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Veröffentlicht am 15.07.2023

Lebensechte Geschichte meisterhaft erzählt

Die Dauer der Liebe
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Eine unerwartete, schreckliche Nachricht unterbricht Renatas morgendliche Routine; an ihrer Wohnungstür steht ein Polizist, der sie über den plötzlichen Tod ihres Lebensgefährten Konrad informiert. Renata ...

Eine unerwartete, schreckliche Nachricht unterbricht Renatas morgendliche Routine; an ihrer Wohnungstür steht ein Polizist, der sie über den plötzlichen Tod ihres Lebensgefährten Konrad informiert. Renata und Konrad lebten seit fünfundzwanzig Jahren zusammen, glücklich und immer noch ineinander verliebt.
Von der schockierenden Nachricht erstarrt, will Renata sie nicht wahrhaben: „löscht das Gehörte in ihrem Kopf, vergisst gleichmäßig zu atmen“ (12)
Der Verlustschmerz ist unermesslich, sie denkt dann an ihren eigenen Tod, würde gerne dem geliebten Konrad ins Jenseits folgen.

„Wenn ich vor dir tot sein sollte, werde ich aus Sehnsucht nach dir im Jenseits noch einmal sterben.“ (27)

Nur ihren engsten Freunden, die sie unterstützen, verdankt sie eine langsame Rückkehr ins Leben. Konrads Familie, besonders seine Mutter, hat sie nie respektiert, und als eine „unverheiratete Witwe“ - ohne ein rechtsgültiges Testament - hat sie auch kein Recht auf Konrads Hinterlassenschaft. Konrads Familie ist hier skrupellos, sie räumt alles im wahrsten Sinne des Wortes ab.

Beim Aussortieren von Konrads Sachen entdeckt Renata Hinweise, die womöglich auf ein Geheimnis in seinem Leben deuten würden. Diese Entdeckung und die stetige Unterstützung ihrer Freunde geben ihr die Kraft der Sache nachzugehen und für die Klarheit zu sorgen. Und mit der Zeit, nach und nach, beginnt Renata ihr eigenes Leben neu zu gestalten.

In ihrem ergreifenden Roman erzählt Sabine Gruber über den größten Verlust, den man im Leben erleiden kann. Es ist der Tod eines geliebten Menschen, ein Verlust, den man trotz aller Widersprüche erdulden und akzeptieren muss. Diese Erfahrung macht Renata, die ihren langjährigen, geliebten Lebenspartner plötzlich und völlig unerwartet verliert.
Behutsam und voller Empathie erzählt sie über das schmerzliche Ereignis und Renatas Trauerbewältigung. Es bewegt und rührt oft zum Tränen, wie Renata mit ihrem Verlust umzugehen versucht; es macht zornig und wütend, wie Konrads Familie sie behandelt und beraubt.
Interessant sind Renatas Recherchen nach dunklen Seiten in Konrads Leben, sowie die Versuche ihr Leben neu zu gestalten.

„Die Dauer der Liebe“ ist eine sehr schön erzählte lebensechte Geschichte, die ich gerne gelesen habe.
Wärmstens zu empfehlen!

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Veröffentlicht am 30.06.2023

Ein Krimi der besonderen Art

Tea Time
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Nina und Franzi sind beste Freundinnen, wohnen sogar im selben Haus in Weinheim. Sie verbringen viel Zeit miteinander und reden gerne bei einem Glas Wein über ihre besonderen Marotten. So entstand die ...

Nina und Franzi sind beste Freundinnen, wohnen sogar im selben Haus in Weinheim. Sie verbringen viel Zeit miteinander und reden gerne bei einem Glas Wein über ihre besonderen Marotten. So entstand die Idee mit der Gründung des Klubs der Spinnerinnen, in dem „originelle und lustige kleine Macken sollten als Voraussetzung für die Mitgliedschaft gelten.“ (15)
Vier weiteren Freundinnen erfüllten diese Voraussetzungen und wurden im Klub aufgenommen.
Die unbeschwerte Atmosphäre des zum Teil verrückten Alltags der Klubschwestern wurde bald mit einem unerfreulichen Ereignis betrübt. Nina verlor ihre Handtasche, die vom arbeitslosen Alkoholiker Andreas Haase gefunden wurde. Für die Rückgabe der Tasche stellt er Nina Bedingungen, die sie nicht erfüllen kann. Doch Nina kann sich in jeder Situation auf ihre Freunde verlassen.

