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Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Schuldige

Der Schuldige
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Daniel Hunter ist in London ein erfolgreicher Rechtsanwalt. Eines Tages übernimmt er den Fall eines 11-jährigen Jungen, der angeblich einen 8-jährigen anderen Jungen erschlagen haben soll.

Dieser Fall ...

Daniel Hunter ist in London ein erfolgreicher Rechtsanwalt. Eines Tages übernimmt er den Fall eines 11-jährigen Jungen, der angeblich einen 8-jährigen anderen Jungen erschlagen haben soll.

Dieser Fall erinnert Daniel an seine eigene Vergangenheit. Er ist nicht in einem wohlhabenden Elternhaus aufgewachsen. Seine Mutter war drogensüchtig und konnte sich nicht um ihn kümmern. Das Jugendamt hatte Probleme, für Daniel eine geeignete Pflegestelle zu finden, da er ein problematisches Kind war.

Eines Tages kam Daniel zu Minnie als Pflegekind. Doch während alle anderen Pflegestellen gescheitert waren, schaffte es Minnie, dass er zur Schule ging und seinen Abschluss machte. Dabei hatte Minnie ein eigenes schweres Schicksal zu tragen. Dessen Tragweite erfuhr Daniel erst nach ihrem Tod und so manch merkwürdiges Verhalten seiner Pflegemutter erklärte sich so im Nachhinein.

Der 11-jährige Sebastian steht unter Verdacht, seinen Spielkameraden mit einem Stein ermordet zu haben. Obwohl er dies abstreitet, sichert die Polizei genug Indizien um ihn vor Gericht zu stellen. Je länger das Verfahren dauert, desto mehr taucht Daniel auch in die Familiengeschichte von Sebastian ein. Eine Mutter, die nichts auf die Reihe bekommt, und ein gewalttätiger Vater haben die Kindheit von Sebastian nicht gerade positiv beeinflusst.Aber kann das eine Erklärung für ein Verbrechen sein?

Daniels Geschichte wird mit viel Gefühl erzählt. Er ist das Kind einer Drogenabhängigen, und doch schafft er es raus in ein gutes Leben. In seiner kindlichen Vorstellung war er der Meinung, er müsse auf seine Mutter aufpassen. Hier zeigt sich wieder, wie groß die Liebe eines Kindes zu seiner Mutter sein kann. Daniel liebt seine Mutter so sehr, dass er erst nicht mehr wegläuft, als klar ist, dass sie tot ist und er – aus seiner Sicht – keine Verantwortung mehr trägt. Erst jetzt ist er frei für sich und seine Zukunft.

Sebastian dagegen ist ein Kind mit vielen Gesichtern. Seine Mutter lässt ihm alles durchgehen und nimmt ihn in Schutz, egal was passiert. Der Vater ist ein gewalttätiger Tyrann, der seine Ehefrau misshandelt, egal ob der Sohn zusieht oder nicht. Da ist es doch kein Wunder, wenn Sebastian die zu Hause erlebte Gewalt auch im Umgang mit seinen Freunden an den Tag legt, oder? Ist er wirklich ein Mörder oder ein Opfer seines Elternhauses, so wie Daniel?

Während der Passagen, die von Sebastian und seinen Befragungen handeln, bekommt man den Eindruck, dass hier kein Kind vor Gericht steht. Die Staatsanwaltschaft lässt keinen Zweifel an seiner Schuld aufkommen und geht auch entsprechend vor. Sebastian ist ein kluger und raffinierter Junge, der als hochintelligent eingestuft wurde und sich im Verfahren auch so verhält. Daher entsteht oft der Eindruck, es säße ein „kleiner Erwachsener“ auf der Anklagebank.

Der erste Roman von Lisa Ballantyne hat überzeugt. Klar strukturiert und emotional, ohne kitschig zu sein. Der Leser kann sich gut in Daniel, aber auch in Sebastian hineinversetzen. Spannend bis zum Schluss bleibt die Frage, wer sind wir? Wie viel Einfluss hat unsere Kindheit auf den Rest unseres Lebens, denn auch Daniel beschäftigt dieser Frage. Wäre er nicht zu Minnie gekommen, würde er heute Klienten vor Gericht vertreten oder hätte er selbst als Teenager auf der Anklagebank gesessen?

Als Fazit bleibt: Die Vergangenheit muss akzeptiert und verstanden werden, dann kann daraus die Zukunft entstehen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Emmas Geheimnis

Emmas Geheimnis
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Alles beginnt mit einem Brief an Kate, der immer wieder durch die Geschichte „unterbrochen“wird.

Kate hat ihren Mann bei einem Unfall verloren und kehrt in ihr Heimatdorf zurück. Dort begegnet ihr Emma, ...

Alles beginnt mit einem Brief an Kate, der immer wieder durch die Geschichte „unterbrochen“wird.

Kate hat ihren Mann bei einem Unfall verloren und kehrt in ihr Heimatdorf zurück. Dort begegnet ihr Emma, eine Freundin aus Kindertagen. Doch Emma trägt ein Geheimnis mit sich herum. Kate jedoch findet langsam den Weg aus ihrer Trauer zurück in den Alltag. Ist sie bereit für eine neue Liebe?

In den Brief-Passagen erfährt der Leser über das Leben, welches Emma geführt hatte, nachdem sich die Wege beider Frauen in der Kindheit getrennt hatten. Ob Emmas Geheimnis die wieder erwachte Freundschaft der beiden erschüttern wird?

Liz Balfour hat einen Roman geschrieben, der sich wunderbar an einem Tag lesen lässt. Die inneren Konflikte beider Frauen sind wunderbar beschrieben und man „fühlt“ mit den Charakteren.

Mir selbst kam jedenfalls früh der Verdacht, welches Geheimnis Emma hat. Ob das von der Autorin beabsichtigt ist oder nicht, kann natürlich nur sie selbst beantworten. Trotzdem bleibt es spannend, auch wenn sich Seite um Seite der eigene Verdacht erhärtet. Lesenswert ist es auf alle Fälle.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Kind

Das Kind
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Kaum hat sich Strafverteidiger Robert Stern mit einem kleinen Jungen getroffen, nimmt sein Leben eine Wendung. Der zehnjährige todkranke Simon behauptet, in einem früheren Leben ein Mörder gewesen zu sein. ...

Kaum hat sich Strafverteidiger Robert Stern mit einem kleinen Jungen getroffen, nimmt sein Leben eine Wendung. Der zehnjährige todkranke Simon behauptet, in einem früheren Leben ein Mörder gewesen zu sein. Zielsicher führt er Stern zu einem Versteck, in dem eine Leiche liegt. Doch bei dieser einen Leiche bleibt es nicht lange. Auch an einem anderen Ort, den Simon genannt hat, befindet sich eine Leiche.

Stern geht dieser Fall sehr nahe, denn er hat vor zehn Jahren seinen eigenen Sohn verloren und das nie richtig überwunden. Während er versucht, das Rätsel um Simon zu lösen, bekommt er eine DVD mit einem merkwürdigen Inhalt. Angeblich würde sein Sohn noch leben. Robert Stern soll jedoch den Bedingungen des Unbekannten nachkommen. Diese sind eng mit Simon und seiner Wiedergeburt verknüpft. Stern ist zerrissen zwischen den Gefühlen zu seinem Sohn und der Aufklärung des Falls.

Sebastian Fitzek spielt in seinem Roman gekonnt mit den Gefühlen des Lesers. Die Spannung ist an einigen Stellen kaum auszuhalten. Vor jedem neuen Buchabschnitt gibt es Zitate zum Thema Wiedergeburt, Reinkarnation und Tod. Dadurch setzt sich der Leser im Laufe des Buches mit diesem Bereich auseinander. Und immer wieder die Frage, ob das wirklich Simon passiert ist, oder woher denn sonst sein Wissen über die Fundorte der Leichen stammt.

