Cover-Bild Die grosse fünfstimmige Fuge in E
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inkl. MwSt
  • Verlag: epubli
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 68
  • Ersterscheinung: 24.04.2023
  • ISBN: 9783757541200
Helmut Lauschke

Die grosse fünfstimmige Fuge in E

Thema und Durchführung
In Kriegszeiten ist Muttersein besonders schwer, denn Kinder brauchen Geborgenheit am Tage und bei Nacht, was die Mahlzeiten mit dem Brot und den ungestörten Schlaf zur Nacht betrifft. Sie trösten Kinder, so gut es geht, erzählen ihnen Märchen und Geschichten mit dem Vorspann: ‘Es war einmal’, dass Kinder sie fragen, ob sie auch eine neue Geschichte erzählen können. Die Mutter druckst und sagt, sie will es tun; sie will noch sagen ‘wenn sie eine hat’, als die Bombe einschlägt und die Wohnung verwüstet. Es ist Gottes Schutz, dass beide den Einschlag mit kleinen Verletzungen überleben.
Monate sind vergangen, als das Kind die Mutter daran erinnert, dass die Bombe einschlug, bevor sie die neue Geschichte erzählen konnte. Es gibt Ereignisse, die unvorhersehbar sind und nicht im Lesebuch stehen. Die Skala steigt mit der Not, dass Kinder liegen statt zu laufen, um beim Bäcker den Laib Brot zu kaufen, dessen Theke bis in den letzten Winkel aufgeräumt ist.
Das Leben, es geht weiter, viele gibts, die Hunger schieben, man sieht es den Gesichtern an. Zu diskutieren gibt es, wie’s kommt, dass manche fett und die vielen mager sind; das Fleisch des Menschen dünnt sich aus, das treibt Kinder früh nach Haus. Was soll auch Magerkeit auf Straßen mit dem Lärm? Blicke blinzeln, manche flattern, da ist die Gewissheit weggekippt, dass mit Reden nachgeholfen werden muss, bevor der Ophthalmologe den Spiegel ansetzt, um Ursache und Wirkung auseinanderzuhalten.
Durch die Straße wird es allemal gehn, um die Bescherung, was Bomben tun, zu sehn.
Die Fuge sagt’s, sie tönt die Wahrheit auch dem zu, der sie nicht hören will, denn die Säule steht für jeden am selben Platz, sie beugt und krümmt sich nicht vor arm oder reich. Wo kämen Ehr’ und Anstand hin, wenn sich die Säule biegt? Mag die Fuge den ersehnten Segen bringen, etwas, was der Mensch nicht kann, dann reicht das Erlebnis umso tiefer bis dorthin, wo der Kern des Seins auf ewig ruht; es ist die Hoffnung, die verweint und leise ruft.

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