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Ranja

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2022

Ein bisschen wie Kaffee: "aquired taste"

Auf der Zunge
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Das Cover und die Gestaltung von Jennifer Clements „Auf der Zunge“ gefiel mir sofort. In der Buchhandlung würde ich wohl nach dem kleinen Band greifen und es mitnehmen.
Das Gelb des Titels kontrastiert ...

Das Cover und die Gestaltung von Jennifer Clements „Auf der Zunge“ gefiel mir sofort. In der Buchhandlung würde ich wohl nach dem kleinen Band greifen und es mitnehmen.
Das Gelb des Titels kontrastiert schön mit den schwarz-weißen Tönen des Abbilds und auch das Foto des Rückens einer laufenden Frau gibt direkt einen ansprechenden und genauen ersten Eindruck von der Geschichte.

Diese hat mich schon mit den ersten Zeilen, ja fast schon Versen, in den Bann gezogen. Vor allem wegen dem besonderen Schreibstil. Auf der Seite wirken die kleinen Paragraphen weit voneinander entfernt, wie kleine Gedichte für sich, aber inhaltlich ist unheimlich viel verdichtet worden. Die Geschichte mag kurz sein, aber nicht weniger voll.

Die kurzen Momentaufnahmen ließen mich in einer Ambiguität schweben. Einerseits war ich durch die poetischen Worte der Protagonistin so nah, andererseits war mir gleichzeitig der vollkommene Zugang versperrt. Besonders je mehr ich las, übernahm mich das Gefühl, dass es an ein paar Stellen zu bröckeln begann. Dieser Eindruck entstand bei mir, weil die Art und Weise des Schreibens auf mich dann zunehmend zusammenhanglos erschien an Stellen. Das könnte daran gelegen habe, dass ich das Buch nicht in einem Rutsch gelesen habe (was man auf jeden Fall machen könnte). Nichtsdestotrotz hat mir irgendwie auch dieses unbefriedigend Gefühl gefallen, es hat zur Geschichte gepasst.
Es war eben auch ein Streifzug mit ihr.

Noch immer schweben mir nach dem Lesen einzelne Satzfragmente im Kopf herum, noch immer bleibt ein gewisser Nachgeschmack von sehnsuchtsvollen Gefühlen und ich habe Fragen und Gedanken, die ich einfach nicht loslassen will.

Ich kann das Band nur empfehlen, aber es ist eben ein erlernter Geschmack in mancher Hinsicht bzw. nicht ganz für jeden. Da ich auch andere Bücher von der Autorin Jennifer Clement gelesen habe, war ich überrascht von diesem Werk. Zwar waren auch in denen vor allem dichterische Metaphern, die mich überzeugt haben, aber mit dieser Textform hat sie sich noch eimal etwas anderes getraut und ich als Leserin auch ;)

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Veröffentlicht am 25.03.2022

Etwas neues ausprobiert: Sehr schön und viel gelernt!

Wildtriebe
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"Wildtriebe"- ein wundervoller Titel. Dieser ist mir auch zuerst ins Auge gefallen und passt in vielerlei HInsicht perfekt zum Inhalt, was man nach und nach immer mehr entdeckt.
Dazu fügt sich ebenso ...

"Wildtriebe"- ein wundervoller Titel. Dieser ist mir auch zuerst ins Auge gefallen und passt in vielerlei HInsicht perfekt zum Inhalt, was man nach und nach immer mehr entdeckt.
Dazu fügt sich ebenso herrlich das Cover. Meiner Meinung nach ist es sehr, sehr ansprechend und hat mir unheimlich gefallen. Die gedeckten Farben harmonieren miteinander und die drei Blumen, dornig oder strahlend oder weich, ganz ähnlich den drei Frauen, lassen einen zuerst etwas wundern, warum es denn wohl gehen mag in dieser Geschichte.

Das Thema des Buches war für mich persönlich mal wieder etwas ganz anderes im Gegensatz zu dem, was ich sonst so in letzter Zeit gelesen habe. Dennoch wurde ich ganz und gar mitgerissen von den Konflikten, die enstanden bei dem Zusammentreffen der Leben, Persönlichkeiten und Wünschen der drei Frauen.
Bäuerin Lisbeth, Schwiegertocher Marlies und Enkelin Joanna waren für mich sehr authentische Charaktere. Ich konnte nicht mit allen gleich mitfühlen, nichtsdestotrotz war ich fasziniert von allen. Auch war ganz klar zu erkennen mit welchem Einfühlungsvermögen die Autorin Ute Mank ihr Debüt hier gefüllt hat,ihr Schreibstil hatte eine gewisse Echtheit, die mich vollends vom Buch begeistert hat.

