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Veröffentlicht am 27.02.2025

The Florist

The Florist
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Amy McKenzie steckt all ihre Energie in den Erfolg ihres Blumenladens "Darling Blossoms". Als sie beauftragt wird, die Blumen für die Geburtstagsparty von Isabel Elliott zu arrangieren, hält sie das für ...

Amy McKenzie steckt all ihre Energie in den Erfolg ihres Blumenladens "Darling Blossoms". Als sie beauftragt wird, die Blumen für die Geburtstagsparty von Isabel Elliott zu arrangieren, hält sie das für die Chance ihres Lebens. Isabel ist die Schwägerin des erfolgreichen Architekten James Elliott, der zusammen mit seiner Frau Eleanor zur Londoner High Society gehört.

James Elliotts Projekte sorgen in der Stadt für Aufsehen. Seine Arbeit hat ihm nicht nur beruflichen Erfolg, sondern auch einen Platz in den exklusivsten Kreisen Londons verschafft. Amy sieht in diesem Auftrag die perfekte Gelegenheit, ihre Karriere voranzutreiben und endlich in diese glamouröse Welt einzutauchen, nach der sie sich so sehr sehnt.

Die Geburtstagsfeier verspricht ein glanzvolles Ereignis zu werden, bei dem sich die Elite der Stadt versammelt. Doch was als Amys Durchbruch gedacht war, nimmt eine tragische Wendung, als jemand stirbt und Amy plötzlich im Mittelpunkt der Ermittlungen steht, da sie als eine der wenigen Personen zum Zeitpunkt des Todesfalls im Haus war. Und ein Vorfall aus ihrer Vergangenheit, den sie unbedingt geheim halten muss, droht ans Licht zu kommen.



Die Hauptfigur Amy ist besonders gelungen: Ihr Ehrgeiz wird durch eine geheimnisvolle Vergangenheit ergänzt, was sie zu einer vielschichtigen und faszinierenden Protagonistin macht. Ihre Gedankengänge und Emotionen sind zwar nachvollziehbar, sympathischer machen sie Amy für mich allerdings nicht; ihre Handlungen gehen meiner Meinung nach schon über das normale Maß hinaus.

Die Handlung überraschte mich immer wieder mit unerwarteten Wendungen, die die Spannung aufrechterhielten, allerdings zeigten sich auch manchmal etwas vorhersehbare Entwicklungen. Zudem gibt es in der Mitte des Romans einige Passagen, die das Erzähltempo etwas verlangsamen.

Gleichzeitig beleuchtet der Roman tiefgründig die Themen toxischer Beziehungen und die Schattenseiten des sozialen Aufstiegs, was der Geschichte zusätzliche Tiefe verleiht.

Interessant fand ich den Aufbau des Romans, Polizeiakten wechseln sich mit der eigentlichen Handlung ab, die nicht chronologisch verläuft, sondern in der Zeit springt, die Kapitel sind gekennzeichnet, so das man immer weiß in welcher Zeit man gerade ist.

Die Stärken überwiegen also deutlich. "The Florist" ist ein fesselnder Thriller mit einer spannenden Geschichte und gut ausgearbeiteten Charakteren. Leser, die spannende Erzählungen mit unvorhersehbaren Entwicklungen und einer dichten Atmosphäre schätzen, werden an diesem Buch ihre Freude haben.

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Veröffentlicht am 18.12.2024

Voodoo an der Ruhr

Voodoo an der Ruhr
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In Essen wird die Leiche eines jungen Schwarzen im Treppenabgang zu einer U-Bahn-Haltestelle gefunden. Seine Identität und die Todesursache bleiben zunächst unklar.
Im Slum von Benin-City, Nigeria, sprechen ...

In Essen wird die Leiche eines jungen Schwarzen im Treppenabgang zu einer U-Bahn-Haltestelle gefunden. Seine Identität und die Todesursache bleiben zunächst unklar.
Im Slum von Benin-City, Nigeria, sprechen eine Weiße und eine Einheimische eine Teenagerin an. Sie versprechen ihr eine großartige Zukunft in Europa.
Bei der Kripo in Essen herrscht Hochbetrieb. Neben dem Fall des jungen Schwarzen bearbeiten die Beamten zeitgleich den Mord an einer Prostituierten, deren Leiche in der Nähe des Mülheimer Wasserbahnhofs abgelegt wurde.
Oberkommissarin Thea Terschüren ahnt: Irgendwie hängt alles zusammen. Und mit Voodoo..


