Cover-Bild Briefe an den Reichtum
(1)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziale und ethische Themen
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 02.03.2005
  • ISBN: 9783630871868
Carl Amery

Briefe an den Reichtum

Während es über die Probleme der Armut jede Menge Diskussionen gibt, ist es dem Reichtum gelungen, inmitten unserer Gesellschaft sozusagen als verschleiertes Idol zu existieren. Dank der PR-Offensive des Kapitalismus, die jede genauere Nachfrage als Sozialneid disqualifiziert, gibt es überraschend wenig zuverlässige Informationen über Art und Umfang des Reichtums. Die »Briefe an den Reichtum« lüften ein paar Zipfel dieses Schleiers. Die Motivation der Absender ist kein Sozialneid, aber Zorn.

Zorn insbesondere, wenn der Brief an die neue Geldaristokratie gerichtet ist. Dieser neue Geldreichtum, der flexibelste und unpersönlichste der Geschichte, hat ältere, oft prunkvollere, aber weniger ertragreiche Formen des Reichtums wie etwa den Grundbesitz an den Rand gedrängt und bildet als »Herz der Finsternis« den Kern des Buches. Aber um ihn herum ist eine Girlande von weiteren Briefen angeordnet, von Grundkursen in Geldwirtschaft bis zu Möglichkeiten der Therapie von der Unbill des Reichtums. Damit kann das Gespräch über den Reichtum in einer neuen Atmosphäre fortgeführt werden, ohne Angstgeruch und ohne Ergebenheit.

»Unter den Absendern«: Andreas Eschbach, Margit Kennedy, Frieda Meissner- Blau, Oskar Negt, Rupert Neudeck, Hermann Scheer, Harald Schumann.

»Unter den Empfängern«: Silvio Berlusconi, Mr. Gent, Herr v. Pierer, Oliver Kahn, Baron v. Oppenheim, Alberto Vilar, Carl Christian von Weizsäcker.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2023

Bereichernd

0

Carl Amery hat in der Anthologie Briefe an den Reichtum vornehmlich Briefe gesammelt, die an den Kapitalismus gerichtet sind, an den Neoliberalismus und an eine Wirtschaftsweise, die auf Gier und auf der ...

Carl Amery hat in der Anthologie Briefe an den Reichtum vornehmlich Briefe gesammelt, die an den Kapitalismus gerichtet sind, an den Neoliberalismus und an eine Wirtschaftsweise, die auf Gier und auf der endlosen Anhäufung von Kapital beruht, ohne jegliche Rücksicht auf Umwelt und Gesellschaft zu nehmen.

Die Texte scheuen keine Konfrontation. Sie nennen Namen und Fragen und klagen an. Besonders die Manager werden dabei in den Briefen von Harald Schumann und Oskar Negt unter die Lupe genommen. Beide Autoren decken das ungerechte Verhältnis, das zwischen Arbeitsleistung und Gehalt besteht, auf. Sie stellen dar, wie Manager und Vorstände sich durch Prämien in Millionenhöhe bereichern, um im nächsten Moment die Streichung von Tausenden von Arbeitsplätzen zu erklären. Auch nennen sie Beispiele für eine Klassenjustiz, die Steuerhinterziehungen und Finanzkriminalität nicht ahndet. Ihre Briefe zeigen eine Refeudalisierung der Verhältnisse und Zerfallstendenzen der Demokratie und des Sozialstaates auf.

In den anderen Beiträgen setzt sich die Anklage an den Reichtum und die Forderung nach Moral, nach Anstand, nach Verantwortung und einer Pflicht der Reichen dem Gemeinwohl gegenüber fort. Auch mangelt es den Autoren der Anthologie nicht an Ideen für eine bessere, eine gerechtere Gesellschaft. Am einprägsamsten ist dabei wohl Andres Eschenbachs Vorschlag: “Lachen Sie die Plakate Ihrer Banken aus”.

Die Anthologie hat seit ihrem Erscheinungsjahr 2005 an keinerlei Aktualität eingebüßt. In Zeiten von immer skrupelloserer Finanzkriminalität, die durch Skandale wie Cum-Ex und Wirecard nur bruchstückhaft an die Öffentlichkeit gelangt, sind die Briefe wahrscheinlich sogar wichtiger denn je. Die Beiträge rütteln auf, nennen Namen, klagen an, scheuen keine Konfrontation und dringen mal durch Satire, mal durch Fakten und konkrete Lösungsvorschläge zum Kern unserer heutigen sozialen, ökologischen und ökonomischen Probleme: die Gier und die “Unendlichkeit der Akkumulation”.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere