Klug, persönlich und sehr empfehlenswert
„Sorry Tarzan, ich rette mich selbst“ ist ein kluges, mutiges und sehr persönliches Buch, in dem Gesine Cukrowski die Rollenbilder von Frauen in Film und Fernsehen kritisch hinterfragt. Mit großer Offenheit ...
„Sorry Tarzan, ich rette mich selbst“ ist ein kluges, mutiges und sehr persönliches Buch, in dem Gesine Cukrowski die Rollenbilder von Frauen in Film und Fernsehen kritisch hinterfragt. Mit großer Offenheit berichtet sie über Altersdiskriminierung, stereotype Besetzungen, den Gender-Pay-Gap und die häufig unsichtbare strukturelle Benachteiligung selbst erfolgreicher Frauen in der Branche. Besonders betroffen gemacht hat mich, wie viele dieser Mechanismen offenbar von männlichen Kollegen mitgetragen oder sogar bewusst aufrechterhalten werden. Dass gerade erfolgreiche Männer Kolleginnen klein halten – womöglich, um die eigene Stellung zu sichern oder vermeintliche Stärke zu zeigen – wirkt auf mich nicht souverän, sondern eher wie ein Zeichen mangelnden Selbstwerts. Wenn ich mich selbst ernst nehme und als kompetent erlebe, kann ich doch auch einer Kollegin ihren Erfolg gönnen – zumal, wenn es sich „nur“ um eine Rolle handelt. Diese Dynamiken legt Cukrowski sehr nachvollziehbar und ohne Bitterkeit offen – und gerade das macht ihre Analyse so kraftvoll.
Persönlich habe ich mich dem Buch besonders verbunden gefühlt, da ich fast auf den Tag genau so alt bin wie die Autorin. Gleichzeitig arbeite ich im MINT-Bereich an einer deutschen Universität, wo ich – wie viele meiner Kolleginnen – zum Glück keine geschlechtsspezifische Diskriminierung erlebe. Umso deutlicher wurde mir beim Lesen, wie sehr solche Erfahrungen vom beruflichen Umfeld abhängen. Besonders gelungen finde ich die autobiografischen Abschnitte, in denen Cukrowski mit Witz, Selbstironie und Tiefe aus ihrem Berufsalltag erzählt. Die persönlichen Erlebnisse haben mich bewegt und oft zum Nachdenken gebracht. Die allgemeineren gesellschaftspolitischen Ausführungen sind inhaltlich relevant, wirkten auf mich stellenweise aber etwas zu ausführlich. Trotzdem ist das Buch eindrucksvoll und wichtig – nicht zuletzt, weil es aufzeigt, dass Diskriminierung und strukturelle Ungleichheit auch dort existieren, wo man sie vielleicht am wenigsten vermutet. Gerade jüngere Frauen, so mein Eindruck, nehmen bestimmte Formen von Ungleichbehandlung heute fast schon (wieder?) als selbstverständlich hin – umso wertvoller ist es, dass dieses Buch aufmerksam macht und ermutigt, genauer hinzuschauen. Eine kluge, persönliche und sehr empfehlenswerte Lektüre.