Cover-Bild Isidor
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11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Ersterscheinung: 24.08.2022
  • ISBN: 9783257613049
Shelly Kupferberg

Isidor

Ein jüdisches Leben
Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Weit ist der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, vom Schtetl in die obersten Kreise Wiens. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.11.2022

Auch in Österreich trieben Nazis ihr Unwesen

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Er war der Sohn orthodoxer Eltern und wurde mit dem Namen Israel getauft. Der Ort seiner Geburt lag im habsburgischen Galizien. Sein einziger Wunsch war, dass er dem armen Elternhaus entkommt und irgendwann ...

Er war der Sohn orthodoxer Eltern und wurde mit dem Namen Israel getauft. Der Ort seiner Geburt lag im habsburgischen Galizien. Sein einziger Wunsch war, dass er dem armen Elternhaus entkommt und irgendwann einmal reich wird. Dass ihm das tatsächlich gelang, lag unter anderem daran, dass er sein Elternhaus hinter sich ließ und nach Wien zog. Das war im Jahr 1908 und zu dem Zeitpunkt war die Welt in Österreich noch in Ordnung.

Isidor war der Onkel der Autorin Shelly Kupferberg. Er lebte in der Canovagasse in Wien. Durch schlaue Investitionen brachte er es zu einem beachtlichen Reichtum und konnte von den Zinserträgen seines riesigen Kapitals sehr gut leben. Zwei Ehefrauen trennten sich von ihm,
(oder er sich von ihnen). Danach heiratete er nicht mehr. Er genoss sein Leben mit hübschen Geliebten.

„Isidor“ ist ein unglaublich ergreifendes Buch. Die Autorin schaffte es, dass sie mich hautnah in das Geschehen rund um die Verfolgung von Juden involvierte. Sie zeichnet akribisch und nachvollziehbar auf, was damals mit ihrem Onkel geschah. Ein anerkannter und gerne besuchter Gastgeber, der niemals Kosten und Mühen scheute, seine Eingeladenen mit ausgesuchten Delikatessen zu bewirten. Er, der niemals gegen das Gesetz verstoß war plötzlich ein Verfolgter. Weder Isidor noch seine Geschwister wollten es wahr haben und trotzdem war es die Realität. Für mich unvorstellbar, das sich „Freunde“ von ihm abwandten, obwohl er ihnen nie negativ begegnete.

In eindrücklicher Art und mitreißender Sprache schildert Frau Kupferberg das Schicksal ihres Onkels. Und das nur aus Aufzeichnungen, die sie in mühevoller Kleinarbeit zusammensuchte und zu einem exzellenten Roman verarbeitete. Für dieses Buch gebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 08.11.2022

Berührt und wirkt nach

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Dr. Isidor Geller wächst als Israel Geller in Galizien in ärmlichen Verhältnissen auf und zieht fürs Studium nach Wien. Dort schafft er den Aufstieg zum erfolgreichen, einflussreichen Mann und Kommerzialrat. ...

Dr. Isidor Geller wächst als Israel Geller in Galizien in ärmlichen Verhältnissen auf und zieht fürs Studium nach Wien. Dort schafft er den Aufstieg zum erfolgreichen, einflussreichen Mann und Kommerzialrat. Er sieht die Zeichen der Zeit, kann sich aber nicht vorstellen, dass ihm die Nationalsozialisten etwas anhaben können. Ein Trugschluss, wie sich leider sehr bald herausstellt.

Shelly Kupferberg ist Journalistin und Isidors Urgroßnichte. Aus Fotos, Briefen und weiteren Dokumenten hat sie das Leben ihres Urgroßonkels rekonstruiert und erzählt davon in sachlicher, distanzierter, fast schon emotionsloser Sprache.

"Isidor" ist eine Mischung aus Sachbuch und Roman, aber trotz aller Sachlichkeit und Nüchternheit vermag das Buch zu fesseln. Es berührt mich und macht mich fassungslos und sehr traurig - immer noch, obwohl ich bereits zahllose Geschichten, Berichte und Dokumentationen über die Gräueltaten der Nazis gelesen, gehört oder gesehen habe. Wie muss es da erst der Autorin ergangen sein? Für sie ist es ihr Angehöriger, für uns Leser nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein uns Unbekannter, der stellvertretend für unzählige Juden steht, die sein schreckliches Schicksal teilen.

Ein bemerkenswertes Buch, das lange nachwirkt. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.08.2022

Interessante jüdische Familiengeschichte

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Das Cover ist typisch für den Verlag - Diogenes - und am Ende des Buches hat sich mir erschlossen, warum dies Cover gewählt wurde.
Der Titel des Buches lautet zwar 'Isidor' doch erzählt die Autorin eigentlich ...

