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Veröffentlicht am 05.09.2022

Irgendwie enttäuschend

Dian Fossey - Die Forscherin
1

Fast 30 Jahre nach der Biografie Gorillas in the Mist erscheint nun das Leben Dian Fosseys als Roman. Stellt sich die Frage, ob das wirklich nötig war.
Auf der einen Seite macht der Roman "Dian Fossey ...

Fast 30 Jahre nach der Biografie Gorillas in the Mist erscheint nun das Leben Dian Fosseys als Roman. Stellt sich die Frage, ob das wirklich nötig war.
Auf der einen Seite macht der Roman "Dian Fossey - Die Forscherin" auf eine bemerkenswerte Frau und ihr Engagement für eine bedrohte Tierart aufmerksam, andererseits wird auch hier der Tod nicht weiter beleuchtet 8aus verständlichen Gründen).
Allerdings hat mich das Buch doch etwas enttäuscht, da es dieser großartigen Person (die durchaus auch ihre schwächen hatte, über die sich der Roman auch nicht ausschweigt) nicht gerecht wird. Erzählt werden drei unterschiedliche Zeitabschnitte aus Fosseys Leben (Kindheit, die 60er und die Zeit kurz vor dem Tod). Auf die Kindheitserinnerungen hätte ich gerne verzichten können, oder sie in anderer Form präsentiert bekommen. Die kleine Dian erzählt hier ihre Sicht der Dinge, aber irgendwie wirkt es auf mich nicht so wie die Erlebnisse eines Kindes, was am Stil der Autorin liegt, der der erwachsenen Dian durchaus gerecht wird.
Durch die Erzählweise wirkt der Roman leider auf mich auch sehr oberflächlich, so dass ich keinen Zugang zu Fossey und ihren Gorillas bekommen habe. Auch war mir nicht bewusst, dass sie so auf Männer fixiert war, was ich persönlich als etwas störend empfand.
Andererseits scheint sich die Autorin viel Mühe bei ihren Recherchen gegeben zu haben, da sie zumindest die Persönlichkeit von Dian gut in Szene setzt. Vielleicht habe ich aber auch mehr von ihrer Arbeit mit den Gorillas erwartet, das kam meiner Meinung nach etwas zu kurz. Aber vielleicht sollte ich ihre Biografie lesen oder den Film noch einmal sehen.
Ergreifend fand ich das Buch leider nicht, irgend etwas hat mir gefehlt.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Unterhaltsam und sehr skurril

Der tanzende Berg
1

Was für ein Roman … Ich wusste nicht auf was ich mich eingelassen habe, aber schon das erste Kapitel überzeugt mit seiner Skurrilität. Es beginnt mit einem Knall, aber danach wird es ruhiger und nicht ...

Was für ein Roman … Ich wusste nicht auf was ich mich eingelassen habe, aber schon das erste Kapitel überzeugt mit seiner Skurrilität. Es beginnt mit einem Knall, aber danach wird es ruhiger und nicht weniger interessant. Elisabeth R. Hager gibt Einblicke in österreichisches Landleben, in das allerdings auch die Moderne Einzug gehalten hat, auch wenn manche alteingesessenen Meinungen nur schwer abzulegen sind. Amüsant, mit zwinkerndem Augen und doch sehr authentisch beschreibt die Autorin das Landleben, aus Sicht einer Person, die auch das Großstadtleben kennt.
Das erste Kapitel stellt bereits das Ende des Romans dar, aber es ist interessant wie es zu dem dort beschriebenen Vorfall kam. Und während ein Chihuahua in rasantem Tempo präpariert wird sinniert Marie über ihre Vergangenheit, ihre Zukunft und zusammen mit der plötzlich auftauchenden Ursula über das Leben im Dorf.
Der tanzende Berg beschreibt liebevolle Charaktere, eine fast ausgestorbene Art zu Leben und die Dorfgemeinschaft, wie man sie sich auch als Stadtmensch gut vorstellen kann, irgendwo in den Tiroler Alpen…
Die Autorin schreibt authentisch und locker und sorgt für kurzweiliges Lesevergnügen.

Freunde von skurrilen Charakteren und Ereignissen werden auf ihre Kosten kommen.
Der einzige Schwachpunkt dieses liebenswerten Romans ist das Ende, das nicht wirklich ein ende ist und zu viele Fragen offen lässt. Dann ist die Fantasie des Lesers gefragt.

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Als wäre man dabei

Erebus
1

Palin beschreibt die beiden großen Expeditionen sehr umfangreich und lebendig. Dabei greift er auf Briefe, Tagebuch-Einträge und Ähnliches zurück, was der Geschichte noch mehr Leben einhaucht und man fast ...

Palin beschreibt die beiden großen Expeditionen sehr umfangreich und lebendig. Dabei greift er auf Briefe, Tagebuch-Einträge und Ähnliches zurück, was der Geschichte noch mehr Leben einhaucht und man fast das Gefühl hat direkt dabei zu sein (wenn diverse "Ausflüge" in die Gegenwart nicht wären). Einige Orte, an denen die Erebus (mit der ebenfalls legendären und oft erwähnten TERROR) vorbeikam, besuchte er selber und beschreibt von seinen Eindrücken und den Veränderungen.
Erebus ist kein trockenes Geschichtsbuch. Auch wenn es einige Längen aufweist und ich mir mehr von der zweiten Reise erhofft hatte (diejenige, welche auch die letzte der Erebus war), so kann Palins lockerer und doch informativer Schreibstil (der manchmal ein kleines Augenzwinkern nicht verhehlen kann, aber kein Abklatsch des Monty Python-Humors darstellt) unterhalten.
Die Fahrten der Erebus (und der Terror) sind spannend. Fotos, Gemälde und Karten ergänzen den Text.

Veröffentlicht am 26.04.2021

Mit Vorsicht zu genießen

Über Menschen
1

Über Menschen ist der erste Roman, den ich von Juli Zeh gelesen habe. Bisher hatte ich zwar viel von der Autorin gehört, aber wirklich mit ihren Werken habe ich mich nicht befasst. Aber es gibt immer ein ...

Über Menschen ist der erste Roman, den ich von Juli Zeh gelesen habe. Bisher hatte ich zwar viel von der Autorin gehört, aber wirklich mit ihren Werken habe ich mich nicht befasst. Aber es gibt immer ein erstes Mal und manchmal entdeckt man echte Highlights unter den Autoren, die man sonst nicht auf dem Radar hat. Ist Über Menschen ein Highlight? Nein, obwohl ich Schwierigkeiten habe, das Buch einzuordnen.
Es ist gut geschrieben. Das hat mir gefallen. Es ist sehr glaubhaft und Bracken entspricht in gewisser Weise auch der Skurrilität, die ich gerne in Büchern lese. Und so ist Über Menschen eine gut zu lesende, glaubhafte Geschichte, welche durch seine Atmosphäre den Leser regelrecht gefangen nimmt.
Es könnte fast perfekt sein, gäbe es da ein Thema, mit dem ich meine Schwierigkeiten habe. Und das stört die brandenburgische Idylle.
Ich weiß, dass es kein Schwarz und Weiß gibt und jede Medaille zwei Seiten hat, aber der Doras Nachbar, der Dorf-Nazi geht mir dann doch etwas zu weit. Nationalsozialismus zum Kuscheln... ein schwieriges Thema und in gewisser Weise auch ein problematisches. Ich bin ein bisschen sprachlos ich weiß nicht wie ich meine Gefühle (und mein Entsetzen) ausdrücken soll.
Muss ich Mitleid mit dem Nazi haben? Muss ich den Nazi ernst nehmen? Bedeutet das, dass Nazis gar nicht so schlechte Menschen sind, wie sie immer wieder dargestellt werden?
Mir gefällt zwar, dass Gote (der Nazi) auch eine menschliche Seite hat (natürlich), aber es ist erschreckend, dass man dadurch fast schon Sympathie für ihn entwickelt.
Ist das beabsichtigt? Ich hoffe nicht.
Und ich hoffe nicht, dass man dadurch den Blick auf die Nazis aufweicht.

Über Menschen ist ein gut geschriebenes Buch, das jedoch mit Vorsicht zu genießen ist.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Unterhaltsames aus dem Schwarzwald

Gnorl
1

Gnorl ist ein spaßiges Abenteuer nicht nur für Kinder. Unterhaltsam, spannend, ideenreich geht es durch die Welt der Kobolde (mitten im Schwarzwald, exotischer geht es ja schon gar nicht mehr). Die Charaktere ...

Gnorl ist ein spaßiges Abenteuer nicht nur für Kinder. Unterhaltsam, spannend, ideenreich geht es durch die Welt der Kobolde (mitten im Schwarzwald, exotischer geht es ja schon gar nicht mehr). Die Charaktere werden sympathisch dargestellt (wenn es sich um die Guten handelt) und weniger sympathisch (wenn es sich um die Bösen handelt), aber alle haben sie nachvollziehbare Motive.
Es mag sich um eine klassische Abenteuergeschichte handeln, was an sich ja nicht schlecht sein muss und zeigt, dass dergleichen auch im Zeitalter von Internet und Smartphone funktionieren kann.
Natürlich gibt es die eine oder andere Überraschung (aber auch so wird es nie langweilig).

Fantasy aus Deutschland ... ohne magische Welten (hüstel) mit viel Charme erzählt.
Das liest man gerne (auch wenn man kein Kind mehr ist und sich gerne auf ein fantastisches Abenteuer einlassen möchte.

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