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Veröffentlicht am 03.12.2025

Morde, die wie Unfälle aussehen sollen

Reben und Sterben
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Im rheinhessischen Rebenheim kommt ein Winzer nach einer Weinverkostung zu Tode. Zunächst glaubt man, er sei im eigenen Weinkeller in den Gärgasen erstickt, später findet die Polizei Hinweise auf ein Verbrechen.
Wer ...

Im rheinhessischen Rebenheim kommt ein Winzer nach einer Weinverkostung zu Tode. Zunächst glaubt man, er sei im eigenen Weinkeller in den Gärgasen erstickt, später findet die Polizei Hinweise auf ein Verbrechen.
Wer könnte dem angesehenen Winzer nach dem Leben getrachtet haben?
Die Polizei verdächtigt den Gastgeber der Weinverkostung, den Winzer Pierre Fabron. Pierre kommt ursprünglich aus Aquitanien, seine Frau Miriam, eine Rebenheimerin, hatte ihn dort während eines Praktikums kennen- und lieben gelernt.
Pierre ist gut befreundet mit einem ehemaligen Kommissar der Polizei namens Hannes Willenscheidt, dessen Enkelin hat die Ermittlungen übernommen. Das klingt zunächst einmal danach, dass die aufkommenden Verdächtigungen gegen Pierre schnell entkräftet werden können. Aber Hannes hatte lange keinen Kontakt zu seiner Enkelin und ihr Verhältnis ist ausgesprochen unterkühlt. Als aufstrebende Polizeioberkommissarin will sie alles richtig machen und versucht mit allen Mitteln, sich zu beweisen. Und so sammelt sie fleißig Indizien, die auf eine Schuld von Pierre hinweisen.
Nach und nach lernt der Leser die Hintergründe in Rebenheim besser kennen. Wie in jedem Dorf gibt es Streitigkeiten, die schon seit Jahrzehnten gepflegt werden und immer dann wieder zum Vorschein kommen, wenn Kontrahenten zu viel getrunken haben. Da ist zum einen die Tatsache, dass Pierre einem Winzer aus dem Dorf die Freundin ausgespannt hatte. Matthias verfolgt Pierre seit 10 Jahren mit seinem Hass und macht immer wieder deutlich, dass Miriam ja eigentlich sein Mädchen sei.
Da sind aber auch Entscheidungen im Gemeinderat, die die Winzer im Dorf gegeneinander aufgebracht haben und natürlich geht es dabei auch um Geld.
Pierre ist schon allein aufgrund der Verdächtigungen gegen ihn dazu gezwungen, sich mit dem Fall zu beschäftigen. Zusammen mit Hannes drehen und wenden sie den Fall in alle Richtungen. Eigentlich kann der Mörder sich nur unter den Teilnehmern der Weinverkostung befinden und hier handelt es sich um einen relativ kleinen Kreis von Personen.
Als sich langsam absehen lässt, wer wirklich für den Tod von Knut Waldholz verantwortlich war, nimmt die Handlung noch einmal Fahrt auf und sie bleibt spannend bis zum Schluss.
Der Krimi hat vieles, was einen Cozy Crime anziehend macht: Er spielt in einer lieblichen Weingegend in der Nähe von Ingelheim. Ingelheim liegt zwischen Mainz und Bingen und gehört zum Weinanbaugebiet Rheinhessen. Da sind Pierre, der Winzer und Hannes, der pensionierte Kommissar, beides sympathische Charaktere, die besonnen versuchen, Licht ins Dunkel des Falles zu bringen. Beide haben sie ihre Hunde, nämlich Blanca und Lazlo, später gesellt sich dann noch Alf dazu. Auch sie spielen eine wichtige Rolle im Buch.
Die Kommissarin Alexandra Willenscheidt, Enkelin von Hannes, wirkt zunächst einmal vollkommen abweisend und voreingenommen. Glücklicherweise ermittelt sie dann doch in alle Richtungen.
Das Buch liest sich flüssig, je nach Situation wirken die Orte düster und gefährlich oder auch angenehm und entspannt. Es werden Probleme in der Weinwirtschaft angesprochen, wie z. B. die Differenzen zwischen Bio-Winzern und herkömmlichen Winzern, außerdem kommen natürlich auch die finanziellen Probleme zur Sprache. In Rebenheim scheinen die schwierigeren Jahre in der Mehrzahl gewesen zu sein, denn viele Winzer kämpfen mit dem Überleben und können nicht so investieren, wie es eigentlich notwendig wäre.
Glücklicherweise kommt auch der Wein nicht zu kurz. Der Arbeit im Weinberg und im Keller wird immer mal wieder kurz Beachtung geschenkt und man merkt, dass sich die Autorin gerade zu Bio-Weinbau und den Mitteln gegen Schädlingsbefall informiert hat.
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und empfehle das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 27.11.2025

