Dokumentation der Glanzzeit feministischer Buchhandlungen
1975, also vor genau 50 Jahren, wurde in Deutschland der erste Frauenbuchladen eröffnet. Diesem folgten mit schnellen Schritten weitere Neueröffnungen, ebenso wurden die ersten reinen Frauenverlage in ...
1975, also vor genau 50 Jahren, wurde in Deutschland der erste Frauenbuchladen eröffnet. Diesem folgten mit schnellen Schritten weitere Neueröffnungen, ebenso wurden die ersten reinen Frauenverlage in Deutschland gegründet, von denen z.B. der Aviva-Verlag, der Verlag Ulrike Helmer und entfernt der Orlanda-(Frauenbuch-)Verlag heute noch existieren.
Doris Hermanns arbeitet eine regelrechte Dokumentation aus von dem, was eine Glanzzeit feministischer Buchhandlungen gewesen sein muss. Frauenbuchläden als Beratungszentren, in denen es um weit mehr ging als nur um Buchtipps; Networking mit Frauen, welche die eigenen Werte und Ziele teilten; internationale Vernetzung zur Planung von Frauenbuchmessen, die auf der ganzen Welt stattfanden; Projekte zur Förderung von weiblicher Kunst; Rückzugsorte, an denen man unter sich bleiben konnte – denn in vielen Frauenbuchläden haben die Inhaberinnen Gebrauch ihres Hausrechts gemacht und Männern den Zugang verweigert.
Ein bisschen wehmütig liest sich dieses Buch, denn von den einst 30 Frauenbuchläden in Deutschland sind nur zwei geblieben; Xanthippe in Mannheim und Thalestris in Tübingen (und keiner davon in meiner Nähe). Die Erzählungen lesen sich für mich wie Orte der Schwesternschaft, an denen Frauen ihre Erfahrungen ausgetauscht haben, um festzustellen, dass ihre Probleme nicht privaten sondern strukturellen Ursprungs sind, wie etwa (Partnerschafts-)gewalt.
Hoffnung gibt das Buch auf den letzten Seiten, denn 2024 wurde in Berlin die FrauenLesbenBuchhandlung eröffnet.
Am 10. Mai hatte ich das Glück, dass hier in Bochum bei Mirhoff & Fischer eine Lesung von Doris Hermanns stattfand, die unterstützt wurde des feministischen Archivs ausZeiten und des queerfeministischen Archivs Lieselle an der Ruhr-Uni. Die anschließende Diskussionsrunde machte auf mich den Eindruck eines Wiedersehens alter Bekannter und war nebst heimelig auch unheimlich informativ!