Ein Psychothriller, der diesen Namen mehr als verdient hat. Wer dieses Genre mag, sollte sich das Buch nicht entgehen lassen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Lebenden und die Toten

Böser Wolf (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 6)
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Dieser Fall von Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff ist verzwickt und nicht einfach zu lösen. Eine alte Frau wurde bei dem Spaziergang mit dem Hund erschossen, eine weitere Frau wird in der Küche vor ...

Dieser Fall von Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff ist verzwickt und nicht einfach zu lösen. Eine alte Frau wurde bei dem Spaziergang mit dem Hund erschossen, eine weitere Frau wird in der Küche vor den Augen der Enkeltochter ebenfalls ermordet. Beide Frauen waren beliebt und niemand kann sich erklären, warum es jemand auf sie abgesehen haben sollte.

Als dann nach den Morden Todesanzeigen bei der Polizei eingehen, auf denen der Täter schreibt, warum diese Frauen sterben mussten, wird die Sache immer merkwürdiger. Und es bleibt nicht bei diesen Frauen. Weitere Menschen fallen dem Täter zum Opfer.

Die Ermittlungen führen Bodenstein und Kirchhoff zu einem zehn Jahre zurückliegenden Fall einer Organspende. Die Eltern einer angeblich hirntoten Frau wurden zur Freigabe der Organe regelrecht gedrängt. Der Ehemann war zu dieser Zeit im Ausland nicht erreichbar und so gab schließlich der Vater die Einwilligung, oder etwa nicht? Die gesamte Familie ist mit dieser Situation nie fertig geworden und leidet bis heute unter der Freigabe der Organe. Aber was hat diese alte Geschichte mit den Morden zu tun? Schritt für Schritt nähert sich das Ermittlerteam der Lösung, doch es müssen viele Sackgassen genommen werden.

Zudem macht Andras Neff dem Team das Leben schwer. Er wurde als Fallanalytiker hinzugezogen und weiß alles besser, kann alles besser – kurz gesagt: ein schleimiger Klugscheißer. Dieser Charakter wurde wunderbar von Nele Neuhaus dargestellt und als Leser möchte man dem Kerl am liebsten eine … - nein, das lass ich lieber.

Auch die Schwester von Pia Kirchoff arbeitet an diesem Fall mit. Sie ist seit Jahren stellvertretende ärztliche Direktorin einer forensisch-psychiatrischen Gefängnisklinik. Ihre Täteranalysen unterscheiden sich stark von denen Neffs. Daher sind weitere Spannungen im Team nicht ausgeschlossen.

Ein phantasitscher Roman, der bis zum Schluss die Frage nach dem Täter offen hält. Eine Vielzahl an Verdächtigen, alle mit einem Motiv, macht es nicht einfach, herauszufinden, wer der Täter ist. Auch das Thema der Organspende wird ausführlich behandelt und spielt im Fall eine große Rolle. Es gibt vieles, was ein Mensch beachten sollte, wenn er sich bereiterklärt, seine Organe zu spenden. Denn, wie im Roman gut erklärt, können Organe nur einem Sterbenden, aber keinem Toten entnommen werden. Daher sollte sich jeder zu Lebzeiten dafür entscheiden, ob er spenden möchte oder nicht. So bleibt den Hinterbliebenen eine schwere Entscheidung erspart. Nele Neuhaus ist das Thema mit viel Gefühl, aber auch realitätsnah angegangen.

Die Geschichte ist am Ende weder ein Dafür noch ein Dagegen zum Thema Organspende. Jeder Mensch sollte selbst entscheiden. Dabei sollte man sich aber auch die Frage stellen: Wenn ich ein Organ bräuchte, würde ich ein fremdes haben wollen? Wenn ja, wäre ich auch bereit, Organe zu spenden?