Theodora „Thea“ Terschüren, von allen nur Möhrchen genannt, soll einen Fall von 2023 lösen. Ihr Chef, Kriminalrat Hund, erwartet sich Ruhm und Ehre, wenn der Fall der Prostituierten, die tot am Mülheimer Wasserbahnhof aufgefunden wurde, endlich aufgeklärt wird. Thea ist nicht gerade begeistert; bedeutet dieser Fall doch, dass alle Zeug:innen nochmals befragt werden müssen und die Chancen, endlich den Täter zu finden, mehr als gering sind. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Kurt macht sie sich an die Arbeit. Ein anderer Fall erscheint ihr da vielversprechender: Ein junger Mann wurde tot am Fuße einer Treppe zur U-Bahn-Haltestelle aufgefunden. Er weist mehrere Verletzungen auf, von denen allerdings keine todesursächlich war. Möhrchen wittert Mord. Doch schon die Suche nach der Identität des jungen Mannes erweist sich als schwierig. Es bedarf all ihrer Überzeugungskraft und der Unterstützung ihres Mannes Erich, um Hund davon zu überzeugen, dass der junge Schwarze nicht an den Folgen eines Unfalls verstorben ist.
Ich mochte ja schon die Fälle Sigi Sieberts, des mittlerweile pensionierten Hauptkommissars, sehr; so war es eine logische Schlussfolgerung, dass ich die Krimireihe weiterverfolge. Mit Thea Terschüren hat er eine Nachfolgerin gefunden, die auf ihre Art ebenso unkonventionell ermittelt wie ihr früherer Chef. Und ihr aktueller Fall hat es in sich: Die Spuren führen Thea und ihr Team ins Rotlichtmilieu und von dort zu dem widerlichen Akt des Menschenhandels, dem auch die gerade einmal 15-jährige Fayola zum Opfer gefallen ist. Sie wurde in den Slums von Benin-City von ihrem Vater an zwei Frauen verkauft. Fayola wird durch ein Voodoo-Ritual an die Frauen gebunden und nach Deutschland gebracht; dort landet sie in der Hölle auf Erden.
Ich bin, was meine Lektüre angeht, ja ziemlich hart im Nehmen, aber dieser Fall hat mich so manches Mal schlucken lassen. Besonders das Schicksal Fayolas hat mich tief berührt. Schnell war mir klar, dass der Tod des jungen Tayo eng mit Fayolas Schicksal verknüpft ist.
Klaus Heimann hat mir Bilder in den Kopf gesetzt, die mich entsetzt haben. Die Art und Weise, wie Menschen mit anderen umgehen – und damit meine ich nicht nur die Zuhälterinnen, die Fayola nach Deutschland gelockt haben –, ist schockierend. Auch in Tayos Umfeld gibt es Menschen, die ihre Macht ohne Rücksicht auf andere ausleben.
Heimann hat anscheinend umfangreiche Recherchen zum Voodoo-Kult angestellt, um dessen komplexe Aspekte in den Roman einzubringen. Der Voodoo-Kult wird oft missverstanden und als fremd oder exotisch wahrgenommen. Seine Darstellung könnte darauf abzielen, ein differenziertes Bild zu vermitteln und das Bewusstsein für die kulturellen Hintergründe zu schärfen; Voodoo wird nicht nur als Handlungselement, sondern auch als kultureller Kontext in die Geschichte integriert.
Wieder steht die Polizeiarbeit an erster Stelle. Die ermüdenden Zeug:innenbefragungen und die bürokratischen Hürden, die Thea dann doch schon mal umgeht, machen diesen Krimi so authentisch – genau so wie das Zusammenspiel der Teammitglieder. Allen voran natürlich Thea und Erich, die nicht nur beruflich ein Team sind, sondern auch privat; dabei müssen sie immer aufpassen, Berufliches und Privates voneinander zu trennen. Oder auch Korkmaz Kurt, den alle nur Kurt nennen: Der junge Kommissar betreibt nebenberuflich einen Imbisswagen, der ihm mehr Ärger als Gewinn einbringt. Die kleinen Einblicke in das Privatleben der Protagonist:innen ließen mich zwischendurch immer wieder etwas durchatmen.
Von mir bekommt "Voodoo an der Ruhr" eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.12.2024

Mörderjagd entlang der Ruhr

Mörderjagd entlang der Ruhr
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Als großer Fan der Sigi Siebert-Krimis war ich gespannt, wie sich die neue Reihe entwickeln würde. Die Geschichten um Sigi Siebert, der in seiner Stammkneipe von seinen alten Fällen erzählte, hatten einen ...

