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Veröffentlicht am 15.03.2023

Mördersuche über Grenzen hinweg

Fünf Winter
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Joe McGrady ist Detectiv auf Hawaii und bekommt es in seiner ersten größeren Ermittlung mit einem brutalen Doppelmord zu tun. Ein junger Mann wird gefoltert und getötet, vor den Augen einer jungen Japanerin, ...

Joe McGrady ist Detectiv auf Hawaii und bekommt es in seiner ersten größeren Ermittlung mit einem brutalen Doppelmord zu tun. Ein junger Mann wird gefoltert und getötet, vor den Augen einer jungen Japanerin, augenscheinlich seine Freundin, bevor man auch sie tötet. Da der Tote der Neffe eines hochrangigen Kommandanten der in Pearl Harbor stationierten Pazifikflotte ist, wird die Ermittlung auch von dieser Seite forciert und der schnelle Abschluss, den sich McGradys Vorgesetzte gewünscht hätten, ist nicht in Sicht. Bald wird klar, dass der Fall viel tiefer geht als gedacht und sich die Ermittlungen nicht nur auf Honolulu begrenzen.

James Kestrel liefert hier auf den ersten Blick einen klassischen Krimi/Thrillerplot. Ein Mord geschieht, ein junger, noch etwas unerfahrener Detectiv wird dem Fall zugeteilt und ermittelt teils gegen den Willen seiner Vorgesetzten. Der Autor lässt seinen Protagonisten dabei so tief in den Fall eintauchen, das alles Andere in den Hintergrund gedrängt wird. McGradyˋs Figur bekommt etwas manisches in ihrem Tun, die Suche nach dem Täter wird zur Bessessenheit und verändert letztlich das komplette Leben.

Als wäre das nicht genug, schickt der Autor seine Figur mitten in die Wirren des zweiten Weltkrieges, nach Japan und der Leser erlebt den Krieg so aus einer anderen, mir relativ unbekannten Perspektive. Natürlich kennt man die geschichtliche Abfolge mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor und dem daraus folgenden Eintritt der USA in den Krieg und dem schrecklichen Höhepunkt, dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, aber man kennt diesen Teil der Geschichte meist nicht aus japanischer Sicht. Dadurch das McGrady sich in Japan versteckt ist der Leser hautnah bei den nächtlichen Bombardements dabei und erlebt so die schrecklichen Folgen. Der Autor vermeidet hier konsequent eine Bennenung von Gut und Böse, Schuldzuweisungen gibt es keine. Es wird deutlich das es, wie in jedem Krieg, keine Gewinner, sondern nur Verlierer geben kann.

Die Geschichte zeigt das grässliche Bild des Krieges in erschütternden, schonungslosen, aber auch einfühlsamen und emotionalen Bildern. Hier verbindet der Autor den ursprünglichen Kriminalfall mit einer zarten Liebesgeschichte, die wiederum von großer Bedeutung ist, um die Besessenheit der Hauptfigur besser verstehen zu können. Das die Geschichte diese Entwicklung nimmt, hatte ich so nicht erwartet. Ich habe oft meine Probleme mit Liebesgeschichten, allerdings hat der Autor es hier sehr gut verstanden die Balance zu halten, die verschiedenen Genreelemente sind perfekt ineinander verwoben und so entstehen auch im eher ruhigen Mittelteil keine Längen.

Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt, obwohl es über weite Strecken gar nicht das bietet, was ich normalerweise bevorzugt lese. Es bietet mehr, viel, viel mehr, eine Kategorisierung fällt mir daher unglaublich schwer. Das Buch ist natürlich in erster Linie ein Krimi/Thriller, aber eben auch ein Antikriegsdrama und eine Liebesgeschichte. Der Autor verbindet all diese Elemente in einem sehr angenehmen Stil, das Lesen ist ein Vergnügen, die Figuren wecken schon nach kurzer Zeit starke Emotionen. Dieses Buch ist eine unbedingte Empfehlung und hat in meine Augen das Potenzial zu modernen Klassiker.

