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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2024

Bezaubernd

Das Wesen des Lebens
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Über dieses Buch bin ich zufällig gestolpert und auch von der Existenz der Stellerschen Seekuh hatte ich zuvor nicht gewusst. Umso mehr konnte ich von dieser Geschichten, diesen Geschichten lernen - über ...

Über dieses Buch bin ich zufällig gestolpert und auch von der Existenz der Stellerschen Seekuh hatte ich zuvor nicht gewusst. Umso mehr konnte ich von dieser Geschichten, diesen Geschichten lernen - über die Jahrhunderte hinweg folgt die Autorin der Seekuh; von ihrer "Entdeckung" über ihre Ausrottung bis hin zum heutigen Tag. Dabei liegt der Fokus nicht auf den großen Persönlichkeiten der Geschichte, sondern auf den Vergessenen und Unbenannten - Mitarbeitende, Ehefrauen, Schwestern. In zarteste Worte gehüllt zeigt Iida Turpeinen dabei die Verbrechen an Natur, Tieren und Menschen auf.

Die Seekuh ist der rote Faden, der die einzelnen (Lebens-)Geschichten grob zusammenhält; dabei holt die Autorin jedoch teilweise weit aus und wer "Spannung" im klassischen Sinne sucht, ist bei diesem Buch an der falschen Adresse - packen konnte sie mich dennoch von der ersten Seite mit ihrem ungewöhnlichen Erzähl- und Schreibstil: Berichtet wird fast schon nüchtern, sachlich - aber gleichzeitig in einer so schönen Sprache, voller Liebe für Natur und Tierwelt, nachsichtig ihren Figuren gegenüber, tiefsinnig und nachdenklich. Lasst euch auf dieses Buch ein - es ist eine ganz besondere Erzählung und definitiv ein Top!

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Starke Highfantasy-Geschichte

Melodie der Asche
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Klappentext und Cover hätten mich niemals dazu gebracht, dieses Buch lesen zu wollen - zu sehr schrien sie nach High Fantasy. Und High Fantasy war es auch! Komplizierte Namen, viele Orte und eigene Sprachen, ...

Klappentext und Cover hätten mich niemals dazu gebracht, dieses Buch lesen zu wollen - zu sehr schrien sie nach High Fantasy. Und High Fantasy war es auch! Komplizierte Namen, viele Orte und eigene Sprachen, der unumgängliche Kampf von Gut gegen Böse... wegen der zusätzlich verwirrenden Zeitsprünge habe ich dann auch länger gebraucht, in die Geschichte einzutauchen (es wäre wünschenswert gewesen, wenn es Kapitelüberschriften bei den Perspektivwechseln & Zeitsprüngen gegeben hätte!). Dann jedoch, wow. Action, Dramatik und so eine cute Liebesgeschichte ♥ Zwischen den Ereignissen und den Figuren - ganz viel Spannung. Und ich liebe diesen genialen Plottwist des Who is Who!

Was hat mich also letztlich überhaupt dazu gebracht, das Buch lesen zu wollen? Eine Postkarte. Genauer gesagt eine Charakterillustration von Dryele. Starke Frauen und Segelschiffe?! Call me in! Starke Frauen und Queerness gab es im Buch dann auch viel. Seeabenteuer und Dryele nicht ganz so viel, wie ich mir das erhofft hatte. Und auch Fädenzusammenführung nicht in dem Rahmen, den ich gebraucht hätte - ich habe das Ende nicht ganz verstanden bzw. noch ein paar offene Fragen. Gleichzeitig gab es mehr Gewalt und Blut, als ich gedacht hätte. Beim Schreibstil bin ich zwiegespalten - einerseits ist er fast schon poetisch anmutig, dann zerreißt modernes Fluchen dieses Flair komplett; "sch**" und "f**en" empfinde ich als höchst unschön ^^ Dennoch Top - ich bin froh, unverhofft zu dieser Geschichte gefunden zu haben.