Seniorenmomente - Wenn das Gedächtnis einen im Stich lässt

Der Tag, an dem Barbara starb
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Margaret ist 89 und wird zunehmend vergesslicher. Ihre Tochter macht sich darum große Sorgen und würde ihre Mutter am liebsten in einem Altersheim unterbringen.
Margaret kann sich mit diesem Gedanken aber ...

Margaret ist 89 und wird zunehmend vergesslicher. Ihre Tochter macht sich darum große Sorgen und würde ihre Mutter am liebsten in einem Altersheim unterbringen.
Margaret kann sich mit diesem Gedanken aber gar nicht anfreunden. Sie hat fast ihr ganzes Leben in diesem Haus verbracht und ist eine Institution in der Nachbarschaft. Mit den meisten Nachbarn ist sie gut befreundet, vor allem mit Barbara, ihrer direkten Nachbarin.
Leider wird Barbara in einer Februar-Nacht ermordet, sie wurde erdrosselt. Bei ihrem letzten Treffen hatte sie Margaret noch etwas mitgeteilt, aber Margaret kann sich beim besten Willen nicht erinnern. Die Polizei ermittelt, auch die Nachbarn werden zu Verdächtigen und alte Streitigkeiten brechen wieder auf. Man erinnert sich an diesen oder jenen Vorfall, der zwar Jahre her ist, aber doch vielleicht ein Grund für den Mord gewesen sein könnte.
Typisch englische Gepflogenheiten spielen eine große Rolle, so darf die Tasse Tee gegen alle Unwägbarkeiten des Lebens auch hier nicht zu kurz kommen.
Für James, den 15jährigen Enkel von Margaret, ist das alles ganz spannend. Das was er bisher nur aus dem Fernsehen kannte, spielt sich jetzt direkt vor Omas Haustür ab.
Margaret ist in ständiger Zwiesprache mit ihrem vor einem Jahr verstorbenen Ehemann Albert. Die Erinnerung an längst vergangene Zeiten funktioniert wesentlich besser als an das, was gestern passiert ist. Dennoch glaubt sie, es Barbara schuldig zu sein, ihren Mörder zu finden.
Zusammen mit ihrem Enkel versucht sie, den Geschehnissen der letzten Tage nachzuspüren. In den Gesprächen mit seiner Oma lernt James Margaret von einer ganz anderen Seite kennen. Sie erzählt ihm von lange vergangenen Zeiten. Für James sind das ganz wichtige Erfahrungen, es erstaunt Kinder und Enkel doch immer wieder, dass ihre Eltern und Großeltern auch einmal jung waren und ein Vorleben hatten.

Das Buch war für mich nur in zweiter Linie ein Krimi, Margarets Schwierigkeiten mit dem Älterwerden und ihre Erinnerungen an bessere Zeiten nehmen den meisten Raum ein. Es hat mich ein bisschen an Band 4 des Donnerstagsmordclubs erinnert. Dieser Band hatte ebenfalls die Gebrechen älterer Leute in den Blick genommen und war ehrlicher und authentischer als die vorausgegangenen Bände. Dennoch nimmt die Handlung im letzten Viertel des Buches noch einmal spannende Fahrt auf, schließlich will der Fall gelöst werden.
Wir haben es auf jeden Fall mit einem ungewöhnlichen Ermittlerduo zu tun und die Zuneigung der beiden zueinander lässt Generationenkonflikte vergessen.
Ich könnte mir vorstellen, dass James sich in einem Folgeband tatsächlich für eine juristische Ausbildung interessiert. Ob seine Oma dann allerdings noch so tatkräftig dabei sein kann, sei dahingestellt.

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Veröffentlicht am 17.11.2025

Gewalt ist ein Ausdruck von Schwäche

Russische Spezialitäten
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Dmitrij und seine Familie kommen 1990 als Flüchtlinge nach Deutschland und werden in Leipzig sesshaft. Dort eröffnen sie ein kleines Geschäft – Magasin – in dem russische Spezialitäten verkauft werden. ...

