Cover-Bild Land der vielen Wahrheiten
26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 496
  • Ersterscheinung: 17.11.2023
  • ISBN: 9783036950204
Åsne Seierstad

Land der vielen Wahrheiten

Drei Leben in Afghanistan
Frank Zuber (Übersetzer), Franziska Hüther (Übersetzer)

Zwanzig Jahre nach ihrem internationalen Bestseller Der Buchhändler aus Kabul kehrt Åsne Seierstad nach Afghanistan zurück. Sie erzählt die Geschichten derer, die vor den Taliban geflohen sind, und derer, die zurückblieben. Von Jamila, die sich Schul- und Universitätsbesuch erstreitet und als gläubige Muslima für die Rechte der Frauen einsetzt. Von Bashir, der von zu Hause wegläuft, um sich den Taliban anzuschließen und im Heiligen Krieg zu kämpfen. Und von Ariana, die geboren wurde, als westliche Truppen in das Land einmarschierten, nach der Machtübernahme der Taliban zwangsverheiratet wurde und die Hoffnung nicht aufgibt, mit ihrem Jurastudium die Gesellschaft zu verändern.
Das Buch ist ein intimes Porträt dreier Menschen, die unterschiedliche Wege gehen, ihrer Familien, Freunde und Bekannten – und die Geschichte eines Landes im Krieg.

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Tiefgreifende politische und persönliche Einblicke

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Åsne Seierstad ist Kriegsberichterstatterin und Korrespondentin. Sie hat mehrere Sachbücher geschrieben, sowie zwei internationale Bestseller.
In „Land der vielen Wahrheiten - 3 Leben im Afghanistan“ taucht ...

Åsne Seierstad ist Kriegsberichterstatterin und Korrespondentin. Sie hat mehrere Sachbücher geschrieben, sowie zwei internationale Bestseller.
In „Land der vielen Wahrheiten - 3 Leben im Afghanistan“ taucht sie tief in die Politik des Landes ein. Sie erzählt die Geschichte dreier Menschen und ihrer Familien, zeigt verschiedene Lebensrealitäten auf, verschiedene Möglichkeiten mit Geschehnissen umzugehen.
Afghanistan ist ein Land, welches sich seit langer Zeit im Krieg befindet, welches sehr viele politische Umbrüche durchlebt hat, aus welchem viele Menschen geflohen sind.
Eine dieser Geflohenen ist Jamila. Als Vorsitzende einer Frauenrechtsorganisatuon ist es nach der Machtübernahme der Taliban zu gefährlich für sie und ihre Familie geworden und sie sucht Asyl erst in Norwegen, später in Kanada. Durch ihre Geschichte lernt man viel über die Rechte von Frauen in Afghanistan. Über verschiedene Zeiträume hinweg waren diese mal besser, mal schlechter, aber nie mit den Privilegien vergleichbar, die wir in der westlichen Welt genießen. Bildung ist für Mädchen nicht vorgesehen und so musste auch Jamila den Besuch der Schule und der Universität hart erkämpfen. Diesen Kampf führt sie nun für andere weiter, da sie überzeugt ist, dass für einen Umbruch in ihrer Heimat Bildung unerlässlich ist.
Außerdem lernen wir Bashir, einen bekennenden Talibal, kennen. Er ist im Jugendalter von zu Hause weggelaufen um sich den Taliban anzuschließen. Schon immer hat er ihre Überzeigungen geteilt, steigt in der Hierarchie schnell auf, wird einer der Führer. Seine Erzählung führt tief in den Glauben der Taliban, in das verwurzelte, rückständige Bild, in eine Gesellschaft, die geprägt ist durch Hass auf und Gewalt gegen Ungläubige. Zum einen ist diese Tiefe Verwurzelung mit der Religion bemerkenswert, auf der anderen Seite aber auch beängstigend, da über Leichen gegangen wird und die Koran-Verse im eigenen Ermessen ausgelegt werden. Sehr interessant an Bashir‘s Geschichte fand ich den Blick auf die Familie und was im Alltag als normal angesehen wird. So wird sich bspw. nicht aufgelehnt, wenn es für Mädchen ab einem bestimmten Alter heißt, dass sie das Haus nicht mehr verlassen dürfen und teilweise schon im Baby-/Kindesalter verlobt und später zwangsverheiratet werden. Auch die Tatsache das die Familie zum gemeinsamen Bomben basteln zusammen kommt hat mich erschreckt.
Und zu guter Letzt lernt man noch Ariana kennen. Sie ist die jüngste im Bunde, profitiert anfangs von einer relativ humanen Politik, besucht die Schule, beginnt ein Jura-Studium… Durch die Machtübernahme der Taliban verliert sie von einem auf den anderen Tag ihre Freiheit und ihre Aussicht auf eine Zukunft. Zwar gelingt es ihr letztendlich ihr Studium zu beenden, nützen tut es ihr nichts, da sie als Frau den Beruf nicht ausüben darf. Der Gesellschaftliche Druck ist enorm, auch die Eltern üben immer mehr aus, sodass auch Ariana zwangsverheiratet soll. Dies ist aber in Afghanistan gleichbedeutend mit einer kompletten Selbsaufgabe, da man als Frau keinerlei Entscheidungen treffen darf und als Besitz des Ehemanns gilt.
Die Autorin zeichnet ein sehr komplexes Bild der Gesellschaft und trotz der Tatsache, dass ich mit Büchern, die einen starken (außen)politischen Hintergrund haben, sonst eher weniger anfangen kann, war ich regelrecht gefesselt von dem Erzählten. Es ist spannend erzählt und wahnsinnig gut geschrieben und recherchiert.
Neben den Geschehnissen in Afghanistan selbst, bekommt man auch einen Einblick in die Politik Amerikas nach den Terroranschlägen, sowie in die Asylpolitik Norwegens, die es Einwanderern nicht gerade leicht macht Fuß zu fassen.
Das Ende ist wenig hoffnungsvoll, aber das kann es auch nicht sein, da Zuviel noch im Argen liegt, zu viel Leid und Ungerechtigkeit herrscht, sodass man dem Land und den Menschen, die geblieben sind, nur wünschen kann, dass Ruhe einkehrt.
Im Fazit ein grandioses Porträt dreier Menschen, einer Gesellschaft und des ganzen Landes. Absolute Leseempfehlung.