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Veröffentlicht am 19.01.2025

Die unglaubliche Geschichte des Julian H.

Nach Ibiza
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Jedem politisch interessierten Menschen in Österreich wird jener Tag im Mai 2019 in lebendiger Erinnerung bleiben, als es plötzlich hieß: Strache will die Nation verscherbeln. Durch investigative Journalisten ...

Jedem politisch interessierten Menschen in Österreich wird jener Tag im Mai 2019 in lebendiger Erinnerung bleiben, als es plötzlich hieß: Strache will die Nation verscherbeln. Durch investigative Journalisten der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht, führte die "Ibiza-Affäre" zum Bruch der Koalition von Türkis-Blau. Bereits kurz danach veröffentlichten die Ostermayer-Journalisten der SZ ein Buch zu den Hintergründen. Nun ist aber jener Mann an der Reihe, seine Version der Geschichte zu erzählen, der hinter dem kompromittierenden Video steckt: Julian Hessenthaler.

Schon kurz nach der Aufdeckung des Skandals wurde er zu einem der meistgesuchten Österreicher, konnte sich aber noch einige Zeit in Deckung halten, bis er schließlich aufgespürt und rund eineinhalb Jahre in Untersuchungshaft saß. In "Nach Ibiza" lässt uns Hessenthaler, der Sicherheits-Consultant, wissen, wie es aus seiner Sicht zu dem Video gekommen ist, warum es rund zwei Jahre dauerte bis es veröffentlicht wurde und wie er die Jagd auf sich erlebte. Hessenthaler ist kein Schreiberling, dass merkt man bereits an den ersten paar Seiten - die Sprache wirkt teils holprig, teils sehr umgangssprachlich, aber das macht das Gelesene noch authentischer. Hessenthaler gibt auch Einblick in seine Herkunft und wie es ihm vor seiner Sicherheits-Karriere ergangen ist, was seinen weiteren Werdegang erklärt.

Trotzdem wundert man sich häufig über das was man liest. Einerseits schien Hessenthaler, nicht nur bei der Erstellung und Weitergabe des Videos, oft sehr dilettantisch und naiv vorzugehen, andererseits gelang es ihm trotzdem, Vertrauen zu Schlüsselpersonen aufzubauen. Oft schwingt auch ein Stückchen Selbstmitleid mit, obwohl er häufig doch ziemlich viel Glück hatte, betrachtet man die Blauäugigkeit, die ausführlich geschildert wird. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich ihm einiges nicht abnehme, was auch daran liegt, dass Hessenthalers Argumentation teilweise unschlüssig oder wenig glaubhaft ist. Nichtsdestotrotz ist es spannend mitzuverfolgen, wie ihm das Video gelungen ist, wie seine Gefühlslage war, es so lange unter Verschluss zu halten, wie er es verkraftete zum Gejagten und Beschuldigten zu werden. Besonders bemerkenswert ist, wie die österreichische Justiz bzw. Exekutive versuchte, ihn zum Schuldigen zu machen, das Kopfschütteln hört nicht auf, wie Hessenthaler den Prozess beschreibt, der gegen ihn geführt wurde und ihn schließlich verurteilte für Delikte, die er nach seinen Aussagen nicht begangen hat. Und tatsächlich sind die geschilderten Widersprüche im Verfahren unfassbar, auch wenn klar ist, dass hier nur eine Seite erzählt wird.

Wie erwähnt, fand ich es oft schwer, Julian Hessenthaler alles abzukaufen, so wie er es in seinen Worten erzählt. Aber auch wenn man davon ausgeht, dass nur ein Bruchteil des Erzählten stimmt, was ganz sicher der Fall ist, lässt es einen schier sprachlos zurück, denn es führt einem vor Augen, was alles schief läuft in unserem Land. Man wundert sich nicht mehr, weshalb Österreich in den Korruptionsrankings immer weiter nach oben gereiht wird, worüber man sich allerdings sehr wundern darf nach dem Gelesenen, das zwar nicht allzu viele neue Facetten auf die Ibiza-Affäre wirft, aber doch die Gefühlslage des Drahtziehers gekonnt wiedergibt, ist die Tatsache, dass nach all den korrupten Vorhaben, die uns die FPÖ (aber auch die ÖVP) vor nur so kurzer Zeit eingebracht haben, sich diese über einen solchen Wähler:innenzuspruch freuen dürfen. Die Welt ist wohl aus den Fugen geraten. Hessenthaler schließt jedenfalls mit dem inbrünstigen Plädoyer, die Demokratie niemals aufzugeben, sie zu schützen. Hoffen wir, dass viele Menschen sich auf dieses Ansinnen berufen.

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Veröffentlicht am 06.01.2025

Starke Charaktere und eine Geschichte mit Humor, Tragik und Kreativität

Als wir im Schnee Blumen pflückten
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Im Norden Schwedens: Máriddja ist sterbenskrank und ihr Gatte Biera schwindet immer mehr in die Demenz. Stur wie die alte Samin ist, lässt sie sich nicht behandeln und kämpft an verschiedenen Fronten gegen ...

Im Norden Schwedens: Máriddja ist sterbenskrank und ihr Gatte Biera schwindet immer mehr in die Demenz. Stur wie die alte Samin ist, lässt sie sich nicht behandeln und kämpft an verschiedenen Fronten gegen jegliche Hilfe oder Kontaktaufnahme. Nur ihre Vergangenheit lässt sie nicht los und immer wieder kehren ihre Gedanken zu ihrem verlorengegangenen Neffen, dem sie einst ihre ganze Liebe schenkte. Eine Freundin findet sie in der Stimme aus der "Telefonapparatmaschine" namens Sire, die sie bei ihren Vorhaben kräftigend zu unterstützen scheint.

Tina Harnesk ist ein humorvoller wie auch tragischer Roman zugleich gelungen, der eine bewegende Familiengeschichte als Kern hat. Die Autorin glänzt mit besonders kreativen Metaphern, die mich oft zum Lachen gebracht haben. Die Hauptfigur Máriddja ist eine sture und eigenwillige alte Dame, die für meinen Geschmack aber oft zu überspitzt gezeichnet wurde. Sie wartet mit Ideen und Handlungen auf, die teils martialisch sind, teils überhaupt nicht nachvollziehbar - allerdings werden sie im weiteren Geschehen des Romans allesamt aufgelöst und dadurch entsteht ein tief gezeichnetes Bild der Gedankenwelt der Protagonistin. Die Figur ihres Gatten Biera ist hingegen besonders gut gelungen und er scheint in seiner dementen Welt sehr glücklich zu sein - ich finde es schön, dass hier das Thema Demenz eben nicht mit der üblichen, drückenden Schwere beschrieben wird. Weitere Nebenfiguren werden ebenso liebevoll und detailreich gezeichnet und für mich war es ein Genuss, den einzelnen Figuren zu folgen.

Besonders hervorzuheben ist auch, dass die Autorin das dunkle Kapitel Schwedischer Geschichte, bei der es um Zwangsumsiedlungen der Sami geht, immer wieder in die Geschichte einwebt, darauf aufmerksam macht, aber nicht zu aufdringlich den mahnenden Zeigefinger hebt, sondern einfach beschreibt, welche Auswirkungen die Umsiedelungen auf die indigene Bevölkerung in ihrer emotionalen Grundfeste hatte. Überhaupt - wie sie die Besonderheiten der Sami beschreibt, ist wunderschön. Anfangs dachte ich mir, dass es gut gewesen wäre, wenn sie einige Begriffe erörtert hätte, aber Harnesk schafft es ohne eine explizite Erklärung, den Leser:innen zu Verstehen zu geben, was gewisse Ausdrücke bedeuten.

Überhaupt ist ihre Sprache sehr bildgewaltig, kreativ und flexibel und doch schafft sie es, ihren Charakteren eine Tiefe zu verleihen. Ab und an übertreibt sie es aber für meinen Geschmack mit der Kreativität, manche Handlungen sind mir zu übertrieben ausgeartet und an etlichen Stellen zieht sich der Text in die Länge. Das entschuldigt aber das berührende Ende, das in einem langsam herangeführten und stimmigen Aufgang aller Handlungsstränge mündet.

Mein Fazit: "Als wir im Schnee Blumen pflückten" ist ein lesenswerter Roman über eine tragische Familiengeschichte im hohen Norden mit samischen Elementen, der humorvolle, manchmal auch übertriebene Momente hat und sich durch stark gezeichnete Charaktere auszeichnet. Trotzdem es zwischendurch seine Längen hat, werden die Leser:innen am Ende mit einem stimmigen Ausgang belohnt.

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Veröffentlicht am 06.01.2025

Igel - sehr britisch!

Das Igel-Tagebuch
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Das Igel-Tagebuch ist kein Roman, sondern ein sehr persönliches essayistisches Buch der BBC-Journalistin Sarah Sands über die britische Kulturgeschichte des Stacheltiers, gepaart mit einem langsamen Abschiednehmen ...

Das Igel-Tagebuch ist kein Roman, sondern ein sehr persönliches essayistisches Buch der BBC-Journalistin Sarah Sands über die britische Kulturgeschichte des Stacheltiers, gepaart mit einem langsamen Abschiednehmen von dem Vater der Autorin. Es ist eine Erkundungstour und ein langsames Kennenlernen - was macht die Tiere aus und was machen Igel mit den Menschen? Sie selbst findet ein verletztes Stacheltier - Peggy - just zu jener Zeit, als ihr Vater ins Krankenhaus kommt. Nachdem sie das Tier gerettet hat, beginnt sie, sich intensiver mit seiner Art und seiner Kulturgeschichte zu beschäftigen. Sie wird dabei sehr oft philosophisch, auch gesellschaftskritisch und es ist erstaunlich, wie oft sich unterschiedliche Menschen schon literarisch mit dem Stacheltier auseinandergesetzt haben, wie es uns Sands wissen lässt. Augenscheinlich ist jedenfalls: Brit:innen lieben Igel, das Tier nimmt auf der Insel eine ganz besondere Rolle ein und viele Dörfer und Städte haben es sich in den letzten Jahren zur Aufgabe gemacht, das bedrohte Stacheltier zu retten, indem sie ihre Gärten igelfreundlich gestalten und ihr Wissen mit großer Leidenschaft weitergeben.

Neben dem Igel ist aber das langsame Abschiednehmen von Sands Vater ein zweiter Erzählstrang. Persönlich, aber doch recht nüchtern, nimmt sie uns mit in den einsetzenden Trauerprozess, der mit dem Abschiednehmen des Vergänglichen beginnt. Schnell ist die Aufmerksamkeit aber wieder auf die kleinen Wildtiere im Garten gelenkt, denn die Natur schafft es ihr Trost zu spenden. Nur die Dachse, natürliche Feinde der Igel, kommen in dem Erzählten gar nicht gut weg und das, obwohl der Mensch ihre größte Gefahr darstellt. Kritisch anmerken kann man auch, dass das wuselige Wesen in seiner Kulturgeschichte oft allzu vermenschlicht wurde und die Autorin das fortsetzt, was aber eben auch menschlich ist und der Art keinen Schaden anrichtet.

Mein Fazit: Das Igel-Tagebuch ist ein besonderes, essayistisches Buch über die Kulturgeschichte der Igel in Großbritannien. Die Autorin verknüpft Wissen über das Stacheltier mit philosophischen und gesellschaftskritischen Gedanken und nutzt die gefundene Nähe zur Natur, um den Abschied von ihrem Vater zu verarbeiten. Es ist ein ruhiges und lehrreiches Buch mit britisches Flair, das erklärt, weshalb der Igel etwas Schützenswertes ist, auch wenn es in einigen Teilen zur Vermenschlichung tendiert.

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Veröffentlicht am 05.01.2025

Tu es - schreib!

Reden ist Silber, Schreiben ist Gold
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Thomas Brezina hat in einem Zeitraum von rund 30 Jahren unglaubliche 600 Bücher veröffentlicht, hauptsächlich Kinderbücher, wobei er aber besonders in den letzten paar Jahren etliches für Erwachsene publiziert ...

Thomas Brezina hat in einem Zeitraum von rund 30 Jahren unglaubliche 600 Bücher veröffentlicht, hauptsächlich Kinderbücher, wobei er aber besonders in den letzten paar Jahren etliches für Erwachsene publiziert hat. Er ist also ein Vielschreiber und lässt uns in "Reden ist Silber. Schreiben ist Gold" an seinem persönlichen Vorgehen beim Schreiben teilhaben.

Die Sprache ist, wie wir es von Thomas Brezina gewöhnt sind, sehr niederschwellig, sodass sich jede/r angesprochen fühlt. An weiten Stellen wirkt es, als würde der Autor direkt neben einer sitzen und aus dem Nähkästchen plaudern. Er erläutert verständlich, dass jede/r ihren/seinen Weg finden muss, um sich mit seinem Schreiben wohlzufühlen. Er gibt zahlreiche Tipps, wie es gelingen kann, dazu sind auch immer wieder hilfreiche Übungen angeführt, die einem das gerade Gelesene ausprobieren lässt.

Das Besondere an dem Buch ist zweifelsohne die sehr persönliche Note, der Einblick, den uns Herr Brezina in sein Schaffen gibt. Besonders erhellend ist dabei, dass er - trotz seines gewaltigen Erfolgs - trotzdem noch mit Selbstzweifel und Schreibblockaden zu kämpfen hat. Auch hier gibt uns der Schreiberling gute Vorschläge, wie damit umgegangen werden kann. Er macht klar, dass die perfekte Schreibatmosphäre und -Vorgehensweise sehr individuell ist und jede/r selbst herausfinden muss, was für sie oder ihn gut funktioniert. Dafür stellt er ein breites Repertoire an Vorschlägen zur Verfügung und ermöglicht auch eine Selbstreflexion. Zudem stellt er zahlreiche Beispiele zur Verfügung, um die Tipps auch konkret an einem Textbeispiel zu verstehen.

Als kleinen Kritikpunkt möchte ich anführen, dass einige Beispiele, die er vorbringt, für mich persönlich nicht immer zu Hundertprozent nachvollziehbar waren, andere Tipps hätten für meinen Geschmack auch knackiger und kürzer beschrieben werden können. Jedenfalls aber schafft es Brezina zu motivieren, zu vermitteln, dass es jede/r schaffen kann. Das wichtigste dabei: tu es - schreib!

Mein Fazit: Thomas Brezinas "Reden ist Silber. Schreiben ist Gold" ist ein absolut empfehlenswerter und motivierender Schreibratgeber mit einer sehr persönlichen Note, der viele hilfreiche Tipps gibt, leicht und nachvollziehbar zu lesen ist und uns einen erhellenden Einblick in den Arbeitsalltag des Autors gibt.

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Veröffentlicht am 04.01.2025

Ein unbeschreiblicher Roman

Ours. Die Stadt
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Ich habe mir nun etliche Rezensionen zu diesem Buch durchgelesen, doch alle sagen für mich nicht aus, was ich beim Lesen dieses Romans gefühlt & durchgemacht habe. Ich selbst kann das kaum wiedergeben, ...

Ich habe mir nun etliche Rezensionen zu diesem Buch durchgelesen, doch alle sagen für mich nicht aus, was ich beim Lesen dieses Romans gefühlt & durchgemacht habe. Ich selbst kann das kaum wiedergeben, nein, es ist mir schier unmöglich. Schon allein den Inhalt zusammenzufassen ist kaum machbar. Der Text, der sich über 700 Seiten streckt, ist aufs höchste fordernd, die Sprache ist so dicht und bildgewaltig, dass das Lesen nur im Schneckentempo voran schreitet, begleitet durch Wiederwillen und Faszination gleichermaßen.

