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Veröffentlicht am 06.10.2023

Nicht auf's Aussehen kommt es an

Ein Hoch auf die Freundschaft!
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Nicht auf's Aussehen kommt es an

Ein Eichhörnchen stolpert über einen vermeindlichen Stein, eine bebrillte Schildkröte, die darüber not amused ist. Nun gilt es herauszufinden, was es mit diesem „Stein“ ...

Nicht auf's Aussehen kommt es an



Ein Eichhörnchen stolpert über einen vermeindlichen Stein, eine bebrillte Schildkröte, die darüber not amused ist. Nun gilt es herauszufinden, was es mit diesem „Stein“ auf sich hat. Und wozu der überhaupt von Nutzen ist, beziehungsweise wie man dieses lästige Eichhörnchen wieder los wird. Und was am Ende über diese ersten Differenzen hinweghilft.

Wieder ein Buch aus dem Hause Baumhaus (Und der Bär ruft laut Hurra...):
Die Erwartungen waren also hoch. Und, Spoileralert: Wurden nicht enttäuscht.

Das Cover kommt in bewährter Manier daher:
Detailreiche, freundliche Illustration (Frank Daenen) mit lackierten Elementen (Titel und Protagonisten), was ein kleiner Blickfang zu Beginn ist.
Auch schön:
Die Geschichte beginnt schon auf der Deckelinnenseite:
Durch die wirklich schöne Bebilderung und den ersten Worten von Eichhörnchen und Schildkröte braucht man nicht erst Titelblätter umzuschlagen, sondern ist gleich mitten im Geschehen. Auch die Titelseite selbst begnügt sich nicht allein damit den Titel zu präsentieren, sondern lässt Raum für den Fortgang der Geschichte. Jeder Quadratzentimeter Blatt wird ausgenutzt. Schade, dass das auf den folgenden Seiten nachlässt, denn ich hätte mir noch mehr von Frank Daenen gewünscht. Stattdessen kommen die zahlreichen Illustrationen wie Schnappschüsse in einem Fotoalbum daher.
Gut Platz hat daher der Text von Milla Shan:
Farblich gut getrennt in Grün (Schildkröte), Rot (Eichhörnchen) und Schwarz (Erzähler) hat der Vorlesende kein Problem sich zurechtzufinden und den Protagonisten auch unterschiedliche Stimmen zu verpassen.

So unternimmt der wuselige Nager allerhand lustige und einfallsreiche Versuche, um herauszubekommen, was es denn nun mit diesem Stein auf sich habe. Dabei spart Shan nicht mit Adjektiven, die prompt von Daenen aufgegriffen und illustriert werden. Das macht sowohl beim Lesen als auch Gucken mächig Spaß, denn man findet jedes Wort im Bild wieder.

Ob ein Eichhörnchen immer hektisch alles ausprobiert oder eine Schildkröte eher verschlossen seine Ruhe haben möchte ist eine Entscheidungsfrage. Sicher gibt die Natur das her. Andererseits wäre es in Zeiten der Diversität auch mal spannend entgegengesetzt zu besetzen. Aber es funktioniert, daher soll das hier nur Meckern auf hohem Niveau sein.

Dass die Geschichte durchgehend in der Vergangenheit angelegt ist empfinde ich persönlich von Vorteil. Durch zahlreiche Romane ist man daran gewöhnt und es liest sich märchenhafter.

Quintessenz:
Eine bilderreiche, farbenfrohe und lustige Geschichte über die Annäherung völlig unterschiedlicher Charaktere und die Erkenntnis:
Nicht auf das Äußere, sondern auf das Mit- und Füreinander kommt es an.
In unseren Zeiten eine wichtige Aussage für Groß und Klein!

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Ein Hoch auf die Toleranz

Und der Bär ruft laut Hurra: Farben sind für alle da!
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Wenn es nur überall so tolerant zuginge, wie im Wald wäre die Welt ein bunterer Ort...

Der Bär feiert Geburtstag, kleidet sich dazu in rosarot und steckt auch seine Freunde Wolf, Eichhörnchen, Reh, Fuchs, ...

Wenn es nur überall so tolerant zuginge, wie im Wald wäre die Welt ein bunterer Ort...