Das Cover ist typisch für den Verlag - Diogenes - und am Ende des Buches hat sich mir erschlossen, warum dies Cover gewählt wurde.
Der Titel des Buches lautet zwar 'Isidor' doch erzählt die Autorin eigentlich die Geschichte ihrer ganzen Familie in Rückblicken und Vorgriffen. Manchmal war es schwierig, dem zu folgen, da man bei den Kapiteln immer erst schauen musste, um wen es gerade geht. Doch das macht auch den Reiz des Buches aus, denn es wird nicht nur ein Charakter beleuchtet, sondern auch viele Nebenfiguren, die zu dem damaligen Leben im Wien der zwanziger und dreißiger Jahre dazu gehörten. Man erfährt viel über die gesellschaftlichen Verflechtungen des Wiener Bürgertums, den Verbindungen der jüdischen Bevölkerung untereinander und in die alte Heimat. Fast ein wenig gruselig deucht mich manches Mal das Nichtsehenwollen oder Wegignorieren der Gefahr, nur weil man 'gut situiert und anerkannt?' war. Aber das mag meiner späten Geburt geschuldet sein, die in solch einer Zeit nicht lebte. Schön auch der Stammbaum der Familie im Anhang zum besseren Verständnis.
Für mich ist ein eindringliches Buch der leisen Töne, aber es sollte unbedingt gelesen werden!

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Der Aufsteiger aus Lokutni – ein jüdisches Leben

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Urgroßonkel Isidor alias Israel, die Geschichte von einem, der auszog aus Galizien, um die Welt zu erobern... Er ging ins k.u.k. Österreichische, nach Wien. Isidor wurde reich, berühmt und lebte integriert. ...

Urgroßonkel Isidor alias Israel, die Geschichte von einem, der auszog aus Galizien, um die Welt zu erobern... Er ging ins k.u.k. Österreichische, nach Wien. Isidor wurde reich, berühmt und lebte integriert. Andere Familienmitglieder folgten ihm nach, so dass sie ein schönes Familienleben in Wien hatten. Isidor lebte mondän, er hatte Frauengeschichten und er war erfolgreich. Das alles wurde ihm genommen, als die Nazis Österreich 'heim ins Reich holten'. Da war er nur der Jude und er wurde misshandelt, was bei ihm letztendlich den Lebenswillen brach. Er hätte nie gedacht, dass das Land Österreich, was er so liebte, ihn in dieser Weise behandeln würde.
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Es tut auch weh zu lesen, was die Erzählerin vom Großvater Walter (der Sohn von Isidors Schwester aus der zweiten Ehe) erzählt, der die österreichische Kultur so schmerzlich vermisste, als er nach Palästina auswanderte. Doch die Demütigungen, die Verfolgung, die Schmährufe, die Angst..., er musste weg. (Es tut weh, denn in meiner Großfamilie bei sechs Naziopfern haben drei nicht überlebt)...

Die Autorin suchte nach Spuren von Isidor und fand sie - sie fand Akten, Briefe, Aufzeichnungen, Fotos. Aufregend diese Spurensuche und großartig, was sie dabei fand. Aus den gefundenen Spuren hat sie diese Lebensgeschichte zusammen gestellt.

Wie geht man damit um, dass einem Heimatstadt nicht mehr will? Und noch mehr... Walter (der Großvater der Autorin) geht zur alten Wohnung der Familie und bei dem Hausmeisterpaar sieht er Möbel und Dinge aus dem elterlichen Besitz und dem der Nachbarn, gestohlen. Nicht mal verschämt, sondern: "der Jud is wiada do".

Unaufgeregt hat Shelly Kupferberg von ihrer Familie berichtet.
Von einer Zeit, die schlimm war und so hoffentlich nie wieder wiederholt wird.

Umschlagsbild: Das Reh, was in der grün gestrichenen Wohnung steht. Das Reh steht für 'das Reh am Grab von Isidor'. Auf dem Friedhof begegnen der Forscherin Rehe... Es ist sehr auffällig. Interessierte gucken aufmerksam auf dieses Titelbild während Fragenzeichen in den Augen stehen, was bedeutet das Reh...(bei einer Zugreise).

Ein Auskunftssroman über eine schlimme Zeit! Und der Diogenes Verlag hat seinen Ruf als ein besonderer Verlag wieder wettgemacht.

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Auf den Spuren der Vergangenheit

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Zum Inhalt:
Der Weg zu Anerkennung war für Isidor nicht leicht, stammt er doch aus dem ärmlichsten Teil Galiziens. Mittlerweile ist er in Wien, ist Kommerzialrat, reich, Opernfan und Kunstsammler, aber ...

Zum Inhalt:
Der Weg zu Anerkennung war für Isidor nicht leicht, stammt er doch aus dem ärmlichsten Teil Galiziens. Mittlerweile ist er in Wien, ist Kommerzialrat, reich, Opernfan und Kunstsammler, aber er ist auch jüdischer Abstammung und der zunehmende Nationalsozialismus erreicht auch Österreich irgendwann. Doch Isidor ist davon überzeugt, dass diese ihm nichts anhaben können.
Meine Meinung:
Bücher, die bei Diogenes erscheinen sind meistens ein Garant für außergewöhnliche Geschichten. Hier trifft das ganz besonders zu. In einer Art Mix aus Roman, Biografie und Sachbuch wird die Geschichte des Urgroßonkels der Autorin erzählt in einer ruhigen, mitunter sehr sachlichen Art. Was mir ganz besonders gefallen hat, ist dass der Roman eine sehr ausgefeilte Sprache verwendet. Auch kommt so manches Wort vor, dass man nicht allzu oft in Büchern antrifft und dieser wortgewandte Umgang mit Sprache hat mich sehr begeistert.
Fazit:
Auf den Spuren der Vergangenheit