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Veröffentlicht am 02.08.2020

Emotional mitreißend

Mehr als wir uns erträumten
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In der Autobiographie erzählt ein finnischer Familienvater vom Werden und Vergehen des Lebens und über das Erleben dessen. Als Eltern zweier Söhne im Alter von 11 und 5 Jahren (Joonatan und Krümel) erwarten ...

In der Autobiographie erzählt ein finnischer Familienvater vom Werden und Vergehen des Lebens und über das Erleben dessen. Als Eltern zweier Söhne im Alter von 11 und 5 Jahren (Joonatan und Krümel) erwarten er und seine Frau Rose ihr drittes Kind, als in der 17. Schwangerschaftswoche Fruchtwasser abgeht. Was folgt, ist eine Odyssee durch Arztzimmer, zu treffende Entscheidungen und Zweifel. Schließlich fällt die Entscheidung zum Abbruch. Doch kurz darauf ist Rose erneut schwanger, das Bangen beginnt von Neuem. Bereits Joonatan war ein Frühchen, das letzte Kind eine Fehlgeburt... was kommt nun? Zwillinge, wieder eine komplizierte Schwangerschaft, erneut eine sehr frühe Frühgeburt. Und nun stehen lange Wochen bevor, in denen auf Messers Schneide steht, ob die Zwillinge überleben, ob beide überleben.

Juha Itkonen schreibt aus der Sicht eines Vaters. Er schildert seine Gedanken und Ängste, wie er damit umgeht, wie er empfindet, dass seine Frau mit all dem umgeht. Gleichzeitig versucht er auch für Joonatan und Krümel da zu sein, ihnen der Vater zu sein, den sie benötigen.
Die Erzählung ist lebendig durch eine Verbindung inneren und äußeren Erlebens des Vaters, er berichtet von Fakten, Erlebnissen, Ereignissen in den verschiedenen Bereichen des Familienlebens, vom Ausflug und Alltag mit den Söhnen bis hin zum Kampf um die drei Nachzügler. Zugleich spricht er aber auch schonungslos von seinen Gefühlen und Gedanken, Ängsten, Zweifeln und Hoffnungen und versucht auf verschiedenen Wegen existentielle Fragen wie "Wer ist Gott?", "Was ist Glaube?", "Was ist die Bedeutung von Leben und Tod für den Menschen?" für sich zu klären.
Der Sprachstil unterstützt dies, teils durch sehr klare, offene Formulierungen, an schwierigen Stellen ist er allerdings auch entsprechend schwer zu lesen, was ein wenig Einblick vermittelt in die Schwierigkeiten, seine eigenen Gedanken und all die Fakten, die in einer solchen Situation auf einen zukommen, zu erfassen und zu sortieren.
Sprache und Offenheit sorgen dafür, dass man als Leser mitfiebert, mittrauert, sich mitfreut, mit allen Sinnen dabei ist.

Es ist ein lesenswertes Buch, das den Leser mitnimmt und viele Facetten des (Familien-)Lebens zeigt. Allerdings würde ich empfehlen, das Buch, wenn man bei schweren Themen emotional stark mitgeht, mit Vorsicht zu genießen und mit jemandem gemeinsam zu lesen, mit dem man dann darüber reden kann.

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