Gut geschrieben, unbequem, bereichernd
Marko Martin war mir ehrlich gesagt - und es ist mir peinlich, das zugeben zu müssen - bisher kein Begriff. Klar, ich hatte mitbekommen, dass da ein Festredner am 7. November 2024 Bundespräsident Steinmeier ...
Marko Martin war mir ehrlich gesagt - und es ist mir peinlich, das zugeben zu müssen - bisher kein Begriff. Klar, ich hatte mitbekommen, dass da ein Festredner am 7. November 2024 Bundespräsident Steinmeier verärgert hatte. Aber ich schenkte der Berichterstattung und dem Namen des Redners keine große Beachtung.
Dann fiel mein Blick auf das Büchlein "Freiheitsaufgaben". Mir gefielen die Mehrdeutigkeit des Titels, aber mehr noch die Inhaltsangabe - und ich wurde nicht enttäuscht.
Ausgehend von seiner Rede am 7. November 2024 (auf die Marko Martin im Vorwort ausführlich eingeht) schreibt der Autor ein Essay, das im besten Sinne unbequem ist.
Mir hat die Mischung gefallen, denn Marko Martin schreibt nicht nur rein theoretisch über Freiheit, sondern greift immer wieder auf eigene Erlebnisse zurück, auf Einflüsse durch Dissidenten und Denker, so dass die Ausführungen auch für mich sehr erlebbar waren.
Seine Ausführungen sind teilweise unangenehm zu lesen, zumindest für diejenigen LeserInnen, die sich (möglicherweise) in seinen Ausführungen wiedererkennen. Mir ging es jedenfalls teilweise so. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen empfinde ich "Freiheitsaufgaben" als Bereicherung. Denn Martins Ausführungen mögen oberflächlich betrachtet einseitig wirken, aber im Verlauf des Essays werden so viele wichtige Dinge angesprochen, so viele Mechanismen, in denen wir es uns bequem gemacht haben, aufgearbeitet, dass am Ende ein sehr vielseitiges Essay abgeliefert wurde.
Das Wichtigste ist aber: Da schreibt ein Mann, dem Freiheit im besten Sinne des Wortes wichtig ist und der aus seiner persönlichen Erfahrung ausführt, was sie wert ist und wie sie verteidigt werden kann und muss. Man muss nicht nicht allem einverstanden sein, was Martin schreibt, lohnend ist die Lektüre allemal.