Profilbild von Magnolia

Magnolia

Lesejury Star
offline

Magnolia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Magnolia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2025

Absolut fesselnd

Angsttreiber
0

James ist elf Jahre alt, als er im Haus Geräusche hört, er denkt an Killerclowns. Was ist da unten los? „Bitte nicht“ hört er seine Mutter. „Nein, nicht“ seinen Vater. Von oben, auf der Treppe, sieht er ...

James ist elf Jahre alt, als er im Haus Geräusche hört, er denkt an Killerclowns. Was ist da unten los? „Bitte nicht“ hört er seine Mutter. „Nein, nicht“ seinen Vater. Von oben, auf der Treppe, sieht er ins Wohnzimmer. Er sieht einen Fremden, einen zweiten… ist es sein Vater, der einen Kissenbezug über dem Kopf gezogen hat? James schleicht sich in Hasels Zimmer. Sie ist älter als er und glaubt ihm nicht, dass sie weg müssen. Gerade noch rechtzeitig entkommt die 14jährige dann doch, James schafft es nicht mehr.

Schon die ersten Seiten sind dramatisch, ich fiebere mit den Geschwistern, bange um ihre Eltern, die brutal hingerichtet werden. Auch James wird angeschossen, während Hasel sich zum Nachbarn retten kann, der dann die Polizei verständigt.

Paul Cleaves „Angsttreiber“ habe ich mir als Hörbuch geholt. Der versierte Hörbuchsprecher Carsten Wilhelm hat sowohl der Story an sich als auch den einzelnen Charakteren ihre unverwechselbare Stimme gegeben. Die Personen sind gut zu unterscheiden, sodass ich mich ganz dem Geschehen widmen konnte. Auch nennt er kurz die Kapitel, was dem besseren Verständnis dient. Also – meine Konzentration war dank Wilhelms versiertem Vortrag voll auf die Ermittlungen gerichtet…

…angefangen von James und seiner Familie und seiner Koma-Welt, in der er neun Jahre gefangen war über Joe Middleton, den Schlächter von Christchurch zu Copy-Joe, der sich an Middletons Taten dranhängt, um von dessen Ruhm etwas abzubekommen.

Paul Cleave lässt in seinem Nachwort seine Leser wissen, was er am liebsten macht, nämlich schlimme Dinge geschehen zu lassen. Und er hält Wort, denn dieser Thriller lässt einen das Blut in den Adern gefrieren, es geht hart zur Sache. Schon die Aufklärung an den brutalen Morden von James Eltern für die Ermittler Theodore Tate und Rebecca Kent wäre Aufregung genug, aber damit gibt sich der Autor nicht zufrieden. Die anderen Fälle machen die Story noch angsteinflößender und noch temporeicher, der Sprecher versteht es auch hier, diese Ängste, diese Gefühle, zu vermitteln.

Ich bin restlos begeistert, ich mag wendungsreiche Storys, auch mag ich es durchaus heftig. All dies bietet dieser rasante, sehr spannende Thriller, den ich – auch als Hörbuch - gerne weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.06.2025

Sind es für Jim Sharp seine letzten Tage?

Sieben letzte Tage
5

„Sie werden ihn in sieben Tagen töten. Dad. Die werden Dad töten. Er sitzt im Todestrakt.“

Jim Sharp war alles, aber kein Vater für Fiona und Alice. Er ist vor langer Zeit einfach aus ihrem Leben verschwunden, ...

„Sie werden ihn in sieben Tagen töten. Dad. Die werden Dad töten. Er sitzt im Todestrakt.“

Jim Sharp war alles, aber kein Vater für Fiona und Alice. Er ist vor langer Zeit einfach aus ihrem Leben verschwunden, hat sich nie gemeldet und nun droht ihm die Todesspritze. Mariella, Jims jetzige Frau, hat Fiona angerufen. Schon 2011 wurde er verhaftet, er soll einen Typen in Florida umgebracht haben. Und so ganz nebenbei erfahren die beiden noch mehr Familiäres.