Das Thematik des Buches war für mich besonders interessant, weil ich es speziell als Frau spannend fand, wie die drei Generationen aufeinander treffen. Es war um ehrlich zu sein ganz anders als erwartet, besser als erwartet und je mehr man sich einlässt, desto klarer wird immer, worum es im Kern wirklich geht. Nicht das, worum es am Anfang zumindest für mich zu gehen schien.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der Lust hat einen wundervollen Roman zu lesen, jedem, der eine Schwester, eine Partnerin, eine Mutter, eine Cousine oder eine Tante hat und insbesondere Frauen. Frauen in jedem alter und mit jedem Hintergrund könnten etwas mitnehmen, möge es so klein oder groß sein wie es will.

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Veröffentlicht am 25.03.2022

Must-read: systemische Misogynie

Kim Jiyoung, geboren 1982
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„Kim Jiyoung, Geboren 1982“ von Cho Nam-Joo handelt von der Geschichte Jiyoungs erzählt aus der Perspektive ihres Therapeuten.
Nach der Geburt ihrer Tochter leidet sie nämlich an Psychosen, in welchen ...

„Kim Jiyoung, Geboren 1982“ von Cho Nam-Joo handelt von der Geschichte Jiyoungs erzählt aus der Perspektive ihres Therapeuten.
Nach der Geburt ihrer Tochter leidet sie nämlich an Psychosen, in welchen sie in die Rollen verschiedener Frauen, die sie kennt, geht.

Mich hat Jiyoungs Geschichte sehr nachdenklich gemacht. Der generische koreanische Name, die gesichtlose Frau auf dem Buchcover, der klinisch nüchterne Schreibstil und viele kleine Details kreieren Distanz. Die Schlagkraft dieses Buches kommt aber genau daher und vom Ort scheinbarer Bedeutungslosigkeit, Normalität.
Manchen Leser*innen mag die kühle Emotionslosigkeit, die durch den Schreibstil transportiert wird, zuerst abstoßen. Scheinbar gibt es so keine Identifikationsmöglichkeiten, ein Buch voller Gleichgültigkeit. Aber so wird klarer, dass die Geschichte der Protagonistin für so viele andere Geschichten von Frauen steht, nicht nur aus Südkorea, sondern weltweit. Man wird in verschiedensten Situationen in kleinen oder größeren Weisen an eigene Erfahrungen erinnert. In der Distanziertheit findet man sich also doch wieder. Das Buch bleibt vermeintlich emotionslos , aber es löst viel bei Lesenden aus: Wut, Furcht, Schwermut…
Jiyoungs Psychosen, ihre angebliche „Verrücktheit“, macht in der trüben, dumpfen Welt dargestellt von Cho Nam-Joo in gewisser Weise Sinn, ja, fast als wäre dies die einzig verbliebene Möglichkeit, um der Welt zu entfliehen.

Alle Figuren in der Geschichte waren für mich in vieler Hinsicht unzugänglich, trotzdem jedoch nicht weniger interessant. Die Anamnese ihres Therapeuten, welche das Buch darstellt, war gut in verschiedene, chronologische Jahresspannen aufgebaut und enthielt auch Fußnoten. Auf mich wirkte dies erst ungewohnt, hauptsächlich weil es sich um einen Roman handelt. Allerdings machen diese sachlichen Fakten die fiktionale Geschichte Jiyoungs unwiderstreitbar.

„Kim Jiyoung, Geboren 1982“ hat mich nachdenklich gemacht und wütend; mich bedrückt.
Teilweise hat es mich an episches Theater nach Brecht erinnert: Entscheidungen von mir erzwungen, mich der Gesichte von Jiyoung, aller Frauen und meiner gegenübergestellt und zu Erkenntnissen in meiner Nachdenklichkeit getrieben.
Bitte lesen.

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Veröffentlicht am 25.03.2022

Unterhaltsam und nicht affig...

Sprich mit mir
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Mit "Sprich mit mir" schuf T.C. Boyle eine beeindruckende und unterhalsame Geschichte, die nicht nur interessante, sondern auch inspirierende Gedanken enthält, und vermittelte ein eindrucksvolles und wichtiges ...

Mit "Sprich mit mir" schuf T.C. Boyle eine beeindruckende und unterhalsame Geschichte, die nicht nur interessante, sondern auch inspirierende Gedanken enthält, und vermittelte ein eindrucksvolles und wichtiges Thema, das schon immer anregend war.