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Veröffentlicht am 09.03.2023

Spurensuche im Weinberg

Winzerblut
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Eine feuchtfröhliche Feier im Zusammenhang mit der Wahl der neuen Weinkönigin endet tragisch und ein junger Student kommt ums Leben. Hauptkommissar Achill kann zwar den Anwalt debs Tatbeteiligten nicht ...

Eine feuchtfröhliche Feier im Zusammenhang mit der Wahl der neuen Weinkönigin endet tragisch und ein junger Student kommt ums Leben. Hauptkommissar Achill kann zwar den Anwalt debs Tatbeteiligten nicht ausstehen, ist aber wie er der Meinung, dass es sich um einen Unfall handelte. Kurz darauf gibt es merkwürdige Erkenntnisse bei der Spurenanalyse, aber auch jetzt glaubt er immer noch nicht, dass weitere Untersuchungen nötig sind. Seine Kollegin Bertling ist allerdings anderer Meinung und bekommt dabei Unterstützung von Achills Freund, dem Privatschnüffler Andre Sartorius.

Winzerblut ist der 5. Band aus der Krimireihe von Autor Uwe Ittensohn. Ich hatte bisher noch keines der Bücher gelesen, was aber überhaupt nicht schlimm war. Das Buch bietet eine in sich abgeschlossene Geschichte, die man gut ohne Vorkenntnisse lesen kann. Der Fall ist recht klassisch aufgebaut, kommt ohne Schnickschnack daher, ist aber trotzdem spannend. Die einzelnen Kapitel sind recht kurz gehalten und lassen sich schnell weglesen.

Die Geschichte wechselt zwischen den aktuellen Ereignissen und Ereignissen aus der Vergangenheit, die für den Fall und den Hintergrund der Figuren wichtig sind. Um den Überblick nicht zu verlieren ist jedes Kapitel mit dem entsprechenden Datum gekennzeichnet. Das Springen zwischen den einzelnen Zeitebenen hat dem Leser letztlich einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern verschafft und so hatte ich dann auch eine Ahnung zum Täter, die sich tatsächlich auch bestätigt hat.

Der Stil des Autors lässt sich leicht lesen, gerade seien Dialoge habe ich sehr gemocht. Die Dynamik zwischen den Figuren ist super, oft mit einem Augenzwinkern. Seine Ermittler haben ihre Eigenarten, die allerdings eher subtil in die Geschichte einfließen. Die Geschichte ist spannend erzählt. Nach einem recht gleichmäßig verlaufenden Mittelteil wird es zum Ende hin dann ziemlich rasant, was der Autor durch die kurzen, ständig wechselnden Blickwinkel verstärkt. Aufbau und Auflösung des Falls sind stimmig, die Figuren sympatisch.

Ein Krimi mit viel Regionalkolorit und Spannung.

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Veröffentlicht am 09.03.2023

Zeitreise mit neuem Blickwinkel

Femina
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Wenn man an das Mittelalter denkt, kommen einem mit Sicherheit zuerst Bilder von heroischen Rittern in den Sinn, die hoch zu Ross auf einem Tunier um die Gunst einer schönen Dame kämpfen. Ebenso denkt ...

Wenn man an das Mittelalter denkt, kommen einem mit Sicherheit zuerst Bilder von heroischen Rittern in den Sinn, die hoch zu Ross auf einem Tunier um die Gunst einer schönen Dame kämpfen. Ebenso denkt man an Seuchen und Krankheiten, die vorallem die ärmere Bevölkerung heimsuchen, an Armut, Kreuzüge gegen heidnische Einflüsse und den allgegenwärtigen Schatten der Kirche. Oft kommen diese Bilder aus Geschichten und Filmen, in denen die Zeit oft stereotyp und voller Klischees dargestellt wird. Was all dies Geschichten gemeinsam haben ist die Rollenverteilung. Während die Männer mit gezücktem Schwert in die Schlacht ziehen, sind die Frauen Zuhause für den Nachwuchs zuständig. Das diese Sichtweise eine männliche ist und mit der tatsächlichen Rolle der Frauen im Mittelalter nicht viel gemein hat, zeigt Janina Ramirez in ihrem Buch.

Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise in eine Zeit, die wir nur aus schriftlichen Überlieferungen und archäologischen Funden kennen. Das die Deutung dieser Quellen oft schwierig ist und einem Orakel gleich kommt wird ebenso thematisiert, wie die Tatsache, dass die Quellen nur all zu oft männlich sind und die Ereignisse gezielt aus rein männlicher Sicht dargestellt werden. Frauen bilden hier meist nur Fußnoten, werden vielleicht gnädigerweise als Frau, oder Mutter einer wichtigen Person genannt, mehr aber auch nicht. Am Beispiel spektakulärer Grabfunde, oder bemerkenswerter Schriften wird die Rolle dieser Frauen nun aber neu erzählt.

Das Buch ist natürlich kein Roman, liest sich aber über weite Strecken genau so. Die Autorin schafft es die Atmosphäre der Vergangenheit für den Leser greifbar zu machen. Beginnend mit den wissentschaftlichen Fakten, beschreibt sie im Anschluss sehr detailreich und bildhaft das Leben und Wirken der jeweiligen Frau. Wobei sie stets darauf hinweist, was davon wissentschaftlich belegt ist und was eher spekulativ. So lernt der Leser in einem Kapitel des Buches zb die Loftus Prinzessin kennen, über die es nichts in den Geschichtsbüchern gibt. Rückschlüsse auf ihr Leben und ihre Identität sind nur anhand zeitgeschichtlicher Bezüge und der Art ihrer Bestattung möglich. Bei einer weiter einflussreichen Frau des Mittelalters, Hildegard von Bingen, hingegen ist es wesentlich leichter die Stationen ihres Lebens und Wirkens nachzuvollziehen.

In den verschiedenen Kapiteln des Buches begegnet man starken Frauenfiguren. Entgegen des heute vorherrschenden Bildes der Zeit waren sie Anführerinnen, Kämpferinnen, Regentinnen. Sie standen genauso an der Spitze eines Heeres, wie sie sich auch für Bildung stark machten und Klöster, oder Universitäten gründeten. Sie waren Haushaltsvorstand, Mutter, oder aber auch aus einer bewussten Entscheidung heraus kinderlos. Sie waren teilweise auf eine Weise emanzipiert, wie es heute so gar nicht inˋs Bild der Epoche passen will, eben weil die männerdominierte Geschichtsschreibung diese Aspekte sehr bewusst aus ihren Aufzeichnungen herausgeschrieben hat.

Das Buch ermöglicht nun eine andere Interpretation, die Autorin legt dabei die Grundlagen ihrer Erkenntnisse offen. Schon im Text gibt es immer wieder Hinweise auf die wissenschaftlichen Quellen und am Ende des Buches sind natürlich nochmals alle Fußnoten erläutert.

Ein neuer Blick auf eine oft so falsch dargestellte Epoche, spannend und wissenschaftlich fundiert aufgearbeitet.

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Veröffentlicht am 04.03.2023

Eisige Inselstimmung

Küstengruft
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Fehmarn, Urlaubsziel für unzählige Urlauber ist Schauplatz eines erbitterten Kampfes. Auf der einen Seite Umweltaktivisten, auf der anderen Seite Politik und Wirtschaft. Worum es geht? Die dänische Regierung ...

Fehmarn, Urlaubsziel für unzählige Urlauber ist Schauplatz eines erbitterten Kampfes. Auf der einen Seite Umweltaktivisten, auf der anderen Seite Politik und Wirtschaft. Worum es geht? Die dänische Regierung treibt ein Tunnelprojekt voran, bei dem der Belt von Fehmarn aus, auf einer Strecke von 18 Kilometern durchquert werden soll. Während die Gegner des Projekts Sturm laufen gegen die Zerstörung von wichtigen Lebensräumen für verschiedene Tierarten und Pflanzen, sehen die Beführworter nur Vorteile für die Wirtschaft, den Verkehr und sogar den Tourismus. Der Kampf scheint aussichtslos, sind die Arbeiten doch schon angelaufen. Mitten in diesem Trubel wird in der Vorweihnachtszeit die Leiche eines Aktivisten auf einem explodierten Kutter gefunden und der Unbekannte, der sich meldet und die Schuld an der Explosion auf sich nimmt, fordert neben Geld auch die Einstellung der Arbeiten am Tunnel.

