Cover-Bild Der letzte Hirte
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11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: tredition
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 23.03.2021
  • ISBN: 9783347280151
Albrecht Holthuis

Der letzte Hirte

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.04.2021

Wichtige Aufarbeitung der Geschichte

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In den letzten Jahren mehren sich erfreulicherweise die Untersuchungen, die sich mit der Aufarbeitung der NS-Zeit auf lokaler Ebene befassen. In dem Zusammenhang gerät auch die Rolle der Kirche und das ...

In den letzten Jahren mehren sich erfreulicherweise die Untersuchungen, die sich mit der Aufarbeitung der NS-Zeit auf lokaler Ebene befassen. In dem Zusammenhang gerät auch die Rolle der Kirche und das Verhalten einzelner Christen in dieser Zeit in den Blickpunkt. Mit seinem Buch „Der letzte Hirte“ hat Albrecht Holthuis dies nun im Hinblick auf die Gemeinde getan, in der er seit Jahrzehnten den Dienst eines Pfarrers versieht, die Evangelische Kirchengemeinde Wesel, insbesondere die Kirche Am Lauerhaas.

Literarisch entscheidet sich Holthuis dabei für eine interessante Mischform aus historischer (und offenbar sorgsam recherchierter) Darstellung der damaligen Ereignisse einerseits und fiktiven Erzählpassagen andererseits. Ein gewiss heikles Unternehmen, denn es ist nicht auszuschließen, dass Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen ganz und gar nicht zufällig sind, was auch nicht schamhaft verschwiegen wird. Zudem gewinnt der Leser interessante Einblicke sowohl in die aktuellen kirchlichen Strukturprobleme (Traditionsabbruch, Finanzen, Kirchenschließungen), als auch – wenigstens z. T. – in das konfliktreiche Innenleben eines Pfarrers von heute.

Man muss aufmerksam lesen, was nicht gegen das Buch spricht. Der Gang der Handlung mäandriert zwischen damals und heute, Außen- und Innenwelt, Wesel, Amerika und Israel. Selbst die Liebe kommt – wenigstens andeutungsweise – nicht zu kurz. Hat der Roman eine Botschaft? Sicher keine, die für die Kanzel taugt. Aber vielleicht dennoch eine glaubwürdige. Sie hängt mit dem titelgebenden „Hirten“ zusammen. Ist der Protagonist Bert Winter wirklich ein völlig anderer Pastor („Hirte“) als seine Vorgänger? Ist er nur einer von vielen oder etwa der „letzte“ seiner Zunft? Oder weist er in seiner durchaus gebrochenen Existenz am Ende eher auf einen „anderen“ Hirten? Es sind gewiss noch nicht die schlechtesten Romane, die mit dem einen oder anderen Fragezeichen enden.

Okko Herlyn

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Sehr gelungene romanhafte Umsetzung historischer Ereignisse

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In dem Buch sind enthalten sind verschiedene Spannungsbögen, nicht nur durch die beiden (historischen und aktuellen Erzählstränge), sondern vor allem durch persönliche, menschliche (fiktive) Erfahrungen ...

In dem Buch sind enthalten sind verschiedene Spannungsbögen, nicht nur durch die beiden (historischen und aktuellen Erzählstränge), sondern vor allem durch persönliche, menschliche (fiktive) Erfahrungen und Erlebnisse. Dadurch fiel es mir schwer das Buch aus der Hand zu legen,, es hat mich gefesselt.
Die Situation der Pfarrer in Wesel im Dritten Reich romanhaft zu verpacken könnte sicherlich auch ältere Schüler ansprechen, um menschliche Einzelschicksale vor Augen zu führen.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Religiöses Leben im Spannungsfeld der jeweiligen Zeit

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Das Leben des Pastors Bert Winter ist in Unruhe geraten. Der ewige Spagat zwischen den Ansprüchen, die sich aus dem Glauben, seiner Rolle als Pastor, Lehrer für Religionsunterricht, Familienvater und Ehemann ...

Das Leben des Pastors Bert Winter ist in Unruhe geraten. Der ewige Spagat zwischen den Ansprüchen, die sich aus dem Glauben, seiner Rolle als Pastor, Lehrer für Religionsunterricht, Familienvater und Ehemann ergeben, scheint plötzlich zu allen Seiten aus dem Gleichgewicht gekommen zu sein. Seine Frau ist mit den Kindern ausgezogen, der jüngere Sohn macht Probleme und nun droht auch noch die Schließung seiner Kirche, mit all den politischen Ränkespielen, die dazu gehören. Anlässlich einer Bitte seiner Tochter, auf dem Dachboden etwas für eine Hausaufgabe zu suchen, entdeckt Winter einen alten Koffer mit Briefen seines Vorgängers aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg. Von diesem Dachbodenfund inspiriert entwickelt sich eine historisch und persönlich ergreifende Geschichte.

Der Autor beschreibt bildreich und seine Figuren wirken authentisch. Er scheut sich nicht, sowohl die Fehler seines Protagonisten als auch die Fehler der anderen nachvollziehbar zu beschreiben. Dabei darf auch mal geschmunzelt werden. Das hält die Geschichte lebendig und man möchte wissen, wie es mit seinem Leben und dem seines Vorgängers weitergeht. Mutig macht sich Bert Winter auf den Weg zu einer historischen Recherche, mit der schrittweise seine eigene Heilung beginnt.