Das Buch handelt von der Beziehung zwischen Menschen und Tieren, genauer gesagt auf die Beziehung zwischen dem zweijährige Schimpansen Sam und den Menschen um ihn. Sam weiß nicht, dass er nicht nur einfach mit seinen Freunden lernt, spielt und Fernsehen schaut, sondern dass er ein Forschungsobjekt ist und vorrangig eine wissenschaftliche Errungenschaft darstellt. Guy ist nämlich ein Professor, der erforscht in wie weit Schimpansen menschliches Sprechen lernen können. Als Sam eine neue Betreuung benötigt, ist die schüchterne Studentin Aimee sofort dabei und es entwickelt sich eine einzigartige Beziehung, in welcher Sam ihre Gefühle erwidert und so fast schon zu einer eigenen Persönlichkeit wird.

Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt, war ich schon einmal begeistert vom Cover. Schon davor hatte es mich angesprochen, aber die Gestaltung wirkte dann viel besser auf mich. Im Buchläden hätte ich auf jeden Fall danach gegriffen und ich denke auch, dass es schon einmal einen guten Eindruck von der Geschichte gibt.

Sehr interessant fand ich natürlich die Figuren. Die wechselnden Perspektiven in den Kapiteln waren besonders und haben abwechslungsreiche Einblicke geboten. Dadurch sind die Charaktere viel tiefer geworden, obwohl meiner Meinung nach durchweg eine gewisse Distanz herrschte. Diese soll jedoch nicht negativ zu bewerten sein, es war nur auffallend und bot mir persönlich ein besseres Leseerlebnisse bei dieser speziellen Geschichte.

Teilweise kam mir das Buch etwas langatmig vor, wobei es auch einfach an dem Thema liegen könnte und dessen Vielschichtigkeit, die aber schön dargestellt wurde.
Das Buch ist auch gut geschrieben, aber es muss auch hier gesagt werden, dass es für ich kein Schreibstil war, der mich konstant fasziniert hat. Alles in allem bin ich sehr froh es gelesen zu haben, denn es ist nicht durchweg mit Spannung geladen, dafür aber mit schönen Denkanstößen.

Es lohnt sich für alle Denker, die es außergewöhnlich mögen, in dieses Buch reinzuschauen! Auf berührende Weise wird man nachdenklich gestimmt!

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Veröffentlicht am 31.05.2019

Sofias Geschichte berührt

Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt
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Das Buch “Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt” handelt von Sofia und wie sie die Trauer nach dem Tod ihrer Mutter bewältigt.
Sofia ist 14 Jahre alt und wohnt nach dem plötzlichen Tod mit ...

Das Buch “Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt” handelt von Sofia und wie sie die Trauer nach dem Tod ihrer Mutter bewältigt.
Sofia ist 14 Jahre alt und wohnt nach dem plötzlichen Tod mit ihrem Vater alleine in New York. Natürlich hat sie mit der Situation stark zu kämpfen und wendet sich an einen Online Ratgeber , “Frag Kate”.
Sie schreibt mit Kate über ihre Probleme und bekommt meistens wundervolle Antworten.
Die Erzählperspektive ist aus der Sicht von Sofia und die Autorin schaffte es mit ihrem tollen Schreibstil komplett in Sofias Welt einzutauchen und mit ihr mitfühle zu können. Die Fragen und Antworten an und von “Kate” machen das Buch noch interessanter und spannender beim Lesen. Gleichzeitig gibt Kate Sofia einfühlsame Tipps und ratschlage, die manchmal nicht nur einer 14-jährigen helfen würden.
Das Buch sprich mich sehr an. Auch wegen den starken Charakteren, die alle ihren festen Platz haben und mich einfach beeindruckt haben.
Was das Buch außerdem spannend gestaltet, ist die Art und Weise der Kapiteleinteilung. Die Kapitel sind nämlich in Monate eingeteilt.
Man fühlt als Leser eigentlich immer mit und sieht auch die Entwicklung bei Sofia.
Besonders als alles sich nochmal für sie verändert während der Geschichte, merkt man wie sie wächst.

Dieses Buch kann man wirklich jedem empfehlen, der nicht schon von dem schönen Titel “Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt” angesprochen wurde. Es behandelt schwere Themen und gleichzeitig die Erzählungen schöner Momente eines Teenegers.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das Buch mit seinen Fähigkeiten auch wirklich gut für Leute sein kann, die gerade wirklich mit Trauer kämpfen müssen.
Diese Geschichte von Sofia berührt einen, während sie gleichzeitig lehrt und einem Mut macht. Ein tolles Buch!

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