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Veröffentlicht am 22.07.2024

Kann den Hype nicht ganz nachvollziehen

Yellowface
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„Yellowface“ ist ein Buch an dem man in diesem Jahr nicht vorbeikam.

Nicht nur im Netz gab es einen riesigen Hype, auch in den Buchhandlungen lag das Buch der Autorin gleich stapelweise aus.



Dabei ...

„Yellowface“ ist ein Buch an dem man in diesem Jahr nicht vorbeikam.

Nicht nur im Netz gab es einen riesigen Hype, auch in den Buchhandlungen lag das Buch der Autorin gleich stapelweise aus.



Dabei geht Rebecca F. Kuang mit der Buchbranche nicht gerade zimperlich um in ihrem Roman.

June Hayward und ihre Bekannte aus Studientagen Athena Liu sind junge Schrifstellerinnen. Nur ist Athena erfolgreich und June landet schon mit ihrem Debüt einen Flop. June mutmaßt, das läge nicht etwa an mangelndem Talent sondern vielmehr daran, dass Athena einen amerikanisch chinesischen Background hat, während sie selbst keiner gefragten Minderheit angehört sondern einfach nur eine weiße Frau ist. Langweilig!

Als Athena im Beisein von June auf tragische Weise verstirbt, klaut die verschmähte Schriftstellerin ein noch unbekanntes Buchmanuskript aus der Wohnung der Toten, schreibt es ein wenig um und veröffentlicht es unter ihrem Namen, bzw. unter ihrem neuen Pseudonym Juniper Song.

Das Buch wird ein Bestseller und endlich erfährt June Anerkennung und Ruhm und verdient ein Honorar von dem sie früher kaum zu träumen wagte. Man ahnt, dass sie damit nicht durchkommt und tatsächlich gibt es Zweifler und fiese Attacken im Netz gegen June. Als Leser ertappt man sich aber tatsächlich dabei, Sympathien und Mitleid für June zu entwickeln, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Geschichte aus Sicht der Plagiatorin geschrieben ist, die sich ihre Schuld auch permanent schönredet.

Die Geschichte liest sich flüssig und spannend und gewährt interessante Einblicke in die Verlagswelt. Leider hat man den Eindruck, dass die Autorin nach einem fesselnden Beginn nicht so recht wusste wie sie diesen Roman schlüssig beenden könnte. Im letzten Drittel des Buches, in dem June zunehmend unter Wahnvorstellungen leidet, hat mich die Autorin irgendwie verloren. Das Ende war leider etwas dünn und enttäuschend. Deshalb kann ich das Buch nur bedingt empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Ein Blick in die irische Seele

Feuerjagd
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Tana French ist für mich schon lange eine sehr besondere Autorin.

Sie schreibt literarische Spannungsromane , die ich schon alleine aufgrund der schönen Sprache sehr schätze. Diese Romane spielen immer ...

Tana French ist für mich schon lange eine sehr besondere Autorin.

Sie schreibt literarische Spannungsromane , die ich schon alleine aufgrund der schönen Sprache sehr schätze. Diese Romane spielen immer in ihrem Heimatland Irland. Die Autorin fängt die Eigenart der Menschen ganz wunderbar in ihren Charakteren ein und sie beschreibt Landschaften so, dass man sie als Leser fühlen kann.

„ Feuerjagd“ ist zwar ein 2.Teil, der in dem kleinen fiktiven irischen Dorf Ardnakelty spielt, man kommt aber auch gut zurecht, wenn man den 1. Band „ Der Sucher“ nicht gelesen hat.

Cal Hooper ist ein ehemaliger Cop aus Chicago, der sich in dem verschlafenen Nest zur Ruhe gesetzt hat. Er hat die junge Theresa ( Trey) unter seine Fittiche genommen und ihr den Umgang mit Holz beigebracht. Zusammen restaurieren die beiden alte Möbel und nehmen von den Dorfbewohnern kleinere Aufträge an. Dann taucht Johnny Reddy, Trey‘s Vater nach Jahren der Abwesenheit plötzlich auf und bringt Unruhe in die Dorfgemeinschaft, denn er hat den zwielichtigen Cillian Rushborough im Schlepptau der freundlicher tut als er ist.

Tana French lässt sich ganz viel Zeit die Charaktere einzuführen und die Geschichte in Gang zu bringen. Ich kann nachvollziehen, dass der Roman manch einem Leser zu langatmig erscheinen mag. Die Geschichte ist absolut Charakter getrieben. Auch wenn man eine zunehmende Bedrohung spürt, kommt der große Knall doch erst im letzten Drittel des Buches.

Es geht um die interessanten Dynamiken innerhalb einer kleinen Dorfgemeinschaft, Klatsch, Intrigen und Rache, um komplizierte Familienbande und letztendlich Mord.

Besonders gefallen haben mir in dem Buch aber die vielen Gespräche des zugezogenen Cal mit den Dorfbewohnern, die in der Regel etwas anderes sagen , als was sie wirklich meinen. Cal wird mit der Zeit immer besser im „ zwischen den Zeilen lesen“ und der Leser wird hier dankenswerter Weise immer mitgenommen.

Sollte es, wie ich gehört habe noch einen 3. Teil der Geschichte geben, bin ich sicherlich wieder an Bord.

Tana French ist eine großartige Geschichtenerzählerin.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Überlebensinstinkt

Herz auf Eis
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Louise und Ludovic sind ein ungleiches Paar. Sie ist besonnen, vielleicht ein bisschen ernst, während er leichtfüßig und sorglos und immer fröhlich durchs Leben geht. Er langweilt sich im ewigen Einerlei ...

Louise und Ludovic sind ein ungleiches Paar. Sie ist besonnen, vielleicht ein bisschen ernst, während er leichtfüßig und sorglos und immer fröhlich durchs Leben geht. Er langweilt sich im ewigen Einerlei von Paris und überredet Louise schließlich ein Sabbatjahr zu nehmen, um auf Abenteuerreise zu gehen. Louise lässt sich von seinem Enthusiasmus mitziehen . Sie hat Erfahrung als Hobbybergsteigerin und traut sich zusammen mit dem begeisterten Segler Ludovic zu, die Welt per Segelboot zu entdecken.

Dass es eine Reise auf Leben und Tod werden wird, hätte keiner der beiden Großstädter je gedacht.

Doch sie stranden auf einer unbewohnten Insel vor Kap Hoorn, eine Insel, die unter Naturschutz steht und die sie gar nicht betreten dürften.

Während ihrer Inselerkundung ändert sich das Wetter. Ein Sturm zieht auf und ihre Segeljacht sinkt, so dass sie gefangen sind auf einem Eiland mit Pinguinen und Robben, die sie sehr bald gezwungen sind zu jagen, um nicht zu verhungern.

Der Existenzkampf der Gestrandeten ist nichts für schwache Nerven. Schonungslos berichtet die Autorin aus Sicht von Louise, was es heißt nur noch das Überleben im Fokus zu haben. Wie ändert sich die Paarbeziehung und wie lebt man nach der Katastrophe weiter, wenn es tatsächlich nur einem gelingt zu überleben.

Die Geschichte habe ich als sehr authentisch empfunden. Automatisch stellt man sich die Frage was man selbst getan hätte, wäre man in eine derart ausweglose Situation geraten. Isabelle Autissier schafft es in ihrem Roman ohne auszuschweifen Fragen über Urinstinkte , Menschlichkeit und Schuld aufzuwerfen. Es war eine spannende Lektüre mit Tiefgang, die mich noch eine Weile beschäftigen wird.

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Veröffentlicht am 11.07.2024

Ein Familienroman, wie ich ihn liebe

Treibgut
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Der Roman spielt auf Cape Cod, einer wunderschönen Halbinsel in New England mit endlosen Stränden im Einzugsgebiet von Boston. Bei dem Setting könnte man sofort die Koffer packen…. , passt leider nicht, ...

Der Roman spielt auf Cape Cod, einer wunderschönen Halbinsel in New England mit endlosen Stränden im Einzugsgebiet von Boston. Bei dem Setting könnte man sofort die Koffer packen…. , passt leider nicht, aber hin träumen das geht dann doch mit diesem Roman ganz hervorragend.

Wir begleiten die Familie Gardner, 5 Menschen deren Perspektive abwechselnd die Geschichte eines Sommers von April bis Oktober vorantreibt. Es beginnt mit dem Vater Adam, einem Wissenschaftler, der sich sein Leben lang mit Walen beschäftigt hat. Er leidet unter einer bipolaren Störung, hat diese aber dank seiner guten Medikamenteneinstellung im Griff. Kurz vor seinem 70sten Geburtstag , an dem er eine große Entdeckung mit der Welt teilen möchte, trifft er die fatale Entscheidung seine Pillen abzusetzen, um wieder leistungsfähiger zu sein.

