Poetisch und atmosphärisch, aber mit einem verworrenen Handlungsstrang – "Die Tage des Wals" hinterlässt gemischte Gefühle.
Die Tage des Wals"...ich habe das Meer gebeten, und das Meer hat euch mir geschenkt." - Buchzitat (S.54)
"All meine Entscheidungen kamen mir vor, als versuchte ich, einen Fisch zu fangen, den es nicht gab, bis ich ihn ...
"...ich habe das Meer gebeten, und das Meer hat euch mir geschenkt." - Buchzitat (S.54)
"All meine Entscheidungen kamen mir vor, als versuchte ich, einen Fisch zu fangen, den es nicht gab, bis ich ihn fing." - Buchzitat (S.29)
In "Die Tage des Wals" entführt uns Elizabeth O'Connor auf eine fiktive abgelegene Insel vor der walisischen Küste im Jahr 1938. Die Autorin, Elizabeth O'Connor, bekannt für ihre Prosa und Gedichte, präsentiert mit diesem Buch ihr beeindruckendes Debüt, das von einer jungen Frau und einem gestrandeten Wal erzählt.
Die Geschichte handelt von der achtzehnjährigen Manod, die von einem Leben auf dem Festland träumt. Als ein Wal strandet, bringt dies nicht nur Unheil über die Fischer der Insel, sondern auch zwei Forscher aus Oxford, Edward und Joan. Manod wird zu ihrer Übersetzerin und Gehilfin, doch was als Zweckgemeinschaft beginnt, entwickelt sich zu einer Freundschaft, die von Hoffnungen und Sehnsüchten geprägt ist.
Das Buch lässt mich ehrlicherweise mit gemischten Gefühlen zurück. Auf der einen Seite beeindruckte mich die poetische Sprache und die eindrückliche bildhafte Darstellung der Insel und ihrer Bewohner:innen. Die Atmosphäre, die O'Connor erschafft, ist fesselnd und lässt tief in die Insel-Gemeinschaft eintauchen. Besonders die familiäre Dynamik und die Beziehungen zwischen den Charakteren sind gut ausgearbeitet und tragen zur Tiefe der Geschichte bei. Manod als Protagonistin ist faszinierend, gleichzeitig erwachsen und kindlich, und ihr Streben nach einem Leben jenseits der traditionellen Geschlechterrollen ist besonders wenn man sich anschaut, wie die anderen Mädchen in ihrem Alter leben und denken. Auch die Themen, die das Buch anspricht – wie die Beziehung zwischen Mensch und Natur, die Bedeutung von Gemeinschaft und die Suche nach Identität – sind von zeitloser Relevanz und regen zum Nachdenken an.
Die kurzen "Kapitel" finde ich einerseits praktisch, andererseits wirkt es auf mich auch sehr unruhig wenn teilweise ein Kapitel nur ne halbe Seite hat, dann wiederum sich auf 4+ Seiten erstreckt. Irgendwie passt es aber zum Charakter vom Buch und ich stell mir vor, dass das vlt. das unruhige Meer charakterisiert?
Auch fühlte sich die Handlung für mich auch oft fragmentiert und unruhig an. Es gab Momente, in denen ich nicht wusste, was die Geschichte mir eigentlich sagen will. Einige Handlungsstränge blieben unklar oder wurden nicht zufriedenstellend aufgelöst, was mich am Ende ratlos zurückgelassen hat. Vor allem das Ende.
Insgesamt würde ich "Die Tage des Wals" als eine eher herausfordernde Lektüre beschreiben. Es ist ein Buch, das sowohl mit seiner Sprache als auch mit seiner Atmosphäre beeindruckt, aber gleichzeitig an einer klaren vor allem spannenden Handlung bzw. einer befriedigenden Auflösung der Handlung mangelt. Wer sich auf eine poetische Reise voller Schönheit und Rätsel einlassen möchte, wird sicherlich von diesem Debütroman begeistert sein. Mich konnte es trotz der poetischen Sprache und der atmosphärischen Beschreibungen nicht wirklich überzeugen. Daher vergebe ich 2 von 5 Sternen.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Das hat jedoch keinen Einfluss auf die Bewertung.