Inhaltlich ist eines gewiss: Saint, eine Frau mit einem stummen Begleiter, befreit zahlreiche Sklav:innen von ihren Plantagen, Mitte des 19. Jahrhunderts, nimmt Leben und gibt den Befreiten ein solches an einem Ort namens Ours. Durch Magie, Zauberei oder Voodoo, wie immer man Übernatürliches nennen will, gelingt es ihr, den Ort unsichtbar zu machen. Saint ist zwar eine zentrale Figur, aber nicht der Hauptcharakter, zahlreiche andere Personen scheinen für die Geschichte essentiell. Das Erzählte ist so dicht, dass es schwer fällt dem allen zu folgen. Zudem werden immer wieder neue Themen und Figuren eingeführt, die für den weiteren Roman nicht unbedingt eine Rolle spielen; oder aber doch.

Übernatürliches ist eine wiederkehrende und zentrale Thematik, Figuren haben Fähigkeiten, beispielsweise können sie mit den Augen eines Tieres sehen oder eine auf sie gerichtete Kugel an den Entsender zurückschicken. Diese rituellen Passagen werden äußerst detailreich beschrieben, was für mich das Lesen dieser sehr mühsam gemacht hat, da ich persönlich nichts damit anfangen kann. Immer wieder kehrt auch die Liebe als Thema zurück, allerdings in keiner Hinsicht romantisch, sondern eher als schmerzende Auswucherung. Grundsätzlich werden hier alle Emotionen als negativ und schmerzhaft beschrieben, sodass ich mich des Öfteren gefragt habe, ob Ours in Wirklichkeit die Hölle sein mag - und nicht der befreite Ort, an denen Negroes - so werden die befreiten Sklav:innen in dem Buch genannt - nun ihr befreites Leben leben. Vielleicht ist dies aber auch die Essenz des Buches - die Erkenntnis, dass die Freiheit nach all dem Schmerz, der Unterdrückung, der Entwürdigung, dem unerträglichen Rassismus auch zu einer Last werden kann, ist es doch unmöglich, sich seiner Erinnerung zu entledigen, auch wenn das Vergessen für die Protagonist:innen in "Ours" wichtig zu sein scheint.

Beziehungen zwischen den verschiedenen Charakteren sind schräg, manchmal mit (Homo)Erotik gespickt, sie wirken nicht natürlich, sondern immer problembehaftet. Besonderes Aufsehen wird um die Zeit gemacht, es ist schwer nachzuvollziehen, in welchem Jahr, Jahrzehnt oder gar Jahrhundert man sich gerade befindet. Dies ist einerseits etwas nervig, da der Text ohnehin so komplex ist, aber andererseits erhellend, weil gewisse angesprochene Themen zeitlos sind. So mühsam das Buch ist - oft habe ich innerlich geflucht und Qualen ausgestanden, so anstrengend fand ich das Lesen - so faszinierend ist er auch andererseits. Ich habe volle Hochachtung vor der Sprachgewalt des Autors, auch wenn er meines Erachtens die Geschichte durchaus auch mit der Hälfte oder gar nur ein Drittel des Umfangs ebenso gut erzählt werden hätte können. Hier eine Sternebewertung abzugeben fällt mir ungemein schwer, da mir nichts als passend erscheint, auch weil ich weiß, dass ich der Intention des Autors nicht gewachsen bin.

Mein Fazit: Für "Ours" braucht man Nerven und vor allem Geduld + Durchhaltevermögen - und sollte außerdem Liebhaber:in von komplexer Sachverhalte, gespickt mit Übernatürlichem und Gesellschaftskritik, sein. Ours macht es einer auch dann nicht einfach, es zu lieben, belohnt wird man aber trotzdem mit einer unglaublichen Geschichte, einem unerwarteten Ende und einem Nachhall, der einer noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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