Alice ist die ältere der beiden Schwestern, sie hat ihren Vater noch hautnah erlebt und weiß um seinen Charakter im Gegensatz zu Fiona, die noch klein war, als er ging. Und nun bedrängt Fiona sie, in diesen sieben noch verbleibenden Tagen Beweise für Dads Unschuld zu finden. Alice ist Strafverteidigerin, sie lebt in England, ist also in Florida, wo er einsitzt, nicht zugelassen, hat aber aus ihrer Zeit in New York gute Kontakte, die sie nun nutzt. Sie ist Profi genug, um Gefühl und Arbeit zu trennen. Meist zumindest, denn natürlich wühlt sie Dads Fall auf. Je tiefer sie gräbt, desto mehr Parallelen zu ähnlich gelagerten Morden entdeckt sie. Sie fliegt nach Paris und hier findet sie einen ehemaligen Detective, der damals maßgeblich an Jims Verhaftung beteiligt war.

Die anfangs ziemlich zähe Story nimmt nun Fahrt auf, man spürt den Wettlauf gegen die Zeit, auch wenn Alice Tage gefühlt länger sind, als dies möglich ist. Alice Freundin und Kollegin Sofia setzt in den USA alle Hebel in Bewegung, auch sie arbeitet unter Hochdruck.

Jims „Sieben letzte Tage“ – von Montag bis zum nächsten Montag, dem Tag der Hinrichtung – werden spannend dargeboten, die wendungsreiche Story hat mich nach dem etwas langatmigen Einstieg durchaus gefesselt, auch konnte ich der Figur Alice viel abgewinnen - mit Fiona als nervigen Gegenpol. Diesen Detective, der an Jims Fall damals dran war und nun in Paris mitmischt, sehe ich sehr differenziert. Hat er in einer Situation meine volle Sympathie, so traue ich ihm kurz danach nicht über den Weg. Er und seine Rolle in diesem fiesen Spiel sind mir bis zum Schluss rätselhaft und die Frage, ob damals schlampig ermittelt wurde, wabert auch um diese Figur, die sehr gut charakterisiert ist. Und da ist noch ein Schatten…

…und auch ein weiterer tödlich endender Zwischenfall aus der Vergangenheit. Ja, viel wird in diesen Thriller hineingepackt, er zieht weite Kreise und je mehr ich mich dem Ende nähere, desto mehr frage ich mich, warum diese interessante Grundidee so überfrachtet werden muss, auch zwängt sich eine weltweit agierende Organisation mit hinein. Trotzdem haben mich diese „Sieben letzten Tage“ gut unterhalten, auch wenn bis zum bitteren Ende gekämpft werden muss. Ist Jim Sharp unschuldig? Am Ende dieser sieben Tage werden wir es wissen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 07.06.2025

Eine Reise voller Abenteuer

Umweg zum Sommer
0

Stefan Kuhlmann hat mir mit seinem „Umweg zum Sommer“ wundervolle Lesestunden beschert, untermalt mit Musik von David Bowie, von Fleetwood Mac und auch von Oasis, um nur einige wenige Rockbands ihrer Zeit ...

Stefan Kuhlmann hat mir mit seinem „Umweg zum Sommer“ wundervolle Lesestunden beschert, untermalt mit Musik von David Bowie, von Fleetwood Mac und auch von Oasis, um nur einige wenige Rockbands ihrer Zeit zu nennen und von Sting, von dem ganz besonders. Denn mit ihm verbindet Martin eine Geschichte, die er nicht müde wird zu erzählen.

Martin hatte seinen großen Hit. Damals, es war das Jahr 1999, als er mit „You Don´t Know Me“ die Charts stürmte. Das wars dann aber. Und so sieht er seine Karriere erneut aufflammen, als sein Agent ihn anruft. Der Bassist einer Band ist ausgefallen, er sucht für den Auftritt eines Rockfestivals an der Algarve Ersatz. Gut, die Gage ist mickrig, ein Zimmer ist reserviert, die Anreise jedoch wird nicht finanziert. Was solls, er – der Lebenskünstler schlechthin - sagt zu. Blöd nur, dass genau jetzt seine Schwester Nicole für etliche Wochen in eine Reha-Klinik muss und sie Martin dringend für ihren 12jährigen Sohn Karl braucht. Meist ist es Martin, der von seiner Schwester unterstützt wird und so ist er unter Zugzwang. Was tun? Karl muss zu Oma, also machen sich Onkel und Neffe auf nach Konstanz. Karl nörgelt, will mit zum Festival und auch ans Meer und da Martin ihn nicht freiwillig mitnimmt, versteckt Karl sich einfach im Kofferraum. Stunden später fällt Martin aus allen Wolken, als er seinen blinden Passagier entdeckt.

