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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2018

Eine Frau, ein Kanalboot, viele Bücher

Mein wunderbares Bücherboot
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Die meisten Buchkäufer haben es inzwischen hautnah erlebt: Größere wie kleinere inhabergeführte Sortimente, die meist mit viel Herzblut, Kreativität, Leidenschaft, literarischem Sachverstand geführt wurden, ...

Die meisten Buchkäufer haben es inzwischen hautnah erlebt: Größere wie kleinere inhabergeführte Sortimente, die meist mit viel Herzblut, Kreativität, Leidenschaft, literarischem Sachverstand geführt wurden, schließen oder werden von Ketten geschluckt. Übrig bleiben der Onlinehandel, Wühltische in Lebensmittel- oder Drogerieketten und die immer mehr oder weniger gleichen Filialisten, in denen ich weder gerne einkaufen noch arbeiten möchte. Erschwerend kommen der erneute Rückgang der Umsätze auf dem Buchmarkt 2017, der Anstieg der E-Book-Quote und die abnehmende Kundenfrequenz in vielen Städten hinzu. In Großbritannien, wo die Autorin Sarah Henshaw mit ihrem Bücherboot unterwegs war, fehlt darüber hinaus die Buchpreisbindung, die in Deutschland zum Schutz des Kulturguts Buch glücklicherweise weiterhin besteht.

Die junge Journalistin Sarah Henshaw hat sich 2009 trotzdem ihren Lebenstraum einer eigenen Buchhandlung erfüllt, auf einem 18 Meter langen Kanalboot im Hafen von Burton-upon-Trent nahe Birmingham. Neben Kosteneffizienz erhoffte sie sich von diesem ungewöhnlichen Geschäftsmodell mehr Kunden, eine Rechnung, die im ersten Jahr aufging. Doch bereits nach zwei Jahren stand die „Book Barge“ vor dem finanziellen Aus, der Schuldenberg wuchs trotz Sieben-Tage-Wochen und zahlreichen Veranstaltungen. Als die Beziehung zu ihrem langjährigen Partner hauptsächlich wegen ihrer unternehmerischen Situation in die Brüche ging, beschloss Sarah Henshaw zu handeln und begann im Mai 2011 eine Reise über Englands Kanäle, um sich aus ihrer persönlichen Notlage zu befreien und auf den desaströsen Zustand des stationären Buchhandels aufmerksam zu machen. Zumindest letzteres scheint ihr gelungen zu sein - die immer größere mediale Beachtung im Laufe ihrer Unternehmung spricht dafür.

In ihrem Buch "Mein wunderbares Bücherboot" erzählt Sarah Henshaw in teilweise humorvollen Anekdoten von dieser Reise, von den 1700 zurückgelegten Kilometern, ihrem Kampf mit 707 Schleusen, ihren unzähligen Begegnungen, ihren 1172 Buchverkäufen und 223 Tauschgeschäften, bei denen sie Bücher gegen ein Bett, eine Mahlzeit, einen Haarschnitt oder was immer sie gerade brauchte, eintauschte. Wenig erfährt man dagegen über die Landschaft, die bei ihrer Reise offensichtlich keine große Rolle spielte. Gut gefallen haben mir ihre Betrachtungen zur Literatur genauso wie der fiktive Brief an den Amazon-Chef Jeff Bezos, weniger folgen konnte ich ihren philosophischen Versuchen. Cover, Vorsatzpapier und Layout passen ausgesprochen gut zum Stil des Buches, die gezeichnete Landkarte sieht hübsch aus und erleichtert die Orientierung und das Vorwort von Torsten Woywod kann ich so unterschreiben.

Ein Wort noch zu Sarah Henshaws Herangehensweise an den Buchhandel, die sie selbst zurecht als „naiv“ bezeichnet. So sehr die Liebe zur Literatur für diesen Beruf wünschenswert ist, bleibt es doch eine kaufmännische Tätigkeit und Grundkenntnisse in Betriebswirtschaft sowie eine fundierte buchhändlerische Ausbildung sind unerlässlich. Sarah Henshaw hat so manches auf bittere weil kostspielige Art gelernt, aber ich hatte das Gefühl, dass mir ihre finanzielle Misere mehr Bauchschmerzen bereitet hat als ihr.