Mich persönlich haben die Briefe und Reisebeschreibungen angesprochen, da der Roman dort weiter in die Tiefe geht, was zum Verlauf der Geschichte passt. Schwer getan habe ich mich mit den historischen Sitzungsprotokollen, das empfang ich eher als etwas für Menschen aus dem inneren Kern der Kirche. Zu plötzlich kam mir das Ende, da ich mir gewünscht hätte, dass der Autor noch mehr über die weitere Entwicklung der Persönlichkeit von Winter schreibt.

Für mich sind Winter und sein Vorgänger Alltagshelden, wie sie in vielen Berufen in schwierigen Zeiten zu finden sind - Gott sei Dank! Daher hoffe ich, dass keiner von beiden "Der letzte Hirte" sein wird.

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Veröffentlicht am 08.04.2021

# Der letzte Hirte

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Der Roman schildert in lockerer Sprache auf 235 Seiten den Alltag (Kirchengemeinde und Schule, Stress mit Ex-Frau) und die Reisen eines evangelischen Pastors vom Niederrhein, portioniert in Tageskapiteln ...

Der Roman schildert in lockerer Sprache auf 235 Seiten den Alltag (Kirchengemeinde und Schule, Stress mit Ex-Frau) und die Reisen eines evangelischen Pastors vom Niederrhein, portioniert in Tageskapiteln vom 4. bis zum 30. September 2017. Zwei kurze Kapitel (7. Januar 1972; 19. August 2018), die in den USA spielen, bilden eine Art Rahmen. Die Erzählung dreht sich im Kern – verfremdet, frei nachgebildet und ausgeschmückt – um einen anderen Pfarrer: der hatte Anfang der 1930er Jahre in genau jener Gemeinde durchgesetzt, ein Gottesdienstzentrum zu bauen, das nun durch Sparmaßnahmen mit Verkauf und Umwidmung bedroht ist.
Der Buchtitel des Romans ist wie ein Motiv-Faden: war jener Pfarrer der „erste Hirte“ der Gemeinde, empfindet sich der Protagonist als deren „letzter Hirte“.
Eine konspirative Gruppe von Pastoren, die in der Nazi-Zeit eine innerkirchliche Opposition zu den sogenannten (hitlertreuen) „Deutschen Christen“ bildete – diese DC-Leute unterwanderten die Leitungsgremien vieler Gemeinden – nannten sich „Die letzten Hirten“. Das Titelmotiv taucht auch in einer Besinnung zum Psalm vom guten Hirten (Psalm 23) und im Reisebericht aus Bethlehem auf, wo der Romanpastor einer Schafherde ansichtig wird.
Die Erforschung des Schicksals des „ersten Hirten“ treibt die Erzählung voran und endet in einer ländlichen Kirchengemeinde in Maryland/USA. Dort findet der „letzte Hirte“ auch seine neue Frau. Genau an diesem Ort war der erste Pfarrer seiner Kirche durch glückliche Umstände am Ende des Krieges gelandet, nach Gestapo-Haft und Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau. Ein US-Soldat hatte ihn aus dem Todesmarsch gerettet. In den Vereinigten Staaten konnte er dann als „Pastor Bill“ bis zum Lebensende arbeiten und verschloss in einem Safe die Notizen über seine Aktivitäten als Mitglied der „Bekennenden Kirche“. Nur eine vertrauenswürdige Person sollte sie lesen dürfen. Diese Person ist der „letzte Hirte“, der, mit den Dokumenten zurückgekehrt, zu Hause nicht nur einiges Persönliche regelt, sondern auch erreichen kann, dass man einen Gedenkraum für den ersten Hirten plant – wodurch der Fortbestand des Gemeindezentrums zu gewährleisten wäre.
Auf 45 Seiten im ergänzenden Teil berichtet Holthuis von tatsächlichen Ereignissen in der Kirchengemeinde Wesel. Er sichtet Protokolle, zieht bestehende Darstellungen, inkl. der Aussagen von Zeitgenossen, heran und bewertet sie neu, zum Beispiel darin, dass jeder Hinweis auf die 87 deportierten Weseler Juden fehlt. Im Roman – mit anderen Namen, Orten und Verknüpfungen – schiebt er gewissermaßen separate Biographien zusammen und lässt den „ersten Hirten“ zum „Bonhoeffer des Niederrheins“ werden.
Historisch und auch im Roman bleibt der Focus auf diese eine Gemeinde begrenzt. Was von ihr aktenkundig ist oder im Roman erzählt wird, war wahrscheinlich nicht untypisch für viele Kirchengemeinden. Es gab jedoch in der Nachbarschaft Beispiele anderer Gemeinden, die durchgängig das „III. Reich“ mitfeierten (Brünen) oder von Anfang an sich tapfer gegen die Willkürherrschaft wehrten (Sonsbeck).
Das Buch liest sich leicht; gelegentlich zu leicht? Ob das dem Thema angemessen ist, mag die Leserschaft entscheiden.
Drucktechnisch und sprachlich kommen allerhand Misslichkeiten vor, die wohl passieren, wenn ein Schriftsatz vom PC direkt zum Buchdruck hochgeladen wird, ohne dass ein Lektorat sie redigiert.

Guy W. Rammenzweig

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