Das Buch kommt so leicht wie eine Sommerbrise daher, es steckt aber so viel mehr drin als „nur“ eine Sommergeschichte.

Der Weg ist das Ziel – ja, genau so ist es. Da Martin permanent in Geldnöten steckt, hat er seine Reiseroute geschickt geplant. Als Musiker ist er viel rumgekommen und so hat er überall Freunde und – man ahnt es – auch Freundinnen, bei denen er hofft, übernachten zu können. Dass er nun mit einem Zwölfjährigen auftaucht, ist nun mal nicht zu ändern.

Martin sieht sich noch immer als Rockstar, sein Song wird schon noch in Oldiesendern gespielt – aber wer kennt ihn noch? Auch sein Musikgeschmack ist aus der Zeit seines Erfolges, Karl hingegen findet HipHop gut. Wie soll man da im Auto eine gemeinsame Musikrichtung finden? Einer ist immer genervt. Und doch entwickeln sich die beiden mehr und mehr zu einem Team, das zusammenhält, auch wenn es gelegentlich mal kracht.

Schön sind die Beschreibungen ihrer Zwischenstationen, die ich dank der auf der vorderen Buchinnenseite abgedruckten Route gut verfolgen kann. Da bekomme ich direkt Lust, meinen Koffer zu packen, um es ihnen gleichzutun. Auch sind es sie spitzig-witzigen Dialoge zwischen den beiden, die ich schmunzelnd genieße. Ist Martin anfangs noch der doch überhebliche Onkel, der sich für den Allerbesten hält, so taut er auf diesem nicht alltäglichen Trip mehr und mehr auf. Gut, Karls Besserwisserei nervt zuweilen ganz schön, aber er ist gewitzt, er weiß genau, wie er seinen Willen durchsetzen kann - und das nicht nur für ihn, er sieht, wenn andere in Not sind und auch das ist es, was diesen Roman ausmacht.

Es ist ein Roadtrip voller Abenteuer, mittendrin die beiden Hauptfiguren, die sich annähern, die trotz ihrer Unterschiede ähnlich ticken. Vergangenes loslassen, Neues annehmen, sich weiterentwickeln – so gesehen hat die Reise sich allemal gelohnt, die auch ich sehr genossen habe. Es ist eine wundervoll erzählte Geschichte, ein warmherziges Buch, das ich gerne weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2025

Spannende Reise nach Kuba zurück bis ins Jahr 1884

Das Erbe der Zigarrenkönigin
0

Schon das erste Buch „Das Geheimnis der Zigarrenkönigin“ hat mich restlos begeistert und nun geht es weiter. Es ist Alana, die Tochter der Zigarrenkönigin, der ich nun folge. Und nicht nur ihr, ich begegne ...

Schon das erste Buch „Das Geheimnis der Zigarrenkönigin“ hat mich restlos begeistert und nun geht es weiter. Es ist Alana, die Tochter der Zigarrenkönigin, der ich nun folge. Und nicht nur ihr, ich begegne Anna wieder, deren Geschichte im ersten Buch erzählt wird. Auch Luca, ihr Ehemann, spielt eine Rolle und noch so einige mehr sind es, die mich nach Kuba mitnehmen, ins verborgene Tal, in dem der violette Tabak gedeiht. Er wächst nur hier, die klimatischen Bedingungen bieten ihm die besten Voraussetzungen.