Alles in allem ist das Buch als flammendes Plädoyer für den unabhängigen stationären Buchhandel und als Zeugnis der Literaturliebe sehr zu begrüßen, man sollte allerdings keinen genauen Reisebericht erwarten.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Meilensteine der Medizingeschichte

Der Horror der frühen Medizin
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Als der Chefchirurg des University College Hospital London, Robert Liston, am 21. Dezember 1846 einen Patienten bei einer Operation mit der neuen Äther-Narkose aus den USA betäubte, neigte sich das Zeitalter ...

Als der Chefchirurg des University College Hospital London, Robert Liston, am 21. Dezember 1846 einen Patienten bei einer Operation mit der neuen Äther-Narkose aus den USA betäubte, neigte sich das Zeitalter der unvorstellbaren Qualen auch in Großbritannien dem Ende zu. Eines der beiden großen Hindernisse der Chirurgie war damit beseitigt, wohingegen sich das andere durch die nun vermehrt durchgeführten Eingriffe noch verschlimmerte: die enorme postoperative Mortalitätsrate durch Infektionen aller Art. Einer von Listons Zuschauern bei der legendären Operation sollte sich dieses Problems lebenslang beharrlich widmen und es schließlich lösen: der Medizinstudent Joseph Lister.

Joseph Lister wurde 1827 in eine strenggläubige Quäkerfamilie geboren. Sein Vater, der ihn lebenslang fürsorglich begleitete und unterstützte, erlangte weltweite Anerkennung durch Erfindungen im Bereiche der Optik und der Weiterentwicklung der Mikroskopie. 1844 ging Joseph Lister zum Studium der Geisteswissenschaften nach London, sattelte später um auf die Medizin und begann mit der ersten erfolgreichen Operation 1851 und der Approbation 1852 seine große Chirurgenkarriere. Doch zu einer Zeit, als ein Soldat auf dem Schlachtfeld von Waterloo eine größere Überlebenschance hatte, als jemand, der sich ins Krankenhaus begab, war eine erfolgreiche Operation erst der halbe Sieg. Joseph Lister machte die Ursachensuche für Infektionen zu seiner Lebensaufgabe und sah das bei Medizinern heftig umstrittene Mikroskop als Schlüssel für seine Forschung. Nach der Zwischenstation Edinburgh erhielt Joseph Lister seine erste Professur in Glasgow, ging später als Professor und Nachfolger seines Lehrers und Schwiegervaters James Syme nach Edinburgh zurück und wurde 1877 zum Professor für klinische Chirurgie ans King's College London berufen.

Das größte Problem im Kampf gegen die Wundinfektionen war, dass man sich ihr Entstehen nicht erklären konnte. Inspiriert von den Forschungen des französischen Chemikers Louis Pasteur kam Joseph Lister zu dem Schluss, dass mikroskopisch kleine Organismen für die Infektionen verantwortlich wären, und entwickelte daraus ab Mitte der 1860er-Jahre die Desinfektion mit Karbolsäure. Nach und nach desinfizierte er zuerst die Wunden, sorgte für die Behandlung der Chirurgenhände und Instrumente mit Karbolsäure und entwickelte neue Fäden, zunächst heftig angefeindet durch Kollegen vor allem in Großbritannien und den USA. Doch der dramatische Rückgang der Sterberate in den Krankenhäusern mit seinen Hygienemaßnahmen überzeugte schließlich auch seine schärfsten Gegner und brachte ihm gegen Ende seines Lebens Orden und den Titel eines Barons.

