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Veröffentlicht am 02.01.2025

Tödliche Isolation

Die Insel der Angst
2

Die Dokumentarfilmerin Tess Macfarlane wird von der Meeresforschungsorganisation Seawild mit einem Team von Wissenschaftlern auf die abgelegene Insel Navigaceo geschickt, um einen Dokumentarfilm über Mönchsrobben ...

Die Dokumentarfilmerin Tess Macfarlane wird von der Meeresforschungsorganisation Seawild mit einem Team von Wissenschaftlern auf die abgelegene Insel Navigaceo geschickt, um einen Dokumentarfilm über Mönchsrobben zu drehen. Kurz nach ihrer Ankunft entdeckt sie eine Leiche, die mit einer früheren Expedition in Verbindung zu stehen scheint. Während Tess das Rätsel um den Tod des Mannes und die mysteriösen Vorkommnisse auf der Insel untersucht, weiß sie immer weniger, wem sie trauen kann.

Die abgelegene Insel steht im Mittelpunkt des Buches. Die düstere, isolierte Stimmung wird überzeugend dargestellt und der Autor schafft es, eine klaustrophobische Atmosphäre zu erzeugen. Nachdem der Thriller zu Beginn etwas schleppend verläuft, nimmt die Spannung im zweiten Teil deutlich zu. Vor allem die Wendungen und Enthüllungen sorgen dafür, dass der Thriller mit zunehmender Lesezeit immer fesselnder wird. Allerdings wirkt die Auflösung am Ende teilweise etwas konstruiert. Während die Erklärung im Großen und Ganzen schlüssig ist, könnte der Höhepunkt der Geschichte etwas weniger vorhersehbar und etwas ausgefeilter sein.

Tess selbst ist ein komplexer und interessanter Charakter. Als Dokumentarfilmerin hat sie eine investigative und unerschrockene Art. Auf der Insel ist jedoch schnell unklar, ob sie ihrer Wahrnehmung noch trauen kann. Diese Ungewissheit sorgt für zusätzliche Spannung. Im Gegensatz dazu sind die anderen Figuren eher oberflächlich dargestellt. Ihre Handlungen sind nicht immer nachvollziehbar und so bleiben sie durch die Geschichte hindurch unscheinbar und wenig greifbar.

Die Handlung in der Vergangenheit um ihren ersten Dokumentarfilm "Spill" und den Tod ihrer Partnerin Gretchen ist zwar spannend, hat aber insgesamt wenig Bezug zur aktuellen Handlung und wirkt daher seltsam losgelöst.

Der flüssige Schreibstil und die gut strukturierten Kapitel sorgen dafür, dass sich das Buch angenehm lesen lässt. Trotz der langsamen ersten Hälfte bleibt die Erzählweise unterhaltsam und baut die geheimnisvolle Atmosphäre kontinuierlich auf.

Insgesamt ist "Die Insel der Angst" ein solider Thriller mit einem atmosphärischen Setting und einer spannenden, gruseligen zweiten Hälfte. Zwar ist der Anfang etwas langatmig und die Charaktere könnten mehr Tiefe vertragen, dennoch bietet der Thriller eine interessante und durchdachte Handlung.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 18.12.2024

Komplexe Schwesternbeziehung

Blue Sisters
0

"Blue Sisters" erzählt die Geschichte der vier Schwestern Avery (Rechtsanwältin), Bonnie (ehemalige Profiboxerin), Lucky (Model) und der bereits verstorbenen Nicky. Ein Jahr nach Nickys Tod kommen die ...

"Blue Sisters" erzählt die Geschichte der vier Schwestern Avery (Rechtsanwältin), Bonnie (ehemalige Profiboxerin), Lucky (Model) und der bereits verstorbenen Nicky. Ein Jahr nach Nickys Tod kommen die drei verbliebenen Schwestern erstmals wieder persönlich zusammen, um den Verkauf des Elternhauses zu verhindern. Dabei begleitet man sie auf ihrem Weg, den Verlust zu verarbeiten und wieder zueinanderzufinden.

Die Perspektivwechsel zwischen den Schwestern ermöglichen einen tiefen Einblick in ihre Gedanken, Lebenswege und individuellen Bewältigungsstrategien. Der Erzählstil von Coco Mellors ist plastisch und detailliert, stellenweise jedoch langatmig. Dennoch überzeugen viele Passagen mit zitierwürdigen Formulierungen. Manche interessante Handlungsstränge werden allerdings zu abrupt abgehandelt, was das Leseerlebnis trübt. Die Grundstimmung des Buches ist melancholisch und von Trauer geprägt.