Als großer Fan der Sigi Siebert-Krimis war ich gespannt, wie sich die neue Reihe entwickeln würde. Die Geschichten um Sigi Siebert, der in seiner Stammkneipe von seinen alten Fällen erzählte, hatten einen besonderen Charme. Nun übernehmen Thea, auch bekannt als Möhrchen, und ihr Mann Erich das Erbe, beide arbeiten weiterhin bei der Kriminalpolizei in Essen. Ergänzt wird das Team von ihrem jungen Kollegen Korkmaz Wolff, den alle nur Kurt nennen.

In diesem neuen Krimi wird der Student Holger Grothus ermordet, und seine Leiche wird vor dem Haus der Eltern abgelegt. Kurt findet trotz weniger Hinweise heraus, dass der Wagen, mit dem die Leiche transportiert wurde, ein Mietwagen ist, der am Flughafen abgestellt wurde. Als er und Erich dort ankommen, ist der Fahrer jedoch bereits verschwunden.

Das Ermittlerteam steht vor einem Rätsel, denn niemand scheint ein klares Motiv für den Mord zu haben. Einige Menschen in Holgers Umfeld verhalten sich jedoch seltsam. Sein Vater kehrt am Tag nach dem Fund der Leiche zur Arbeit zurück, statt sich um seine Familie zu kümmern, und seine Studienkollegin Sibel scheint mehr zu wissen, als sie zugeben will. Trotz der ruhigen Atmosphäre gibt es zahlreiche falsche Fährten und spannende Momente, die den Leser in Atem halten.

Ich war neugierig, wie ein Krimi im gleichen Umfeld und mit denselben Personen wie in den Sigi Siebert-Geschichten funktionieren würde, doch meine Sorge war vollkommen unbegründet. Möhrchen und Erich führen das Erbe Sigis würdig fort. Ihre Zusammenarbeit ist hervorragend, da sie sich perfekt ergänzen, da sie um die Stärken und Schwächen des anderen wissen. Gemeinsam mit Kurt finden sie jedes Puzzleteil, und das fertige Bild enthüllt dunkle Abgründe der menschlichen Seele.

Ich freue mich schon auf weitere Fälle mit Möhrchen, Erich und Kurt.



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Veröffentlicht am 09.12.2024

Imitathyos das unendliche Alphabet von Matthias A.K. Zimmermann

IMITATHYOS
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Mina ist Psychologiestudentin, kurz vor ihrem Abschluss, stürzt ihr Computer ab und alle ihre bisherigen Arbeiten sind verloren. Nach kurzer Verzweiflung entscheidet sich Mina, das Studium aufzugeben und ...

Mina ist Psychologiestudentin, kurz vor ihrem Abschluss, stürzt ihr Computer ab und alle ihre bisherigen Arbeiten sind verloren. Nach kurzer Verzweiflung entscheidet sich Mina, das Studium aufzugeben und sich stattdessen ihrer wahren Leidenschaft zu widmen, der Schriftstellerei. Gemeinsam mit ihrer Schwester Xenia und deren Freund Dionys folgt sie der Einladung ihres Bruders Timos der auf der künstlich erschaffenen Insel IMITATHYOS lebt und arbeitet. Die Anreise auf einer beeindruckenden Luxusyacht ist bereits ein Erlebnis für sich. Nichts auf IMITATHYOS ist wirklich echt – weder die Tiere noch die Pflanzen, alles ist aus einem neuartigen Material gefertigt, an dessen Entwicklung Timos beteiligt war – und dennoch strahlt alles eine lebendige Präsenz aus. Auf ein Treffen mit Timos allerdings warten die Schwester vergeblich. Er vertröstet sie ein ums andere Mal, doch immer, wenn sie sich auf die Suche nach ihm machen wollen, scheint die Atmosphäre der Insel sie daran zu hindern, sie erleben totale Entspannung und absolutes Wohlbefinden. Sodass einige Zeit vergeht, bis sie sich ernsthaft auf die Suche nach Timos begeben.