Das Sachbuch der in Medizingeschichte promovierten Britin Lindsey Fitzharris „Der Horror der frühen Medizin“ wirkt zwar durch Titel und Cover eher reißerisch, basiert aber rein auf Fakten und beschreibt die durchaus vorhandenen Gräuel und schaurigen Details nicht aus Effekthascherei, sondern nur, soweit es für eine umfassende Darstellung des Themas geboten ist. Obwohl es schwerpunktmäßig eine fundierte Biografie Joseph Listers ist, erfährt man auch sehr viel über die Geschichte der Chirurgie und die Zustände im Großbritannien der industriellen Revolution mit den verheerenden Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Großstädten. Das Buch ist für Laien gut verständlich geschrieben, hat mich umfassend, spannend und äußerst unterhaltsam über ein sehr interessantes Thema informiert und lässt mich die Segnungen der modernen Medizin nun umso mehr schätzen.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Alle Puzzleteile finden ihren Platz

Krokodilwächter
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Herausstechend und zweifellos preiswürdig an "Krokodilwächter" ist der Umschlag: eindeutig Diogenes und doch mit den Schnitten, die den Blick auf den roten Leineneinband freigeben, ganz außergewöhnlich.

Mit ...

Herausstechend und zweifellos preiswürdig an "Krokodilwächter" ist der Umschlag: eindeutig Diogenes und doch mit den Schnitten, die den Blick auf den roten Leineneinband freigeben, ganz außergewöhnlich.

Mit Schnitten ist auch die erste Leiche übersät, die Verletzungen im Gesicht wirken sogar wie ein Scherenschnitt. Julie Stender, 21 Jahre alt, wird von einem anderen Mieter ihres Mehrfamilienhauses in der Kopenhagener Innenstadt gefunden. Was diesen Fall so ganz besonders macht, ist die unglaubliche Tatsache, dass die Hausbesitzerin, die berentete Unidozentin Esther de Laurenti, an einem Krimimanuskript arbeitet, das wie ein Drehbuch genau diesen Mord beschreibt. Wer ist der von der Presse als „Messermonster“ titulierte Täter, der so gut wie keine Spuren hinterlassen hat? Wer außer Esther hatte Zugang zu diesem Manuskript? Wer ist Julies geheimnisvoller neuer Freund „Mr. Mox“? Wer postet auf Instagram Fotos der übel zugerichteten Toten? Welche Rolle spielt ihr bulldozerhafter Vater, der sie zugleich vergöttert und bevormundet hat? Wer schwebt noch in Gefahr? Und nicht zuletzt: Was in aller Welt hat es mit dem titelgebenden Krokodil auf sich?

Um es vorwegzunehmen: Die Dänin Katrine Engberg hat in ihrem Debütthriller alle wesentlichen Fragen logisch und befriedigend geklärt. Dazu bedient sie sich zweier Polizeiassistenten, dem eher ruhigen Jeppe Kørner und der manchmal aufbrausenden, eher undiplomatischen Anette Werner, und ihrem Team von der Mordkommission Kopenhagen. Jeppe, dessen Ehe vor acht Monaten am unerfüllten Kinderwunsch gescheitert ist, hat seinen trennungsbedingten Nervenzusammenbruch und seine Selbstzweifel noch nicht überwunden, was sein berufliches Verhalten zwischendurch unprofessionell und gefährlich werden lässt. Dieser Aspekt des Buches ist zwar durchaus interessant und passt letztlich sogar überraschend gut zur Haupthandlung, hätte für mich aber deutlich kürzer ausfallen dürfen. Über Anette, die in einer Musterehe lebt, erfahren wir dagegen wenig, vermutlich wird sie in einem der nächsten Bände mehr in den Fokus rücken.

Der sehr spannende Thriller - oder Krimi - spielt an nur sechs Tagen: vom achten August, dem Todestag Julies, bis zum dreizehnten August, an dem Jeppe im Gespräch mit seinem Freund die äußerst komplexen Umstände noch einmal rekapituliert, wofür ich ihm angesichts der Verwicklungen dankbar war.

Ein Ermittlerteam mit viel Potential für kommende Bände, ein gutes sprachliches Niveau, viel Kopenhagenflair für Kenner, viele sorgfältig ausgearbeitete Charaktere, klug aufgebaute, nahezu durchgängige Spannung und eine gut nachvollziehbare Auflösung als Ergebnis sorgfältiger Ermittlungen zeichnen diesen dänischen Bestseller aus.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Licht und Schatten

Spur der Schatten
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Ab und zu lese oder - wie hier - höre ich mit Vergnügen Regionalkrimis und bei einigen Reihen bin ich inzwischen zur Wiederholungstäterin geworden, so zum Beispiel bei Jörg Maurers Allgäu-Krimis, bei Jean-Luc ...

