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LindaRabbit

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2025

Ein glückliches Hirn?

Ihr glücklichen Augen
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Diejenigen, die allen Menschen sagt 'Lest!', schreibt zu ihren vielfältigen Reisen. Von sozusagen Kindesbeinen an bis zum gücklichen Ältersein. Da ist natürlich sehr viel Selbstgefälliges dabei, denn sie ...

Diejenigen, die allen Menschen sagt 'Lest!', schreibt zu ihren vielfältigen Reisen. Von sozusagen Kindesbeinen an bis zum gücklichen Ältersein. Da ist natürlich sehr viel Selbstgefälliges dabei, denn sie ist ja die Heidenreich, diejenige die weltweit bekannt ist (auf einem Basar in einem arabischen Land, beim Dattelnkaufen).
Ist das so? Ehrlich gesagt, dies ist das erste Buch von ihr, welches ich lese. Ich bin eine Vielleserin, nie ohne Buch unterwegs. Und Reisen kenne ich auch, bzw. mehr das Leben in anderen Kulturen, weil ich auf drei Kontinenten viel unterwegs war, beruflich und den Lebensumständen gemäß. Und ein vierter zieht mich auch oft an, wenn dort nicht gerade ein Präsident am Durchknallen ist. Ich nehme Heidenreichs Buch zur Inspiration. Denn was kann der durchschnittliche Mensch, ohne Heidenreichs Bekanntheitsgrad, vom Reisen sagen? Es gibt so vieles, was einem auffällt und bewegt. Natürlich könnte ich sagen, dass ich jetzt bei dem Buch 'Ihr glücklichen Augen' eine Art Stalkerin bin, die eben wissen will, was hat sie denn damals gemacht ... in jungen Jahren, wen liebte sie und mit wem klappte es nicht... Manche leben gerne im Licht der Öffentlichkeit, auch wenn sie sich selbst dann als mausgraue Haartrachttragende outet. Allein das macht das Lesen wert, die gewisse Selbstironie der Autorin. Sie weiß es, jede:r andere weiß es auch...

Am meisten hat mich ihre schillernde Freundin angezogen, die sie dann auch gerne schillernd einkleidete...diejenige welche, die sagte, du bist immer so mausgrau... ich liebe solche Freundinnen, die sind ehrlicher als alle anderen. Ja bestimmt, Elke Heidenreich hat viele Kontakte, von einigen hat sie in diesem Buch geschrieben. Gönnen wir ihr das!

Also hat mein Gehirn auch glückliche Stunden, denn ich kann lachen über ihre Selbstironie und, zweifelsfrei, ich bin inspiriert selbst über meine Reisen ein wenig zu schreiben...

Das Umschlagbild zum Büchlein ist großartig gemacht, der alte, fast zerfallene Eingangsbereich eines 'bookshops'. Sehr schön,

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Veröffentlicht am 12.07.2025

Die Suche nach dem 'warum'

Das Attentat
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Amin Jaafari hat es geschafft. Er ist Chirurg, ein angesehener Arzt in Tel Aviv. Er lebt in einem schicken Stadtteil in einem tollen Haus und er hat diese gut aussehende liebenswürdige Frau an seiner Seite.
Er ...

Amin Jaafari hat es geschafft. Er ist Chirurg, ein angesehener Arzt in Tel Aviv. Er lebt in einem schicken Stadtteil in einem tollen Haus und er hat diese gut aussehende liebenswürdige Frau an seiner Seite.
Er hat eine arabischen Familie, aber doch auch jüdische Freunde und Freundinnen. Könnte alles gut sein in diesem kleinen, aber doch auch zerrissenen Land.

Doch dann bricht die Welt für Amin Jaafari zusammen. Seine Frau wird als Attentäterin identifzizert. Er versteht es nicht, er lehnt es ab und sagt, sie war zufällig in dem Cafe, sie ist Opfer geworden. Er trauert um die große Liebe seines Lebens. Doch dann kommt ein Brief von ihr an ihn. Und er beginnt nachzuforschen. Er kommt den Dingen sehr nahe, zu nahe und das lassen die Terroristen nicht zu.

Für beide Seiten, der jüdisch - israelischen und der arabisch - muslimischen, ist er plötzlich der Feind. Er versucht zu verstehen. Dabei fährt man mit ihm du rch das zerrisssene Land und bekommt Einsichten...

Sehr interessant geschrieben. Es führt den lesenden Menschen an die Kernprobleme des Konfliktes heran. Der Autor ist ein algerischer Ex-Militär, der sein Land verlassen hat und unter einem weiblichen Name publiziert. Allein das ist aufschlussreich für die Zustände in arabischen Ländern.

