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Veröffentlicht am 10.04.2021

Religiöses Leben im Spannungsfeld der jeweiligen Zeit

Der letzte Hirte
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Das Leben des Pastors Bert Winter ist in Unruhe geraten. Der ewige Spagat zwischen den Ansprüchen, die sich aus dem Glauben, seiner Rolle als Pastor, Lehrer für Religionsunterricht, Familienvater und Ehemann ...

Das Leben des Pastors Bert Winter ist in Unruhe geraten. Der ewige Spagat zwischen den Ansprüchen, die sich aus dem Glauben, seiner Rolle als Pastor, Lehrer für Religionsunterricht, Familienvater und Ehemann ergeben, scheint plötzlich zu allen Seiten aus dem Gleichgewicht gekommen zu sein. Seine Frau ist mit den Kindern ausgezogen, der jüngere Sohn macht Probleme und nun droht auch noch die Schließung seiner Kirche, mit all den politischen Ränkespielen, die dazu gehören. Anlässlich einer Bitte seiner Tochter, auf dem Dachboden etwas für eine Hausaufgabe zu suchen, entdeckt Winter einen alten Koffer mit Briefen seines Vorgängers aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg. Von diesem Dachbodenfund inspiriert entwickelt sich eine historisch und persönlich ergreifende Geschichte.

Der Autor beschreibt bildreich und seine Figuren wirken authentisch. Er scheut sich nicht, sowohl die Fehler seines Protagonisten als auch die Fehler der anderen nachvollziehbar zu beschreiben. Dabei darf auch mal geschmunzelt werden. Das hält die Geschichte lebendig und man möchte wissen, wie es mit seinem Leben und dem seines Vorgängers weitergeht. Mutig macht sich Bert Winter auf den Weg zu einer historischen Recherche, mit der schrittweise seine eigene Heilung beginnt.

Mich persönlich haben die Briefe und Reisebeschreibungen angesprochen, da der Roman dort weiter in die Tiefe geht, was zum Verlauf der Geschichte passt. Schwer getan habe ich mich mit den historischen Sitzungsprotokollen, das empfang ich eher als etwas für Menschen aus dem inneren Kern der Kirche. Zu plötzlich kam mir das Ende, da ich mir gewünscht hätte, dass der Autor noch mehr über die weitere Entwicklung der Persönlichkeit von Winter schreibt.

Für mich sind Winter und sein Vorgänger Alltagshelden, wie sie in vielen Berufen in schwierigen Zeiten zu finden sind - Gott sei Dank! Daher hoffe ich, dass keiner von beiden "Der letzte Hirte" sein wird.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Macht Mut zur Veränderung in kleinen Schritten

Re-Power
1

Die Autorinnen, Ärztinnen von Beruf, versprechen in ihrem Vorwort, dass sie durch Einblicke in medizinisches Wissen verständlich machen und aufzeigen wollen, wie wir unser Leben gesünder, schlanker und ...

Die Autorinnen, Ärztinnen von Beruf, versprechen in ihrem Vorwort, dass sie durch Einblicke in medizinisches Wissen verständlich machen und aufzeigen wollen, wie wir unser Leben gesünder, schlanker und glücklich gestalten können. Vielversprechend ist die Aussage, dass wir unsere Gesundheit zu 80 Prozent selbst beeinflussen können und nur 20 Prozent den Genen zuzuschreiben wären. Gegliedert ist das Buch in vier größere Kapitel, in denen es um die Gesundheit des Darms, der Schilddrüse, des Vagusnervs und der Seele geht. In der Mitte des Buches ist das auf dem Buchdeckel beworbene „28-Tage-Re-Power-Programm“.

Die Tipps laufen auf Hinweise hin, die ich persönlich schon in zahlreichen anderen Büchern gelesen habe: möglichst wenig Zucker, viel Gemüse, gute Fette, viel Bewegung und regelmäßige Entspannung. In den einzelnen Kapiteln wird dann noch erklärt, welche Gemüsesorten und Gewürze für das jeweils angesprochene Organ förderlich sind und in welchen Fällen Fasten als positiv oder negativ zu bewerten ist. Die jeweils geeigneten Yogaübungen sind dann schon eher etwas für Profis und die Nahrungsergänzungsmittel auf jeden Fall nicht im normalen Geschäft zu besorgen. Etwas unverständlich finde ich die sogenannten Flussdiagramme zur Zubereitung der täglichen drei Mahlzeiten.

Positiv ist der letzte Teil, der den Leser wieder ein wenig erdet, mal langsam mit einem Schritt anzufangen. Denn die vielen Empfehlungen lösten zumindest bei mir Selbstoptimierungsstress aus. Ansprechend ist auch, dass die Autorinnen viel zu Lebensumständen und Belastungen von Frauen schreiben und ermutigen die persönlichen Stressauslöser kennenzulernen und auszusteigen.

