich sehr wichtig und ist inzwischen zum Kreisleiter aufgestiegen, der Papierfabrikant Jungheinrich macht plötzlich im Krieg gute Geschäfte und der Arzt Hanselmann ist der neuen Ideologie nicht abgeneigt. Der Filmvorführer Walter lebt in Angst wegen seiner gleichgeschlechtlichen Neigungen und Eugens Schwägerin muß aus Berlin nach Ginsterburg flüchten, da ihr Mann Jude ist. Ein Buch, das die Gefahr und die Macht dieser Zeit sehr gut zum Ausdruck bringt. Der Autor beschreibt diese Zeitspannen schonungslos und mit aller Bitterkeit und Traurigkeit seitens Bevölkerung. Das Leben in dieser Kleinstadt geht weiter mit all den großen und kleinen Widrigkeiten, denen auch der Kriegs nichts anhaben kann. Zwischen den Kapiteln sind immer wieder Auszüge aus Briefen und Zeitungsartikeln eingeschoben, z.B. wie der junge Pilot Alfie seinen Absturz erlebt. Auch die Judenverfolgung macht vor der idyllischen Stadt nicht halt und die ersten Flüchtlinge aus den Ostgebieten treffen ein. Ein Buch, das die Gefühle, Ängste, Nöte aber auch die kleinen Freuden des Alltags wieder spiegelt. Das Cover zeigt einsteils einen Ort friedlich in einen Talkessel eingebettet, andernteils zieht am Himmel dunkler Rauch empor.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.01.2025

Wichtig, berührend, ehrlich und schonungslos

0

Ginsterburg hat mich aufgewühlt und gefesselt und wird noch lange nachwirken.

Die Geschichte ist in 3 Teile geteilt, die jeweils in der fiktiven deutschen Stadt Ginsterburg spielen im Jahr 1935, 1940 ...

Ginsterburg hat mich aufgewühlt und gefesselt und wird noch lange nachwirken.

Die Geschichte ist in 3 Teile geteilt, die jeweils in der fiktiven deutschen Stadt Ginsterburg spielen im Jahr 1935, 1940 und 1945.

Ich hatte erwartet, dass ich ein "typisches" Buch über diese dunkle Zeit Deutschlands lesen würde - und im letzten Drittel war es auch oft so, wie ich es aus Filmen und anderen Büchern über diese Zeit kenne. Der letzte Teil ist aber der kürzeste und die beiden anderen viel länger und viel - für mich jedenfalls - erschreckender.
Wir lernen viele Menschen kennen und begleiten ihre Gedanken und vor allem, wie sie weiter machen, wie sie ignorieren, wie sie versuchen zu überleben und wie sie zum Teil daran zerbrechen werden.

Viele der Sätze, die ich in Ginsterburg gelesen habe, haben mich mitten ins Herz getroffen - so gut habe ich noch nie "verstanden", was wirklich passiert ist in dieser Vergangenheit, die bis heute unser kollektives Gedächtnis in Deutschland prägt.
Der Stil des Autoren ist manchmal ironisch-lustig, manchmal ernst, manchmal sehr tiefsinnig und literarisch anspruchsvoll.
Die meisten Stränge bleiben am Schluss offen und das ist sehr gut so! Schon während des Lesens habe ich gehofft, dass es für die Menschen in dem Buch kein klassisches Ende gibt und ich selbst darüber nachdenken kann, was aus dem einen oder der anderen wird.

Ich werde noch lange an das Buch denken und ich empfehle es uneingeschränkt weiter! Lest es! Es lohnt sich wirklich!!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.01.2025

Krieg ist Leid

0

Es gibt Bücher die liest man in einem Rutsch. Bei anderen hingegen lässt man sich sehr viel Zeit, weil man nicht möchte dass sie jemals enden. Ginsterburg fällt für mich in die zweite Kategorie.

Vorweg: ...

Es gibt Bücher die liest man in einem Rutsch. Bei anderen hingegen lässt man sich sehr viel Zeit, weil man nicht möchte dass sie jemals enden. Ginsterburg fällt für mich in die zweite Kategorie.

Vorweg: Für mich persönlich ein Highlight, der beste Roman den ich seit langem lesen durfte. Das ist natürlich rein subjektiv, aber mir persönlich gefällt die Sprache von Arno Frank sehr. Frank schreibt in eher kurzen, knappen Sätzen. Trifft einen sachlichen Tonfall und erzählt manchmal beinahe schon beifällig über das schreckliche Schicksal seiner Protagonisten.

Anhand der Bewohner des fiktiven Städtchens Ginsterburg wird vom Krieg und dessen Folgen erzählt. Wir folgen ihrem Schicksal durch die Jahre 1935, 1940 und 1945. Als Leser spürt man wie der Krieg langsam immer realer wird, immer näher kommt. Sowohl ins Bewusstsein, in den Alltag als auch in die Stadt tritt.

Die Figuren sind nicht neu, der Emporkömmling, die die politisch eigentlich anders stehen, die die bedroht werden, die Jugend die mitgerissen wird. Und es menschelt. Dadurch wachsen die Figuren einem sehr ans Herz. Man hofft, dass der eine oder andere von den Leiden des Krieges verschont bleibt.

Ginsterburg hat bei mir lange nachgewirkt. Noch immer denke an an Lolo, Theo, Uta, Bruno, Zola und all die anderen.

Einen Kritikpunkt muss ich auch noch anbringen. Das Cover. Es wurde mithilfe von KI generiert und das sieht man. Es sieht teilweise sehr verwaschen aus, als wäre es ein Fehldruck.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere