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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2024

Ein Lese-Highlight

Das Fenster zur Welt
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1944: in einem italienischen Weinkeller sprechen der junge Soldat Ulysseus und die 60jährige Kunsthistorikerin Evelyn über Kunst und andere Dinge des Lebens. Ihr Wunsch, die Gemälde vor der Zerstörung ...

1944: in einem italienischen Weinkeller sprechen der junge Soldat Ulysseus und die 60jährige Kunsthistorikerin Evelyn über Kunst und andere Dinge des Lebens. Ihr Wunsch, die Gemälde vor der Zerstörung zu bewahren, eröffnet Ulysseus eine völlig neue Sichtweise auf die Welt und verändert ihn.

Sarah Winman hat einen Roman geschrieben, der von der Kritik gefeiert wird. Zu Recht? Unbedingt.

Der Autorin gelingt es, ihre Protagonisten authentisch und lebendig mit viel Liebe zu beschreiben. Sie stehen mir alle sofort vor Augen, ohne dass es vieler Worte bedarf. Ulysseus hat der Krieg, aber auch das Gespräch mit Evelyn völlig verändert. Als er nach Ende des Krieges in seine Heimat London zurückkehrt, findet er auch dort alles verändert vor. So richtig findet er nicht zurück in sein vorheriges Leben. Als sich dann eine unerwartete Chance auftut, kehrt er zurück nach Florenz, begleitet von Alys, der Tochter seiner großen Liebe, und Cress, der den Papagei Claude im Gepäck hat.

Sarah Winman beschreibt die Ereignisse teilweise sehr detailliert, teilweise mit großen zeitlichen Lücken und doch ist dieser wunderbar poetische Roman aus einem Guss. Wichtige und unwichtige Ereignisse werden harmonisch erzählt, auch zwischen den Zeilen. Elina Baumbach hat diesen Roman wunderbar übersetzt.

Zu erwähnen ist auch das so perfekt gestaltete Cover, das in Claudes Farben gehalten und absolut stimmig zum Inhalt ist.

Fazit: ein wunderbarer, warmherziger und lebensbejahender Roman über Liebe und Familie

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Selbstjustiz - gerechtfertigt oder nicht?

Du hast das Recht, zu sterben
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Der ehemalige Kripo-Beamter Bernd Berenbrock, der nach einem Jura-Studium als Rechtsanwalt tätig ist, kann es nicht ertragen, wenn Verbrecher ihrer gerechten Strafe entgehen. Er nimmt die Sache selbst ...

Der ehemalige Kripo-Beamter Bernd Berenbrock, der nach einem Jura-Studium als Rechtsanwalt tätig ist, kann es nicht ertragen, wenn Verbrecher ihrer gerechten Strafe entgehen. Er nimmt die Sache selbst in die Hand und hinterlässt keine Spuren.

Die Inhaltsangabe und der Lebenslauf des Autors, der dem seines Täters nicht unähnlich ist, haben mich angesprochen. Erwartet habe ich einen spannenden Kriminalroman, in dem ein Kollege dem anderen auf der Spur ist. Von Spannung kann ich leider nicht sprechen. Bis ungefähr zur Mitte fand ich den Krimi schlicht langweilig. Die Morde werden beschrieben, ich kenne den Täter, Berenbrocks Kollege Kriminalrat Peters auch. Er hat allerdings nur Indizien, keine Beweise.
Als Berenbrock in Holland in zwei Mordfällen ermittelt, wird es etwas spannender. Die Fälle sind spektakulär, der Täter wird gesucht. Berenbrock und sein Team bringen sich in gefährliche Situationen. Spannend auch, dass Kriminalrat Peters immer mal wieder auftaucht, so dass die Frage, ob Berenbrocks Machenschaften ans Licht kommen, ständig im Raum steht. Das Ende ist Peter Slomke ausgezeichnet gelungen. Chapeau!

Der Schreibstil ist sachlich und unaufgeregt, was sicher zu meinem Gefühl der Langeweile beigetragen hat. Die Protagonisten, allen voran Bernd Berenbrock, konnten mich nicht vollends überzeugen. Auch hier gilt, dass es etwa ab der Hälfte besser gelungen ist. Dazu beigetragen haben vor allem die Mitglieder von Berenbrocks Team, ein lesbisches Paar und eine sehr junge Chinesin, die Emotionen und Humor in den Krimi bringen.

Fazit: Die Fragestellung und das gelungene Ende haben mich bewogen, 3 Sterne zu geben, denn insgesamt hat mich dieser Krimi leider nicht überzeugen können.

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Veröffentlicht am 21.07.2024

Sünnum sucht einen Mörder

Leichenstarr an der Bar
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Genauer gesagt, die Sünnumer suchen einen Mörder. Warum musste Enno in den Armen der Friesenbrauerin sterben? Immerhin konnte er noch einige Worte sprechen, die mehr Rätsel aufwerfen als Fragen beantworten. ...

Genauer gesagt, die Sünnumer suchen einen Mörder. Warum musste Enno in den Armen der Friesenbrauerin sterben? Immerhin konnte er noch einige Worte sprechen, die mehr Rätsel aufwerfen als Fragen beantworten.