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Veröffentlicht am 10.07.2024

Zwiegespalten

Feminismus – Die älteste Menschenrechtsbewegung der Welt
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Zwiespalt. "Ja!! Aber..." charakterisiert meine Beziehung zu diesem Buch während und auch nach dem Lesen am besten; es bietet ausgesprochen viel Wissen und Diskussionsstoff zugleich.




Bereits von der ...

Zwiespalt. "Ja!! Aber..." charakterisiert meine Beziehung zu diesem Buch während und auch nach dem Lesen am besten; es bietet ausgesprochen viel Wissen und Diskussionsstoff zugleich.




Bereits von der ersten Seite an ist der Schreibstil persönlich, direkt und bisweilen humorvoll zynisch. Zudem wird deutlich, wie viel Wissen Agnes Imhof hat und wie gründlich die Recherche war - hier beginnt jedoch auch schon mein erster Kritikpunkt; die Autorin setzt ein umfangreiches Allgemein- und Spezialwissen voraus. Ich musste oft Nebenrecherchen starten, um aus hingeworfenen Informationen in Nebensätzen schlau zu werden oder den größeren Kontext bzw. ihre Anspielungen zu verstehen.

Insbesondere der historische Überblick zu Anfang und die Vorstellung vieler Frauen und ihrer Lebensläufe gefiel mir - ich habe ja schon viel zu Feminismus gelesen und dachte zunächst, hier wenig dazulernen zu können; Agnes Imhof nennt aber auch weniger bekannte Frauen und gerade für Menschen, die sich noch nicht so viel mit den Theorien, Entwicklungen und Ereignissen rund um Feminismus und Gleichberechtigungskämpfe beschäftigt haben, ist dieses Buch ein umfangreicher Einblick und Einstieg. Aber es ist eben auch anspruchsvoll - weniger auf Grund der Sprache, als auf Grund der inhaltlichen Dichte. Das Kapitel zu Poststrukturalismus etwa war ausgesprochen schwierig zu verstehen - bereits im Politikstudium hatte ich bei Foucault, Derrida und Butler viele Fragezeichen im Kopf und das änderte dieser Abschnitt auch nicht. Á propos Judith Butler - Agnes Imhof scheint hier eine merkwürdige persönliche Fehde zu führen; immer wieder kommt sie auf Butlers Texte zurück und zerreißt diese förmlich. Ja, sie sind unnötig kompliziert geschrieben und auch ich halte die feministischen Kämpfe für Handfestes für wichtiger als philosophische Auseinandersetzungen - aber letztere deshalb nicht für vollständig irrelevant oder schädlich. Zumal Imhof gleichzeitig eine eigentümliche Begeisterung für Alice Schwarzer an den Tag legt. Auch hier wieder: Kein Schwarzweiß-Denken; Schwarzer hat wichtige Pionierarbeit geleistet, (so) unkritisch sehe ich sie trotzdem nicht.

Zu Themen wie Prostitution und Leihmutterschaft positioniert sich Imhof, was ich begrüßenswert und wichtig finde - der Objektivitätsanspruch, der in der Wissenschaft gerne postuliert wird, ist irreführend und unerfüllbar. So konnte ich ihre Argumentation jedoch einordnen und mir meine eigenen Gedanken machen, ohne ein "so isses" vorgesetzt zu bekommen. Ich stimme ihr hier in ihrer Absolutheit nicht zu und bei den Themen Transidentität und binäres Geschlechtssystem hatte ich unangenehme Momente ob ihrer Formulierungen - möchte Imhof hier aber auch keine Worte in den Mund legen, die sie so nicht ausgesprochen hat. So wie sie Intersektionalismus jedoch darstellt (und kritisiert), sehe und lebe ich diesen jedoch nicht - für mich bedeutet das Konzept, anzuerkennen, dass es verschiedene, überlappende Formen der Diskriminierung gibt. Ohne dabei eine Hierarchisierung vorzunehmen. Mich gegen Diskriminierung aller Arten zu stellen - unabhängig, ob ich davon betroffen bin und gleichzeitig anzuerkennen, dass ich aus meiner privilegierten Position nicht für alle sprechen kann und darf.