Dmitrij und seine Familie kommen 1990 als Flüchtlinge nach Deutschland und werden in Leipzig sesshaft. Dort eröffnen sie ein kleines Geschäft – Magasin – in dem russische Spezialitäten verkauft werden. Für die vielen Aussiedler, die in den 90er Jahren aus dem Osten kommen, ist dieser kleine Laden ein Stück Heimat und Treffpunkt. Selbstverständlich behalten sie auch ihre Sprache bei, im Laden wird Russisch gesprochen und Dimitrij lernt zwar Deutsch in der Schule, kann sich aber auch immer noch in Russisch verständigen, wenn ihm auch hin und wieder die Worte fehlen. Der Laden läuft gut, die Familie fährt mehrere Male im Jahr zum Einkaufen nach Kiew, bis es 2014 mit der russischen Annexion der Krim einen ersten Dämpfer gibt.
2022, als Putin im Februar die gesamte Ukraine angreift, werden aus Freunden plötzlich Feinde. Gleichzeitig erkrankt der Vater ernsthaft und die Familie entschließt sich, den Laden zu schließen. Er läuft auch lange nicht mehr so gut wie in den Jahren und Jahrzehnten zuvor.
Kapitelman bringt diese Zerrissenheit auch innerhalb der Familie deutlich zum Ausdruck. Dmitrij selbst steht auf Seiten der angegriffenen Ukraine, seine Mutter folgt der russischen Propaganda, die sie täglich über das russische Fernsehprogramm empfängt. Die Spaltung trifft aber auch langjährige Freunde, die einen glauben der Putin-Propaganda, die anderen der westlichen Berichterstattung. Mit einigen Freunden in Kiew bricht daher der Kontakt ab, obwohl er doch gerade in Kriegszeiten so notwendig wäre.
Dmitrij weiß sich irgendwann keine andere Lösung mehr, er macht sich auf in die Ukraine, um mit eigenen Augen zu sehen, was dort passiert.
Die alten Freunde der Familie, mit denen sich seine Mutter lange zerstritten hat, nehmen ihn herzlich auf und bewirten ihn großzügig. Sein alter Freund Rustik trifft sich mit ihm und stellt ihm seine Familie vor, vieles scheint normal zu sein, wären da nicht der häufige Bombenalarm sowohl tagsüber als auch in der Nacht und die zerstörten Häuserfronten in den besonders betroffenen Städten.
Es wundert ihn, dass die Menschen dennoch ihr Leben weiterleben, sie treffen sich zum Shoppen, zum Essen, im Park zu einem Spaziergang, nach außen will man Normalität zeigen. Aber da sind dann auch immer die Kriegsversehrten, die im Stadtzentrum betteln und die Menschen daran erinnern, dass dieser Krieg grausam geführt wird und bleibende Wunden hinterlässt. Außerdem wird überall für die Armee rekrutiert und Dmitrij kann dem nur durch seinen deutschen Pass entgehen.
War es vor dem Überfall egal, welcher Sprache man sich bediente, so versuchen die Menschen in Kiew jetzt, das Russische nicht mehr in der Öffentlichkeit zu gebrauchen. Dieses Nebeneinander der beiden Nachbarstaaten, der selbstverständliche Umgang miteinander dürfte auf Jahrzehnte hinweg nicht mehr möglich sein. Da entsteht eine Grenze, die nicht mehr so einfach überwunden werden kann. Zu viel persönliches Leid hat sich dazwischen gestellt. Die Zerrissenheit zeigt sich auch in der Sprache des Buches. In den Kapiteln wechseln die Sprachen, zwischen Deutsch, Russisch, Ukrainisch – wie Gedanken, die sich nicht entscheiden wollen, wohin sie gehören.
Dimitrij wünscht sich, dass die Politik nicht auch noch die Familie auseinandertreibt, für ihn ist es ein Hoffnungsschimmer, dass seine Mutter ihm zumindest gesteht, dass sie während seiner Ukraine-Reise Angst um ihn hatte und sie gesteht ihm damit auch, dass ihre Liebe zu ihm größer ist, als ihre Hörigkeit gegenüber Russland.
Als Leser, der immer im Westen gelebt hat, ist es schwer zu verstehen, wie man hier in Deutschland der Propaganda Russlands verfallen kann und ihr Glauben schenkt. Dafür muss man wohl in der ehemaligen Sowjetunion großgeworden sein und obwohl es einen Grund gab, diese in den 90er Jahren hinter sich zu lassen und im Westen einen neuen Anfang zu suchen, so verklärt sich diese Vergangenheit mit der Zeit doch zusehends.
Putin bedient dieses Heimweh sehr erfolgreich, mir ist diese Putin-Verehrung bei ehemaligen Russen schon häufiger aufgefallen.

