Cover-Bild Die außergewöhnlichste Liebe aller Zeiten
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Verlag Herder
  • Themenbereich: Philosophie und Religion - Religion und Glaube …
  • Genre: Sachbücher / Religion & Philosophie
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 08.03.2021
  • ISBN: 9783451387098
Franz Alt

Die außergewöhnlichste Liebe aller Zeiten

Die wahre Geschichte von Jesus, Maria Magdalena und Judas

Er ist der Inbegriff des miesen Verräters und sie die schillerndste Frau im Christentum: Um Judas und Maria Magdalena ranken sich unzählige Gerüchte und Vermutungen, sie faszinieren seit zwei Jahrtausenden die Menschen. Nach jahrelangen Recherchen zeigt Franz Alt in diesem bahnbrechenden Buch, dass Judas ein Freund Jesu war und Maria Magdalena als vertraute Gefährtin Jesu nicht länger das Schmuddelimage und Quotenfrau-Dasein verdient. Ein fesselnder Streifzug durch die Bibel und Kirchengeschichte mit spektakulären Wendungen. Eine Antwort auf die Frage, wie Kirche wieder »systemrelevant« sein kann.

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Veröffentlicht am 30.03.2021

Alts Vermächtnis?

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Gekauft habe ich (kein Theologe, aber im Pfarrhaus groß geworden) dieses Buch nur, weil ich kurz vorher den Roman „Miriam“ von Luise Rinser (1987) mit dem gleichen Thema sehr gern gelesen hatte. Alt zitiert ...

Gekauft habe ich (kein Theologe, aber im Pfarrhaus groß geworden) dieses Buch nur, weil ich kurz vorher den Roman „Miriam“ von Luise Rinser (1987) mit dem gleichen Thema sehr gern gelesen hatte. Alt zitiert sie zwar dreimal, führt sie aber im Literaturverzeichnis nicht auf. Sein Sachbuch hat natürlich einen ganz anderen Stil. – Neu und interessant waren für mich seine Ausführungen von zwei Forschern über Rück-übersetzungen aus dem Aramäischen, der Sprache Jesu, mit zahlreichen poetischen Beispielen.
Außerdem faszinierten ihn und mich das aufgetauchte „Evangelium der Maria Magdalena“ und das ebenso apokryphe „Judas-Evangelium“. Diese Maria Magdalena war mit Jesus ein „Traumpaar“ und sie für ihn wohl seine „wichtigste Botschafterin“ und „ein typischer Missbrauchsfall männlicher Geschichtsschreibung“. An ihrem Beispiel zeigt Alt, was das „Nous“, die Integration von Weiblichem im Männlichen und umgekehrt, bewirken und was auch uns helfen kann. Und wenn endlich Frauen auch Priesterinnen werden könnten, würde sich manches in der katholischen Kirche bessern.
Und Judas war nicht der Verräter, sondern der, der Jesus in dessen Auftrag dem nächtlichen „Polizeiauf-gebot“ „übergeben“ beziehungsweise „überantwortet“ hat. Nur im Zusammenhang mit ihm wird dasselbe griechische Wort für „verraten“ verwendet – mit fatalen Folgen in der christlichen Geschichte. Judas, der „Jude“ wurde zum Prototypen für die Judenverfolgung und des Antisemitismus bis in unsere Tage. Richtigerweise müsste Judas eigentlich heiliggesprochen werden, meinen Alt und andere.
Alt hat allerdings eigene und befremdliche Deutungen von Jesu Tod und Auferstehung:
Jesus sei nicht wirklich gestorben, sondern ohnmächtig /scheintot gewesen. Der Lanzenstich sei seine Rettung gewesen. Am Karsamstag hätten Nikodemus und Joseph von Arimathia ihn im Grab gepflegt. Wie haben sie aber den Stein vor dem Grab beseitigt?
Jesus habe nach der „Auferstehung“ (Alt schreibt das Wort öfter, aber nicht durchgängig, mit Anführungszeichen) einen „Auferstehungskörper“, einen Lichtglanz, eine Aura gehabt.Seine Auferstehung sei ein theologisches Konstrukt.Nach seinem Abschied sei er „dorthin gegangen, woher er kam – zu seinem mütterlichen Vater“. Alt kenne „mehrere Berichte, die erklären, dass Jesus nach seiner Kreuzigung nach Indien, in den Himalaya oder nach Ägypten ging. Oder zusammen mit Maria Magdalena nach Frankreich, England und Schottland“. – Nach den Evangelien hat aber Jesus selbst Menschen vom Tod erweckt: Lazarus nach vier Tagen (Joh. 11), den Jüngling von Nain (Luk. 7) und die Tochter von Jairus (Mark. 5). Dann kann Gott das auch, auf Seine Weise! Inkonsequent ist Alt, wenn er später im Text schreibt „Jesus starb…“ (S. 268) und Jesu „Weg in den Tod“ (S. 269).
Letztlich gehe es um Geheimnisse. „Sicher ist, dass Jesus uns zur Nachfolge einlädt.“
Passt das alles mit Alts Vorstellung von Reinkarnation zusammen? Kann er eigentlich noch das Glaubens-bekenntnis sprechen?
Leider gibt es im Buch sehr viele Wiederholungen und eine schlechte Kapitel-Einteilung. Eine redaktionelle Überarbeitung hätte das Lesen leichter gemacht und das Buch um mindestens 50 Seiten verkürzt, auch wenn die als anbiederisch empfundenen Sätze und rhetorischen Fragen an die Leser weggefallen wären. Schließlich kennt man die Problembereiche von Alt seit langem: Frieden statt Waffen, Ökologie, Machtmiss-brauch usw., hier ergänzt durch aktuelle Themen wie u.a. sexueller Missbrauch, Pandemie.
Ist dieses Buch so etwas wie Alts Vermächtnis? Nach der Lektüre bleibt bei mir ein zwiespältiger Eindruck.