Ab und zu lese oder - wie hier - höre ich mit Vergnügen Regionalkrimis und bei einigen Reihen bin ich inzwischen zur Wiederholungstäterin geworden, so zum Beispiel bei Jörg Maurers Allgäu-Krimis, bei Jean-Luc Bannalecs Ermittlungen in der Bretagne oder bei Remy Eyssens Provencemördern. Etwas Ähnliches hatte ich mir von der Algarve-Reihe von Gil Ribeiro, Pseudonym eines deutschen Autors, versprochen, allerdings nur zum Teil gefunden. Das liegt vor allem daran, dass mir der Schwerpunkt bei "Lost in Fuseta – Die Spur der Schatten" zu sehr auf dem regionalen Hintergrund einerseits und den Besonderheiten des autistischen Kommissars andererseits und zu wenig auf dem gut angelegten, bis in Portugals interessante Kolonialzeit und ins Parlament reichenden Fall liegt. Von der exakten Aufzählung von Straßennamen und Speisen aller Art war ich zeitweise genervt und die Überbetonung verstärkte nicht wie erwartet meinen Wunsch nach einer Algarvereise. Auch die ständig wiederholten Schilderungen zu Kommissar Losts Asperger-Syndrom waren für mich zuviel des Guten, weniger wäre in beiden Fällen mehr gewesen. Ausgesprochen originell fand ich dagegen das von Lost benutzte, bedauerlicherweise fiktive „Kompendium sinnloser Sätze“, aus dem der völlig emotionslose Alemão zitiert - entlarvend und urkomisch zugleich. Gerne verzichtet hätte ich aber auf Losts ebenso unnötige wie unglaubwürdige Liebesverwicklungen.

Der Prolog mit den drei Auftragskillern ist vielversprechend, dann beginnt der Krimi mit dem spurlosen Verschwinden der Polizistin Teresa Fiadeiro. In diesem zweiten Band der Serie, den man auch ohne Kenntnis von Band eins lesen bzw. hören kann, ermitteln wieder die sympathische Sub-Inspektorin Graciana Rosado und der dauerhungrige Carlos Esteves von der Polícia Judicária Faro, dazu der Hamburger Austauschpolizist mit Asperger-Syndrom Leander Lost. Zusammen bilden sie ein eingespieltes, vertraut agierendes Team, in dem der gnadenlos ehrliche, humorlose Autist ohne Bauchgefühl, dafür mit einer überragenden Begabung für Logik und einem fotografischen Gedächtnis, nicht nur akzeptiert, sondern ob seiner Fähigkeiten wertgeschätzt und gemocht wird. Ergänzt wird die Ermittlergruppe unter anderem durch den eitlen Spanier Miguel Duarte, mit dem ich meinen Spaß hatte.

Lange habe ich mich gefragt, ob eine Dorfpolizistin wie Teresa ein Ziel für die professionellen Auftragskiller des Prologs sein kann, aber dann entpuppte sich der Fall als mehrere Nummern größer und auf den letzten beiden CDs nimmt die Handlung deutlich an Fahrt zu. Es braucht schließlich nicht nur einen, sondern sogar zwei Showdowns mit der ein oder anderen Überraschung, um den Fall nach sieben Tagen zufriedenstellend abzuschließend.

Sehr gut gefallen hat mir der Sprecher Andreas Pietschmann, dem ich gerne zugehört habe. Zwar kann ich seine portugiesische Aussprache nicht fachkundig beurteilen, sie klang aber für mich gut. Er liest das gekürzte Hörbuch auf sechs CDs in etwa sieben Stunden pointiert im jeweils angemessenen Tempo und hebt sowohl die komischen als auch die spannenden Teile des Textes gekonnt hervor.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Geheimnisvolle Île de Porquerolles

Das Grab unter Zedern (Ein-Leon-Ritter-Krimi 4)
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Nach „Tödlicher Lavendel“, „Schwarzer Lavendel“ und „Gefährlicher Lavendel“ war ich sehr gespannt, welches Adjektiv die im Mittelmeerraum beheimatete Pflanze im vierten Band der provenzalischen Krimireihe ...

Nach „Tödlicher Lavendel“, „Schwarzer Lavendel“ und „Gefährlicher Lavendel“ war ich sehr gespannt, welches Adjektiv die im Mittelmeerraum beheimatete Pflanze im vierten Band der provenzalischen Krimireihe von Remy Eyssen schmücken würde, doch mit „Das Grab unter Zedern“ rückt dieses Mal eine andere botanische Gattung in den Fokus. Das bekannte Personal bleibt allerdings glücklicherweise erhalten, in erster Linie der deutsche Gerichtsmediziner Dr. Leon Ritter vom Krankenhaus Saint-Sulpice und seine Lebenspartnerin Capitaine Isabelle Morell, stellvertretende Polizeichefin der Gendarmerie nationale von Le Lavandou. Das Duo ist nicht nur privat inzwischen ein gutes Paar, auch ihre berufliche Verbindung ist überaus erfolgreich. Die Polizistin hat die „spezielle Arbeitsweise“ Leons schätzen gelernt hat und vertraut im Gegensatz zu ihren Kollegen seinem Bauchgefühl und seinen Methoden. Umso betroffener reagieren Leon und Isabelle, als der Klinikchef ihm einen zweiten Gerichtsmediziner aus Avignon zur Disziplinierung wegen der ungewöhnlichen Vorgehensweisen zur Seite stellt. Ein Schock für den Einzelkämpfer Leon, dem Intrigen, Mobbing und Eifersüchteleien zuwider sind.

Viel Zeit zum Grübeln bleibt ihnen nicht. Kurz vor Beginn der Touristensaison wird der Vater der vor fünf Jahren spurlos verschwundenen zehnjährigen Amélie Simon vom Berufungsgerichtshof in Toulon in einem Wiederaufnahmeverfahren aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Der ursprünglich in einem Indizienprozess wegen Mordes verurteilte Paul Simon ist damit zum Entsetzen vieler Bürger wieder auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft hat die Wiederaufnahme der Ermittlungen durch die Gendarmerie nationale von Le Lavandou unter der Aufsicht der für Kapitalverbrechen zuständigen Police Juridicaire, der Kriminalpolizei von Toulon, angeordnet. Noch während sich die Kollegen von Isabelle über die ihrer Ansicht nach unnötigen neuen Ermittlungen ärgern, wird nach einem Sturm die Leiche des Besitzers eines gestrandeten Bootes gefunden, dessen natürliche Todesursache Leon vehement bestreitet. Es wird nicht der letzte Tote sein, bei dem Leon seine berüchtigte Vorliebe für ungewöhnliche Mordtheorien unter Beweis stellt. Und alle Spuren scheinen - zum Leidwesen des unter Seekrankheit leidenden Gerichtsmediziners - auf die Insel Porquerolles zu führen...

Ich bin inzwischen bekennender Fan dieser leicht zu lesenden, sehr unterhaltsamen Krimireihe mit dem sympathischen Personal und dem richtigen Mix aus Ermittlungen, Privatleben und provenzalischem Flair. Allerdings war ich dieses Mal nach 180 Seiten sicher, die Auflösung zu kennen, und behielt recht. Obwohl die Spannung darunter gelitten hat, habe ich auch die zweite Hälfte gerne gelesen und verfolgt, wie Remy Eyssen falsche Spuren gelegt, die Ermittler langsam auf die richtige Spur gebracht und am Ende sogar mehr als einen dramatischen Showdown präsentiert hat.

Trotz der Einschränkung bin ich auch beim nächsten Band garantiert wieder dabei, egal ob mit Lavendel, Zedern oder einer anderen Gattung der provenzalischen Pflanzenwelt.