War es Mord oder Selbstmord?
Auf den Autor war ich durch eine Lesung auf einem Weingut in Rohrbach in der Pfalz aufmerksam geworden. Kombiniert mit Weinprobe und einem mehrgängigen Menü war es eine perfekte Mischung für einen gelungenen ...
Auf den Autor war ich durch eine Lesung auf einem Weingut in Rohrbach in der Pfalz aufmerksam geworden. Kombiniert mit Weinprobe und einem mehrgängigen Menü war es eine perfekte Mischung für einen gelungenen Abend.
Uwe Ittensohn stellte dort seinen neuesten Krimi „Winzerkrieg“ vor, die Kapitel, die er vorlas, machten Lust auf mehr und ich habe nicht bereut, mir das Buch gekauft zu haben.
Die Protagonisten auf Ermittlerseite sind der Kriminalhauptkommissar Frank Achill sowie André Sartorius, eigentlich Stadtführer in Speyer, der aber immer wieder in die Aufklärung von Kriminalfällen hineingerät. Dieses Mal findet er sogar eine Leiche beim Joggen am Speyerer Rheinufer. Seiner Mieterin Irina waren rote Spuren an einem abgestellten Auto beim Kanuhaus aufgefallen und tatsächlich finden die beiden im Auto die Leiche eines Deidesheimer Winzers. Die Tatwaffe fehlt, also geht die Polizei von Mord aus, allerdings hat der Tote einen Abschiedspost auf Facebook hinterlassen, was wiederum auf einen Selbstmord hindeuten würde.
Die Ermittlungen konzentrieren sich recht bald auf die Ex-Frau des Winzers Celi, auch Sally genannt und ihre neue Partnerin, eine Winzerkollegin des toten Kuno Körber aus Deidesheim. In Rückblenden lernen wir sowohl Körber als auch seine Frau besser kennen. Kuno hatte Celi während eines Praktikums auf einem Weingut in Spanien kennengelernt. Schon damals hatten sich die Familien einer Verbindung der beiden entgegengestellt, in Spanien hatte man die Stieftochter verstoßen, der Vater Kunos in Deidesheim war schon zu krank, um seine Ablehnung noch so offen zeigen zu können. Die Ehe der Körbers hatte über 20 Jahre Bestand, zum Schluss war sie so zerrüttet, dass Celi ihren Mann verließ. Unterhalt konnte sie nicht durchsetzen, weil das Weingut ihres Mannes immer noch hoch verschuldet war, vor allem nach durchgeführten, aber nie genehmigten Bauprojekten, aus denen sich kein Gewinn ziehen ließ.
Der Leser schwankt in seinen eigenen „Ermittlungen“ und Mutmaßungen hin und her, kann man den beiden eher zierlichen Frauen tatsächlich einen so grausamen Mord zutrauen, gab es in den verschwiegenen Winzerkreisen in Deidesheim noch mehr Menschen, die mit Körber eine offene Rechnung hatten?
Während der Kommissar und seine Mitarbeiterin sich auf die beiden Frauen konzentrieren, geht André Sartorius von Anfang an in seinen Ermittlungen eigene Wege. Ihm fallen Dinge auf, die für die Ermittlungen der Polizei noch gar keine Rolle spielen. Etwas gesetzeswidrig verschafft er sich Zugang zu Körbers Weinkeller und Werkstatt und sucht dort nach Spuren, die ihm einen Hinweis oder eine Antwort auf seine Vermutungen geben könnten.
Der Krimi hat neben Spannung sehr viel Lokalkolorit, die vorkommenden Personen sprechen noch Pälzisch, was der Autor, wie wir bei der Lesung erleben konnten, auch perfekt beherrscht. Ich bin sicher, auch die Ortsbeschreibungen in Deidesheim und Forst entsprechen den Tatsachen. Gut gefallen haben mir auch die „Generationenkonflikte“ zwischen André und Irina und die humorvollen Seitenhiebe auf die Deutsche Bahn. Überhaupt kommt der Humor im Buch nicht zu kurz und die Pfälzer werden treffend charakterisiert. Der Autor hat dem Volk aufs Maul geschaut.