Die Philosophie der Physik
Jan-Markus Schwindt möchte hier die Faszination seines Fachgebiets und dessen Wert deutlich machen, befasst sich aber auch mit der in den letzten Jahren häufig thematisierten „Krise der Physik“. Er selbst ...
Jan-Markus Schwindt möchte hier die Faszination seines Fachgebiets und dessen Wert deutlich machen, befasst sich aber auch mit der in den letzten Jahren häufig thematisierten „Krise der Physik“. Er selbst hat über die Philosophie zur Physik gefunden und so finden sich in diesem Buch häufig philosophische Betrachtungen und Herangehensweisen. Vor allem in den ersten Kapiteln, wo erläutert wird, was Physik ausmacht und wie der Prozess der Erkenntnisgewinnung funktioniert.
Doch auch bei dem folgenden Überblick über die wichtigsten Theorien der Physik – von der klassischen Mechanik über Relativitätstheorien und Quantentheorien bis zur Kosmologie – wählt er bisweilen ungewöhnliche Zugänge. So nimmt er beispielsweise bei der Beschreibung der speziellen Relativitätstheorie nicht wie sonst meist üblich die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit als Ausgangspunkt, sondern die Struktur der Raumzeit. Ob dies tatsächlich, wie von ihm vermutet, der einfachere Weg ist, sei dahingestellt. Es ist aber jedenfalls eine interessante Alternative.
Besonders spannend fand ich die letzten Kapitel, wo sich der Autor mit den Grenzen der Physik befasst und überlegt, wie ihre Zukunft aussehen könnte. Was seine Aussagen zu den prinzipiellen Grenzen der Physik betrifft (als Beispiele werden das Bewusstsein und das Vergehen der Zeit genannt), wirkt er für mich zwar etwas zu sehr von seiner Meinung überzeugt. Hat sich doch im Verlauf der Geschichte schon öfters herausgestellt, dass die Wissenschaft Dinge erklären kann, die zuvor als außerhalb ihrer Reichweite angesehen wurden.
Bezüglich der praktischen Grenzen der Physik wird aber ein sehr wichtiger Punkt angesprochen. Dass die Grundlagenphysik in den letzten Jahrzehnten nichts wirklich Neues herausgefunden hat, liegt demnach nicht an Fehlern der beteiligten Physiker, sondern daran, dass uns viele Bereiche der Natur (etwa weil sie auf zu kleinen Skalen passieren oder hinter einem kosmologischen Horizont verborgen sind) mit unseren derzeitigen Mitteln einfach nicht zugänglich sind – und vielleicht nie zugänglich sein werden. Deshalb stellt sich die Frage, was passieren wird, wenn die Physik tatsächlich einmal an ihr Ende gelangt ist.
Fazit: Dieses Buch ist sicher keine leichte Lektüre und ich würde es Einsteigern in die Materie nicht unbedingt empfehlen. Wer sich tiefer in das Thema hineindenken möchte, findet hier aber zahlreiche fundierte Informationen und inspirierende Denkanstöße.