Ähnlich ging es mir bei den Abschnitten zu kulturspezifischen Ansätzen des Feminismus - ich stimme mit Imhof vollkommen überein, dass Menschenrechte nicht verhandelbar oder abstufbar sind. Und glaube zugleich, dass es sehr wohl Schwarzen Feminismus und kulturspezifische Unterschiede bei Werten und Normen gibt; wir unsere westlichen Schwerpunkte so nicht exportieren können. Gerade weil Gesellschaften in verschiedenen Weltregionen unterschiedlich aufgebaut sind.

Stark fand ich dann wieder das Kapitel zu Sexualität und dem Madonna-Hure-Komplex sowie Widmung und Schlussworte - aus denen die Wut, die Leidenschaft und der Unwille, Ungerechtigkeiten weiter hinzunehmen, nur so sprühen. Denn der zentralen Botschaft dieses Buches schließe ich mich laut und bestimmt an - es wird Zeit, "die Frauenfrage" nicht mehr unterzuordnen, Gleichberechtigung als zentralen Marker von freien Gesellschaften zu betrachten und nicht darauf zu warten oder hoffen, dass in einer besseren zukünftigen Welt automatisch dann auch patriarchale Strukturen verschwinden. Wir müssen andersherum anfangen und zuerst das Patriarchat abschaffen. Genau darin sind dieses Sachbuch und seine Autorin unmissverständlich, empowernd und überzeugend.

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Veröffentlicht am 25.06.2024

Classy & sassy

But Make It Classy!
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Unterhaltsamer Blick auf deutsche Literatur - nicht nur für alle, die momentan mit Schullektüre beschäftigt sind lohnenswert.




Ende letzten Jahres habe ich bereits Teresa Reichls Muss ich das gelesen ...

Unterhaltsamer Blick auf deutsche Literatur - nicht nur für alle, die momentan mit Schullektüre beschäftigt sind lohnenswert.




Ende letzten Jahres habe ich bereits Teresa Reichls Muss ich das gelesen haben gelesen und liebe auch sonst ihre Videos und Comedy - na klar war ich vorfreudig auf ihre neueste Publikation!

Das gleich vorweg - But make it classy! ist leider keine "Fortsetzung", sondern eine noch knackigere Zusammenfassung ihres früheren Buches. Für mich war also wenig Neues dabei; Freude beim Lesen hatte ich jedoch trotzdem.

Teresa Reichl schreibt wie sie spricht und spricht wie sie denkt - flott und frech, voller Anglizismen und Dialekt, modern und sensibilisiert. Lieben wir! Insgesamt war es mir zu doll; das jugendliche Publikum holt sie jedoch garantiert ab und ich wünsche mir, dass viele Schülerinnen (aber auch Lehrkräfte!) zu diesem Buch greifen und sehen: Lesen macht Spaß! Der Kanon ist nicht in Stein gemeißelt! Nur weil´s alt und berühmt ist, muss es mir nicht gefallen!

Ich hätte mir in der Schulzeit ja zu jedem der Werke, die ich da lesen musste/durfte/sollte, Texte wie die von Teresa Reichl gewünscht - kurze, verständliche Zusammenfassung ohne unnötig auszuholen, Kontext und kritische Einordnung (und vor allem Jetztbezug bzw. ein paar Worte dazu, wie das heute einzuschätzen ist) sowie ein wenig Analyse von Stil(mitteln). Und dann noch humorvoll und niederschwellig geschrieben. Take this, Lektüreschlüssel!

Anhand von 13 Autor
innen und 15 ihrer Werke stellt Teresa Reichl die Literaturepochen Barock, Aufklärung, Sturm und Drang, Klassik sowie Romantik exemplarisch vor und erklärt ihr Besonderheiten; gibt einen Überblick über die bekanntesten Leute (und die, die es verdient hätten, dazu zu gehören) und vor allem feministischen rant.