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Veröffentlicht am 15.11.2025

Geheimtipp aus der Pfalz

Letzte Lese
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Ein alter Winzer wird übel zugerichtet unter seinem Traubenvollernter gefunden. Kurz später wird im gleichen Dorf ein Polizist überfahren. Kann es sich hier um Zufall handeln? Das Dorf Nussdorf ist nicht ...

Ein alter Winzer wird übel zugerichtet unter seinem Traubenvollernter gefunden. Kurz später wird im gleichen Dorf ein Polizist überfahren. Kann es sich hier um Zufall handeln? Das Dorf Nussdorf ist nicht gerade der Hotspot der Gewaltverbrechen, dennoch beginnen Kommissar Frank Achill und seine Kollegin Verena Bertling mit ersten Nachforschungen, vor allem nachdem bei beiden Toten Einstichstellen gefunden wurden.

Allerdings hat das Kommissariat Rheinpfalz einen neuen Oberstaatsanwalt, der sich in die Ermittlungen einmischt und die beiden Kommissare an die Kette legt. So bleibt Achill und Bertling nichts weiter übrig, als ihre Freunde und Hobby-Ermittler André Sartorius und seine Mitbewohnerin Irina Worobjowa um Unterstützung zu bitten.

Das allerdings hat für Irina ungeahnte Konsequenzen.



Ittensohns Krimis spielen in Speyer und der Südpfalz und der Wein spielt fast immer eine herausragende Rolle. Der Autor ist außerdem Wein- und Kulturbotschafter, er versteht also etwas vom Wein und das bringt er in seinen Büchern auch zum Ausdruck.

Hier geht die Handlung allerdings weit über das Winzermilieu hinaus. Ittensohn thematisiert z. B. die Veränderungen, manchmal sogar den Generalverdacht, den russische Staatsbürger seit dem Überfall Putins auf die Ukraine bei ihren deutschen Mitbürgern erleben. Hierunter hat vor allem Irina zu leiden, die in die Fänge der Justiz gerät. Eine parallele Handlung, die im Schwarzen Meer ihren Anfang nimmt, zeigt allerdings, dass Misstrauen auch angezeigt sein kann.



Thema sind außerdem die Ölvorkommen der Südpfalz, die eigentlich weitestgehend erschöpft sind, aber doch noch manchen Umweltschützer auf die Barrikaden rufen. Die Angst vor Fracking treibt auch die Biowinzer um.



Ich hatte bisher den Folgeband „Winzerkrieg“ gelesen, bin also in der falschen Reihenfolge unterwegs. Man kommt als Quereinsteiger jederzeit problemlos in die jeweilige Geschichte hinein. Es gibt zwar hin und wieder Verweise auf Vorgängerbände, aber das stört den Lesefluss nicht und beeinträchtigt auch nicht das Verständnis.

Ittensohn greift regionale Bezüge auf, so wird der Protest der Winzer zu einem Bauernkrieg 2.0, der erste fand 1525 statt.

Die Scheingefechte zwischen André und Irina lockern den Lesefluss auf und sind sowieso nur Ausdruck ihrer großen Zuneigung zueinander.

Viele Perspektivenwechsel erhöhen die Spannung. Gerade zum Schluss hin wechselt die Handlung von einem Schauplatz zum anderen, auch zeitlich erleben wir Sprünge vor und zurück und von einem Protagonisten zum anderen.

Die Juristerei spielte in diesem Band eine stärkere Rolle als im Folgeband, was aber auch dem Auftreten des dominanten Oberstaatsanwalts geschuldet war. Mir war relativ schnell klar, wo der Schuldige zu finden war, schwierig wurde es aber, ihm die Tat auch nachzuweisen. Es ging auch um juristische Kniffe und mit welchen Argumenten man sich aus der Verantwortung stehlen kann. So fieberte der Leser bis zum Schluss mit, ob der Gerechtigkeit Genüge getan werden kann.