Diesen Roman zu beschreiben, ist äußerst schwierig, denn das, was ich euch bisher erzählt habe, könnte ebenso gut auf einen Krimi oder eine Abenteuergeschichte hindeuten. Doch das trifft es bei weitem nicht: Die Geschichte ist eine faszinierende Mischung aus Utopie und Dystopie, durchzogen von leichten Einschlägen der Mythologie, die die Handlung in ein vielschichtiges und komplexes Licht tauchen.

Der Autor Matthias A. K. Zimmermann beherrscht das Spiel mit Worten virtuos und entführt seine Leser in eine faszinierende Welt, in der Buchstaben und Worte zu lebendigen Akteuren werden. Er führt seinen Leserinnen und Lesern die Macht der Sprache und zeigt, wie sie sich auf unsere Wahrnehmung der Welt auswirkt.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Frevel

Frevel
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»Religiös begründete Ritualmorde«, so munkelt man, als drei verstümmelte Leichen auftauchen. Wir schreiben das Jahr 1800, und der Aberglaube ist noch tief in den Menschen verwurzelt. Nur der Journalist ...

»Religiös begründete Ritualmorde«, so munkelt man, als drei verstümmelte Leichen auftauchen. Wir schreiben das Jahr 1800, und der Aberglaube ist noch tief in den Menschen verwurzelt. Nur der Journalist Johann und die Tochter des Gerichtsmediziners Manon erkennen, dass die Morde die Handschrift des vor Jahren hingerichteten Serienmörders »Der Aal« tragen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Wahrheit.


Nora Kain ist laut Verlag das Pseudonym einer bekannten deutschen Bestsellerautorin, und man merkt dem Roman die Erfahrung der Autorin auch an. Präzise beschreibt sie die Lebensumstände der Menschen und die örtlichen Gegebenheiten im ausgehenden 18. Jahrhundert. Im Mittelpunkt stehen Johann und Manon, deren Charaktere im Kontrast zu den abergläubischen Vorstellungen ihrer Zeit stehen. Johann ist ein Zeitungsredakteur, der sich in einem Spannungsfeld zwischen journalistischer Verantwortung und den Erwartungen seines Chefs befindet. Er wird dazu gedrängt, sensationelle und blutige Geschichten zu schreiben. Johann hat Schwierigkeiten, mit blutigen und grausamen Szenen umzugehen. Sein empfindlicher Magen und seine Abneigung gegen Blut stehen im direkten Widerspruch zu den Anforderungen seines Berufs, der detaillierte und oft brutale Berichterstattung verlangt. Das macht ihn in meinen Augen allerdings nicht schwach, sondern sehr sympathisch, endlich einmal kein männlicher Held der keine Schwächen hat oder sie zumindest nicht zeigt.



Während die Gesellschaft an übernatürliche Erklärungen glaubt, versuchen er und Manon, rationale Erklärungen für die Morde zu finden. Ihre Suche nach der Wahrheit verdeutlicht den Konflikt zwischen Aberglauben und aufkommender Wissenschaftlichkeit. Manon, die Tochter von Theophil, ist von der Arbeit ihres Vaters fasziniert und zeigt eine unkonventionelle Neugierde, die sie von den gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit abhebt. Ihre aktive Teilnahme an den Ermittlungen und ihre unerschütterliche Entschlossenheit, die Wahrheit zu finden, machen sie zu einer starken weiblichen Figur im Roman. Sie steht symbolisch für den aufkommenden Wandel in der Wahrnehmung von Frauenrollen in der Gesellschaft. Der Zeitungsredakteur wird dazu angehalten, verkaufsfördernde Artikel zu schreiben, was ihn manchmal in Situationen bringt, die den sensiblen Mann an seine Grenzen führen. Manon hingegen ist robuster, was auch dem Umstand geschuldet ist, dass sie ihrem Vater, dem Rechtsmediziner Theophil Pontus, schon früh bei seiner Arbeit zusah.


Die Autorin spart nicht an blutigen und grausamen Details und beschönigt auch die Lebensumstände der damaligen Zeit in keinster Weise – das muss man aushalten können.
Frevel ist ein spannender und wendungsreicher historischer Krimi, der mich sehr gut unterhalten hat.



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