“Farben sind schließlich für alle da – an jedem Tag im Jahr!” eine wunderschöne Botschaft, die sich durch das ganze Buch: “Und der Bär ruft laut Hurra, Farben sind für alle da!” von Lucy Astner und Pina Gertenbach zieht, das 2023 erschienen ist.

Die Autorin der Polly Schlottermotz-Reihe konstruiert eine Geschichte, in der ein Bär zu seinem Geburtstag entscheidet, dass er nicht mehr braunes, sondern lieber rosafarbendes Fell tragen möchte. Auch wenn er von der Eule skeptisch beäugt wird und sich vor ihr rechtfertigen muss, steht er zu seinem Wunsch und überzeugt auch andere Tiere, ihre Fellfarbe zwecks seines Geburtstages in ihre jeweilige Wunschfarbe zu ändern.

Das Bilderbuch überzeugt bereits durch seine hochwertige Aufmachung. Das Buchcover lässt einen ersten Eindruck über die Handlung zu und verwendet dort jeweils schon alle “Regenbogenfarben”, die anschließend auch im Buch verarbeitet werden.

Da es sich um ein vorrangig für Kinder verfasstes Buch handelt, ist der Aufbau des Buches sinnvoll gewählt. Die Erzählung verfolgt dabei immer das gleiche Schema: Der Bär bzw. ein anderes Tier begegnet einem neuen Tier. Dieses ist über die Farbe des Felles überrascht und äußerst erste Bedenken. Durch den Satz “Farben sind für alle da” wird das Tier jedoch umgestimmt und entscheidet sich auch, die eigene Wunschfellfarbe zu tragen. Die immer wiederkehrenden Formeln ermöglichen gerade jüngeren Kindern das schnelle Mitsprechen und Nachvollziehen des Buches, sodass der Ablauf ihnen schnell geläufig ist.

Besonders gelungen erscheint in diesem Zusammenhang das Zusammenspiel aus Text, Bild und Farbgebung. Die jeweils in der Geschichte auftauchenden Farben, wie “bärenbraun”, “Sonnenblumengelb” “grün wie eine Frühlingswiese” werden im Text in der entsprechenden Farbe hervorgehoben. Auch im weiteren Verlauf des Textes werden die passenden Farben mit dem jeweiligen Tier verknüpft, sodass die Buntheit des Buches auch im Textsatz unterstrichen wird und der Lesespaß sich zusätzlich erhöht.

Auch die Verwendung von kleineren Wortspielen, wie “plitsch, platsch, pustekuchen!” oder “schwipp, schwapp schwuppdiwupp!” tragen zu einem erhöhten Lesespaß und einem zusätzlichen Vorlesevergnügen bei.

Das Buch verfolgt die Frage, ob tatsächlich alle Farben für alle da sind? Muss der Bär nicht eigentlich ein “bärenbraunes” Fell und der Fuchs ein “fuchsrotes” Fell tragen? Eine Parabel, die auch auf die Debatte der genderspezifischen Farbgebung bezogen werden kann. Gibt es Mädchen- und Jungenfarben? Dürfen Jungen kein rosa tragen, weil das nur eine Farbe für Mädchen ist? Das Buch findet hierauf eine eindeutige Antwort: Farben sind für alle da! Durch die Verortung der Thematik in die Tierwelt erfolgt die Auseinandersetzung mit diesem Thema auf sehr subtile und originelle Weise. Es vermittelt damit eine deutliche Positionierung, ohne das Thema der genderspezifischen Farbzuschreibungen konkret zu benennen, sondern verpackt es geschickt und auf sehr ansprechende Weise in die Geschichte um einen Bärengeburtstag.

Insgesamt gelingt es Lucy Astner mithilfe der Unterstützung der wunderschönen Illustrationen von Pina Gertenbach in ihrem parabelähnlichen Bilderbuch die genderspezifischen Farbzuschreibungen auf eine subtile Art und Weise zu hinterfragen und die wichtige Botschaft zu vermitteln, dass eben keinem Geschlecht (bzw. keinem Tier) eine bestimmte Farbe zugeschrieben werden sollte, sondern jedes Individuum seine eigenen Entscheidungen über sich selbst treffen darf und auch sollte, damit ein buntes und vielfältiges Leben möglich ist. Eine tolle Botschaft, die so auch bereits junge Leserinnen und Leser erreicht und die durchaus in jedem Elternhaus (oder in der Schule) thematisiert werden muss.

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