Dies ist mein erstes Buch von Ingrid Noll und ich bin von dem Roman begeistert. Sehr ansprechend fand ich den Schreibstil der Autorin. Ich hatte das Gefühl der Apothekerin Nina, die diese Geschichte erzählt, zuzuhören und an den von ihr geschilderten Aktivitäten teilnehmen zu können. Manches klingt zuerst unvorstellbar, fast überspannt, aber mit einer Prise des schwarzen Humors fein gewürzt, wirkt es zum Schluss doch glaubhaft.
Auch wenn der Titel „Tea Time“ so angenehm gemütlich klingt, handelt es sich hier um einen Krimi, denn es gibt hier auch Leichen und potenzielle Täterinnen. Es ist aber ein ungewöhnlicher Kriminalroman, in dem die Untaten (fast) unbeabsichtigt oder unbewusst passieren, die Protagonisten durchaus sympathisch erscheinen und die komischen Situationen oft ein Lachen hervorrufen.
„Tea Time“ würde ich jedem Leser, der eine gute Unterhaltung zu schätzen weiß, wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 12.06.2023

Gute Unterhaltung

Flüssiges Gold
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Gute Unterhaltung bietet der Krimi „Flüssiges Gold“ von Paolo Riva. Zu einem gibt es da die unfassbaren Kriminalfälle, deren Opfer die Olivenbauer aus dem sonst so idyllischen Städtchens Montegiardino ...

Gute Unterhaltung bietet der Krimi „Flüssiges Gold“ von Paolo Riva. Zu einem gibt es da die unfassbaren Kriminalfälle, deren Opfer die Olivenbauer aus dem sonst so idyllischen Städtchens Montegiardino sind.

Zum anderen die idyllische Kulisse der Handlung: der kleine malerische Ort Montegiardino in der Toskana, am Flusslauf des Arno gelegen, mit unzähligen Olivenbaumhängen, die Oliven für das beste italienische Öl liefern. Auf dem örtlichen Wochenmarkt steht man die Schlange um dieses Öl zu kaufen, in Fabios Bar an der Piazza trinkt man gemeinsam den besten Kaffee, genießt das gute italienische Essen und tauscht die Neuigkeiten aus.

Umso schockierender sind die Bewohner des kleinen Ortes, als eine der Olivenbäuerinnen an einem regen Markttag in der gemütlichen Bar angeschossen wurde und der Täter unerkannt blieb. Ein klarer Fall für den Commissario Luca, der das Dolce Vita in Montegiardino genießt und bisher nur mit unbedeutenden Delikten am Ort zu tun hatte. Zu Hilfe eilt ihm die Vize-Questora Aurora Mair aus Florenz, deren forsches Auftreten ihr keine Sympathie im Ort bringt.

Sehr sympathisch dagegen ist der Commissario Luca, ein alleinerziehender Vater der zehnjährigen Emma, deren vermutlich turbulente Vergangenheit dem Leser bis zum Schluss verborgen bleibt.

Der Roman lässt sich ob der flüssigen, bildhaften Sprache sehr gut lesen. Für die kontinuierliche Spannung sorgen nicht nur die verbrecherischen Taten, die gerade in Montergiardino passieren. Ein Geheimnis aus der Vergangenheit sorgt unerwartet für die Unruhe im Ort und auch das Privatleben des Commissario gerät nicht nur wegen der brisanten Fälle ins Wanken.
Sehr unterhaltsam! Lesenswert!

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Ein schonungsloser Bericht

ZOV – Der verbotene Bericht
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Dreiunddreißig ist der russische Fallschirmjäger Pawel Filatjew, als er nach der Rückkehr aus der Ukraine einen Bericht über den dort herrschenden Krieg schreibt. Er kennt die Lage, denn er hat als Fallschirmjäger ...

Dreiunddreißig ist der russische Fallschirmjäger Pawel Filatjew, als er nach der Rückkehr aus der Ukraine einen Bericht über den dort herrschenden Krieg schreibt. Er kennt die Lage, denn er hat als Fallschirmjäger des 56. Luftsturmregiments an der „Spezialoperation“ teilgenommen, war bei dem Angriff an Cherson dabei.
Schonungslos und äußerst kritisch beschreibt er die chaotischen, planlosen Manöver der russischen Einsatzkräfte, fehlende Vorbereitung und schlechte Organisation. Es mangelte an Ausrüstung, die vorhandene war oft kaputt. Chaos und Desinformation, Hunger, Kälte und Angst ums Überleben bestimmten den Tag, dazu fehlte es an medizinischer Versorgung. Der Funkkontakt funktionierte nicht, die Kranken starben oft aufgrund mangelnder Versorgung.