Im Valle leben Anna, ihre siebenjährige Tochter Alana und Mama Lia, ihre Uroma. Die Revolution der Criollos ist in vollem Gange, Luca und Annas Vater Florencio kämpfen irgendwo im Osten Kubas für ihre Freiheit, denn die ehemaligen Sklaven der Zuckerrohrplantagenbesitzer sind lediglich auf dem Papier frei und unabhängig.

Als eines Tages Alanas Mutter nicht mehr von ihrem mehrtägigen Ritt nach Havanna zurückkommt, macht sich die Siebenjährige auf, sie zu suchen. Eine zwielichtige Gestalt lockt sie in ein Bordell, in dem sie als Magd von früh bis spät schuften muss. Hier lernt sie den um einige Jahre älteren Carlitos kennen, gemeinsam erobern sie sich ihre Welt. Sie schleichen sich aufs Dach, bestaunen Havanna von oben, mit ihm ist ihr Leben plötzlich wieder voller Farbe und Freude. Und er verspricht ihr, sie zurück in ihr Tal zu bringen, dann aber ist er zum vereinbarten Treffpunkt nicht da und schlimmer noch, er bleibt verschwunden. Alana nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand, sie schließt sich einer Zirkustruppe an, dort ist sie glücklich. Bis zu jenem Tag, als sie sich wieder begegnen.

Und – es geht um das Erbe des Don Carlos, einem reichen Großgrundbesitzer, der offiziell keine Nachkommen hat. Das bringt im fernen Spanien Don Francisco dazu, einen raffinierten Plan zu ersinnen.

Von 1871 bis ins Jahr 1884 erzählt Ana Galana die faszinierende Geschichte um „Das Erbe der Zigarrenkönigin“. Im Vorwort verrät sie, wie sie vor Jahren an den antiken Koffer gekommen ist, der bis oben hin gefüllt ist mit vergilbten Papieren und Briefen. Vergessene, gelebte Geschichten ihrer Vorfahren über mehrere Generationen hinweg. Sie kennt Kuba, sie spricht neben anderen Sprachen auch spanisch und nicht zuletzt ist es ihr Zigarrensalon „La Galana“, den sie ihr Eigen nennt. „Ein Stück Kuba im Herzen Kölns!“

Nun heißt es Abschied nehmen von den mir lieb gewonnenen und so vertrauten Personen. Ana Galana hat mich mitgenommen in ihr Kuba. Es war eine fesselnde Reise zurück bis ins Jahr 1884, ins historische Kuba, auch geprägt von dem Drang nach Unabhängigkeit. Die Familiengeschichte voller Geheimnisse, dazu die Gier nach Besitz, notfalls mit unlauteren Methoden ausgefochten und eine bittersüße Liebesgeschichte hat mich tief berührt. All diese Erzählstränge sind gekonnt ineinander verflochten und noch eins muss ich unbedingt erwähnen: Das Buch ist nicht nur äußerlich ein Blickfang, die Bleistiftzeichnungen, die Illustrationen, die den Text begleiten, geben dem Buch die ganz besondere Note.

Auch „Das Erbe der Zigarrenkönigin“, das zweite Buch, ist eine spannende Zeitreise, eine tiefgründige, eine lohnende Lektüre. Ein historischer Roman, den ich voller Überzeugung nur zu gerne weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.06.2025

Lesenswerter historischer Roman während des Zweiten Weltkrieges

Wie Blätter im Sturm
0

„Wie Blätter im Sturm“ erzählt von fünf ganz und gar unterschiedlichen Menschen während des Zweiten Weltkrieges. Wir sind mit Katharina hauptsächlich in England, sie spioniert für das Deutsche Reich, sie ...