Das Buch greift eine Vielzahl von Themen auf, darunter Verlust, Depression, Sucht, komplizierte Familiendynamiken und persönliche Krisen. Allerdings wirkt es unrealistisch, dass alle Schwestern trotz einer schwierigen Kindheit bemerkenswert erfolgreich sind. Das Ende bleibt hinter der Komplexität der behandelten Themen zurück und hätte einen tieferen, nuancierteren Abschluss verdient.

Insgesamt liest sich der Roman gut und bietet einen gelungenen Fokus auf starke Frauenfiguren und ihre Herausforderungen. Die zeitgemäße Umsetzung aktueller Themen ist gelungen, auch wenn das Potenzial der Geschichte nicht vollständig ausgeschöpft wurde.

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Veröffentlicht am 06.12.2024

Charmant, skurril, aber anders als erwartet

May Morrigans mysteriöse Morde
4

Katherine Blacks Roman "May Morrigans Mysteriöse Morde" spielt im kleinen, idyllisch wirkenden Dorf Blackheath. Im Mittelpunkt stehen die pensionierte Buchhändlerin May Morrigan, ihr Mitbewohner und langjähriger ...

Katherine Blacks Roman "May Morrigans Mysteriöse Morde" spielt im kleinen, idyllisch wirkenden Dorf Blackheath. Im Mittelpunkt stehen die pensionierte Buchhändlerin May Morrigan, ihr Mitbewohner und langjähriger Freund Fletcher, sowie der junge Reporter Danny Fox. Gemeinsam mit weiteren Bewohnern bilden sie ein ungewöhnliches Ermittlerteam, das versucht, mehrere Vermisstenfälle aufzuklären.

Während Mays elegante, kultivierte Fassade die Dorfbewohner täuscht, steckt in ihr eine kompromisslose Persönlichkeit, die vor unorthodoxen Methoden nicht zurückschreckt. Die Frage, ob May selbst eine moralische Grenze überschreitet, wird von der Autorin jedoch eher angedeutet als explizit behandelt.

Katherine Black schreibt in einem sehr angenehmen, flüssigen und beschreibenden Stil. Die Dialoge sind pointiert und witzig, und die Figuren, allen voran May, Fletcher und Danny, werden mit liebevollen Details und skurrilen Eigenheiten versehen. Erzählt wird die Geschichte aus den Blickwinkeln von May, Fletcher und Danny. Die Kapitelüberschriften mit Songtiteln, die die jeweilige Stimmung einfangen, verleihen dem Roman eine originelle Note.

Der Roman hat einen leichten und lockeren Stil, der sich gut für entspannte Lesestunden eignet. Die Dynamik zwischen May und Fletcher ist herrlich zu verfolgen. Die Mischung aus skurrilem Humor, unaufdringlichem Tiefgang und spannender Ermittlungsarbeit sorgt für kurzweilige Unterhaltung.

Trotz dieser Stärken fällt das letzte Drittel des Romans deutlich ab. Das Finale wirkt gehetzt, die Auflösung der Fälle zu abrupt, und manche Fäden, die im Verlauf gesponnen wurden, bleiben lose. Hier hätte der Geschichte etwas mehr Raum gutgetan, um die Spannung und Plausibilität aufrechtzuerhalten.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Vermarktung des Romans. Der deutsche Titel und die Beschreibung legen einen Fokus auf Mays dunklere Seite, die im Buch selbst jedoch eher am Rande bleibt. Wer sich auf eine komplexe Auseinandersetzung mit einer moralisch ambivalenten Serienmörderin gefreut hat, könnte daher enttäuscht werden. Der englische Titel "A most unusual demise" trifft den Ton der Geschichte weitaus besser und spiegelt die Balance aus skurrilem Humor und unterschwelliger Spannung treffender wider.

Insgesamt ist "May Morrigans Mysteriöse Morde" ein humorvoller, unterhaltsamer Krimi mit charmanten Figuren und einer ungewöhnlichen Protagonistin. Trotz des gehetzten Finales und der etwas missverständlichen Vermarktung ist der Roman ein echter Lesespaß, der Lust auf eine Fortsetzung macht.

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Veröffentlicht am 18.10.2024

Das größte Geheimnis

Die Übermacht. Nominiert für den GLAUSER 2025 in der Kategorie bestes Debüt
2

Die chinesische Wissenschaftlerin Jun Ji Bao stirbt in einer deutschen Fernsehsendung vor laufender Kamera bevor sie das „größte Geheimnis Chinas“ enthüllen kann. Robert Forster, ein traumatisierter Afghanistan-Veteran ...

Die chinesische Wissenschaftlerin Jun Ji Bao stirbt in einer deutschen Fernsehsendung vor laufender Kamera bevor sie das „größte Geheimnis Chinas“ enthüllen kann. Robert Forster, ein traumatisierter Afghanistan-Veteran und ehemaliger BND-Mitarbeiter, wird mit den Ermittlungen beauftragt. Derweil versucht Jun Ji Baos Nichte Maria wegen einer Datenkopie von China nach Deutschland zu fliehen und der zwielichtige Geschäftsmann Lee bemüht sich um die Gunst der chinesischen Staatsführung.

