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Veröffentlicht am 17.07.2017

Mütter-Mafia gegen Mütter-Society

Die Mütter-Mafia
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Ich bin hin- und hergerissen: An manchen Stellen konnte ich schallend lachen, was auch an Mirja Boes humorvollem Vorlesestil liegt, dann finde ich die Protagonistin Constanze wieder einfach nur naiv, etwas ...

Ich bin hin- und hergerissen: An manchen Stellen konnte ich schallend lachen, was auch an Mirja Boes humorvollem Vorlesestil liegt, dann finde ich die Protagonistin Constanze wieder einfach nur naiv, etwas dümmlich und ein Zuviel an Boes, so dass ich mir manchmal vorkam wie in einer ihrer Shows.

Constanze bricht ihr Studium ab. Sie ist bereits nach dem ersten Mal schwanger und heiratet sofort Lorenz. Der ist ein eher unsympathischer Zeitgenosse, der als Oberstaatsanwalt jedoch Geld mit nach Hause bringt. Ich verstehe nicht, wie eine Frau ihre komplette Ausbildung an den Nagel hängen kann. Constanze nimmt ihr Studium nämlich auch nicht wieder auf, nachdem ihr erstes Kind Nellie etwas größer ist. Nach einigen Jahren kommt ein zweites Kind, Julius, hinzu. Constanze führt eine sorgenlose Ehe, wohnt in einer schönen Wohnung, die mit Möbeln eingerichtet ist, die ihr Mann ausgesucht und bezahlt hat. Das alles scheint sie aber nicht weiter zu stören, sie macht sich auch keine großen Gedanken über eventuelle Abhängigkeiten oder ihre Zukunft. Nachdem Lorenz Mutter gestorben ist und deren Haus leer steht, entledigt er sich seiner Ehefrau ganz schnell und ersetzt sie durch ein jüngeres Modell, im wahrsten Sinne des Wortes. Nein, nicht er zieht aus, er steckt Constanze mit den zwei Kindern ins erlterliche Haus in einem Bonzenviertel. Constanze lässt dies mehr oder weniger über sich ergehen. Im neuen Zuhause trifft sie zum Glück auf einige tolle Frauen, wie z.B. ihre Nachbarin, die ihr tatkräftig unter die Arme greift und ihr einen potentiellen neuen Partner verschafft. Außerdem auf Anne, deren Jünster den gleichen Kindergarten wie Julius besuchen. Sie lernt aber auch einige Kindergartenmütter, allesamt Mitglieder der sog. Mütter-Society, kennen. Constanze gründet nach einigen Erfahrungen mit diesen Müttern, eine snobistischer als die andere, als Gegenbewengung "Die Mütter-Mafia". Die Mitglieder helfen sich gegenseitig, joggen und trinken zusammen und retten einen sexuell missbrauchten Teenager.

Constanze finde ich einfach nicht authentisch und kann mich schon gar nicht mit ihr identifizieren. Ab und zu macht mir auch Mirja Boes Stimme Schwierigkeiten. Sie liest fließend, deutlich, schnell und bringt mich zum Lachen. Aber genauso oft finde ich ihre Stimme übertrieben, es ist zu gewollt komisch, eben nur "Boes".

Hinter "Die Mütter-Mafia" verbirgt sich kein Frauenroman, sondern eine triviale Kömödie, ein typisches Chick lit, das man durchaus hören kann, wenn eben nichts anderes greifbar ist und die Literatur bzw. das Hörbuch nicht zum Nachdenken anregen soll. Kerstin Gier hat bereits gezeigt, dass sie es wesentlich besser kann.

Veröffentlicht am 13.07.2017

Herzallerliebst

Ausgefressen
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Ich bleibe bei meiner These: Ein Hörbuch steht und fällt mit dem Sprecher. In diesem Fall liest Christoph Maria Herbst großartig. Noch eine These: Manche Bücher sind nur als Hörbuch richtig gut. Ausgefressen ...

Ich bleibe bei meiner These: Ein Hörbuch steht und fällt mit dem Sprecher. In diesem Fall liest Christoph Maria Herbst großartig. Noch eine These: Manche Bücher sind nur als Hörbuch richtig gut. Ausgefressen ist so eins.

