Achtung - lesen mit Taschentuch!
„Kronsnest“ ist Florian Knöpplers Debütroman, in den er wirklich Herz und Seele gesteckt hat. Man kann förmlich spüren, wie er mit den Charakteren mitgefühlt, sich mit ihnen gefreut und gelitten hat. Diese ...
„Kronsnest“ ist Florian Knöpplers Debütroman, in den er wirklich Herz und Seele gesteckt hat. Man kann förmlich spüren, wie er mit den Charakteren mitgefühlt, sich mit ihnen gefreut und gelitten hat. Diese Gefühle übertragen sich auf den Leser, und das finde ich wunderbar. Nicht viele Autoren können so geschickt auf den Gefühlssaiten der Leser spielen.
Wir werden in die 1920er Jahre versetzt, wo wir den Jungen Hannes kennenlernen. Sein Leben ist alles andere als einfach, mit einem tyrannisierenden Vater, einer Mutter, die ihm zwar helfen möchte, es aber nicht immer kann, und Mitschülern, die ihn mobben und sein ohnehin schweres Leben um einiges bitterer machen. Oft musste ich mit den Tränen kämpfen und hätte ihn so gern umarmt und ihm Mut zugesprochen. Aber Hannes schafft das auch ohne meine Hilfe :)
Wir begleiten ihn auf seinem Weg, von einem ängstlichen und stummen Kind zu einem starken Mann. Er ist schlau, fleißig und macht das Beste daraus, was er hat.
So selbstsicher er auch in geschäftlichen Angelegenheiten zu sein scheint, ist er in Herzensangelegenheiten sehr zurückhaltend und unsicher. Seine Gefühle und sein innerer Kampf sind tiefgründig und sehr gut nachvollziehbar. Oft musste ich an mich oder meine Freunde in unseren Teenagerjahren denken.
Auch andere Charaktere wie die Mutter, Mara, Lisa und der Lehrer Govinovski sind gut beschrieben – jeder auf seine eigene Weise einzigartig und liebenswert. Sogar den Vater habe ich nach und nach zu schätzen gelernt. Das hätte ich zu Beginn des Buches niemals erwartet, aber Florian Knöppler hat es geschafft! Durch die Erzählungen der Mutter erhält man Einblick in seine Gefühlswelt und lernt sein „früheres Ich“ kennen, was dazu beiträgt, ihn besser zu verstehen.
„Kronsnest“ ist keine leichte Lektüre, kein Buch für „zwischendurch“. Es ist ein wirklich wunderschöner Roman, den ich nicht schnell lesen konnte. Oft musste ich innehalten, das Gelesene spüren und vor meinen inneren Augen sehen. „Kronsnest“ war meine erste, doch sicher nicht letzte Begegnung mit Florian Knöppler. Den Roman „Habichtland“ werde ich auf jeden Fall lesen, denn zu gerne möchte ich wissen, wie es mit Hannes weitergeht.