Cover-Bild Im ersten Kreis
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 798
  • Ersterscheinung: 01.04.1985
  • ISBN: 9783596258734
Alexander Solschenizyn

Im ersten Kreis

Solschenizyns großer Roman – eine literarische Abrechnung mit der Stalin-Ära – erschien 1968 unter dem Dantes »Göttlicher Komödie« entliehenen Titel »Der erste Kreis der Hölle« und erregte auf Anhieb weltweites Aufsehen. Kaum jemand ahnte damals, daß dieser Erstveröffentlichung ein gekürztes Originalmanuskript zugrunde lag: Um sein Buch bei den sowjetischen Behörden durchzubringen, hatte Solschenizyn im Winter 1964 eine massive Selbstzensur geübt, indem er den fertigen Text nicht nur um 9 Kapitel kürzte und an zahlreichen Stellen »entschärfte«, sondern ihn auch – durch Verlagerung der psychologischen Konflikte auf die abstrakte Ebene ideologischer Auseinandersetzung – in künstlerischer und philosophischer Hinsicht in seiner Brisanz abmilderte. Erst 1978 gab der Autor die wiederhergestellte Urfassung frei. In der Übersetzung von Swetlana Geier liegt nun erstmals der Originaltext eines der erschütterndsten politischen Romane dieses Jahrhunderts im Taschenbuch vor.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.01.2023

Verbrennen in der Fackel des Nächsten

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Alexander Solschenizyn hat die ganze, unerbittliche Härte des Stalinismus zu spüren bekommen, als er das Archipel Gulag kennenlernen musste.

Ein menschenverschlingendes System scheinbar unendlich vieler ...

Alexander Solschenizyn hat die ganze, unerbittliche Härte des Stalinismus zu spüren bekommen, als er das Archipel Gulag kennenlernen musste.

Ein menschenverschlingendes System scheinbar unendlich vieler Lager über die gesamte Sowjetunion verteilt. Ein auch nicht zu unterschätzender, eminenter ökonomischer Faktor, wie immer bei Sklavenarbeit.

Aber wie schon der desillusionierte Orwell sagte, dass alle gleich, aber manche gleicher seien, so galt das auch für die Häftlinge.

Wer "Glück" hatte, musste nicht nach Kolyma in Sibirien, sondern, die entsprechende Qualifikation vorausgesetzt, in eine Scharaschka. Dort war man wissenschaftlich tätig. Entwickelte nützliche Technik für den NKWD. Das ist der spätere KGB.

Der junge Mann und Diplomat Innokentij Artemjewitsch Wolodin macht einen entscheidenden Fehler. Und verliert dadurch seine Unschuld, zumindest in den Augen des Apparates.

Er gibt einer gewissen Stelle eine ganz explizite Warnung, was als absoluter Hochverrat gilt. Das alles von einem öffentlichen Telefon in der Metro, das selbstredend abgehört wird.

Nun kommt die Scharaschka uns Spiel, nahe Moskaus. Dort sollen die Häftlinge zuverlässige Systeme entwickeln, um Stimmen auf Tonband zuverlässig und eindeutig identifizieren zu können, eben auch jenen Innokentij.

Die Ingenieure tun ihr Bestes, gezwungenermaßen, aber Gleb Neschin, ein solcher in seinen Dreißiger, weigert sich ....

Der Autor hat hier seine eigenen, bitteren Erfahrungen einfließen lassen. Es gibt ein Verzeichnis des reichhaltigen "Personals" des Buches. Diese Liste der Dramatis Personae sorgt dafür, dass man nie den Überblick verliert.

Es gelingt ihm in diesem genialen Tableau, den Zeitgeist der stalinistischen Epoche einzufangen. ER höchstselbst kommt auch vor, der diktatorische Georgier. Dschugashvilli.

Die Paranoia, das Spitzeltum, sogar wie der ganze Prozess von der Verhaftung bis zu all den einzelnen Vorgängen, die dem neuen Häftling zugemutet werden, in der berüchtigten Lubjanka (Sitz des KGB, auch heute noch des FSB, damals mit Gefängnis und gefürchteten Kellergeschoss, wo viele Erschießungen stattfanden) werden erschreckend beklemmend geschildert.

Aber ebenso existieren noch Freundschaft wie auch Rückgrat neben schäbigem Verhalten.

Das Buch ist eine meisterliche Warnung davor, wie weit es ein totalitäres System es treiben kann. Eine Warnung für die Gegenwart und Zukunft. Emotional und packend.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Tiefgründig, aber mühsam...

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Da bereits der Titel des Werkes bei Dantes Inferno entlehnt wurde, kann man dort getrost eine weitere Anleihe machen: Wer anfängt, dieses Buch zu lesen, laßt alle Hoffnung (auf rasches Verständnis der ...

Da bereits der Titel des Werkes bei Dantes Inferno entlehnt wurde, kann man dort getrost eine weitere Anleihe machen: Wer anfängt, dieses Buch zu lesen, laßt alle Hoffnung (auf rasches Verständnis der Zusammenhänge) fahren. Der Leser wird anfangs mit einem Telefonat konfrontiert, um anschließend die nächsten über zweihundert Seiten einen komplett anderen Zusammenhang kennen zu lernen – auf äußerst zähe Weise. Weder die Handelnden noch der Ort wird sogleich vorgestellt, nein, man liest Seite um Seite, ohne geringste Ahnung, wer was wem warum wo mitteilt. Ein vorheriger Blick in eine grobe Inhaltsangabe ist dringend empfohlen, auch fundierte Kenntnisse über die Sowjetunion der 1930er bis 1950er schadet keinesfalls.

Fazit: Ein brillantes russisches Buch für russische Leser, alle anderen werden sich mühsam in die Materie rein arbeiten müssen. Dies allerdings lohnt sich dann aber.

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