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Veröffentlicht am 11.07.2025

Kindheitserinnerungen

Der Himmel fällt
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Penny und Baby, zwei wilde Kinder: Die allerhand anstellen und die in der Schule und vom Pfarrer auf Linie gebracht werden.
Es ist die Zeit des italienischen Faschismus, der Duce und seine Schwarzhemden ...

Penny und Baby, zwei wilde Kinder: Die allerhand anstellen und die in der Schule und vom Pfarrer auf Linie gebracht werden.
Es ist die Zeit des italienischen Faschismus, der Duce und seine Schwarzhemden beherrschen das Bild und das Denken. Den Kindern in der Schule wird faschistisches Denken eingebläut, mit Liedern und Duce - Verehrung.
Die Eltern der beiden sind verstorben, sie wurden zur Tante, Schwester der Mutter, und dem Onkel gebracht. Die Eltern ließen die beiden Kinder taufen. Entsprechend werden sie von dem Dorfpfarrer als kleine Christen erzogen.
Dann kommen die Deutschen und machen sich in der luxuriösen Villa des Onkels breit. Der Onkel ist gebildet, der Onkel ist reich, aber auch - der Onkel ist Jude. So wie der Rest der Familie...

Die Sprache ist diejenige von Kindern, die von ihren Ängsten, Träumen, Wünschen sprechen. Aber auch von Bösartigkeit und Gemeinheiten. Was die beiden Mädchen anstellen, das ist schon brutal. Eigentlich haben sie eine ziemliche Störung. Heute würde man sie sofort in Behandlung schicken.

Und dann am letzten Tag, bevor die deutschen Soldaten abziehen, die Partisanen sind schon im Wald - da passiert es, der Onkel, die Tante, die b eiden Cousinen, sie werden erschossen.

Es ist nicht einfach zu lesen, aber trotzdem einfangend. Einmal das 189 Seiten Büchlein in die Hand genommen ist es schwer es wieder wegzulegen.
Natürlich müsste ich laut schreien, glaubt ihnen nicht, wenn sie vom Duce sprechen, mach' das nicht, dass ihr euch auspeitscht, glaubt auch den Zinnober des Pfarrers nicht...
Aber letztendlich ringt mir der schräge Typ des Pfarrers doch Achtung ab. Er ist mehr Mensch als alle anderen.

Die Widmung ist für die erschossene Familie der Autorin, eine Verwandte von Albert Einstein. Das macht es umso tragischer...
Bereits in den 1960ern kam das Buch heraus. Doch Ende der 1990ern wurde es wieder aufgelegt. Zeitlos. Und zeitlos wichtig!





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Veröffentlicht am 25.03.2025

Die Freigeister Mimo (Michelangelo) Vitaliani und Viola Orsini

Was ich von ihr weiß
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Freigeister sind Menschen, die trotz einengenden gesellschaftlichen Normen und auch Regeln doch ihren 'eigenen Geist, ihren Stil, ihre Lebensweise' entwickeln. Eigentlich sind sie der Bodensatz einer freien ...

Freigeister sind Menschen, die trotz einengenden gesellschaftlichen Normen und auch Regeln doch ihren 'eigenen Geist, ihren Stil, ihre Lebensweise' entwickeln. Eigentlich sind sie der Bodensatz einer freien Gesellschaft. Und genau solche sind Viola und Mimo. Viola , die sich durch nichts aber auch wirklich nichts einengen lässt. Bereits als Kind als sie Mimo kennenlernt.

Bei den Interpreten im Roman handelt es sich um zwei Menschen aus unterschiedlichen Teilen der Bevölkerung (Klassen). Mimo (Michelangelo), der aus einer einfachen, armen Familie stammt. Sein Vater war Bildhauer und brachte dem Jungen früh viel bei, er, der dann bald als Soldat sterben musste und seine Familie mittellos zurückließ.
Viola, die aus der reichen Familie Orsini stammt. Die sich sogar adelig nennen, obwohl niemand weiß, woher sie eigentlich stammen (haben sie mit der sizilianischen Mafia zu tun?). Mimo und Viola. Er ein begabter Bildhauer, sie die Tochter aus gutem Hause...

Sie treffen sich, auf eine seltsame Weise (er in ihrem Bett schlafend, weil ihr offenes Fenster ihn vor dem Absturz bewahrte). Sie treffen sich immer wieder, auf dem Friedhof wo sie auf Gräbern liegt und den Toten zuhört. Sie schwören und beschwören sich.
Doch was dann folgt ist eine unendliche Geschichte von Leid, grauenhaften Erlebnissen (auch durch die damals gegenwärtige Historie) und letztendlich auch Erfolgen, die aber nicht unbedingt glücklich machten.

Im Klappentext steht „Ein zauberhaftes Buch über eine unerschütterliche Liebe“. Wenn sich das nicht gut anhört. Und ja, das hört sich gut an und liest sich auch gut. Es ist Literatur! Wenn auch eine anstrengende Literatur, also keine leichte Literatur …
Viola gibt Mimo ein Blatt zu lesen: „Wir Italiener führen den Krieg nicht mit den Bürgern, Kindern, Greisen und Frauen. Wir führen Krieg mit eurer Regierung, dem Feinde der nationalen Freiheit, mit eurer blinden starrköpfigen und grausamen Regierung, die euch weder Brot noch Frieden zu geben vermag und euch nur mit Hass und trügerischen Hoffnungen füttert“, laut einem Flugblatt, das D'Annunzio (ein faschistischer italienischer Dichter) über Wien im Ersten Weltkrieg aus einem Kleinflugzeug abwerfen ließ. Daraus begründet Viola ihren Willen fliegen zu lernen... Sie fliegt, und stürzt, steht wieder auf, und stürzt, und fliegt! Und Mimo? Er leidet mit ihr...

Stilmäßig ist die Geschichte eine traurige Lebensgeschichte von Michelangelo Vitaliani auf seinem Sterbebett, was den Rahmen zur Geschichte bildet. Der Erzähler Mimo berichtet in Rückgriffen aus seinem Leben. Von seiner einzigartigen Liebe zu Viola.

Der Autor bringt diese Geschichte packend aufs Papier. Ein dickes Buch mit über 500 Seiten, eine nachdenklich machenden Geschichte, die sich so tatsächlich ereignet haben könnte. Könnte, aber nicht muss.
Das Thema 'kleinwüchsig' wird angesprochen. Und ja, das ist ein gesellschaftliches Problem, denn Menschen, die kleinwüchsig sind, oder Männer, die kleiner sind als der Durchschnitt, werden nicht voll respektiert in unseren Gesellschaften. So wie überhaupt in unseren Gesellschaften Toleranz ein noch großes Problem ist.

Völlig nachvollziehbar, warum der Autor den „Prix Concourt“ erhielt. Interessant ist das der renommierte Luchterhand Verlag eine groß angelegte PR und Marketing Kampagne durchzieht (auf der Rückseite des Papierumschlages umfänglich erklärt). Dabei sollte doch so ein großartiges Buch und Stück Literatur für sich selbst sprechen. Tut es aber nicht in Zeiten von seichter Lesekultur und eBooks. Als interessiertes Lesepublikum tue ich mein Bestes dazu und reiche mein Buch weiter an geneigte Leserinnen, die ihrerseits weiterreichen und Bekanntheit erzeugen.
Und natürliche eine große Leseempfehlung! Das Buch wird für sich selber sprechen.

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Veröffentlicht am 01.02.2025

Wo käme man hin ohne Haifischzähne?

Haifischzähne
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Anna Woltz, „Haifischzähne“, ein Jugendbuch bis 15 Jahre, 96 Seiten, Verlag Carlsen

Das Cover ist gut gemacht. Zwei Fahrräder, innig miteinander verschlungen. Das Symbol für die beiden Jugendlichen, ...

Anna Woltz, „Haifischzähne“, ein Jugendbuch bis 15 Jahre, 96 Seiten, Verlag Carlsen

Das Cover ist gut gemacht. Zwei Fahrräder, innig miteinander verschlungen. Das Symbol für die beiden Jugendlichen, die um das Ijsselmeer fahren. Das Ijsselmeer ist ein künstlich geschaffener Süßwassersee und die größte Wasserfläche der Niederlande, außer das an ihm angrenzende Meer. Und vermutlich auch ein Symbol dessen, was die Niederlande so schaffen. Denn sie ringen dem Meer schon immer viel Land ab.
360 Kilometer gilt es zu umrunden, eine Höchstleistung (ich bin auch schon mit dem Rad wahnsinnige Strecken gefahren, aber das?). Die elfjährige Atlanta rennt davon, um sich nicht mit der traurigen Realität auseinander zu setzen. Sie trifft auf Finley, der ebenso wie sie vor etwas davonläuft. Mitten an Bord, Wasserflaschen, zwölf Käsebroten und Haifischzähne. Haifischzähne, ja klar, man sollte bei so einem Unterfangen immer bewaffnet sein.
Bei einem Radunfall – Atlanta poltert auf den stehenden Finley drauf – lernen sie sich kennen.

Inhaltlich geht es um Freundschaft und um Familienverhältnisse. Es kein leichter Text, weil auch diese beiden Jugendlichen was zu erzählen haben. Aber er ist lustig geschrieben, wortwitzig. So soll es sein. Texte müssen gespickt sein mit Lebensphilosophie, auch schon bei jungen Menschen.
Mir gefällt das Büchlein (96 Seiten).



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