Cover-Bild Kuss
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 04.02.2019
  • ISBN: 9783036957944
Simone Meier

Kuss

Gerda und Yann sind urbane Thirtysomethings und gerade in ein heruntergekommenes altes Haus am Stadtrand gezogen. Gerda ist arbeitslos, investiert ihre ganze Energie ins Einrichten – und in eine fixe Idee: Sie leistet sich eine imaginäre Affäre. Diese ist erst nur ein Spiel, doch dann beginnt sie, Gerda mit aller Macht zu verzehren. Yann lernt ein rätselhaftes Mädchen voller Forderungen kennen. Und die Nachbarin Valerie, Anfang fünfzig und Journalistin, steht nach einem folgenreichen One-Night-Stand plötzlich vor der Frage, ob das Leben für sie ausgerechnet jetzt noch einmal neu beginnt. Von drei möglichen Liebesgeschichten finden mindestens eineinhalb nur in der Fantasie statt. Doch dann kommt alles zusammen, und aus einem Zufall wird ein Unfall.

Mit schonungslosem Blick, Witz und Melancholie seziert Simone Meier den schönen Schein moderner Existenzen und Beziehungen, bis nicht mehr nur die Fassaden bröckeln, sondern das ganze Fundament zu beben beginnt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2019

Obwohl sehr unterhaltsam, weil überaus witzig geschrieben, ist „Kuss“ dennoch ein verstörender Roman über die Beziehungsunfähigkeit junger Menschen.

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Simone Meier, Kuss, Kein & Aber 2019, ISBN 978-3-0369-5794-4

Der neue Roman von Simone Meier hat es in sich. Auf eine witzige und dennoch total ernsthafte, auf eine schonungslose und dennoch augenzwinkernde ...

Simone Meier, Kuss, Kein & Aber 2019, ISBN 978-3-0369-5794-4

Der neue Roman von Simone Meier hat es in sich. Auf eine witzige und dennoch total ernsthafte, auf eine schonungslose und dennoch augenzwinkernde Weise beschreibt und dekonstruiert sie die Beziehungen und Fantasien von drei modernen Menschen, die geradezu aus unserer eigenen Umgebung stammen könnten. Ich bin davon überzeugt, dass es bei aller Überzeichnung in der Gegenwart sehr viele solche Menschen gibt, die mit ihren Beziehungen und mit ihren Lebensplanungen nicht wirklich zurechtkommen.

Da ist zunächst das Paar Gerda und Yann. Sie sind beide in den Dreißigern und haben, wohl in Zürich, in einer alten Siedlung am Stadtrand ein heruntergekommenes altes Haus bezogen. Gerda ist vor einiger Zeit arbeitslos geworden, könnte spielend einen neuen Job bekommen, lügt sich aber damit in die Tasche, dass sie auf eine übersteigerte Weise sich um die Renovierung und Verschönerung des Hauses kümmert. Die nötigt ihrem Partner Yann Respekt ab und hindert ihn gleichzeitig daran, zwei Fragen zu stellen, die ihm eigentlich auf den Nägeln brennen. Wann wird Gerda wieder arbeiten gehen und falls nicht, wann werden sie eine Familie gründen? Genau diese Fragen meidet Gerda wie der Teufel das Weihwasser, während Yann seinen anspruchsvollen Job klaglos erledigt.

Doch beide sind sie unzufrieden. Gerda flüchtet sich in eine imaginäre Affäre, die zunächst wie ein Spiel sich für sie anfühlt, doch bald sie mit aller Macht zu verzehren beginnt. Yann zeigt sich auch nicht sicher, als er ein rätselhaftes Mädchen voller anspruchsvoller Forderungen kennenlernt.

Und die zunächst lange unsichtbar bleibende, dann aber mit Macht im Roman agierende Nachbarin Valerie, eine etwa 50- jährige Journalistin sieht sich nach einer folgenreichen Nacht plötzlich mit der Frage konfrontiert, ob das Leben ausgerechnet für sie noch einmal einen neuen Anfang bereit hält.
„Kuss“ ist ein Roman über moderne Beziehungen und was sie verhindert bzw. zerstört. Er beschreibt die Lücke, die Leere, wenn das Prickeln und die Schmetterlinge am Anfang einer Beziehung abgelöst worden sind von einem Alltag, in dem die Langeweile Menschen dazu treibt, ihr Seelenheil und Glück, ja auch das Prickeln in fantasierten oder tatsächlichen Anderen zu suchen. Und was geschieht, wenn sie dadurch etwas in Gang setzen, was sie alle zusammen unwiderruflich ins Unglück stürzt?

Obwohl sehr unterhaltsam, weil überaus witzig geschrieben, ist „Kuss“ dennoch ein verstörender Roman über die Beziehungsunfähigkeit junger Menschen. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass hier nicht nur drei Protagonisten beschrieben werden, sondern dass es viele, zu viele sind, denen es in der Gegenwart so geht. Man mag sich das einsame Elend dieser Menschen im Alter gar nicht vorstellen.