Trotz Wut & Schmerz nach vorne schauen
„Wir werden sprechen. Für unsere Väter. Und unsere Mütter, denen die deutschen Wörter fehlen.“
Dieses Hörbuch hat mich tief berührt. "Unser Schmerz ist unsere Kraft" wurde mir über netgalley.de und den ...
„Wir werden sprechen. Für unsere Väter. Und unsere Mütter, denen die deutschen Wörter fehlen.“
Dieses Hörbuch hat mich tief berührt. "Unser Schmerz ist unsere Kraft" wurde mir über netgalley.de und den Argon Verlag zur Verfügung gestellt – und schon nach wenigen Minuten war klar: Das hier ist kein Buch, das man nebenbei hört. Es geht unter die Haut.
Gelesen von Pegah Ferydoni, Elisabeth Günther und Aysima Ergün – und jede der Stimmen bringt etwas Eigenes mit: Wärme, Wut, Entschlossenheit. Ich musste mehrfach schlucken, hatte Kloß im Hals. Manchmal habe ich Pausen gemacht, weil es einfach zu heftig war.
Semiya Şimşek und Gamze Kubaşık waren noch Jugendliche, als ihre Väter vom NSU ermordet wurden. Gemeinsam mit Christine Werner erzählen sie, was das mit ihnen gemacht hat – und wie sie trotzdem weitersprechen. Ich habe mich bisher viel zu wenig mit den NSU-Morden beschäftigt. Umso mehr hat mich erschüttert, wie die Familien behandelt wurden: verdächtigt statt geschützt, mit rassistischen Ermittlungsansätzen konfrontiert, während Akten geschreddert und bis heute unter Verschluss gehalten werden. Ich war wütend, so wütend.
Und doch ist dieses Hörbuch nicht nur Schmerz. Es erzählt von Solidarität, Freundschaft und Zusammenhalt – von der Kraft, die bleibt, auch wenn alles verloren scheint. Es zeigt, wie Familien trotz unfassbarem Leid zusammenstehen, ihre Stimmen erheben und gegen das Vergessen kämpfen. Für mich ist es nicht nur ein Stück Aufklärung über die NSU-Morde, sondern auch ein Aufruf, selbst aufmerksam zu sein, sich zu erinnern und Solidarität zu zeigen.
„Auf der Suche nach Einheit in der Vielfalt.“ Dieses Motto wird im Hörbuch greifbar: Es geht darum, individuelle Schicksale ernst zu nehmen und gleichzeitig die kollektive Stimme der Opferfamilien zu hören. Nazım Hikmet bringt es auf den Punkt: „Leben einzeln und frei wie ein Baum und brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht.“ Genau das verlangen die Hinterbliebenen der NSU-Opfer – dass ihr Schmerz, ihr Kampf und ihre Forderungen nach Gerechtigkeit nicht ignoriert werden.
Die Petition gegen die Aufnahme von Beate Zschäpe in ein Aussteigerprogramm ist dafür ein unmittelbarer Aufruf zum Handeln: Sie richtet sich gegen eine erneute Verhöhnung der Opferfamilien, fordert Transparenz und Gerechtigkeit und gibt den Hinterbliebenen die Unterstützung, die ihnen bisher viel zu oft verweigert wurde. Mit jeder Unterschrift können wir ein Zeichen setzen, dass die Stimmen der Opfer gehört werden und dass Täter:innen nicht belohnt oder privilegiert werden dürfen.
👉 Hier könnt ihr die Petition unterstützen: www.weact.campact.de/petitions/schluss-mit-der-tater-opfer-umkehr-keine-unterstutzung-fur-nsu-terroristin-beate-zschape