Den "Geheimtipp" aus der Pfalz empfehle ich mit voller Punktzahl gerne weiter


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Veröffentlicht am 14.11.2025

War es Mord oder Selbstmord?

Winzerkrieg
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Auf den Autor war ich durch eine Lesung auf einem Weingut in Rohrbach in der Pfalz aufmerksam geworden. Kombiniert mit Weinprobe und einem mehrgängigen Menü war es eine perfekte Mischung für einen gelungenen ...

Auf den Autor war ich durch eine Lesung auf einem Weingut in Rohrbach in der Pfalz aufmerksam geworden. Kombiniert mit Weinprobe und einem mehrgängigen Menü war es eine perfekte Mischung für einen gelungenen Abend.

Uwe Ittensohn stellte dort seinen neuesten Krimi „Winzerkrieg“ vor, die Kapitel, die er vorlas, machten Lust auf mehr und ich habe nicht bereut, mir das Buch gekauft zu haben.

Die Protagonisten auf Ermittlerseite sind der Kriminalhauptkommissar Frank Achill sowie André Sartorius, eigentlich Stadtführer in Speyer, der aber immer wieder in die Aufklärung von Kriminalfällen hineingerät. Dieses Mal findet er sogar eine Leiche beim Joggen am Speyerer Rheinufer. Seiner Mieterin Irina waren rote Spuren an einem abgestellten Auto beim Kanuhaus aufgefallen und tatsächlich finden die beiden im Auto die Leiche eines Deidesheimer Winzers. Die Tatwaffe fehlt, also geht die Polizei von Mord aus, allerdings hat der Tote einen Abschiedspost auf Facebook hinterlassen, was wiederum auf einen Selbstmord hindeuten würde.

Die Ermittlungen konzentrieren sich recht bald auf die Ex-Frau des Winzers Celi, auch Sally genannt und ihre neue Partnerin, eine Winzerkollegin des toten Kuno Körber aus Deidesheim. In Rückblenden lernen wir sowohl Körber als auch seine Frau besser kennen. Kuno hatte Celi während eines Praktikums auf einem Weingut in Spanien kennengelernt. Schon damals hatten sich die Familien einer Verbindung der beiden entgegengestellt, in Spanien hatte man die Stieftochter verstoßen, der Vater Kunos in Deidesheim war schon zu krank, um seine Ablehnung noch so offen zeigen zu können. Die Ehe der Körbers hatte über 20 Jahre Bestand, zum Schluss war sie so zerrüttet, dass Celi ihren Mann verließ. Unterhalt konnte sie nicht durchsetzen, weil das Weingut ihres Mannes immer noch hoch verschuldet war, vor allem nach durchgeführten, aber nie genehmigten Bauprojekten, aus denen sich kein Gewinn ziehen ließ.

Der Leser schwankt in seinen eigenen „Ermittlungen“ und Mutmaßungen hin und her, kann man den beiden eher zierlichen Frauen tatsächlich einen so grausamen Mord zutrauen, gab es in den verschwiegenen Winzerkreisen in Deidesheim noch mehr Menschen, die mit Körber eine offene Rechnung hatten?

Während der Kommissar und seine Mitarbeiterin sich auf die beiden Frauen konzentrieren, geht André Sartorius von Anfang an in seinen Ermittlungen eigene Wege. Ihm fallen Dinge auf, die für die Ermittlungen der Polizei noch gar keine Rolle spielen. Etwas gesetzeswidrig verschafft er sich Zugang zu Körbers Weinkeller und Werkstatt und sucht dort nach Spuren, die ihm einen Hinweis oder eine Antwort auf seine Vermutungen geben könnten.

Der Krimi hat neben Spannung sehr viel Lokalkolorit, die vorkommenden Personen sprechen noch Pälzisch, was der Autor, wie wir bei der Lesung erleben konnten, auch perfekt beherrscht. Ich bin sicher, auch die Ortsbeschreibungen in Deidesheim und Forst entsprechen den Tatsachen. Gut gefallen haben mir auch die „Generationenkonflikte“ zwischen André und Irina und die humorvollen Seitenhiebe auf die Deutsche Bahn. Überhaupt kommt der Humor im Buch nicht zu kurz und die Pfälzer werden treffend charakterisiert. Der Autor hat dem Volk aufs Maul geschaut.

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