Cover-Bild Allerliebste Ungeheuer
38,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Stroemfeld
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 10.2015
  • ISBN: 9783861091998
Cristina Urchueguía

Allerliebste Ungeheuer

Deutsches komisches Singspiel 1760–1790
Das Opernleben geht mit der Vergangenheit sprunghaft und selektiv um. So glänzt das deutsche Musiktheater des 18. Jahrhunderts auf der gegenwärtigen Bühne durch Abwesenheit. In der Zeit zwischen dem Ende des Siebenjährigen Krieges und dem Tod Mozarts wurden im deutschsprachigen Raum Singspiele in vierstelliger
Zahl produziert und massenhaft konsumiert. Die Mehrheit davon waren komische Singspiele. Für den heutigen Opernliebhaber haben lediglich zwei überlebt:
Mozarts Zauberfl öte und seine Entführung aus dem Serail, die durch die in der Regel misslingende Mischung von gesprochenem und gesungenem Text als musikdramaturgische Fremdkörper wahrgenommen werden. Doch deren befremdliche Disposition stellt nur die Spitze des Eisbergs einer musiktheatralischen Landschaft dar, die eine Vielzahl von völlig vergessenen Kombinationen von Musik und Theater, Gesang, Rezitation, Tanz und Pantomime entwickelt hatte. Sprech- und Musiktheater waren nicht getrennte Bereiche, sie standen in einem Verhältnis der gegenseitigen Befruchtung und Bespiegelung.
Dank der Wanderbühnen wurde das Repertoire bis in die hintersten Winkel des deutschsprachigen Raumes getragen. Die komischen Singspiele, die populärsten
Werke des Repertoires, wurden von den Kunstkritikern als abstumpfende Unterhaltung beschimpft, keine Truppe hätte aber auf sie verzichten dürfen, ohne
das Publikum zu vergraulen. Erst durch die Rehabilitation des Komischen im Zusammenhang seiner spätaufklärerischen Würdigung gelang die zeitweilige Befriedung.
Die Rekonstruktion dieser versunkenen Periode deutschsprachigen Musiktheaters bringt nicht nur unbekannte, erfrischende Werke zu Tage. Die Konzentration
auf das komische, populäre Genre führt die Spannung zwischen ästhetischer Theorie und künstlerischer Praxis vor Augen, die im Falle des komischen Singspieles nur durch dessen Tod beendet werden konnte.
'Wenn man über deutsches Musiktheater in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts spricht, so spricht man über Theater. Nicht, daß es dem deutschsprachigen
Musiktheater an Alleinstellungsmerkmalen fehlte, doch sind die Verbindungen zum Sprechtheater so dicht, die Schnittmengen so groß, daß es sowohl in ästhetischer
als auch in pragmatischer Hinsicht nicht sinnvoll oder gar möglich erscheint, das Musiktheater als vom Theater isoliertes Phänomen zu betrachten. Diese Voraussetzung ist nicht nur hinreichend, sie ist für die Betrachtung des Singspiels notwendig und wird auch durch den logischen Umkehrschluß bestätigt: Deutschsprachiges Theater läßt sich im 18. Jahrhundert nur unter Berücksichtigung des Musiktheaters verstehen.'
Die CD-ROM enthält einen Katalog aller musiktheatralischen Werke (um die 2000), die im deutschsprachigen Raum komponiert und gespielt wurden, mit Angabe
von textlichen und musikalischen Quellen, 12.000 Aufführungsnachweisen
und ausführlicher Bibliographie.

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