Der Bär feiert Geburtstag, kleidet sich dazu in rosarot und steckt auch seine Freunde Wolf, Eichhörnchen, Reh, Fuchs, Maulwurf und Hummel damit an. Nur die Eule, vermeintlich klügstes Tier im Reich kann damit nichts anfangen und beklagt lauthals den Verfall der Sitten.
So weit, so gut, so aktuell - die sich für die Klügsten halten krakeelen am lautesten und werden leider zu oft gehört.
Hier ergibt es sich anders. Am Ende hat die Eule ein Einsehen. Was sie daraus macht sei an dieser Stelle nicht verraten.

Das Thema an sich ist nicht neu - auch andere Bilderbücher beschäftigen sich mit Toleranz und Andersartigkeit. Aber ein so farbenfrohes, grelles Buch habe ich noch nicht entdeckt.
Allein das Cover ist ein Blickfang: Knallige Buntheit trifft auf dunkles Schwarz. Highlight ist dabei, dass die Tiere lackiert sind, also zusätzlich glänzen. Der Einband macht Lust auf mehr und man wird nicht enttäuscht:

Der Regenbogen setzt sich auf den folgenden Seiten fort und taucht sogar im Schriftbild auf, dazu später mehr.
Als erstes fallen jedoch die sympathischen Illustrationen von Pina Gertenbach ins Auge. Weit weg von Disney kommen die Charaktere eher naturalistisch rüber, die großen Augen vermitteln gut die Emotionen der Protagonisten. Vor allem die Eule fällt hierbei positiv auf: Ihr Ausdruck ist jedes Mal anders und eindeutig zuzuordnen. Schön für die kleinen Leser, die hier die Gefühle gut ablesen können, wenn man sie erst einmal benannt hat.

Der Text, für denn sich Lucy Astner verantwortlich zeichnet kommt mundgerecht daher. Und das wortwörtlich: Beim Vorlesen ergibt sich fast automatisch eine Haltung, ohne dass man sich etwas aus der Nase ziehen muss. Und groß genug ist er auch gedruckt, so dass man auch im Halbdunkeln der Nachttischlampe keine Probleme bekommt. Wiederkehrende Phrasen bleiben einem schnell im Kopf. So folgt der Text einem wiederkehrendem Schema, das sich nicht zu oft wiederholt. Auch, wenn ich es ein wenig schade fand Fuchs, Maulwurf und Hummel keine Stimme verleihen zu dürfen. Bei den letzten drei Freunden vom Bär wird auf den nun mehr bekannten Ablauf der Handlung zugunsten der Buchlänge verzichtet.
Besonderheit beim Text, und auch ein Neugierfaktor zu Beginn ist das ab und zu farbige Schriftbild:
Abhängig vom Tier erscheinen Teile der wörtlichen Rede bzw Wünsche in der entsprechenden Farbe. Träumt zum Beispiel der Maulwurf von einem Marienkäferkleid taucht dieses Wort buchstabenabwechselnd rot und schwarz gedruckt auf.
Wann genau ein Wort farbig ist erschließt sich mir dabei nicht vollkommen. Am Ende bleibt zu sagen, dass es großen Spaß macht den kleinen Lesern so spielend das Schriftbild der Farbe zuzuordnen. Ein Faktor mehr, den es neben den detailreichen Bildern zu entdecken gilt.

Fazit:
Das Thema gibt es so schon mehrfach in anderen Büchern. Nur so bunt wurde es bisher nicht behandelt. Und es kann ja auch nicht genug Bücher zu diesem Thema geben.
Die Handlung ist einfach gehalten, eingängig und durch einen Wiederholungsfaktor gut zu behalten und nicht zu kompliziert. Dazu trägt der Erzählstil entscheidend bei: Auch hier macht es das bekannte Schema einfach sich auf die verschiedenen Charaktere zu fokussieren und die Essenz des Inhaltes zu vertiefen: Toleranz ohne Zeitlimit! Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und es macht Spaß sich mit der Stimme in die Tiere hineinzuversetzen. Die Illustrationen sind dabei von großer Bedeutung, denn der Text alleine würde dafür zu wenig Informationen liefern. Der Einband, das Cover ist wie zu Beginn schon erwähnt einmalig und würde sich auch neben Plattencovern im Wohnzimmer gut an der Wand machen.
Es macht Spaß dieses Buch vorzulesen. Das Auge liest mit. Und man taucht schnell in dieses farbenfrohe Manifest für Toleranz und Miteinander ein.
Was will man mehr?

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