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Katharina_Fust

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Starke Frauen auf der Hallig

Die Halligprinzessin
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"Die Halligprinzessin" ist ein gut geschriebener, süffig zu lesender Roman, bei dem es mir schwer fiel, mich an die vorgegebenen Leseabschnitte zu halten und nicht zu weit vorzupreschen.

Die beiden miteinander ...

"Die Halligprinzessin" ist ein gut geschriebener, süffig zu lesender Roman, bei dem es mir schwer fiel, mich an die vorgegebenen Leseabschnitte zu halten und nicht zu weit vorzupreschen.

Die beiden miteinander verwobenen Geschichten von Ella und Charlotte sind jede für sich interessant und spannend. Ella, die Frau von heute, nervt zwar zunächst ein bisschen als "Prinzessin auf der Erbse", die überempfindlich auf die Nachricht vom Tod ihrer – kaum bekannten – Großtante reagiert und die Beziehung zu ihrem Freund gleich infrage stellt, weil der trotz dieser Nachricht erst mal Ellas Geburtstag feiern und dann in Ruhe über die unverhoffte Erbschaft nachdenken möchte… Doch auf der Hallig angekommen, zeigt sie sehr viel gesundes Selbstbewusstsein und einen Mut, mit dem sie gleich bei ihrem ersten Besuch auf der Sönkenswarft auf der Hallig Südfall einige Tage „Landunter“ übersteht, ohne sich auf die Nachbarwarft mit dem netten dänischen Ornithologen Brar zu flüchten. Der plötzliche Wechsel vom Wunsch, das Haus, in dem ihre Berliner Apotheke liegt, zu kaufen um diese weiterführen zu können zum Vorhaben, auf der Hallig ein Gästehaus zu eröffnen, ist allerdings sehr krass!

Auch Charlotte ist eine immer stärker werdende, mutige junge Frau. Vielleicht ist es zunächst der Mut der Verzweiflung, dass sie auf der Suche nach „Arbeit aller Art“ durch Hamburg irrt – sie, das Bürofräulein – und sich in einer Hafenkneipe vom Fischer Pay als Dienstmädchen für seine Mutter auf der Hallig Südfall anheuern lässt. Dort durchlebt sie schwere Zeiten mit harter körperlicher Arbeit und einer feindseligen Chefin, was nur teilweise durch den wohlwollenden, aber wortkargen Pay ausgeglichen wird. Zu Charlottes Überraschung stellt Keike, Pays Mutter, die beiden vor die Entscheidung: Entweder Charlotte geht – oder sie und Pay heiraten! Obwohl es für beide keine Liebesehe ist, vertragen sie sich erstaunlich gut. Und durch ein trauriges Ereignis taut das Eis zwischen Keike und Charlotte endlich auf und sie werden richtig gute Freundinnen.

Als Pay zum Militär einberufen wird – es ist der 2. Weltkrieg – liegt die Verantwortung für Haus und Hof auf der Sönkenswarft sowie für die immer schwächer werdende Keike allein auf Charlottes Schultern. Auch diese Herausforderungen meistert sie, hier und da unterstützt von Keikes Verwandten Bodo und Alma vom Festland. Auch als Keike stirbt und Pay über längere Zeit verschollen ist, sie ihn sogar tot glaubt, bleibt sie auf der Sönkenswarft. Anstatt zu ihrer Familie in Berlin zurückzukehren, bietet sie ihren Eltern an, vor den Bomben auf der Hallig Zuflucht zu suchen. Doch diese lehnen ab und werden von den Bomben auf Dahlem getötet. Schließlich erhält sie Nachrichten von Pay: Dieser ist in britische Kriegsgefangenschaft geraten, wo er zwar hart arbeiten muss, aber gut behandelt wird.

Und dann stürzt eines Nachts im Watt ein britischer Jagdbomber ab! Mit Piet, dem Hund macht sich Charlotte auf den Weg zur Absturzstelle und holt den einzigen Überlebenden zu sich ins Haus: Ein schwieriges Unterfangen, denn der kann kaum gehen! Und dann ist die Hallig noch nicht einmal abgelegen genug, als dass SS und Polizei nicht doch noch zu ihr kommen um nach Überlebenden zu suchen… Es ist kein politisches Bewusstsein, das Charlotte bewegt, den „Feind“ gesund zu pflegen, sondern einfach der Gedanke, dass Pay in Jeffreys Heimat ebenfalls menschlich behandelt wird. Und für ein paar Wochen ist es mit der totalen Einsamkeit vorbei, auch wenn beide brav und anständig bleiben...

Schließlich macht sich Jeffrey wieder in seine Heimat auf – mit Pays Kutter! Und dann ist endlich der Krieg vorbei und Pay kommt nach Hause – mit einem Kutter! Wie er an den gekommen ist, ist eine der anrührendsten und lustigsten Szenen dieses Buches. Und dann muss die Zukunft zeigen, wie sich das Verhältnis von Pay und Charlotte weiter entwickelt…

Insgesamt hat es mir viel Vergnügen bereitet, dieses Buch zu lesen. Okay – es bleiben ein paar lose Enden, z. B. Was das „Geheimnis um Brar“ betrifft: Ist es wirklich nur die Tatsache, dass sein Beruf ihn alle paar Jahre in dass sein Beruf ihn alle paar Jahre in eine andere Gegend führt und er doch kein Gefährte für die Hallig für immer wäre? Und was hat Ellas Oma Anke und ihre Schwester Ines entzweit? Am Ende des Buches sind beide noch nicht geboren! Sind dies vielleicht Hinweise, dass es noch einen weiteren Band geben wird? Auf jeden Fall macht das Buch Lust, mal selbst eine Weile auf einer Hallig zu verbringen – zumindest ein verlängertes Wochenende, aus dem, wie man sieht, auch schon mal eine Woche oder mehr werden können…

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