Adam hat 2 Kinder, Abby und Ken, die er seiner Meinung nach ganz großartig alleine großgezogen hat. Nach Meinung seiner Kinder lief das Aufwachsen nach dem Tod der Mutter weniger optimal ab. Die Geschwister waren sehr oft in ihrer Kindheit auf sich alleine gestellt, weil der Vater immer mal wieder ohne Vorankündigung verschwand.



Abby ist die Künstlerin der Familie und seit kurzem schwanger von ihrem Jugendfreund David, der aber verheiratet ist und nichts von dem Baby ahnt.

Ihr Bruder Ken wirkt nach außen hin sehr erfolgreich, hat ein lukratives Einkommen , zwei wohlgeratene Teenietöchter und eine Ehefrau, auf die er sich verlassen kann, die ihn sowohl bei der Organisation der Geburtstagsparty für den Vater unterstützt als auch bei seinen politischen Ambitionen. Doch die Ehe steckt in der Krise und ein Kindheitstrauma lässt ihn nicht los.

Jenny ist eigentlich Abby‘s beste Freundin, doch nach der Hochzeit mit Ken hat sich die Freundschaft verändert. Die Frauen sind nicht mehr so ehrlich zueinander. So ahnt Abby nichts von der Ehekrise und Jenny‘s wachsendem Alkoholproblem.

Die 5. Person ist eine Fremde die sich der Familie annähert. Auch Steph sind eigene Kapitel gewidmet. Was sie von den Gardner‘s will erfährt man dann nach und nach .



Ich mochte diesen Familienroman sehr. Die Autorin beschreibt eindrucksvoll das Auseinanderbrechen einer Familie , erzählt von dunklen Familiengeheimnissen und unbearbeiteten Kindsheitstraumata und seinen Folgen. In die Gefühlswelt der Charaktere konnte ich mich sehr gut einfühlen und auch der Sprachstil von Adrienne Brodeur hat mich sofort gecatcht .Zeitlich ist der Roman eingebettet kurz vor der Präsidentschaftswahl 2016, dem Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und Donald Trump, was ich auch sehr spannend fand.

Das Buch war eine tolle tiefgründige, unterhaltsame Sommerlektüre und ein Highlight für mich, dass ich sehr gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 09.07.2024

Ida‘s Geschichte

Windstärke 17
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Wer sich nach dem tollen Debüt von Caroline Wahl eine Fortsetzung gewünscht hat, der hat sie jetzt mit „Windstärke 17„ bekommen.

Ein paar Jahre sind ins Land gegangen und Tilda unsere Hauptprotagonistin ...

Wer sich nach dem tollen Debüt von Caroline Wahl eine Fortsetzung gewünscht hat, der hat sie jetzt mit „Windstärke 17„ bekommen.

Ein paar Jahre sind ins Land gegangen und Tilda unsere Hauptprotagonistin aus dem 1. Teil hat mit Viktor eine Familie gegründet und lebt in Hamburg. Der plötzliche Tod der Mutter hat Ida nachhaltig traumatisiert. Als ihre Schwester ihr eine Fahrkarte nach Hamburg schickt, kann Ida sich jedoch nicht überwinden Zuflucht bei Tilda , Viktor und den Kindern zu suchen. Sie muss ihren eigenen Weg finden mit der Trauer fertig zu werden.

So landet sie auf Rügen, lernt Marianne und Knut und Leif kennen, und diese zunächst fremden Menschen werden schnell zu Freunden und auch zu einer Art Familie für Ida.
Und neben dem ganzen Leid, darf Ida sich zum ersten Mal richtig verlieben.

Die Geschichte ist hoch emotional. Die Autorin schafft es wieder, dass man sich sehr gut in die Charaktere einfühlen kann. Ich mochte 22 Bahnen allerdings ein kleines bisschen lieber.

Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass in diesem Buch auch die Hintergründe der anderen Figuren vertieft worden wären. So lag der Fokus doch sehr auf Ida und der Überwindung ihres Traumas.

Eventuell wären 100 Seiten mehr besser gewesen, aber vielleicht gibt es ja auch nochmal eine Fortsetzung…..

Mir lag der Roman als Hörbuch vor. Die Sprecherin Maximiliane Häcke war eine sehr gute Wahl für die Vertonung dieser Geschichte.

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