Der Autor schreibt in einem flüssigen und spannenden Stil in kurzen Kapiteln aus wechselnder Sicht der handelnden Personen. Dabei variieren auch die Handlungsorte zwischen China und Deutschland. Neben dem zentralen Kriminalfall und dem „größten Geheimnis“ wirft der Roman auch ein kritisches Licht auf die nahezu allumfassende Überwachung in China, die soziale Kontrolle und das Streben des Landes nach globaler Vorherrschaft. Insbesondere die Flucht Marias aus China wirkt eindringlich bis schockierend durch die lückenlose Nachverfolgung der Behörden.

Die handelnden Figuren sind unterschiedlich komplex ausgearbeitet. Während Maria und Robert Forster detailliert und stimmig dargestellt werden, wirken Lee und seine Handlanger oft stereotyp und eindimensional. Besonders Lee bleibt am Ende wenig greifbar. Anfangs treibt ihn noch die Hoffnung an, seinen schwerkranken Sohn zu retten, doch dieser Handlungsstrang verliert im Verlauf der Geschichte vollständig an Bedeutung.

Nach einem actionreichen Finale in Berlin bleiben einige Fragen offen, insbesondere zu den genauen Umständen von Jun Ji Baos Tod und der Beweislage rund um das „größte Geheimnis“. Der Schluss deutet zudem eine mögliche Fortsetzung von Forsters Geschichte an.

Insgesamt bietet das Buch eine gelungene Mischung aus spannendem Thriller und aktuellen politischen Themen, die zum Nachdenken anregen. Die Lektüre ist bis zum Schluss fesselnd und lässt auf eine Fortsetzung hoffen.

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Veröffentlicht am 11.09.2024

Wenig Thrill, viel Tiefgang

Die Abschaffung des Todes
4

James Windover, Herausgeber einer exklusiven Zeitung für Milliardäre, soll im Auftrag einer Leserin ein ehrgeiziges Forschungsprojekt untersuchen, das angeblich den Tod besiegen soll. Während er den Plänen ...

James Windover, Herausgeber einer exklusiven Zeitung für Milliardäre, soll im Auftrag einer Leserin ein ehrgeiziges Forschungsprojekt untersuchen, das angeblich den Tod besiegen soll. Während er den Plänen der Firma Youvatar nachgeht, stößt er nicht nur auf wissenschaftliche und ethische Herausforderungen, sondern auch auf eine Verschwörung um einen verschwundenen Autor.

Als großer Fan von Andreas Eschbach gefällt mir vor allem sein mitreißender Erzählstil, der durch eine klare und zugleich tiefgründige Sprache überzeugt. In "Die Abschaffung des Todes" beweist Eschbach wieder seine Fähigkeit, komplexe wissenschaftliche und philosophische Themen spannend und verständlich zu vermitteln. Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, ob Unsterblichkeit wirklich erstrebenswert ist und welche Folgen dies für die Gesellschaft haben könnte.

Eschbachs Sprache ist präzise, klar und flüssig zu lesen, und auch der trockene Humor des Protagonisten James Windover bereichert die Geschichte. Ich finde aber, der Begriff Thriller trifft es hier nicht. Zwar gibt es spannende Momente, Verfolgungsjagden und durchaus actionreiche Szenen, aber der Schwerpunkt des Buches liegt eindeutig mehr auf der philosophischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Unsterblichkeit. Die Handlung entwickelt sich eher gemächlich und die Spannungskurve bleibt über weite Strecken niedrig. Wer einen rasanten Thriller erwartet, könnte enttäuscht werden. Aber als jemand, der Eschbachs tiefsinnige Geschichten mag, haben mir das gemächliche Tempo und die detaillierten Ausführungen über Hirnforschung und philosophische Überlegungen sehr gefallen.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, auch wenn einige Nebenfiguren etwas zu kurz kommen. Vor allem Anahit Kevorkian, Windovers Auftraggeberin, bringt frischen Wind in die Handlung und die dynamischen Dialoge zwischen den Figuren machen viel Spaß.

Alles in allem hat mir "Die Abschaffung des Todes" trotz kleiner Schwächen sehr gut gefallen. Es ist weniger ein Thriller als vielmehr ein spannender, gut durchdachter Science-Fiction-Roman mit philosophischen Untertönen. Wer sich auf die Geschichte einlässt und wem Eschbachs Stil zusagt, wird nicht enttäuscht. Die Themen regen zum Nachdenken an und bieten viel Raum für Diskussionen. Auch wenn ich mir an manchen Stellen etwas mehr Tempo gewünscht hätte, ist es eine spannende und gut erzählte Geschichte, die nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt.

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