Cover-Bild Lied der Weite
Band 2 der Reihe "Ein Holt Roman"
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 12.01.2018
  • ISBN: 9783257070170
Kent Haruf

Lied der Weite

Rudolf Hermstein (Übersetzer)

Victoria, siebzehn und schwanger, wird von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt. Da überredet ihre Lehrerin Maggie die Brüder McPheron, zwei alte Viehzüchter, das Mädchen bei sich aufzunehmen. Ein erst widerwilliger Akt der Güte, der das Leben von sieben Menschen in der Kleinstadt Holt in Colorado umkrempelt und verwandelt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2020

Das Leben, so wie es ist

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Der amerikanische Autor Kent Haruf, der leider 2014 schon verstorben ist, widmet sich in seinem Buch "Lied der Weite", dem Leben in der fiktiven amerkanischen Kleinstadt Holt in Colorado. Seine Protagonisten ...

Der amerikanische Autor Kent Haruf, der leider 2014 schon verstorben ist, widmet sich in seinem Buch "Lied der Weite", dem Leben in der fiktiven amerkanischen Kleinstadt Holt in Colorado. Seine Protagonisten sind ganz normale Leute, die kein spektakuläres Leben leben. Es sind vielmehr Viehzüchter, Lehrer, Schüler, alte Damen, deren Leben er schnörkellos, präzise und irgendwie bodenständig beschreibt.

Er fokussiert sich auf 7 Charaktere dieser kleinen Stadt und schreibt aus deren Perspektiven. Die Leben seiner Figuren sind schon deshalb miteinander verwoben, weil sie alle in einer Kleinstadt leben, in der Jeder Jeden kennt und ein Geheimnis nicht lange ein Geheimnis bleibt.

Da ist die 17jährige Victoria, die ungewollt schwanger geworden ist und von ihrer lieblosen Mutter auf die Straße gesetzt wird. Sie wendet sich in ihrer Not an ihre Lehrerin, die die Idee hat, sie bei zwei älteren Viehzüchtern, die ein tristes Junggesellendasein führen, unterzubringen.Es gibt aber auch die Perspektive des Highschoollehrer's Tom Guthrie, der sich mit dem ungehörigen und respektlosen Verhalten eines Schülers auseinandersetzen muss und die Sichtweise seiner zwei kleinen Söhne, die nicht wissen wieso sich die eigene Mutter den ganzen Tag im abgedunkelten Zimmer aufhält und nicht für sie da sein kann. Doch auch ihre Sichtweise wird gehört, ebenso wie die zwei alten Junggesellen von Kent Haruf eine Stimme bekommen.

Die Geschichte ist leise und so gefühlvoll erzählt, dass man Tränen in den Augen hat, sei es vor Rührung oder manchmal vor Schreck. An anderer Stelle ist es brutal, weil der Autor mit einer Präzision jede Kleinigkeit beschreibt und das auch bei unschönen Momenten z. B. als ein Pferd obduziert wird ,um herauszufinden, woran es erkrankt war. Man kann sich durch den Schreibstil Haruf's einfach wunderbar in die Menschen, die er porträtiert und die Situationen , die er beschreibt, hineindenken.

Ich habe den Roman kaum aus der Hand legen können und ihn in kürzester Zeit zu Ende gelesen. Es hat mir einfach wahnsinnig gut gefallen.

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Veröffentlicht am 26.09.2019

Wenn Menschlichkeit Hürden überwindet

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"Lied der Weite" ist ein Buch, dass mich gerade aufgrund seiner ruhigen Art sehr begeistert hat. Kent Haruf versteht es ohne viel Tamtam eine Geschichte zu inszenieren, die einen einfach mitnimmt. Für ...

"Lied der Weite" ist ein Buch, dass mich gerade aufgrund seiner ruhigen Art sehr begeistert hat. Kent Haruf versteht es ohne viel Tamtam eine Geschichte zu inszenieren, die einen einfach mitnimmt. Für mich ist sie eine Beschreibung des Lebens mitsamt Hindernissen, die umgangen und beseitigt werden müssen. Und auf dem Weg begleiten einen immer wieder Menschen, die einem helfen und nur das Beste wollen und andere, die alles ins Wanken bringen, obwohl man ihnen vertraut und ihre Unterstützung gebraucht hätte. Es ist eine Geschichte vom Geben und Nehmen. Von flüchtenden Zuständen, dem nie wirklich ankommen und der eigentlichen Herausforderungen - dem Leben, der Liebe und der Menschlichkeit.