Auch Filatjew wurde verletzt, hatte jedoch Glück ins Krankenhaus zu kommen und später evakuiert zu werden. Im Krankenhaus, wo auch Not und Elend herrschen und der Umgang mit Patienten skandalös ist, plant er, einen Bericht über seine Erlebnisse zu schreiben.

„In diesen Aufzeichnungen habe ich versucht, maximal ehrlich und aufrichtig zu schildern, was ich in der Ukraine erlebt habe. Ich wollte meine Gefühle und Gedanken von damals teilen und beschreiben, was ich gesehen habe. Ich wollte es so erzählen, als legte ich vor mir selbst Beichte ab.“ (Zitat S.107)

Natürlich ist dieser Bericht subjektiv und im Detail nicht nachprüfbar. Filatjews Schilderungen sind von seinen starken Emotionen geleitet; jede Seite des Buches spiegelt sie ab.
Sein Bericht, der nicht nur eine starke Kritik an der russischen Armee und ihrem System enthält, ist gleichzeitig ein wichtiges Zeitdokument und ein Aufruf gegen den Krieg.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Lesenswerte Geschichte

Die einzige Frau im Raum
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In dem Buch „Die einzige Frau im Raum“ erzählt Marie Benedict die Geschichte der weltberühmten Schauspielerin Hedy Lamarr, die lange als die schönste Frau der Welt galt. Aber die gebürtige Österreicherin ...

In dem Buch „Die einzige Frau im Raum“ erzählt Marie Benedict die Geschichte der weltberühmten Schauspielerin Hedy Lamarr, die lange als die schönste Frau der Welt galt. Aber die gebürtige Österreicherin war viel mehr als nur eine bewundernswerte Filmdiva. Im Jahre 1940 ist es Hedy Lamarr gelungen eine Funksteuerung für Torpedos zu entwickeln, die den Verlauf des Weltkrieges enorm beeinflussen könnte. Doch die Navy hatte die Erfindung abgelehnt.

Die ganze Geschichte wurde aus Hedys Sicht erzählt. Sie fängt im März 1933 in Wien an, wo die damals 18-jährige Hedwig Kiesler große Erfolge am berühmten Theater an der Wien feierte. In der Rolle der österreichischen Kaiserin Sissi eroberte sie die Herzen des Publikums. Zu ihrer Bewunderer gehörte auch der einflussreiche österreichische Waffenfabrikant Fritz Mandl, denn sie - trotz des großen Altersunterschieds - heiratet, um ihren jüdischen Eltern in der gefährlichen Zeit Schutz zu bieten. An der Seite von Fritz Mandl, der ihr die Schauspielerei verbietet und für sie die einzige Rolle in ihrem Leben „in all ihrer Schönheit zu strahlen“ bestimmt, (Zit. Seite 90) kommt sie an die wichtigen Informationen über die Waffenproduktion und Nazis gefährlichen Pläne.

Als Hedys Vater stirbt, flieht sie von ihrem dominanten, gewalttätigen Mann nach Hollywood, wo sie als Schauspielerin große Erfolge als Hedy Lamarr feiert. Mit großer Sorge verfolgt sie die Geschehnisse in Europa, das Schicksal der österreichischen Juden beunruhigt sie sehr. Hedy Lamarr engagiert sich in die Rettung der jüdischen Kinder; sie selbst adoptiert ein jüdisches Baby.

Hedy Lamarr war mir bereits als die Filmikone bekannt. Marie Benedict enthüllt in ihrem Roman die anderen Facetten dieser bemerkenswerten Frau. Sie stellt sie als eine starke, selbstbewusste, talentierte Frau dar, die nicht nur für die geliebte Schauspielerei lebte. Beeindruckend waren ihr Wissensdurst, Zielstrebigkeit und Disziplin, die ihr die Arbeit an der Erfindung ermöglicht haben.

Die Handlung des Romans - in den Jahren 1933-1942 verankert – macht außerdem auf die ungleiche Rolle der Frau in der von Männern dominierten Gesellschaft aufmerksam; Hedys bewegende Lebensgeschichte ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür.

Eine durchaus lesenswerte Geschichte!

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