Der Krimi spielt mitten in der winterlichen Inselkulisse, in einer Zeit, in der die Einheimischen die Insel fast für sich allein haben. Die Autorin stellt den ermittelnden Beamten eine mitkriminalisierende Inselbewohnerin zur Seite, die, ähnlich wie Miss Marple, gern auf eigene Faust ermittelt. Die Figur der Charlotte lockert die Geschichte mit ihrer speziellen Art etwas auf, ebenso wie die Nebenschauplätze rund um ihre schwangere Nichte, die zufälligerweise mit einem der ermittelnden Beamten liiert ist und dessen Kollegen, der so seine Schwierigkeiten mit seinem Diensthund Watson hat.

Der beschriebene Fall wird gut in ein real existierendes Problem eingebaut und ist durchaus spannend. Durch Charlottes Ermittlungen bekommt der Leser wesentlich früher als die Beamten einen Ahnung zum Täter und zum Motiv. Der Wettlauf gegen die Zeit, der durch die Androhung weiterer Taten entsteht, ist sehr greifbar.

Leider konnte mich das Buch aber trotzdem nicht richtig abholen. Bei den verschiedenen Ermittlerfiguren (das LKA aus Kiel und die örtlichen Beamten) habe ich bis zum Schluss oft nicht wirklich gewusst, wer wer ist. Die Dialoge waren mir manchmal etwas merkwürdig. Wahrscheinlich fehlte mir hier aber auch einfach der Hintergrund aus den bisher erschienenen sieben Büchern der Reihe. Während die Atmosphäre auf der winterlichen Insel und der Konflikt rund um den Tunnelbau sehr gut für mich greifbar waren, waren die Figuren und ihre Interaktion für mich nicht ganz rund.

Letztlich war ich wohl einfach nicht der richtige Leser für dieses Buch.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Gänsehaut

Nachtschicht
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Stephen King ist schreibtechnisch eine wahre Maschine, neben seinen vielen sehr umfassenden Romanen gibt es auch unglaublich viele Kurzgeschichten von ihm. In der vorliegenden Sammlung sind zwanzig davon ...

Stephen King ist schreibtechnisch eine wahre Maschine, neben seinen vielen sehr umfassenden Romanen gibt es auch unglaublich viele Kurzgeschichten von ihm. In der vorliegenden Sammlung sind zwanzig davon zusammengefasst. Manche könnte man als aufmerksamer Leser schon aus anderen Sammlungen, oder Veröffentlichungen kennen.

Alle Arbeiten sind im Original in den 70ger Jahren entstanden. Natürlich merkt man das Alter anhand des Sprachgebrauchs, der heute vielleicht eher unüblich ist. Wer den Autor und besonders sein Frühwerk kennt, wird aber damit vertraut sein. Leser die das Werk des Meisters des Horror erst für sich entdecken, könnten das Ein, oder Andere mal etwas vor den Kopf gestoßen sein. Allerdings spiegelt die Ausdrucksweise der Figuren auch perfekt den herrschenden Zeitgeist wieder und zimperlich darf man bei King sowieso nicht sein was das angeht.

Die Sammlung enthält eine gute Mischung, klassische Gruselgeschichten genauso wie etwas freakiges, oder Erzählungen die eher auf psychologische Wirkung setzten. Der Leser begegnet dem wohlbekannten Monster aus dem Schrank ebenso wie Vampieren, außer Kontrolle geratenen Trucks, oder psychopatischen Mördern. Für jeden ist etwas dabei. Wer das Wirken des Autors auch filmisch verfolgt, wird einige der Stoffe wiedererkennen, denn Stephen Kings Veröffentlichungen werden gern und erfolgreich bis heute verfilmt. In der Sammlung sind so zb die Vorlage zu "Reha M Es begann ohne Warnung" zu finden, oder die für "Kinder des Zorns", auch der "Rasenmähermann", oder "Der Mauervorsprung" dürften bekannt sein und das berüchtigte Städtchen Jerusalems Lot werden Fans wiedererkennen.

Ich habe das Buch bereits vor einigen Jahren schon einmal gelesen und seither auch einige der Filme dazu gesehen. Als Fan, der ich unbestreitbar bin, wird das Buch einen schönen Platz in meiner Sammlung finden.

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