Das Buch liest sich flüssig und verständlich. Als Einführung in das Thema Gesundheit würde ich es Menschen empfehlen, die ein bisschen detailverliebt und sportlich sind.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Man erntet eben nicht immer, was man sät...

Sieben Tage am Meer
2

Die Freundinnen Cornelia, Gitta und Marlies sind Anfang 50 und eigentlich gestandene Frauen. In ihrem Leben ist nicht alles so gelaufen, wie sie es sich gewünscht hätten, damit hadern sie und lassen diese ...

Die Freundinnen Cornelia, Gitta und Marlies sind Anfang 50 und eigentlich gestandene Frauen. In ihrem Leben ist nicht alles so gelaufen, wie sie es sich gewünscht hätten, damit hadern sie und lassen diese Unzufriedenheit auch ihre Mitmenschen spüren. Als alle drei sich zu einem gemeinsamen Urlaub auf der Nordseeinsel Sylt treffen, haben sie zeitgleich den selben Traum, der sich als Begegnung mit einem Engel entpuppt. Nun werden sie herausgefordert, sich ihren Verletzungen und unerfüllten Wünschen zu stellen. Dies geschieht auf eine humorvolle, kreative und manchmal skurrile Art und Weise. Die drei Frauen kommen um Veränderungen nicht herum und am Ende ist ihr persönliches Glück vielleicht etwas ganz Anderes...

Mit "Sieben Tage am Meer" beweist die Autorin, dass sie die Frauen um die 50 sehr genau beobachtet. Eine Generation, die viele gut ausgebildete Frauen hervorgebracht hat, denen plötzlich die Welt offen schien. Aber ein Tag hat eben nur 24 Stunden, und man muss sich manchmal für das Eine und gegen das Andere entscheiden. Themen wie - der unerfüllte Kinderwunsch; der Ehemann, der einen verlässt, nachdem man aufopfernd drei Kinder erzogen hat oder eine Begabung, die nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat - stehen zunächst im Mittelpunkt. Die Autorin, die selbst am Meer wohnt, hat ihren Lieblingsort gewählt, um im Leben der Protagonistinnen einen Wandel in Bewegung zu setzen. Sie schreibt flüssig mit viel Humor und Fantasie, liebevoll eingeflochten in die Handlung sind kleine und große Lebensweisheiten.

Zu Beginn des Buches wundert man sich erstmal, als man die drei Frauen kennenlernt, da alle drei zunächst nicht unbedingt sympathisch beschrieben werden. Ihre Unzufriedenheit mit ihrem Leben lassen sie an anderen Menschen aus, die überhaupt nichts damit zu tun haben. Da wird schon mal dreist eine Platzreservierung im Zug ignoriert oder ein junger Angestellter in der Gastronomie so beim Chef angeschwärzt, dass er seinen Job verliert. Man fragt sich ernsthaft, was wohl passieren wird, damit die drei Frauen auch die guten Wendungen in ihrem Leben zu schätzen wissen. Als sie nun gemeinsam einem Engel begegnen, der sie in einem Club der Engel aufnimmt, rätseln die drei, was nun zu tun sei. Wie kann man sich und anderen wirklich Gutes tun? Dabei schießen sie teilweise über ihr Ziel hinaus: Marlies beschließt nach einem Kaufrausch alles zurückzugeben und das Geld einem Obdachlosen zu spenden, doch es findet sich einfach keiner auf Sylt. Oder Gitta, die versucht für ihre Freundin Amor zu spielen und somit eine Kette von Missverständnissen und Verwirrungen in Gang setzt.

Liedtexte, die zum Nachdenken anregen, die wunderschön beschriebene Landschaft der Insel Sylt und treffende Aussagen über das menschliche Zusammenleben laden in diesem Buch zum Nachdenken und Träumen ein. Ein Buch geeignet für ein Geburtstagsgeschenk, eine Urlaubslektüre oder ein Mitbringsel für verschiedene Gelegenheiten.

"Sieben Tage am Meer" von Ella Rosen ist eine Geschichte, die uns aufzeigt, dankbar auf das Vergangene zurückzublicken, die Dinge mit Humor zu anzugehen sowie mal Durchzuatmen und Abzuwarten, wenn es "ein bisschen ruckelt" im Leben. Am Ende des Buches sprühen die Charaktere nur so vor Energie, dass man mitgerissen wird. Eine unerwartete Wendung auf der letzten Seite lässt den Leser staunend zurück, und man fragt sich, wie die Geschichte nun weitergeht....

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