Besonderes Highlight dieses Büchleins ganz klar die Gestaltung: Gezeichnete Porträts, Genrebilder für die Stilepochen, Symbole und Randnotizen, kommentierte und annotierte Gedichte... mir gefiel der Stil Hanna Wenzels ausgesprochen .

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Veröffentlicht am 24.06.2024

Lesenswerter, leiser Roman

Aufs Meer hinaus
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Ein leiser und zarter, mitnichten jedoch kraftloser Roman über die ersten Reederinnen Norwegens, der dazu beiträgt, Frauen in der Geschichte ihren Platz (zurück) zu geben beziehungsweise aus der Vergessenheit ...

Ein leiser und zarter, mitnichten jedoch kraftloser Roman über die ersten Reederinnen Norwegens, der dazu beiträgt, Frauen in der Geschichte ihren Platz (zurück) zu geben beziehungsweise aus der Vergessenheit zu holen.



Die Geschichte von Bertha (und Hanna) ist trotz des ungewöhnlichen Lebensverlaufs eine ruhige, leise. Während ich Hanna die faszinierendere Figur fand und mir gewünscht hätte, mehr über ihr Inneres zu erfahren und sie besser kennenzulernen, folgt die Erzählung doch ausschließlich Bertha. Aus einer anderen Perspektive erzählt oder zumindest abwechselnd hätte das Buch aufregender und fesselnder sein können; ich glaube jedoch, dass die Autorin uns bewusst der vermeintlich "langweiligeren" Figur folgen lässt.

Die Kühle der Erzählung ist zugleich die Besonderheit des Romans und passt zum norwegischen Setting - ich hätte mir ab und an mehr Leidenschaft und Nähe zu den Figuren gewünscht, statt dem Geschehen aus der Ferne zu folgen; gleichzeitig hat diese fast schon nüchterne Art auch ihren Charme.
Der Klappentext ist insofern irreführend, als dass der Fokus nicht auf dem Reederinnen-Dasein Berthas und Hannas liegt, sondern ihr gesamtes Leben widergegeben wird und es dabei häufig Zeitsprünge gibt. Diese großen Lücken verstärkten den Eindruck, eine Geschichte lediglich erzählt zu bekommen, statt sie mitzuerleben und erhöhten die Distanz zu den Figuren.

Auch im Ende bleibt sich die Geschichte beziehungsweise die Autorin ihr treu - kein großer Knall und fast schon melancholisch. Ich gebe es zu, dass ich beim Lesen der letzten Sätze Enttäuschung verspürte, weil ich doch auf ein "schöneres" Ende gehofft hatte - im Nachhinein passt es jedoch so, da Berthas und Hannas Geschichte vor allem die eines Lebens voller Aufs und Abs ist. Und letztlich hatten die Beiden ja glückliche Zeiten, viel erreicht und für die damaligen Verhältnisse ein "spektakuläres" Leben geführt. Auch dass die erste Szene nie erklärt wird, enttäuschte mich - wem begegnete Bertha da und inwiefern war das ein wichtiger Moment?

Wundervoll gelungen ist es Cecilie Enger, die Zartheit und Beständigkeit dieser wahren (Liebes-)Geschichte einzufangen. Ich bin froh, dass sie die Zeitzeugnisse zu diesem Roman verarbeitet und somit das Leben von Bertha Torgersen und Hanna Brummenæs festgehalten hat. Und während sie den historischen Kontext veranschaulicht, sind doch auch die Bezüge zur heutigen Zeit, die Verbindungen, deutlich.

Was ich mir zudem noch gewünscht hätte, wäre eine Karte im Buch, um mit dem Zeigefinger mitreisen zu können. Im Gespräch auf der Buchmesse hat der Moderator zudem häufig auf Fotos verwiesen - ich dachte, die seien mit im Buch, aber vielleicht hatte er da auch eine norwegische Ausgabe?!

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