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Veröffentlicht am 08.12.2019

"Das Floriansprinzip" - passender hweätte der Titel nicht gewählt werden können

Das Floriansprinzip
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Bislang war mir die Autorin Rebecca Gablé nicht bekannt, aber der Titel das Cover haben mich sofort neugierig auf die Geschichte gemacht. Da ich spannende und fesselnde Geschichten liebe, war meine Neugierig ...

Bislang war mir die Autorin Rebecca Gablé nicht bekannt, aber der Titel das Cover haben mich sofort neugierig auf die Geschichte gemacht. Da ich spannende und fesselnde Geschichten liebe, war meine Neugierig gleich geweckt. Gleich einmal vorab, der Titel tifft exakt ins Schwarze. Getreu dem Floriansprinzip ("Heiliger Florian, verschone mein Haus und zünde lieber das Dach meines Nachbarn an") handeln die meisten Personen in der Geschichte. Passend zur aktuellen Bewegung in unserer Gesellschaft, in welcher Umweltschutz und Müllbeseitigung in den Blick und ins Bewusstsein der Leute rückt, widmet sich Frau Gablé verpackt in einer spannenden Geschichte diesem Thema. Zunächst dreht sich alles um Mark Malecki, einen ziemlich kantigen Typ mit einem Hang zum unkonventionellen Handeln und Verwundern des Zuhöreres, den man aber dennoch schnell mag und ständig die Daumen drückt. Er schwimmt nicht unbedingt auf einer Erfolgswelle und auch seine Beziehung hat wohl schon bessere Zeiten erlebt, als zu Beginn der Geschichte. Als seine Freundin Sarah ihn beim Aufklären eines Versicherungsbetrugs um Hilfe bittet, landet Mark dank seiner ausgpräten Neigung mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, schnell in der ersten Katastrophe - ihm wird ein Mord angehangen. Schnell wird klar, dass es hier weit über einen einfachen Versicherungsbetrug hinaus geht. Spätestens jedoch, als seine Freundin Sarah beim Recherchieren spurlos verschwindet, ist sowohl den Zuhörer als auch Mark klar, zu was diese Menschen womöglich fähig sind und in was für Kreise sie hier geraten sind. Die Tatsache, dass er eigentlich zweifacher Vater ist und die Beziehung von ihm und seinen Kindern zu seiner Exfrau nicht gerade harmonisch ist, hilft ihm nicht gerade einen klaren Kopf zu bewahren. In dem Umweltschützer Tom findet Mark einen Verbündeten, der ihm hilft das wahre Ausmaß seines Gegenspielers zu erkennen. Er deckt einen Ring völlig skrupelloser Müllschieber auf, die mit der illegalen Müllbeseitigung ein Vermögen verdienen und offensichtlich über Leichen gehen. Nach Sarahs Rettung muss Mark feststellen, dass Giftmüll offensichtich nicht nur zum Geld verdienen verwendet werden kann, sondern auch um unliebsame Personen zum Schweigen zu bringen. Bevor er sich versieht, befindet er sich so selbst in Lebensgefahr. Dank seiner Verbündeten endet die Geschichte, etwas überraschend plötzlich, jedoch mit einem erleichterten Durchatmen des Zuhörers.

Die Geschichte hat mich gepackt und ich wollte stets wissen, wie es weitergeht. Auch wenn ich eingestehen muss, dass man an ein paar Stellen eine Ahnung bekam, wie es weitergeht, hab ich mich immer gut unterhalten gefühlt und mitgefühlt. Es ist sicher nicht der aufregendste, unvorhersehbarste Krimi, den man sich vorstellen kann, aber als Feierabendunterhaltung an grauen Herbsttagen absolut zu empfehlen.

Mark ist in der Wahl seiner Ermittlungsmethoden und seiner Art zu denken und zu handeln so ungewöhnlich, dass man ihn erlebt haben muss.

Die Handlung und Kriminalität der Müllschieber ist so erschreckend realitisch geschrieben, dass ich nicht daran zweifele, dass sich so etwas exakt so zutragen könnte. Man ist dabei, spekuliert ständig mit und wird gleichzeitig zum Nachdenken angeregt.

Viel dazu beitragen hat meines Erachtens auch die perfekt ausgewählte Erzählstimme. Der Erzähler und der Sprachstil sind wirklich angenehm und man hört unheimlich gern zu. Die Stimme hat sehr gut geholfen sich Mark vor seinem Inneren Auge vorzustellen und ihm seine Ecken und Kanten verliehen.

So hat also das Cover nicht zu viel versprochen und einen tatsächlich gleich die Richtung erahnen lassen.
Wer einen knallharten Krimi, mit noch nie dagewesenen Handlungen sucht, wird eventuell ein wenig enttäuscht sein. Wer aber eigenwillige Charaktere liebt und eine spannende, wenn auch stellenweise ein wenig vorhersehbare, Geschichte gepaart mit einem Denkanstoß zu einem erschreckend realen Thema sucht, ist hier richtig, wird sehr gut unterhalten und hat gefühlt sehr schnell vorrübergehende Hörstunden vor sich.

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