Cover-Bild Ein echter Wiener geht nicht unter
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Czernin
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Kultur- und Medienwissenschaften
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 15.04.2025
  • ISBN: 9783707608700
Bert Rebhandl

Ein echter Wiener geht nicht unter

Familie Sackbauer und Österreichs Aufbruch in die Moderne
"Ein echter Wiener geht nicht unter" begann 1975 mit einem Skandal. So ordinär wie der Prolet Edmund "Mundl" Sackbauer aus Favoriten hatte im österreichischen Fernsehen davor niemand gesprochen. Die TV-Serie, die heuer ihren 50. Geburtstag feiert, ist freilich längst zum nationalen Kulturgut avanciert, das Filmexperte Bert Rebhandl einer umfassenden Neubetrachtung unterzieht.

Er stellt die Menschen vor, die sich den Mundl ausdachten und zum Leben erweckten, und zeichnet zugleich das Porträt eines umfassenden gesellschaftlichen und kulturellen Aufbruchs, der Österreich bis heute prägt. Ein Buch für Fans und Philologen und zugleich das erste Standardwerk über einen Höhepunkt der österreichischen Kulturgeschichte.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2025

Eine Leseempfehlung!

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Dieses Buch ist eine Hommage an eine Kultsendung, die 2025 ihren 50. Geburtstag feiert. Als die ersten Folgen der TV-Serie 1975 über die österreichischen Bildschirme flimmerte, war die Aufregung riesengroß. ...

Dieses Buch ist eine Hommage an eine Kultsendung, die 2025 ihren 50. Geburtstag feiert. Als die ersten Folgen der TV-Serie 1975 über die österreichischen Bildschirme flimmerte, war die Aufregung riesengroß. So derb, so ordinär wie Edmund „Mundl“ Sackbauer und seine Familie hat man bislang nicht im Fernsehen gesprochen.

Auf die einzelnen Episoden, 24 an der Zahl, mag ich hier nicht eingehen, deren Zusammenfassung findet der geneigte Leser und Fan der Serie, im Anhang dieses Buches. Die Silvester-Folge, die wohl jeder kennt, wird, wie „Dinner for One“ und das Neujahrskonzert regelmäßig zum Jahreswechsel ausgestrahlt.

Interessant zu lesen ist, wie es überhaupt zu dieser Serie gekommen ist und wie die Schauspielerinnen und Schauspieler einander gefunden haben.

Bert Rebhandl ist Filmxperte und untersucht den Erfolg dieser Reihe unter verschiedenen Gesichtspunkten. Zum einen betrachtet er die Arbeit des Autors (Ernst Hinterberger), der Regie (u.a. Reinhard Schwabenitzky) sowie der Schaupielerinnen und Schauspieler. Zum anderen begutachtet er das Setting der Episoden, in dem die beengten Wohnverhältnisse der Nachkriegsgeneration (Vier Erwachsene in einer Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnung mit einer Durchschnittsgröße von 50m², meist ohne Bad und WC), fehlende Bildung, oder die im Krieg verschollenen oder gefallenen Väter eine oft negierte Rolle spielen. Jemand, der wie die Sackbauers im 10. Hieb (= Favoriten, 10. Bezirk) wohnt, wird zu jener Zeit anders betrachtet (bzw. sieht sich selbst anders) als jene, die im 7., 8. oder gar im 13. oder 14. Bezirk wohnen.

Wie alles Neue, verschreckt auch diese Familien-Saga die Zuseher, ist sie doch auch ein Abbild der eigenen ge- oder erlebten Wirklichkeit. In manchen Szenen habe ich meine Eltern wiedererkannt. 40 bis 60 Zigaretten pro Tag (Vater und Mutter zusammen), das obligate Schwechater in Vaters Hand (ohne dazugehörige Bierglas versteht sich). An das Ploppen des Verschlusses kann ich mich sehr gut erinnern. Ein cholerischer Vater, eine kalmierende Mutter, die heimlich die Fäden gezogen hat und unsere Vater im Glauben gelassen hat, er hätte dies oder jene Entscheidung getroffen. Ganz so wie es sich bei den Sackbauers in der Hasengasse abgespielt hat. Nun, 1967 haben wir immerhin schon eine (Neubau)Gemeindewohnung mit 67m² mit Badezimmer bekommen. Aber sonst sind meine Erinnerungen den Spielszenen sehr ähnlich. Statt eines Onkels aus Tirol, hat es bei uns Verwandte in Kärnten gegeben, die allerdings niemals zu uns nach Wien gekommen sind.

Nach einiger Zeit sind die Anrufe beim ORF, die sich über die Sackbauers beschwert haben, weniger geworden. Heute hat die Serie Kultstatus, zählt als Wegbereiterin für Serien wie „Kottan ermittelt“ und ist überhaupt ein Teil unserer Kulturgeschichte.

Gerne gebe ich dieser Reminiszenz an meine eigene Jugend 5 Sterne und eine Leseempfehlung.