Ray, cleveres Erdmännchen und unglücklich verliebt in eine laszive Chinchilla-Dame, lebt mit seiner Großfamilie im Zoo. Als dort eine Leiche entdeckt wird, nimmt die Geschichte Fahrt auf. Privatdetektiv und Alkoholiker Phil beginnt zu ermitteln, versteht erdmännisch und tut sich mit Ray zusammen. Außerdem gibt es mafiöse Ratten, beleidigte Flußpferde, eine Hyäne, die gerne Parfum mag, reiche Rentner und kriminelle Menschen.

Die Charaktere sind alle skurril und sympathisch; gerade die Stereotypen sind lustig. Das Buch hat sicherlich keinen besonderen Tiefgang, braucht es aber auch nicht. Es ist simpel, leicht, fröhlich und unterhaltend. Auch solche Hörbücher haben ihre Daseinsberechtigung.

Veröffentlicht am 06.07.2017

Wunderschöne Sommernovelle

Die Badende von Moritzburg
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Ralf Günther gelang eine wunderbare, leichte, jedoch ganz und gar nicht oberflächliche, sauber recherchierte Novelle, Seite für Seite eine Lesefreude. Dazu noch schön gestaltet mit einer Kirchnerskizze ...

Ralf Günther gelang eine wunderbare, leichte, jedoch ganz und gar nicht oberflächliche, sauber recherchierte Novelle, Seite für Seite eine Lesefreude. Dazu noch schön gestaltet mit einer Kirchnerskizze auf dem Titelbild und Lesebändchen.

Clara Schimmelpfenninck, wohlerzogene Tochter aus gutem Haus, wird aufgrund von ungeklärter Atemnot in ein Dresdner Sanatorium eingewiesen. Der junge Doktor Brandstetter, begeisterter Freud-Anhänger, verschafft ihr ein paar freie Tage, die Clara nutzt, um in der Moritzburger Schilflandschaft umherzustreifen. Dort stößt sie auf eine außergewöhliche Gruppe junger Menschen, alle nackt, Künstler und ihre Modelle, Freigeister. Vor allem Ernst Ludwig Kirchner fühlt sie sich von der jungen Frau besonders angezogen. Sie erleben eine gemeinsame stürmische Nacht, weit entfernt von Claras bürgerlichen Vorstellungen. Ihr eröffnen sich neue Horizonte durch den zufälligen Kontakt zu den Künstlern. Dennoch bleibt sie in ihrer kleinen Welt gefangen, macht was ihr Vater und die Gesellschaft von ihr erwarten und entschließt sich letztendlich für eine gutbürgerliche, jedoch leidenschaftslose Ehe mit Dr. Brandstetter.

Auf wenigen Seiten schafft es Günther, mir das Leben junger Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts näher zu bringen. Er hat auf den letzten Seiten noch "Einige Anmerkungen zum historischen Hintergrund" hinzugefügt, die ich sehr interessant und hilfreich finde. Zum einen werden die gesellschaftlichen Zwänge gut klar, zum anderen gab es aber auch eine Bewegung, die frei sein wollte, gesund und mit der Natur leben wie z.B. Kirchner und die später von ihm in Dresden gegründete Künstlergruppe "Brücke" oder die sog. Lebensreformer, die eine naturnahe Lebensweise, alternative Medizin und Ernährung anstrebten.

Die Novelle ist ein empfehlenswerter Sommerlesespaß und erhält für Inhalt, Titelbild, Stil und Sprache volle 5 Punkte.

Veröffentlicht am 05.07.2017

Das Ehepaar Jens über das Ehepaar Mann

Frau Thomas Mann
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Inge und Walter Jens ist eine besonders gute Biografie über Katia Mann, geborene Katharina Pringsheim, gelungen. Ich habe allerdings nicht das Buch gelesen, sondern das Hörbuch gehört. Auch das wird von ...

Inge und Walter Jens ist eine besonders gute Biografie über Katia Mann, geborene Katharina Pringsheim, gelungen. Ich habe allerdings nicht das Buch gelesen, sondern das Hörbuch gehört. Auch das wird von Inge und Walter Jens außergewöhnlich gut selbst gesprochen. Bei Walter Jens Stimme hat es etwas gedauert, bis ich mich daran gewöhnte. Man trifft übrigens selten auf Autoren, die gleichzeitig auch gute Sprecher sind.