In diesem Fall dreht sich vieles um das Mädchen Victoria Roubideaux. Sie ist schwanger, wird daraufhin von ihrer Mutter verstoßen und versucht nun ihr Leben zu meistern. Sie ist erst 17 Jahre alt und geht eigentlich noch zur Schule. Victoria vertraut sich der Lehrerin Maggie an, die versucht ihr zu helfen und ihr eine Unterkunft zu besorgen. Abseits von allem, kommt sie dann in der ruhigen Einöde bei den Brüdern McPheron unter. Gerade für die beiden ist dies eine sehr gewöhnungsbedürftige Situation, denn die Viehzüchter haben ihr ganzes Leben noch nie wiklich mit einer Frau zutun gehabt, geschweige denn mit einem Kind. Sich versuchen sich anzunähern und Victoria während der Schwangerschaft zu unterstützen. Doch eines Tages führt sie der Vater des Kindes, kurz vor der Geburt, erneut auf Abwege.

Auch wenn es jetzt nicht das handlungsstärkste Buch ist, finde ich es beinahe großartig und nahezu für jeden passend - Das mag mitunter auch Kent Harufs Stärke sein. Man liest ihn/es gern und hat eigentlich kaum bis keine Kritikpunkte zu äußern. Es ist ein Blick in die Weite, in die Zukunft. Ein Blick aufs Land. Ein Blick zum Leben selbst. Für mich ist es auch noch nachhallend ein sehr eindrucksvoller Roman. Der einzige Nachteil: man kein einfach gar nicht so viel zu diesem Buch sagen. Es ist wie es ist, ruhig und toll.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Teil 1 einer Trilogie über das einfache Leben in Holt

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Das ist der 1. Teil einer Trilogie über das Leben in der fiktiven Kleinstadt Holt irgendwo in Colorado. Ich habe aus Unwissen den 2. Teil „Abendrot“ zuerst gelesen und daher war die Handlung sehr absehbar ...

Das ist der 1. Teil einer Trilogie über das Leben in der fiktiven Kleinstadt Holt irgendwo in Colorado. Ich habe aus Unwissen den 2. Teil „Abendrot“ zuerst gelesen und daher war die Handlung sehr absehbar für mich. Aber trotzdem hatte ich schöne Lesestunden, weil ich den Stil und die Sprache des Autors sehr mag. Er schreibt in einer Ruhe und Gleichmut, die für manche fast schon gleichgültig wirken könnte. Das macht aber meiner Meinung nach, den Charme des Buches aus. Egal was passiert, man nimmt es erstmal so hin und schaut dann weiter.

Die Hauptrolle spielt die 17 jährige Victoria, die schwanger von ihrer Mutter vor die Türe gesetzt wird. In ihrer Not wendet sie sich an ihre Lehrerin Maggie. Diese ist sehr praktisch veranlagt und kümmert sich um das Nötigste. Nach einiger Zeit bringt sie das junge Mädchen zu den Brüdern McPheron. Raymond und Harold, sind alte Viehzüchter, die außer dem einfachen Leben als Farmer nichts kennen.

Tom Guthrie ist Geschichtslehrer, Vater von Ike und Bobby und mit den McPherons befreundet. Er muss die Trennung von seiner psychisch kranken Frau verarbeiten und gibt sein Bestes für die Jungs.

Der Autor hat in diesem Buch einen Schwerpunkt auf das Landleben und die Tiere gelegt. Er beschreibt z.B. sehr genau die Kalbung eines Rindes oder die Obduktion eines Pferdes. Mit hat das gefallen, aber ich glaube damit kann nicht jeder was anfangen.

Ich freue mich auf jeden Fall auf den abschießenden 3. Band und bedauere sehr, dass der Autor schon verstorben ist.

Veröffentlicht am 28.01.2019

Fasziniert mit ruhigem Schreibstil

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Der verstorbene amerikanische Autor "Kent Haruf" hat den berührenden Roman "Lied der Weite" geschrieben, welcher im "Diogenes Verlag" erschienen ist. Umhüllt von Leinenband beinhaltet die Geschichte 384 ...

Der verstorbene amerikanische Autor "Kent Haruf" hat den berührenden Roman "Lied der Weite" geschrieben, welcher im "Diogenes Verlag" erschienen ist. Umhüllt von Leinenband beinhaltet die Geschichte 384 Seiten.

Mit 17 Jahren wird Victoria vor die Tür gesetzt. Sie ist schwanger, verlassen worden von ihrem Freund und seither einsam. Ihrer Lehrerin Maggie bietet ihr eine Bleibe bei den Brüdern McPheron, zwei Viehzüchter. Das Leben von sieben Menschen wird in der Kleinstadt Holt in Colorado komplett auf den Kopf gestellt.

Nach dem Bestseller "Unsere Seelen bei Nacht" von Kent Haruf ist auch dieser Roman neu aufgelegt worden. Der unverkennbare, ruhige Schreibstil ist in der Handlung erhalten geblieben. Anders als bei klassischen Belletristik-Büchern gelingt es Kent Haruf Spannung aufzubauen ohne viel Schnickschnack.

