Lebendige Erinnerung, Widerstand gegen Völkermord
In seinem Buch „Krefeld, Theresienstadt, Voltri“ zeigt Hans Walter Goll den Lebensweg seiner jüdischen Grosstante Auguste Hertz auf, die 1859 geboren ein friedliches und bestens in die Krefelder Gesellschaft ...
In seinem Buch „Krefeld, Theresienstadt, Voltri“ zeigt Hans Walter Goll den Lebensweg seiner jüdischen Grosstante Auguste Hertz auf, die 1859 geboren ein friedliches und bestens in die Krefelder Gesellschaft integriertes Leben führte, bis die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht ergriffen und in ihrem Rassenwahn die Vernichtung der Juden in Europa beschlossen und durchführten. So wurde Auguste Hertz mit 222 anderen Menschen jüdischen Glaubens im sog. „Altentransport“ am 25. 7. 1942 von Krefeld nach Theresienstadt deportiert, nicht in ein „Altersghetto“, wie die beschönigende Nazi-Propaganda glauben machen wollte, sondern in das dortige KZ, wo sie am 23. 9. 1942 83jährig ermordet wurde. Das Buch entlarvt die rassistische Politik der Nazi als grössten Völkermord in der Geschichte der Menschheit, als maximalen Verstoss gegen das jüdisch-christliche 5. Gebot „Du sollst nicht töten“, als Verbrechen gegen die Menschlichkeit, dem Widerstand entgegenzusetzen geradezu eine ethische Pflicht ist. Diesen Widerstand leistete der Vater des Autors, Pfarrer Werner Goll, der das Schicksal seiner Tante Auguste Hertz vor Augen hatte, als er als Unteroffizier der Deutschen Wehrmacht in Genua-Voltri im Jahre 1945 die Seiten wechselte und sich dem italienischen Widerstand anschloss. Das Buch von Hans Walter Goll besticht durch die Authentizität der Berichte erlebter Geschichte durch den Vater, den Spannungsbogen der Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Krefeld vom 19. Jahrhundert bis zur Deportation ins KZ Theresienstadt und zahlreiche Fotos und Dokumente, die Zeugnis geben vom Leben der Auguste Hertz. Es zeigt aber auch auf, dass Widerstand gegen Völkermord geboten und möglich ist. Es ist ein Buch, das zur Erinnerung aufruft, gegen das Vergessen der Schrecken und Verbrechen der Nazizeit – das Legen des Stolpersteins vor dem Wohnhaus der Auguste Hertz im Beisein einer Krefelder Schulklasse setzte hier ein konkretes Zeichen. Das Buch ist gut geschrieben, auch sehr geeignet für den Schulunterricht, gerade jetzt, wo Antisemitismus nicht nur in Deutschland wieder zunimmt, nationalistische und rassistische Äusserungen sogar von Mitgliedern des Deutschen Bundestages wieder zu hören sind. Der geistige Kampf für Menschlichkeit und Menschenwürde ist konsequent weiter zu führen, gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte. Dazu leistet das Buch von Hans Walter Goll einen bemerkenswerten Beitrag.