Cover-Bild Der große Sprachumbau
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18,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Langen-Müller
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaft und Kultur, allgemein
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Ersterscheinung: 17.02.2025
  • ISBN: 9783784485096
Matthias Heine

Der große Sprachumbau

Eine gesellschaftspolitische Katastrophe
Die Sprache ist in nie gekanntem Maße zu einem politischen Kampfplatz geworden. Es geht längst nicht mehr um einzelne Wörter, sondern Aktivisten wollen die ganze Struktur des Deutschen umbauen, um so die Gesellschaft zu verändern. Die Rechtschreibreform war nur die erste Schlacht, mit der dieser Sprachkampf eröffnet wurde. Die Angreifer treten im Namen des Fortschritts auf – darunter eine Linke, deren Unbehagen an der deutschen Sprache bis zum Hass reicht. Matthias Heine beschreibt die Baustellen, an denen die Weltveränderer die Sprache umbauen wollen – nicht nur beim Gendern. Der Journalist und Linguist nennt die Akteure, ihre Methoden und Motive. Und er erklärt, wie das alles damit zusammenhängt, dass die Linke sich als "Internationale der Diskriminierten" neu erfunden hat.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Jumari in einem Regal.
  • Jumari hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2025

Niemand foltert uns – außer mit schlechtem Deutsch

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Ich beginne mit einem Zitat und möchte es erweitern: Niemand foltert uns – außer mit schlechtem Deutsch, aber es schmerzt (mich) sehr.
Angeregt zum Kauf dieses Buchs hat mich ein anderes Werk von Matthias ...

Ich beginne mit einem Zitat und möchte es erweitern: Niemand foltert uns – außer mit schlechtem Deutsch, aber es schmerzt (mich) sehr.
Angeregt zum Kauf dieses Buchs hat mich ein anderes Werk von Matthias Heine, „Verbrannte Wörter“, das ich in einer Leserunde gelesen und diskutiert habe. „Der große Sprachumbau“ ist vollkommen anders strukturiert, es ist kein Wörterbuch der Gendersprache oder der Diskriminierungsvokabeln. Vielmehr setzt sich der Autor hier umfänglich zuerst mit der deutschen Sprache, ihrer Entstehung und ihrer fortwährenden Veränderung auseinander. Nicht zuletzt die große Rechtschreibreform von 1996 mit den nachgelagerten Veränderungen und Abschwächungen nimmt er in den Fokus seiner Betrachtungen. Der sogenannte Sprachumbau, beherrscht von Luther über Opitz, Gottsched bis zu Grimm und Duden, bis hin zum Nationalsozialismus und den Blüten der DDR, hier erfährt der Leser, wie sehr Sprache auch immer mit Politik verknüpft war und – heute noch ist.
Mein besonderes Interesse an diesem Buch ist gleichzeitig meine Abneigung gegen die von Heine so schön titulierten „Schwundgeisteswissenschaften“ einschließlich des sogenannten „Neusprechs“, das sich zu einer woken und demagogischen linksorientierten Sprachdiktatur entwickelt. Gender- oder geschlechtergerechtes Sprechen und Schreiben sind mir ein Gräuel, sogenannte diskriminierungsfreie Sprache empfinde ich als aufgesetzt und unehrlich. Heine beschreibt sehr anschaulich den Drang, „sich an die Spitze der Sensibilitätspyramide hinaufzukämpfen“. Ich reagiere eher sensibel, wenn Bürgerinnen und Bürger oder Jüdinnen und Juden angesprochen werden. Frauen, die sich nicht mitgemeint oder gesehen fühlen, kann ich nicht verstehen. Hatten sie keinen Deutschunterricht wie ich? Was haben sie gelernt, dass sie die deutsche Sprache als eine Gerechtigkeitsinstitution verstehen?
Mittlerweile haben sich die unsäglichen und mehrfachen Doppelnennungen überall eingebürgert, auch dort, wo man vor kurzem noch Gendersternchen oder Doppelpunkte sah, ist doppelt jetzt das neue Sprech. Sollten Journalisten mancherorts immer noch nach Zeichen bezahlt werden, können sie sich freuen. Der Lesbarkeit der Texte ist es nicht zuträglich.
Heine nimmt sich aber auch der Leichten bzw. Einfachen Sprache an, die als herausragendes Inklusionsmerkmal gefeiert wird. Ich teile seine Ansicht, dass mit dem Vereinfachen der Sprache die Sprache selbst beschädigt wird und es den Lernunwilligen erspart, sich ernsthaft mit der deutschen Sprache auseinanderzusetzten. Wie in vielen Bereichen wird Leistungsbereitschaft nicht gefördert, sondern das Niveau abgesenkt. Für unsere Sprache kommt das einem Todesstoß gleich, der nächste folgt durch die „Verdenglischung“, der sich kaum eine Lehranstalt oder ein Unternehmen mit internationalen Kontakten entziehen kann. Und alle anderen machen mit. „Je denglischer die Reklame, desto minderwertiger das Produkt.“, schreibt Heine. Man kann bisweilen nur mit dem Kopf schütteln, was einem da so begegnet. Der wegen seiner Genderpolitik einstmals in die Kritik geratene Audi-Konzern trifft da genau ist Schwarze, wenn er auf seiner deutschsprachigen Internetseite, die „Stories of Progress“ heißt, schreibt „Bereit für Ihre Journey of Progress?“. Bei mir kommt einfach ein bisschen Schadenfreude auf, wenn ich sehe, wie man nicht nur bei Audi jetzt aus Angst vor Trumps anti-DEI-Ausbrüchen den Schwanz einzieht und die übertriebenen Inklusions- und Diversitätsaktivitäten reduziert. Dass man für Trump natürlich das Englische nicht reduziert, ist wohl folgerichtig.
Einen ordentlichen Nasenstüber bekommen die Experten aller Fachrichtungen von Heine mit auf den Weg, ich kann seinen Worten nur zustimmen und erinnere mich zusätzlich mit Schrecken an die Coronapandemie und die selbsternannten Experten, die unser Land da – mit immensen Schäden – durchführten.
Im Resümee heißt es dann „Aber ihr [bezieht sich auf die eher konservativen Bewahrer der Muttersprache] affektives Verhältnis zur deutschen Sprache, das mit Liebe zur Heimat einhergeht, macht sie nicht automatisch zu rechtsradikalen Demokratiefeinden.“ Danke, Herr Heine, da bin ich beruhigt.
Der Stil von Matthias Heine ist gut lesbar und ich muss sagen, das Buch ist tatsächlich trotz der vielen Erklärungen unterhaltsam geschrieben. Ich hätte mir aber gerade in den „Baustellen“ Zwischenüberschriften gewünscht, die bei der Orientierung etwas geholfen hätten. 10, 20 bis über 30 Seiten Fließtext würden dadurch aufgelockert, erhielten eine Struktur und wären überschaubarer.
Fazit: Ich habe das Buch einerseits als Weiterbildung und Wiederauffrischung der deutschen Sprachgeschichte gelesen, andererseits viel über die Ursprünge und Gründe der heutigen, kontrovers geführten Debatten erfahren. Leider erkenne ich aber keinen grundsätzlichen Ansatz, wie der woken Bewegung Einhalt geboten werden könnte. Es ist nicht nur der ÖRR, nein, es sind generell alle Medien, die mit Doppelnennungen und geschlechtergerechten Verrenkungen das Lesen und Zuhören/Zusehen zur Qual machen. Siehe Überschrift. Und es schmerzt wirklich.

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