Die fiktive Kleinstadt Holt in Colorado bildet den Mittelpunkt seiner Geschichte. Eine einfache und ruhige Stadt, die aber den Alltag von sieben Menschen umkrempelt und vielfältiger nicht sein könnte. Bei dem Schreibstil fällt dabei die Eintönigkeit auf. Die wörtliche Rede wird ohne Anführungszeichen geführt und verschwimmt mit der Erzählung. Das wollige Gefühl wird dadurch nicht gestört.

Bei sieben Charakteren ist die Tiefgründigkeit auf 384 Seiten keine Leichtigkeit, was aber Kent Haruf mit Bravur meistert. Victoria erfährt zu Beginn in ihren jungen Jahren starke Schicksalsschläge. Die Ablehnung der Mutter, kein Dach über dem Kopf und dann ein neues Leben schaffen. Die Brüder McPheron sind nachvollziehbar skeptisch und wissen nicht, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollen. Der Zwiespalt und die Emotionen werden schlicht verpackt, treffen aber direkt und sind mitreißend. Mitfühlend erlebt man das Zusammenleben.

Tiefgang entsteht ebenfalls durch den Wechsel der Protagonisten. Die Gefühle von Victoria und Einblicke in das Leben ihrer Lehrerin werden offen gelegt. Gleichzeitig kämpfen Tom Guthrie und seine Söhne Ike und Bobby Guthrie für ein normales und bodenständiges Leben. Die Charaktere werden hierbei liebenswert beschrieben. Schicksale, Sorgen, Ängste und andererseits Freude, Liebe und Zuneigung, die die Mitbewohner der Kleinstadt Holt widerfahren. Als Leser liest man die Zeilen und hat das Gefühl, als wäre man vor Ort.

Sieben Menschen und dessen Erlebnisse werden mit Tiefgründigkeit emotional beschrieben. Ein faszinierender Roman mit typischem Schreibstil des Autors Kent Haruf!

Veröffentlicht am 02.05.2018

Lied der Weite

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In Kent Harufs Roman „Lied der Weite“ ist die Kleinstadt Holt in Colorado Mittelpunkt und Hauptperson gleichzeitig. Die Geschichte spielt in einer ungenannten Zeit, auf Grund der Beschreibung von Technik ...

In Kent Harufs Roman „Lied der Weite“ ist die Kleinstadt Holt in Colorado Mittelpunkt und Hauptperson gleichzeitig. Die Geschichte spielt in einer ungenannten Zeit, auf Grund der Beschreibung von Technik würde ich die frühen 60iger Jahre annehmen. Es sind wenige Figuren die dieses Buch prägen, in einzelnen den einzelnen Kapiteln werden sie jeweils in den Vordergrund gestellt um dann zum Ende doch zu einem Ganzen zu werden.

Da ist die 17jährige Victoria, die ungewollt schwanger wurde und von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt wird. Sie vertraut sich ihrer Lehrerin Maggie Jones an. Die bringt Victoria bei zwei alten Farmerbrüdern, den MacPhersons unter, die unbeeindruckt vom Lauf der Jahre ihr Land bestellen. Sie sind ein wenig eigenbrötlerisch und kauzig, aber von einer anrührenden Menschlichkeit.

Dann gibt es noch Tom Guthrie, Lehrerkollege von Maggie, der mit seinen zwei Söhnen allein lebt. Seine Frau litt schon sehr lange unter Depressionen und hat die Familie verlassen um bei ihrer Schwester zu leben. Tom hilft ab und zu auf der Farm der MacPherson, dort halten sich auch seine zwei Söhne gerne auf. In der Schule hat Tom ziemlich Probleme, denn einer seiner Schüler, der verwöhnte Sohn der Beckmans, spielt gedeckt von seinen einflussreichen Eltern und einer konfliktscheuen Schulleitung übel auf. Mit Maggie verbindet ihn wohl mehr, als nur der gemeinsame Arbeitgeber.
Sicher sind die MacPhersons die Personen, die mir am stärksten im Gedächtnis bleiben werden. Unbeirrt, gütig und wortkarg nehmen sie sich des jungen Mädchens an und verändern sich zu ihrer eigenen Überraschung zu einer Art liebevoller Ersatzonkels für Victoria, der Wohl ihnen bald sehr wichtig wird.

Es gibt keine großen Spannungsbögen in diesem Buch, die Stadt und ihre Menschen mit allen ihren zwischenmenschlichen Problemen werden wie in einer Chronik erzählt. Sehr ruhig, sehr zurückgenommen und immer sehr einfühlsam. Wenn es auf den ersten Blick auch wie eine schlichte Erzählung wirkt, steckt doch so viel Weisheit und Menschenliebe in den Zeilen, dass es mir noch lange im Gedächtnis blieb. Vielleicht hat mich das Buch deshalb so beeindruckt, weil es wie aus der Zeit gefallen scheint und doch zeitlos aktuell ist.

Kent Haruf ist leider schon verstorben, sein Werk deshalb auch überschaubar, aber nicht zu übersehen.