Cover-Bild Kritik & Krise
Band 1 der Reihe "Kritik & Krise / Materialien gegen Politik und Ökonomie"
70,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ça-ira-Verlag
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Politik und Staat
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Ersterscheinung: 01.01.1989
  • ISBN: 9783862595099
Joachim Bruhn, Ilse Bindseil, Theodor W. Adorno, Christoph Türcke, Manfred Dahlmann, Michael Bergmann, Sebastian Reinfeldt, Martin Muno, Werner Schultheiss, Ulrich Bröckling, Wolfgang Pohrt

Kritik & Krise

Nr. 1
Der unmittelbare Anlaß, wenn auch keineswegs der einzige Grund, das erste Heft von »Kritik & Krise« der allerneuesten Studentenbewegung zu widmen, ist blanker Neid, und zwar auf die prognostischen Fähigkeiten des alten Bürgerschrecks Daniel Cohn-Bendit aus Bockenheim. Bei all seinen wagemutigen Wendungen und wetterwendischen Wandlungen – er hatte einfach immer recht. Er nahm vorweg, was dann wohl oder übel hinter nach kommen mußte. Immer rutschte er dem Bürger den Buckel hinunter, ohne jemals zu Fall zu kommen: erster studentischer Krawallmacher mit Faible für den Situationismus, dann Anarchokommunist, mal Autonomer und für proletarische Betriebsarbeit, mal Freund des bewaffneten Kampfes, dann gewaltfrei aus besserer Einsicht, plötzlich Sponti und für die Aneignung Bockenheims als basisdemokratischem Lebensraum, zwischendurch Feind von Meisterdenkern und Gefolgsmann um 1975 brandneuer Philosophen und nun, am Ende, das andauert, Parteigründer und graue Eminenz eines grünen Jungen, der auch schon mal den Minister zum besten geben durfte. Und trotzdem immer fröhlich und spontan geblieben, ein lebendes Beispiel dafür, wie viel Spaß die Politik nicht nur machen, sondern auch, wie erschreckend jung sie einen halten kann. Und immer hat er recht gehabt damit, was wohl einem linken Sozialcharakter als nächstes vom Zeitgeist eingegeben wird. So genau trafen die Hochrechnungen ein, die er auf eigenes Risiko schon mal vorweggelebt hatte, daß man ihr niederschmetterndes Resultat aus aufrichtigem Respekt am liebsten ganz ignorieren möchte. Und außerdem: Wer wagte es, den bloßen Neid, der schon weh genug tut, auch noch zur nachtragenden Kritik zu destillieren, die zumindest die Form zu wahren hat, nicht persönlich werden darf. Hut ab also!

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