Cover-Bild Frau Wolle und der Duft von Schokolade
Band 1 der Reihe "Frau Wolle"
13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Genre: Kinder & Jugend / Kinderbücher
  • Seitenzahl: 144
  • Ersterscheinung: 24.09.2018
  • ISBN: 9783446260528
  • Empfohlenes Alter: ab 9 Jahren
Jutta Richter

Frau Wolle und der Duft von Schokolade

Günter Mattei (Illustrator)

Weil Mama Spätschicht hat und Papa ganz weit weg ist, haben Merle und Moritz eine neue Nachtfrau. Sie heißt Gesine Wolkenstein, hat schmale Lippen und unheimliche Augen, die erst grasgrün sind, dann schwarz und zuletzt hellblau und durchsichtig. Ausgerechnet sie soll die Kinder ins Bett bringen! Doch in den Nächten ist da plötzlich Frau Wolle. Sie regiert das Reich hinter der schwarzen Tür, von dem Papa früher erzählt hat. Dort wohnen die Spitzzahntrolle, die nur in Reimen reden, und der wachsame Waisenfuchs Silberträne. Da gibt es das Lager der verlorenen Sachen und den Saal der Bonabären, da findet man die Gedankenbremse, und wenn es im Weltempfänger rauscht, können Merle und Moritz Papas Stimme hören. Und das tröstet ungemein.

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Veröffentlicht am 16.09.2019

Poetisches Märchen für tapfere kleine Leser

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Welch ein zauberhaftes Buch, zum Träumen und gegen die Angst für tapfere kleine Leser.
Mama arbeitet viel, denn Papa lebt weit entfernt. Lediglich seine Stimme ist gelegentlich über Radio zu hören. Warum ...


Welch ein zauberhaftes Buch, zum Träumen und gegen die Angst für tapfere kleine Leser.
Mama arbeitet viel, denn Papa lebt weit entfernt. Lediglich seine Stimme ist gelegentlich über Radio zu hören. Warum das so ist, wird nicht erklärt, was aber auch nicht nötig ist. Viel wichtiger ist, dass so vieles, was Papa den Kindern Merle und Moritz in früheren Jahren erzählt hatte, im Gedächtnis der beiden geblieben ist und sie sich, gerade in unsicheren Zeiten, daran erinnern und es ihnen Halt gibt. Als Mama Spätschichten übernehmen muss, sucht sie nach einer Nachtfrau, die die beiden Kinder ins Bett bringen soll, was Merle und Moritz so ganz und gar nicht gefällt. Doch es hilft nichts. Gesine Wolkenstein, eine seltsame und etwas unheimliche Frau, deren Augenfarbe wechselt und die oftmals Dinge sagt, die Papa früher auch gesagt hatte, beginnt ihren Dienst. Schlimmer noch, Gesine Wolkenstein besitzt einen schwarzen Laden, dem man nachsagt, es würden dort Kinder verschwinden. Andererseits kocht sie einen wunderbaren Kakao mit Sahne, der beim Einschlafen hilft. Nachts jedoch öffnet sich plötzlich im Kinderzimmer die Tür in die „Murkelei“, einem fernen Land, von dem Papa oft erzählt hatte. Es ist gefährlich in der Murkelei, denn dort wohnen böse Spitzzahntrolle, die harmlos in Reimen reden, aber in Wirklichkeit mit Schokolade die Eindringliche gefügig machen wollen, damit sie auch zu Trollen werden. Überhaupt gibt es viel Erstaunliches und Erschreckendes in der Murkelei. Als Moritz jedoch seinen Radio, eben die einzige Verbindung zu Papa, in der Murkelei vergisst und die beiden Kinder ein zweites Mal dorthin zurückkehren müssen, wird es so richtig gefährlich…
Die Autorin verzaubert völlig mit ihrer fantasiereichen Geschichte, dessen offenes Ende Neugier auf eine Fortsetzung macht. Sie hat mit Gesine Wolkenstein eine moderne Mary Poppins mit einer unheimlichen Seite geschaffen. Die tapferen Kinder Merle und Moritz, die genau wissen, was ihre von der Arbeit müde Mutter braucht und deren Trost Papas ferne Stimme aus dem Weltempfänger ist, die es mutig mit den bösartigen Gesellen in der Murkelei aufnehmen – diese Kinder haben es mir mit ihrer einfühlsamen und tapferen Art sehr angetan. Die durchaus grausame Seite der Geschichte macht das Lesen sehr, sehr spannend. Und das alles ist verpackt in einer klaren, oftmals geradezu poetisch schönen Sprache: „Der Sommermorgen … schmiss die Sonne mit beiden Händen auf das Kopfsteinpflaster…“
Kurz gesagt – ein überraschendes, witziges, märchenhaftes, geheimnisvolles, poetisches, spannendes Buch, das nur tapfere Kinder lesen sollten. Sehr schön passend ist das Buch ausgestattet mit einer wunderbar ausdrucksstarken Bebilderung.