Katia Mann ist eine ganz besondere Frau, zierlich, mit großen braunen Augen und schwarzem Haar. Geboren am 24.07.1883 wächst sie wohlhabend in einer liberalen und intellektuellen Familie in München auf. Der Vater, Alfred Pringsheim, ist Mathematikprofessor und die Mutter, Hedwig Pringsheim geborene Dohm, Schauspielerin und Tochter einer bekannten Frauenrechtlerin. So genoß auch Katharina eine sehr gute Schulbildung, was in der damaligen Zeit für Mädchen eher die Ausnahme war und kam schon als Kind mit bekannten Persönlichkeiten wie Hugo von Hoffmannsthal und Else Lasker-Schüler in Kontakt, die in ihrem Elternhaus ein- und ausgingen. Sie legte als erste Frau in München die Abiturprüfung ab. Die junge Pringsheim heiratet 1905 den älteren Thomas und bekam sechs, nicht minder berühmte, Kinder mit ihm - Erika, Klaus, Golo, Monika, Elisabeth und Michael. Drei von ihnen überlebte sie; Klaus, Erika und Michael starben vor ihr. Katia Manns Gesundheit war nicht die beste, sie litt unter Lungenproblemen und wurde zur Kur nach Davos und Arosa geschickt, was ihren Mann in seinem Roman "Zauberberg" einfließen läßt. Div., äußerst aufschlussreiche Briefe sind überliefert, die sich Katia und Thomas während Trennungen schrieben. Während des Nationalsozialismus floh die Familie Mann in die Schweiz, doch auch dort fühlten sie sich nach einigen Jahren nicht mehr sicher und beschlossen, 1938 in die USA überzusiedeln. Man muss dazu wissen, dass Katia jüdischer Abstammung war. Letztendlich beschlossen sie, nach 14 Jahren im amerikanischen Exil, ihren Altersruhesitz in die Schweiz zu verlegen, wo Katia Mann 97jährig im Jahr 1980 verstarb.

Katia Mann hat ihr Leben lang die Familie zusammengehalten, v.a. Klaus und Erika, beide stark drogenabhängig, waren ihre Sorgenkinder. Nach jedem Umzug hat sie als erstes den Schreibtisch ihres Mannes hergerichtet, damit er sofort wieder arbeiten konnte. Außerdem hat sie seine Briefe bearbeitet, mit Verlagen verhandelt, Reisen organisiert usw. usf. Das Ehepaar Jens stellt Frau Mann jedoch keinensfalls als Opfer dar, sondern sie widmete sich ihrem Mann als selbstbewusste und bescheidene Frau. Sie war gescheit und hatte einen scharfen Verstand. Manchmal wirkt sie dominant, herrisch und gefühlskalt.

In diesem Buch wird ein klares und autentisches Bild Katia Manns gezeichnet. Was mich allerdings irritiert, ist, dass mit keinem Wort Thomas Manns Homosexualität erwähnt wird. Dies zieht doch an keiner Ehefrau spurlos vorbe!

Eine uneingeschränkt empfehlenswerte Biografie, für Mann- und Jens-Fans sowie für alle anderen.

Veröffentlicht am 28.06.2017

Nicht nur für Fußballerinnen

14 - Kicker, Küsse, Katastrophen
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Heike Abidi liefert mit "14 - Kicker, Küsse, Katastrophen" wie gewohnt ein gutes Jugendbuch ab.
Das Cover passt gut zu den anderen der Reihe und hat somit einen Wiedererkennungswert: pinke Schrift, blauer ...

Heike Abidi liefert mit "14 - Kicker, Küsse, Katastrophen" wie gewohnt ein gutes Jugendbuch ab.
Das Cover passt gut zu den anderen der Reihe und hat somit einen Wiedererkennungswert: pinke Schrift, blauer Hintergrund und gemalte Bilder, die etwas mit dem Inhalt des Buches zu tun haben.
Franzi spielt für ihr Leben gerne Fußball, dabei würden sie ihre Eltern liebend gern in einem Tanzkurs sehen. Den findet Franzi aber nur peinlich, schlägt sich dann aber doch ganz gut. Gleichzeit kämpft sie für ihr Hobby gegen ihre Eltern, stellt sich den Peinlichkeiten des Alltags und tut alles, um Fußball zu spielen.
Die sympathische Protagonistin Franziska muss man einfach mögen. Mit viel Humor greift Adibi Themen einer 14-Jährigen auf, die nicht dem typischen Mädchenbild entpricht, ohne diese ins Lächerliche zu ziehen. Ihr Schreibstil ist wie immer flüssig, schnell und bringt den Leser zum Schmunzeln. Meine Tochter (13 Jahre) hat das Buch ebenfalls schnell und begeistert gelesen.
Ein uneingeschränktes empfehlenswertes Buch für Teenagerinnen.