Der Schreibstil ist locker, die Protagonisten, allen voran die Friesenbrauerin und ihre Tochter Wiebke, sind gut vorstellbar beschrieben und mehrheitlich sympathisch. Das Tüdelbräu fließt in Strömen, damit die Zuckerfische auch gut schwimmen können. Kaffee hingegen scheinen sie gar nicht zu vertragen.

Die Suche nach dem Täter und vor allem der Schluss haben nicht vollständig überzeugen können. Dies wird allerdings wett gemacht durch das Lokalkolorit (ich fühlte mich gleich wieder an der Nordsee), die Dorfbewohner mit ihren Eigenheiten, die trotz mancher Unterschiede unbedingt füreinander einstehen und der wunderbare Humor, der mal offen, mal versteckt, zu finden ist.

Es ist der dritte Band, in dem die Friesenbrauerin Gesine ermittelt. Da er in sich abgeschlossen ist, ist er auch ohne Kenntnis der beiden anderen gut verständlich.

Fazit: ein unterhaltsamer Regionalkrimi

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Lügen, Überraschungen und ein Bonus

Bellevue
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Der fünfte Fall, den der Leiter der Zürcher Kriminalpolizei Armand Muzaton gemeinsam mit seinem Freund Philipp Humboldt löst, spielt an der Universität Zürich. Als die neueste Folge des Fernsehkrimis abgedreht ...

Der fünfte Fall, den der Leiter der Zürcher Kriminalpolizei Armand Muzaton gemeinsam mit seinem Freund Philipp Humboldt löst, spielt an der Universität Zürich. Als die neueste Folge des Fernsehkrimis abgedreht ist, die auf einem Bestseller des Literaturprofessors Martin Hegel basiert, verschwindet dessen Assistentin Rahel Studer spurlos. Hegel wird erpresst und sucht Hilfe bei Humboldt und Muzaton.

Dieser Fall der beiden ist, wie die vorhergehenden auch, in sich abgeschlossen und kann problemlos ohne Kenntnis der Vorgängerbände gelesen werden. Da jedoch das Privatleben und die Karrieren der beiden Hauptprotagonisten aufeinander aufbauen, empfehle ich, die Reihenfolge einzuhalten.

Andreas Russenberger beginnt seinen Krimi mit dem letzten Drehtag des „Sonntagskrimis“, an dem die letzte Szene abgedreht wird, bevor das Filmteam mit einigen weiteren Gästen zur Abschlussfeier übergeht. Mit wenigen Worten sind z.B. der arrogante und von sich eingenommene Hauptdarsteller und auch die Uni-Rektorin so charakterisiert, dass sich der Leser sofort ein Bild machen kann. Das trifft auch auf weitere Protagonisten wie Professor Hegel zu. Allerdings ist der Leser gut beraten, dem ersten Eindruck nur bedingt zu trauen. Zu Beginn ist vieles unklar, einen echten Ansatzpunkt haben die beiden zunächst nicht. Natürlich wird der Fall restlos geklärt. Darüber hinaus ist Russenberger ein überraschendes Ende eingefallen.

Der Krimi ist unterhaltsam und humorvoll, die kleinen privaten Einschübe machen das Lesen zum Vergnügen.

Ach ja, der Bonus: es gibt einen zweiten, kleinen Fall in diesem Krimi, bei dem Muzaton beratend tätig ist. Es gilt: Gute Beziehungen zum Leiter der Kriminalpolizei schaden auf gar keinen Fall.

Fazit: auch für diese Fortsetzung gibt es eine Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 09.07.2024

Cluzet ermittelt

Commissaire Cluzet und der Mann aus Stein
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Der pensionierte Commissaire Urbain Cluzet will seinen Sommerurlaub in Auciel Hautes verbringen, ist es doch der Ort seiner Kindheit. Natürlich hat er seine Berufserfahrungen nicht vergessen, und als seine ...

Der pensionierte Commissaire Urbain Cluzet will seinen Sommerurlaub in Auciel Hautes verbringen, ist es doch der Ort seiner Kindheit. Natürlich hat er seine Berufserfahrungen nicht vergessen, und als seine Wahl-Enkelin Nathalie Opfer eines Betrugs wird und der dafür Verantwortliche in den Tod stürzt, mischt er sich in die Ermittlungen ein.

Es ist der erste Band mit dem Urbain Cluzet, der zweite ist bereits angekündigt und ich hoffe, dass es noch weitere geben wird.

Urbain Cluzet, der den Spitznamen „Knurrer“ trägt, ist ein sympathischer Mensch mit einem großen Herzen, was er in diesem Band mehrfach unter Beweis stellt. In seinem Heimatort ist er natürlich bekannt, zumal er seinen Urlaub jedes Jahr hier verbringt und viele der Einwohner des Ortes kennt. Wichtige Rollen spielen Cluzets Wahl-Enkelin Nathalie, sein Freund Bruno, Apfelbauer und Schwarzbrenner und natürlich die Polizei, vertreten durch die kompetente Sandrine Saidi und den inkompetenten Chef Major de Police Melki. Auch ihre Charaktere werden lebendig und gut vorstellbar beschrieben.

Alexandre Dupont schreibt kurzweilig, amüsant und leicht lesbar. Natürlich gibt es einige Verwicklungen und Umwege, bis der Fall gelöst werden kann.

Fazit: Urlaub in der Normandie – nicht nur für Urbain Cluzet, sondern ein wenig auch für die Lesenden des kurzweiligen und spannenden Krimis

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