„Wie Blätter im Sturm“ erzählt von fünf ganz und gar unterschiedlichen Menschen während des Zweiten Weltkrieges. Wir sind mit Katharina hauptsächlich in England, sie spioniert für das Deutsche Reich, sie nennt sich Cathrin, sie geht buchstäblich über Leichen, sie verschafft sich in England eine neue Identität. Für Viktor beginnt alles fernab seiner Karriere bei der Waffen-SS in dem Eliteinternat Ballenstedt, das er mit Alexander, seinem Freund, besucht. Alina dann ist Viktors Jugendfreundin, sie lebt nach wie vor in Wien. Bleiben noch die Französin Claire und der deutsche Soldat Frank, mit dem wir zunächst in Polen sind und mit ihm die absolute Grausamkeit des Krieges hautnah miterleben. Er wird verwundet und nachdem er wieder einigermaßen einsatzbereit ist, geht es für ihn nach Frankreich, nach Dijon. Hier trifft er auf Claire, die sich der übergriffigen Soldaten mit seiner Hilfe entziehen kann. Sie verlieben sich und doch darf diese Liebe nicht sein, sie wird von beiden Seiten nicht geduldet. Mehr noch, sie ist streng verboten.

Gleich mal liegt der Fokus auf dem jungen Viktor, der die Gnadenlosigkeit des Hitler-Regimes zu spüren bekommt. Schon der Schulleiter ist ein strammer Nazi, Viktors späterer Förderer, Sturmbandführer Mathis von Hauser, beobachtet ihn und Alexander ganz genau. Er ist es, der den jungen Viktor formt und bald beginnt dieser, ihm blind zu vertrauen. Alexander ist weg und Viktor entwickelt sich in eine Richtung, die seiner Jugendfreundin Alina nicht gefällt. Viktor strebt mit ihr eine Heirat an, mittlerweile gehört er der Waffen-SS an, seine Gesinnung ist nicht ihre. Er ist einer derjenigen, die dem Regime treu dienen und Andersdenkende schlichtweg ausmerzen, ohne mit der Wimper zu zucken. Alina dagegen kämpft gegen die Machenschaften der Nationalsozialisten an, durch ihr Agieren im Verborgenen riskiert sie mehr als einmal ihr Leben.

Von 1939 bis 1943 werden die Schicksale dieser fünf Menschen und deren Umfeld in kurzen Kapiteln dargelegt. Anja Lehmann schickt ihre Figuren durch die Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Ihre so unterschiedlichen Charaktere spiegeln eine ganze Palette der Menschheit während dieser Zeit wider. Hitlers Schergen mit all ihren barbarischen Grausamkeiten, die Judenverfolgung, die Homosexualität, die biologisch Minderwertigen, also die Menschen mit Behinderung, politische Gegner und Andersdenkende, alles Nichtarische wird nicht geduldet, der Polenfeldzug mitsamt der als Untermenschen gesehenen Bevölkerung wird thematisiert, sie werden radikal ausgerottet. Dann gibt es aber auch die anderen, die sich davon abgrenzen. Sie helfen unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Es sind private Initiativen und auch Widerstandsgruppen, nicht jeder kommt davon, auch ihnen drohen Folter und KZ oder die sofortige Exekution.

Das Glossar skizziert die im Roman eingeflochtenen Operationen, wie etwa Operation Barbarossa, um nur eine zu nennen, außerdem sind die verschiedenen Orte und auch die historischen Personen in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Klaus Barbie, der Schlächter von Lyon, ist als erster beschrieben und auch sonstige Begrifflichkeiten wie etwa das Pervitin, ein Amphetamin, welches Müdigkeit und Hunger unterdrückt, sind neben vielem anderen beschrieben.

Anja Lehmann hat mich hinter so manch Kulisse blicken lassen und auch wenn ich viel über diese Zeit lese, so sind es doch immer wieder andere Perspektiven, denen ich gebannt folge. Ihre Hauptakteure sind vielfältig, jeder einzelne hat seine ganz eigene Geschichte. Anhand von Viktors Werdegang sieht man deutlich, wie er sich ändert, was ausschlaggebend dafür sein kann, um ein krasses Negativbeispiel zu nennen. Nicht nur Kriegszeiten sind brutal, aber doch sind es diese ganz besonders. Folterungen, Szenen im KZ und vieles mehr sind nicht leicht auszuhalten, ich habe so dann und wann tief durchatmen müssen. Und doch finde ich, dass es genau diese Bücher braucht, die unsere düstere Vergangenheit deutlich aufzeigen. Denn auch heute leben wir in nicht immer friedlichen Verhältnissen, darum – bitte lesen. Wehret den Anfängen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere